Washington [1]

Washington [1]

Washington (spr. Uoschingt'n), Georg, geb. 22. Februar (11. Februar alten Stils) 1732 auf einem Landhause unweit des Potomac in der Grafschaft Westmoreland in Virginien, von einer 1657 aus England eingewanderten Familie abstammend, Sohn eines reichen Pflanzers, Augustin W., besuchte bis zu seinem 15. Jahre die Schule in Williamsburg u. bildete sich dann zu Haus weiter aus, namentlich mit Vorliebe mathematische Studien treibend, bekleidete dann als Feldmesser eine kleine Civilstelle in Westvirginien, trat 1751 als Major in die englische Colonialmiliz u. stieg bald zum Oberstlieutenant u. Regimentscommandeur; er zeichnete sich bei mehren Gelegenheiten gegen die Franzosen u. gegen die Indianer am Ohio aus, nahm aber 1754 den Abschied u. ging auf sein Gut Mount Vernon in Virginien. 1755 trat er als Freiwilliger wieder ein u. zeichnete sich in dem Kriege Englands gegen Frankreich in Canada aus, während dessen er Adjutant beim General Braddock war. Nach dem Frieden von 1763 zog er sich wieder auf sein Gut zurück, heirathete Martha Curtis, eine reiche junge Wittwe, u. trieb Landbau, bis sich 1774 die Colonien gegen England erhoben, woran W. Theil nahm. Er wurde nun zum Befehlshaber der Truppen Virginiens ernannt u. ging im September 1774 als Mitglied[882] zum allgemeinen Congreß nach Philadelphia. Dort wurde er am 15. Juni 1775 zum Generalissimus der nordamerikanischen Armee erwählt. Bei der gänzlichen Desorganisation des Heeres sah er sich auf die Defensive beschränkt; zwar nöthigte er im März 1776 die Engländer, Boston zu verlassen, dann aber mußte er vor dem überlegenen Heere des Feindes, nach mehren Niederlagen, hinter den Delaware zurückgehen. Nachdem er dort sein auf 2000 Mann geschmolzenes Heer auf 6000 Mann gebracht u. disciplinirt hatte, machte er 25. Dec. einen glücklichen Überfall der Engländer bei Trenton u. schlug dieselben 3. Jan. 1777 Princetown; aber am 13. Sept. unterlag er deren Übermacht am Brandyfluß u. 4. Oct. bei Germantown u. zog sich dann in die Einöde von Valley-Forge zurück. Erst als 1778 die Franzosen sich an dem Kriege gegen die Engländer betheiligten, wurde seine Lage besser, namentlich nachdem sich 1780 6000 Franzosen mit ihm verbunden hatten; er zwang 29. Oct. 1781 die Engländer in Yorktown zur Capitulation, worauf im Nov. 1782 der provisorische Friede zu Stande kam, u. nachdem die Engländer 25. Nov. 1783 New York geräumt hatten, legte W. seine Stelle nieder u. ging auf sein Gut Mount Bernon zurück; s. Nordamerikanische Freistaaten S. 56 ff. Aber bald machte die bedenkliche Lage der Freistaaten eine allgemeine Regierungsgewalt nothwendig, u. nachdem der Congreß in Philadelphia nach langem Kampfe zwischen den Föderalisten, zu welchem W. gehörte, u. den Demokraten die Verfassung der Vereinigten Staaten von Nordamerika entworfen hatte, wurde W. im April 1789 zum ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten auf 4 Jahre erwählt (s. ebd. S. 59), welche Wahl 1793 erneuert wurde. Während der achtjährigen Verwaltung W-s hob sich Nordamerika aus der tiefsten Zerrüttung, aus Mangel u. Bedrängniß auf eine hohe Stufe der Macht. Nach Verlauf der acht Jahre legte W. im März 1796 die Präsidentschaft nieder u. zog sich nach Mount Vernon zurück. Ausgezeichnet war W-s Rede bei Niederlegung seiner Stelle, welche unzählige Male gedruckt wurde; 1798 übernahm er, bei der Drohung eines Kriegs mit Frankreich noch einmal das Obercommando über das Heer u. st. 14. Dec. 1799 zu Mount Vernon, ohne Kinder zu hinterlassen. Er schenkte in seinem Testament allen seinen Sklaven die Freiheit u. vermachte beträchtliche Summen zur Errichtung einer Universität zu Columbia u. einer Freischule; den Rest seines Vermögens hinterließ er seinem Neffen. In Mount Vernon ist sein Haus, sein Grab u. sein Denkmal erhalten; seine Leiche ruhte anfangs daselbst, wurde aber später auf Beschluß des Congresses nach der nach ihm genannten Bundeshauptstadt gebracht, wo ihm ein Denkmal (Obelisk) errichtet wurde, ebenso wurden ihm in Baltimore, Richmond u.anderen Städten Denkmale errichtet. An seiner Geburtsstätte in Westmoreland steht ein Stein mit der Inschrift: Here on the 11. of February (O. S.) 1732 George Washington was born.. Vgl. Marshall, Life of W., Philad. 3. A. 1832, 2 Bde.; Josch, W. u. die Nordamerikanische Revolution, Gießen 1817; Redding, Life of W., Lond. 1835, 2 Bde.; Cyrus R. Edmond, The life and times of General W., 3. Aufl. Lond. 1839, 2 Bde.; Jared Sparks, Life and writings of G. W., New York 1834 ff., 12 Bde. (im Auszug französisch von Guizot, Par. 1846, 6 Bde., deutsch von Raumer, Lpz. 1839, 2 Bde.) u. Aufl. Boston 1841 ff., 12 Bde.; Bancroft, Essay on the life of W., n. A. Boston 1851; W. Irving, Life of G. W., New York 1855 f. (deutsch Lpz. 1855 ff., 5 Bde.); I. Venedey, George W., Freiburg 1861; Everett, The life of G. W., New York 1861.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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