Yucatan

Yucatan

Yucatan (Merida), 1) früher spanische Intendanz, jetzt 2) Staat (Departement) in Mexico, erfüllt fast ganz die große Y. Halbinsel, grenzt an die Honduras- u. Campechebai, den englischen Belize, den Staat Guatemala u. die mexicanischen Departements Tabasco u. Chiapa u. wird durch den Kanal von Yucatan von der Insel Cuba getrennt. Der Flächeninhalt des Gebiets wird zu 5000 bis 6000 Quadratleguas (ungefähr 1450 bis 1950 geogr. QM.) angegeben; niedriges, nur in der Mitte hügeliges Land, an den Küsten viele Sandbänke, wenige Vorgebirge (z.B. Escondido, Desconocida, Pedro, Colorados, Catoche u.a.) u. Baien (Terminos, Conil, Ascension, Chetumal [Hannover] u.a.), mehre Inseln (Carmen, Conboy, Cancun, Cosumel [einst mit berühmtem Tempel, j. wüst], Alacran [Alcranes], Ureba [Ambergrease] u.a.); Flüsse: Utsumasinta (Grenzfluß gegen Westen), Balchaca, Pacayta (Batcab), Escatallo, Hondo (Grande), Belize; Süßwasser geben auch noch einige Quellen im Meere in der Gegend des Caps Catoche; Klima: angenehm u. gesund, vom October bis Ende Februar dauert die Regenzeit; der Süden ist fast noch gänzlich unbekannt. Die Bevölkerung des Departements wird officiell (aber wahrscheinlich an 1/3 zu hoch) für 1857 zu 668,000 Ew. angegeben, von welchen über 400,000 Indianer unvermischten Blutes (welche sich selbst Macegual [d.h. Eingeborne] nennen u. von den Spaniern Yucatanos od. Yucatecos genannt wurden), die Übrigen Mestizen, Neger u. Creolen sind. Die Yucatanos gehören dem großen Urvolke der Maya an u. hatten schon bei der Ankunft der Europäer eine ziemliche Bildung; sie haben nach europäischer Art gebaute Häuser, gut bebaute, mit Hecken umschlossene Felder, eigene, gut geordnete Staatsverfassung, eigene Religion, obwohl äußerlich sich zur christlichen bekennend, eine eigene Sprache (Yucatansprache, s.d.) u. sind zu einem kleinen Theile unbezwungen u. ihren alten Gebräuchen treu. Producte: die gewöhnlichen mexicanischen, vorzüglich Holz u. Balsam; keine Bergwerke; Industrie wenig. Der Staat wurde sonst in 15 Districte, seit 1858, resp. 1861, in die beiden Staaten od. Departements Y. u. Campeche getheilt; Hauptstadt: Merida de Y. Hier wanderten einst Tolteken aus Anahuac ein; das Land war unter mehre Kaziken vertheilt, welche unter dem von Mayapan standen, bis im 15. Jahrh. sich die Vasallen empörten u. eigene souveräne Reiche gründeten, aber in stetem Kampfe um die Suprematie mit einander standen. Als die Spanier 1506 an Y. landeten, bestanden sieben solcher Reiche. 1517 kam Cordova von Cuba aus hierher u. nannte dieses Land Y., welches Wort in der Sprache der Indianer »was fragt ihr?« bedeuten soll u. womit ihm auf seine Frage nach dem Namen des Landes geantwortet wurde. 1527 begann die spanische Eroberung unter Francisco de Montejo; 1541 unterwarf sich der letzte Kazike, Tutul-Xiu, welcher in Mani residirte. Die ersten Gründungen der Spanier waren Campeche u. Merida; die alten Toltekenstädte verfielen. Unter spanischer Herrschaft bildete das Gebiet die Intendanz Merida u. trat nach der Befreiung dem mexicanischen Staatenbunde unter dem Namen Y. bei, lag aber fortwährend mit Mexico im Kriege u. erklärte 1841 seine Selbständigkeit u. Unabhängigkeit, welche jedoch von Mexico nie anerkannt wurde; 1850 brach auch noch ein Bürgerkrieg zwischen Indianern u. Weißen aus, so daß der Culturzustand Y-s seit dem Aufhören der spanischen Herrschaft sehr gesunken ist. In neuerer Zeit haben die zahlreichen Ruinen alter Bauwerke u. Städte, welche aus der toltekischen Zeit herrühren, großes Interesse erregt. Vgl. Cogolludo, La historia de Y., Madrid 1687, 2 Bde., u. A. Campeche 1842 ff.; Villagutierre Sotomayor, Historia de la conquista de la provincia de Itza etc., Madrid 1701; Waldeck, Voyage pittoresque et archéologique dans les provinces d'Y., Par. 1838; Nebel, Voyage pittoresque et archéologique dans le Mexico, ebd. 1840; Normann, Rambles in Y., 2. A. New York 1844; Stephens, Incidents of travel in Central America, Chiapas and Y., ebd. 1841, 2 Bde., neu herausgegeben von Catherwood, Lond. 1854 (deutsch von Höpfner, Lpz. 1854); Derselbe, Incidents of travel in Y., Lond. 1843, 2 Bde. (deutsch von Meißner, Lpz. 1854, 2 Bde.); Heller, Reisen in Mexico 1845–48, Lpz. 1853.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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