Trient

Trient

Trient (Trident, Trento) 1) Kreis in der österreichischen Grafschaft Tyrol, zwischen dem Kreise Brixen, Venedig, der Lombardei u. der Schweiz, umfaßt das Italienische Tyrol, 111,74 QM., mit 321,220 Ew., ist durch die Tridentiner Alpen (s.d.) gebirgig, durch die Etsch (mit Noce u. Avis), Brenta u. den Levicosee bewässert, hat die Thäler Val Sugana, Sulzberg, Nonsberg, Fleimserthal, bringt Getreide, Obst, Südfrüchte, Wein, Holz, Vieh, Eisen, Seide. Die Bewohner treiben neben Viehzucht u. Ackerbau bes. Seidenweberei u. Handel; der Kreis zerfällt in 27 Bezirke; 2) ehemals Bisthum von 75 QM. mit 148,000 Ew.; 3) Hauptstadt des Kreises, an der hier schiffbaren Etsch, über welche eine hölzerne Brücke führt, u. der Eisenbahn Botzen-Verona, in einem mit Weinbergen u. Villen besetzten Gebirgskessel, ist mit Mauern, deren ältere Theile von Theoderich gebaut sind (mit vier Thoren) umgeben, hat zwei Vorstädte, ganz im italienischen Style gebaute Häuser, zahlreiche Thürme, Marmorpaläste, schönen Platz (Piazza grande) mit Neptunsbrunnen, Castell Buon Consiglio mit römischem Thurm u. Kunstschätzen (ehemals Residenz der Fürstbischöfe, jetzt Kaserne); T. ist der Sitz der Kreisbehörden, eines Bezirks-, Hauptzoll-, Steuer-, Rent-, Forst-, Postamts, einer Advocaten- u. Notariatskammer, des Festungscommandos, des Fürstbischofs u. Domcapitels. Unter den Kirchen ist der[812] im Rundbogenstyl anfgeführte Dom 1048 begonnen, Anfang des 15. Jahrh. vollendet, mit zwei Kuppeln, die Kirche Sta. Maria Maggiore (aus dem 16. Jahrh), in welcher das Tridentiner Concil gehalten wurde, mit der Abbildung der Mitglieder des Concils, S. Pietro mit Gedächtnißtafel an die 1487 bei Calliano gefallenen Offiziere; von sonstigen Gebäuden sind erwähnenswerth der Justizpalast, die Paläste Zambelli (ehemals der Familie Gallas gehörig u. Geburtsort des Generals Gallas), Tabarelli u. Wolkenstein mit Gemäldesammlungen, Casa Tevini (wo während der Liga von Cambray Friedensunterhandlungen zwischen Kaiser Maximilian u. den Venetianern stattfanden). T. hat außerdem Franciscanerkloster (seit 1452), Kapuzinerkloster (seit 1584), 2 Schwesterninstitute, bischöfliches Clerikalseminar (seit 1579) mit Bibliothek, theologische Diöcesanlehranstalt, Obergymnasium, 2 Hauptschulen, öffentliche Bibliothek, Museum mit römischen Alterthümern, Taubstummenanstalt, 2 Theater, Fabriken in Tabak, Glas, Karten, Seidenspinnerei u. Weberei, Glockengießerei, Zuckerraffinerie, Bierbrauerei, Obst- u. Weinbau, bedeutenden Seiden- u. Transitohandel, 2 Messen im August; 14,350 Ew.; Geburtsort des Bildhauers Aless. Vittoria. Dabei Gyps- u. Marmorbrüche, ferner der befestigte Felshügel Verruca od. Dos Trento, sowie in der Umgegend die Befestigungswerke al Bucco di Vella, la Riva di Trento etc. – T. ist das alte Tridentum (s.d.) in Rhätien. Später gehorchte es den Römern, dann den Gothen u. Longobarden. 78 n. Chr. soll Hermagoras, Schüler des Evangelisten Marcus, hier das Evangelium gepredigt u. den ersten Bischof Jovinus eingesetzt haben, welcher unter dem Erzbischof von Aquileja stand. Einer seiner Nachfolger, Vigilius, litt den Märtyrertod, weil er den Saturntempel in T. zerstörte. 1027 kam die Stadt durch Schenkung des Kaisers Konrad II. an den Bischof von T.; doch erkannte der Bischof u. das dasige Stift immer die Grafen von Tyrol als Oberherren an. Als T. 1363 an Österreich kam, thaten die Herzöge viel für das Stift, übernahmen die Schirmvoigtei über dasselbe u. leisteten die Reichspflicht für den Bischof, genossen dagegen viel von den landeshoheitlichen Rechten über das Bisthum. Hier wurde 1645–1663 das berühmte Concil gehalten, s. Tridentiner Concil. Das Stift wurde 1802 säcularisirt u. an Österreich gegeben, wofür der Fürstbischof eine Geldentschädigung erhielt. T. kam 1805 an Baiern, wo es einen Theil des Etschkreises bildete, 1810 als Departement Ober-Etsch. an das Königreich Italien u. 1814 wieder an Österreich. 4) Gletscherstrom u. linker Nebenfluß der Rhone im Bezirk Martinach des Schweizercantons Wallis, entspringt theils am Trientgletscher ebendaselbst., theils am M. Buet in Savoyen, durchfließt das gleichnamige im oberen Theile von Alpweiden, im unteren von Schluchten eingefaßte Thal, nimmt die Fau noire auf u. mündet bei Vernayaz. Zwischen dem Trientthale u. dem Rhonethale liegt der Col de T. (la Forclaz de Martigny), über welchen in 4750 Fuß Höhe ein Bergübergang von Martinach nach Chamounix führt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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