Maine [1]

Maine [1]

Maine (spr. Mähn), 1) sonst Provinz in Frankreich, an die Bretagne, Normandie, Anjou, Vendomois grenzend, jetzt größtentheils in die Departements Sarthe u. Mayenne vertheilt.– M. wurde in den ältesten Zeiten von den Cenomanen, Diablintern u. Arviern bewohnt, kam unter die Herrschaft der Römer u. nach deren Sturz an die Franken; es hieß bis ins 12. Jahrh. Cenomania. Ein merowingischer Prinz, Rigomar, besaß M. als Königreich; ihn ließ Chlodwig ermorden, besetzte M. u. setzte Grafen als Gouverneure ein, welche seit 698 Childebert III. von den Bischöfen in Mans, den Äbten u. Großen der Provinz wählen ließ. Ein solcher Gouverneur war Grippo, Sohn Karl Martells, welchem seine Brüder Karlmann u. Pipin M. mit seinem ganzen Erbe entrissen. Später wurde es zum Herzogthum Francien (s.d.) geschlagen, u. die francischen Herzöge hatten Grafen dort. Der erste erbliche Graf war Hugo I. 955, ihm folgte 1015 sein Sohn Herbert I., genannt der wachsame Hund (weil er seine Feinde gewöhnlich des Nachts angriff), der viel Kämpfe mit dem Bischof u. seinen Nachbarn hatte u. 1036 starb; sein Sohn Hugo II. war noch minderjährig, die Vormundschaft führte erst sein Großoheim Herbert Baccon, dann Graf Gottfried II. Martell von Anjo u. Hugo's Nachfolger Herbert II. hinterließ bei seinem Tode, 1062, blos eine Tochter, Margarethe, welche mit Robert, dem Sohn des Herzogs Wilhelm des Bastarden von der Normandie, verlobt war, aber noch vor der Vermählung starb; sogleich setzte sich nach Herberts Tode Walther, Graf von Vexin, Gemahl der Tochter Herberts I., in den Besitz von M., doch wurde er mit seiner Gemahlin von Roberts Vater, dem Herzog Wilhelm, gefangen u. starb in der Gefangenschaft; Wilhelm selbst nahm M. für sich. Gegen ihn machten die Manser im Bunde mit dem Grafen Gottfried dem Bärtigen von Anjou einen Aufstand, u. nun stritten sich der Herzog von Normandie u. der Graf von Anjou um M., bis 1078 der Letztere es als Lehn der Normandie behielt. Ihm entriß 1090 Helias I. von Fleche, Sohn Johanns von Baugenci u. Urenkel Herberts I. durch seine Großmutter, M.; nach dessen Tode, 1110, kam M. an Anjou u. 1164 mit Anjou an die Könige von England. 1204 eroberte es König Philipp August von Frankreich mit Anjou u. anderen Provinzen.1246 gab es Ludwig IX. seinem Bruder Karl, dessen Nachkommen es bis 1440 mit Anjou zusammen besaßen. Damals machte der Herzog Rene I. von Anjou mit seinem Bruder Karl einen Vertrag, daß derselbe nach dem Tode ihrer Mutter Jolanthe M. nebst den Herrschaften Chateau du Loir, Ferte Bernard, Mayenne u. Sable, welche zum Witthum der Jolanthe gehörten, bekommen sollte; als Jolanthe 1442 gestorben war, widersetzten sich zwar die französischen Prinzen diesem Vertrag, doch König Karl VII. sprach es Karl von Anjou zu. Die Hauptstadt Mans verließen die Engländer erst 1448. Auf Karl I. folgte in M. Karl II., u. da dieser 1481 ohne Kinder starb, so fiel M. wieder an die Krone Frankreich. 1516 gab König Franz I. M. nebst Anjou seiner Mutter Luise von Savoyen; 2) ein aus der Mayenne u. Sarthe gebildeter, nur 1 1/2Meilen langer Nebenfluß der Loire, in dem nach ihm benannten Departement Maine u. Loire.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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