Baltimore [1]

Baltimore [1]

Baltimore (spr. Bahilimohr), 1) Marktflecken in der Grafschaft Cork (Irland); 1500 Ew.; 2) Canton im nördlichen Theile des Staates Maryland in den Vereinigten Staaten, an die Chesapeakbai u. an Pennsylvanien grenzend; Flächenraum 311/2 QM.; Boden hügelig u. bergig, in manchen Theilen steinig, im Allgemeinen aber fruchtbar; Granit, Gneiß, Hornblende, Kalkstein u. Seifensteine bilden die Hauptformationen der Gebirge, die ebenfalls Kupfer, Eisen, Chrom, Lager von rothem u. gelbem Ocher, sowie Magnesiaenthalten. In diesem Canton, welcher der bevölkertste u. wichtigste im Staate ist, münden die Baltimore- u. Ohio-, die Baltim ore- u. Susquehanna-, u. die Philadelphia- u. Baltimore-Eisenbahn. Hauptstadt Towsontown; 311,000 Ew.; 3) Hafen- u. Handelsstadt u. Gerichtssitz des Cantons, an einer schmalen Bai, nördlich vom Patapscoflusse, ist durch einen Schiffskanal mit dem Atlantischen Ocean verbunden; vom Jonesfall durchflossen, wird sie in die Alt- u. Neustadt getrennt, hat lange, gut gepflasterte u. erleuchtete Straßen. Die Zahl der Kirchen von den verschiedenen Confessionen, unter welchen die Römisch-katholische einen Erzbischof hier hat, belief sich 1853 auf 112, unter welchen sich bes. die römisch-katholische Kathedrale, die katholische St. Alfonsuskirche, die episkopalische Grace-Church, die Unitarierkirche u. die erste Presbyterianerkirche auszeichnen. Wegen ihrer vielen u. schönen Monumente, unter denen die merkwürdigsten das Washington-Monument (dessen Piedestal 50 Fuß im Quadrat u. 20 Fuß hoch ist u. eine dorische Säule von 176 Fuß Höhe trägt, auf welchem eine kolossale Statue Washingtons aus Carrarischem Marmor, 16 Fuß hoch, steht) u. das Battle Monument (zum Andenken der am 12. September 1814 Gebliebenen) sind, wird die Stadt die Monumentenstadt genannt. Unter den öffentlichen Gebäuden verdienen Erwähnung: das Rathhaus, die Börse, das Maryland Institute. der Baltimore- u. Susquehanna-Bahnhof, Calvert Hall; unter den öffentlichen Erziehungs- u. literarischen Instituten sind zu bemerken: die Maryland Universität (gegründet 1807), Washington Medical College, das Athenäum (mit einer Bibliothek von 12,000 Bänden), die Baltimore Bibliothek (15,000 Bde.) u. die Maryland Historical Society etc. Auch ist ein deutscher Gesangverein hier, welcher 1854 ein großes Gesangfest gab. Wohlthätigkeitsanstalten: 3 Hospitäler, 2 Waisenhäuser u. das Armenhaus, das Maryland Penitentiary, das Rettungshaus (eine Besserungsanstalt) etc.; 1852 zählte die Stadt 3 Hochschulen, 21 Grammär- u. 26 Primärschulen. Bedeutender Handel mit Baumwolle, Wolle, Kohlen, Häuten, Zucker, Getreide, Tabak, Bau- u. Nutzholz, gesalzenen Fischen. Im Jahre 1853 liefen 248 Schiffe, 278 Barken, 351 Briggs, 1078 Schooner, zusammen 1963 Fahrzeuge, in den Hafen ein; in demselben Jahre wurden 71 Fahrzeuge (von 12,981 Tonnen Last) gebaut; B. besitzt 12 Banken mit einem Gesammtcapital von 7,592,380 Doll., 1 Lebens- u. 10 Feuer- u. Marineversicherungsgesellschaften, große Fabriken. – Die gegenwärtige Stadt B., die ihren Namen nach Lord Baltimore führt, welchem 1632 König Karl I. das Land zwischen dem Potomac u. dem vierzigsten Breitengrade bewilligte, wurde 1729 zu einer Stadt erhoben. u. ihr 1745 der Name B. beigelegt; 1768 wurde sie Grafschaftsstadt, Die erste daselbst publicirte Zeitung, das Maryland Journal and Baltimore Advertiser, eine Wochenschrift, erschien zum ersten Mal am 20. August 1773. 1780 wurde B. ein Eingangshafen, daselbst ein Zollhaus errichtet u. ein Zollbeamteter angestellt; nach 1782 fing man an, die Straßen zu pflastern u. eine Verbindung mit Philadelphia, durch eine Omnibuslinie, herzustellen. Während der Französischen Revolution machte B. große Geschäfte nach Westindien, bes. S. Domingo, u. wuchs ungemein; 1793 flüchteten 3000 Franzosen auf einmal von S. Domingo hierher. Am 31. December 1796 wurde die Stadt incorporirt u. zu Anfang 1797 die städtische Regierung organisirt. Hier wurde am 6. Mai 1849 der erste römischkatholische Nationalconvent eröffnet.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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