- Borromēo
Borromēo (Borromäus), alte (seit 1370) gräfliche Familie im Herzogthum Mailand, besitzt Ländereien um den Lago maggiore u. viele andere Güter in NItalien. 1) B., Sohn von Filippo B., der 1370 von S. Miniato, das von den Florentinern erobert wurde, nach Mailand entwich; er war Vertrauter des Herzogs Joh. Galeazzo, der ihn zum Vormund seiner Kinder ernannte. Dessen Sohn, Johann Maria, schenkteihm, als er Herzog geworden war, 1403 Val di Taro u. Castell Argnato. 2) Vitalian, Schwestersohn des Vor., von seinem Oheim Giovanni, der bei Philipp Maria, Herzog von Mailand, in großer Gunst stand, adoptirt, später Schatzmeister u. Günstling des Herzogs, erhielt von demselben 1439 Arona, das 1445 zur Grafschaft erhoben wurde. Nach Philipp Marias Tode war er bei der Vormundschaft; er st. 1449. 3) Giovanni, Enkel des Vorigen, Minister des Herzogs Galeazzo Maria Sforza von Mailand, siegte 1487 über die Schweizer bei Domo d'Ossra u. st. 1495. 4) St. Carlo, geb. 1538[104] in Arena, wurde 1550 Commendaturabt, studirte 1554_–59 in Pavia u. wurde 1560 unter Papst Pius IV., seinem mütterlichen Oheim, apostolischer Protonotar, dann Referendar beider Signaturen, später Cardinal u. Erzbischof von Mailand, Legat über die Romagna, Mark Ancona u. Bologna, Protector von Portugal, den Niederlanden u. der Schweiz, der Franciscaner, Carmeliter, Humiliaten u. Malteser u. päpstlicher Großpönitentiar; er nahm 1562, um nach dem Tode seines älteren Bruders das Majorat nicht antreten zu müssen, die Priesterweihe, betrieb den Schluß des Concils zu Trient u. deren heilsame Reformationsdecrete, redigirte 1564 den Catechismus romanus u. bielt zur Vollziehung der Trienter Beschlüsse 1565 seine erste Synode in Mailand. Nach Pius IV. Tode 1566, seiner römischen Ämter entledigt, blieb er auf seinem Erzbisthum Mailand, verbesserte die Sitten, Klöster u. Schulen, übergab den Barnabiten u. den von ihm gestifteten Oblaten des St. Ambrosius den Unterricht, stiftete 1570 für die Schweiz das Helvetische Collegium in Mailand, eine Art geistliches Seminar, u. den Goldenen Borromeischen Bund der 7 katholischen Cantone, zur Vertheidigung des katholischen Glaubens. In der Hungersnoth 1570 u. während der Pest 1576 wirkte er sehr segensreich, wie er überhaupt viel für die Armen that. Glücklich entging er 1569 einem Mordversuche der Humiliaten u. setzte ihre Aufhebung durch. Er st. den 3 Novbr. 1584 u. wurde heilig gesprochen. Gedächtnißtag: der 4 Novbr. Bei Arona ist seine Bildsäule aufgestellt. Seine theolog. Werke, herausgeg Mail. 1747, 5 Bde., Fol. Lebensbeschreibung von Godeau (Brüss. 1684, Par. 1747), Tonron (Par. 1761) u. Stolz (Zür. 1781). 5) Federico, Neffe des Vorigen, geb. 1563, Cardinal u. 1595–1631 Erzbischof von Mailand; gründete die Ambrosianische Bibliothek u. das Ambrosianische Collegium, welches die Schätze der Bibliothek gemeinnützig machen sollte; 1605 vom Papste Paul V. bestätigt, ist es wegen unzureichenden Fonds nicht ganz zur Ausführung gekommen, indem statt der beabsichtigten 12 Mitglieder immer nur 2 gewählt werden konnten. 6) Vitalian, spanischer geheimer Rath u. Großmeister der Artillerie, st. 1690. Ihm u. seinem Bruder Renatus (st. 1685) verdanken die Borromeischen Inseln (s.d.) ihre Schönheit. 7) Antonio Maria, geb. 1724; italienischer Dichter; er st. 1813. Die von ihm angelegte Sammlung italienischer Novelatori wurden von englischen Buchhändlern, die sie gekauft hatten, in London vereinzelt.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.