Rhône

Rhône

Rhône, 1) (a. Geogr.), im Alterthum Rhodanus, Fluß in Gallien; entsprang aus den Penninischen Alpen, nicht fern vom Rhein, ging durch den See Lemanus u. ergoß sich, durch Arar, Isara u. Druentia verstärkt, nachdem er sich oberhalb Arelate in zwei Theile getheilt hatte, in drei Mündungen in das Tyrrhenische Meer; die zwei kleineren Mündungen hießen: die westliche Os Hispaniense (Libyca, j. Gras neuf), die östliche Os Metapinum (j. Gras d'Argon); die dritte u. größte Ostium Massalioticum (j. Gras St. Anne). Der Busen, welcher durch die letztere Mündung gebildet wurde, hieß ad Gradus. Im Kriege mit den Cimbern ließ Marius einen Kanal (Fossae Marianae) aus der R. in der Gegend von Arelate bis in das Meer ziehen, welchen er nach Beendigung des Kriegs den Massiliensern, die ihn dabei kräftig unterstützt hatten, schenkte; diese zogen, da die Fahrt auf dem Kanal bequemer war, durch angelegte Zölle bedeutende Einkünfte davon; j. ist der Kanal verschwunden; 2) (n. Geogr.), Fluß in der Schweiz u. Frankreich, entspringt auf dem Saasberge am Fuße der Furka im obersten Theil des Schweizercantons Wallis aus drei Quellen, welche nach ihrer Vereinigung, 5130 Fuß über dem Meere zu dem Rhônegletscher hinabfließen u. dort die aus dessen Eishöhlen hervordringenden zwei Bäche aufnehmen. Auf ihrem weiten südwestlichen Laufe durch Wallis bildet sie von Natros u. Brieg aus große Sümpfe mit schädlicher Ausdünstung, richtet zur Zeit der Schneeschmelze oft große Verheerungen an, beugt von Martigny nach Nordwesten um, bildet von oberhalb St. Maurice an die Grenze zwischen den Cantonen Wallis u. Waadt u. ergießt sich, nachdem sie zwei Stunden vorher schiffbar geworden ist u. die Gewässer von 139 Gletschern aufgenommen hat, bei Bouveret in drei Mündungen in den Genfersee. Bis hierher sind die bedeutendsten ihr zufließenden Bergströme die Binna, Saltine, Visp, Lonza, Turtmana, Dala, Navisauche, Borgne, Liena, Morge, Dranse, Trient, Viegy u. Grand' Eau. Bei Genf verläßt sie den See wieder, ohne die Farbe geändert zu haben, fließt fast noch sechs Stunden lang durch den Canton Genf, zwischen dem Mont Vounche u. dem Jura durch, wo sie sich von 300 auf 50 Fuß verengert, verliert sich bei Génissiat in einen trichterförmigen, 60 Schritte langen Schlund (Perte du Rhône), geht 11/2 Stunde davon zwischen Felsen (Mal pertuis), wo sie nur fünf Fuß breit gesehen wird, tritt darauf nach Frankreich über, bildet südlich laufend die Grenze zwischen den Departements Ain u. Savoyen (dessen Gewässer sie durch die Drance, Arve u. Isère alle an sich zieht), dann einen westlichen Lauf annehmend, zwischen den Departements Ain u. Isère u. von Lyon stets südlich laufend die Grenze zwischen den Departements Rhône, Loire, Ardèche, Gard (diese sämmtlich westlich) u. den Departements Drôme, Vaucluse u. Rhônemündungen (diese sämmtlich östlich) u. nimmt noch den Ain, die Saône, Isère, Drôme, Ardèche, Durance, Gard u. viele kleinere Gewässer auf, fließt in denselben an den Städten Vienne, Valance, Avignon, Beaucaire vorbei, theilt sich bei Arles im Departement Rhôemündungen in zwei Arme, den westlichen (Kleine R., Rhodanet, welcher sich in einen noch westlichern, R. mort, theilt, u. in den Kanal Sylveréal fällt) u. den östlichen (Große R., welcher sich in sechs Arme theilt), wodurch die Insel Camargue gebildet wird, u. ergießt sich in das Mittelmeer. Bei der Mündung ist das Kieselfeld la Crau (s.d.). Da ihr Lauf sehr reißend ist u. oft das Bette verändert, auch die Mündungen sehr versandet sind, so ist die Rhôneschifffahrt auch mit Dampfschiffen sehr beschwerlich. Die Felsen, zwischen welche sie sich stürzt, sind in neuster Zeit gesprengt u. die versandeten Mündungen durch den Kanal Beaucaire (der sich mit der Bistre u. bei Aigues-Mortes mit andern Kanälen vereinigt) umgangen worden, u. der ganze Strom ist von Le Parc unterhalb der Perte du R. bis an seine Mündung für Segel- u. Dampfschiffe fahrbar. Die gesammte Laufentwickelung des Stromes beträgt 140 Meilen, das Stromgebiet 1760 Meilen. Durch den Rhône-Rheinkanal (s.d.) ist das Rhônegebiet mit der Nordsee, durch den Kanal von Burgund mit der Seine u. durch den Central Kanal mit der Loire (respect. dem Kanal [La Manche] u. dem Atlantischen Ocean) verbunden. 3) Departement in Frankreich, die frühern Landschaften Lyonnais u. Beaujolais umfassend, zwischen den Departements Saône-Loire, Ain, Isère u. Loire liegend; 49,18 QM.; hügeliges Land, dessen Höhen 1800 Fuß nicht übersteigen (Berg Polemieux, Cindre, Gebirg Mont d'or); von der Rhône u. deren Nebenflüssen Saône u. Isère durchflossen, wodurch die Schifffahrt sehr erleichtert wird; Klima angenehm u. sehr mild, Boden sehr fruchtbar; Producte: Wild, Bienen, Wein, Obst, Südfrüchte, Holz, Blei, Kupfer, Steinkohlen, Marmor, Porzellanthon, Mineralwasser. Die Einwohner sind meist Katholiken, treiben ergiebigen Ackerbau (Roggen u. Weizen), Weinbau (gute Sorten, z.B. Condrieux u. Côte rôtie), vorzüglich aber Obstbau. Die Viehzucht bringt viel Rindvieh, Ziegen (deren Milch die Fromages de Mont d'or gibt); der Bergbau liefert Kupfer u. namentlich Steinkohlen. Die Industrie ist von großer Bedeutung u. beschäftigt sich vorzüglich mit Seidenzucht u. Verfertigung von Seidenwaaren; der Mittelpunkt derselben ist Lyon. Von entsprechender Wichtigkeit u. Ausdehnung ist der Handel, zumal mit den Producten des Departements; die französische Südostbahn (Paris-Lyon-Marseilles) nebst Zweigbahn nach Etienne geht durch das Departement. Eintheilung in die zwei Arrondissements Lyon u. Villefranche mit 21 Cantonen, 259 Gemeinden u. (nach der Volkszählung von 1856) 625,991 Ew.; Hauptstadt: Lyon. Das Departement gehört zur achten Militärdivision u. zum vierten Militärobercommando (Lyon). (Hohe-R., Dreiländerstein), 3781 Fuß über Meeresfläche hoher Bergstock auf der Grenze der Schweizercantone Zürich, Zug u. Schwyz.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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