- Brahe [2]
Brahe, altes Geschlecht in Schweden u. Dänemark, das von Mohammer, einem Anverwandten König Swerkers des Älteren um 1138 seinen Ursprung herleitet u. deren Stammhaus (Brahehus) noch in Ruinen auf einem Berge bei Grenna, am OUser des Wettersees, vorhanden ist. Merkwürdig sind: 1) Brigitte B., s. Birgitta. 2) Tycho, od. dänisch Tyge de B., geb. in Knudstrop in Schonen 4. Dcbr. 1546; er ward wider Willen seines Vaters, Otto B., von dessen kinderlosem Bruder Jürgen B. für die Wissenschaft erzogen. Zu Kopenhagen machte die Beobachtung einer Sonnenfinsterniß 1560 einen so tiefen Eindruck auf ihn, daß er sich von jetzt an hier u. später in Leipzig fast einzig der Astronomie widmete. Zu Rostock, Wittenberg u. Augsburg verband er damit das Studium der Chemie. Sein mütterlicher Oheim, Steen Bilde, ließ ihm zu Heeritzwalde, unweit Knudstrop, eine Sternwarte einrichten, wo er in der Kassiopeia 1572 einen neuen, 1574 wieder verschwundenen Stern entdeckte. König Friedrich II. ließ ihn reisen u. gab ihm ein Jahrgehalt, schenkte ihm auch 1576 die Insel Hveen u. verwilligte ihm ansehnliche Summen zur Erbauung eines, mit Sternwarte u. Laboratorium versehenen Schlosses (Uranienburg), u. eines Wohnhauses für Studirende (Sternburg), beide noch in Ruinen vorhanden. Nach des Königs Friedrich II. Tode verlor B. die Unterstützung der Regierung u. alle astronomischen Beschäftigungen wurden ihm verboten; er ging erst nach Kopenhagen u. 1597 ins Ausland; 1599 wendete er sich nach Prag, wo ihm Kaiser Rudolf II. in dem ihm geschenkten Schlosse Benach eine neue Sternwarte nebst chemischem Laboratorium einrichten ließ. Er st. 13. Octbr. 1601; in der Theinkirche, wo er beigesetzt ward, ist ihm ein Denkmal errichtet. B. erhob die Astronomie zu einer vorher nicht geahnten Zuverlässigkeit u. Bedeutendheit. Das Tycho-Brahe-System, welches vermittelnd zwischen das von Copernicus ein halbes Jahrhundert früher aufgestellte Sonnensystem u. die allgemein herrschende hergebrachte Anschauung von der Bewegung der Sonne u. dem Stillstand der Erde trat, war zwar kein astronomischer Fortschritt (da nach ihm die Erde noch der Mittelpunkt der Welt ist u. vom Mond, dem Mercur u. der Venus umkreist wird, während die anderen Planeten nicht unmittelbar um die Erde, sondern erst in Epicyclen um die Sonne u. mit dieser um die Erde laufen), zeugt aber in seiner versuchten Begründung von großem Scharfsinn. Kepler, sein Schüler u. Nachfolger in Prag, u. später Newton bauten auf der von ihm gegebenen Grundlage fort. Er schr.: Astronomiae istauratae progymnasmata, Uranienburg 1587–89, 2 Bde., Prag 1602 u. 11, Frankf. a. M. 1610; Opera astron., 1648; Astronemiae instauratae mechanica, Wandesburg 1598, Fol., Nürnb. 1602; Epistolae astronom., Uranienburg 1596 u. Frankf. 1610; Hist. coelestis, herausgeg. von L. Barrett, Augsb. 1666, Fol., u. m.; Lebensbeschreibung von Helfrecht (Hof 1798) u. Pedersen (Kopenh. 1838). 3) Ebba, Gräfin v. B., geb. 1596; flößte durch ihre Schönheit dem König Gustav II. Adolf so große Liebe ein, daß er sie heirathen wollte, die Königin Mutter aber hintertrieb dies; Ebba heirathete einen Herrn de la Gardie u. st. 1654. 4) Per, geb. 1602 in Ridboholm; studirte Philologie, Mathematik u. Rechtswissenschaften u. begleitete Gustav II. Adolf auf seinen Feldzügen; er wurde 1637 Gouverneur von Finnland u. errichtete hier bes. viele Schulen; 1641 wurde er Mitglied der vormundschaftlichen Regierung u. Reichsrath, widersetzte sich dann Christinens Abdankung, wiewohl vergebens, befehligte 1657 die Schweden gegen Dänemark u. ward bei der Minderjährigkeit Karls XI. von Neuem Mitglied der Vormundschaft. Er st. 1680 in Bogesund. 5) Erich, Graf v. B., geb. 1712 in Stockholm; er ließ sich als Obrist der Leibgarde 1755 in eine Verschwörung ein, wodurch der König die Souveränetät unbeschränkt erhalten sollte, ward jedoch entdeckt u. enthauptet, s. Schweden (Gesch.). 6) Magnus, Graf von B., geb. 1790, Enkel des Vor.; er war Generaladjutant der schwedischen Armee, Generallieutenant, Reichsmarschall, Oberhofstallmeister, Chef des Generalstabes, Kanzler u. vertrauter Freund u. Rathgeber des Königs Karl XIV. Johann; er st. 1844.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.