- Brüste
Brüste (Mammae), die 2 allen Säugethieren eigenthümlichen, beim Menschen auf der vorderen Fläche der großen Brustmuskeln, zu beiden Seiten des Brustbeins in dem Raume von der 3. bis 6. od. 7. Rippe liegenden Drüsen; beiden Geschlechtern gemeinschaftlich u. schon beim neugebornen Kinde zugegen, erheben sich vor der Pubertätszeit wenig über die Oberfläche der Brust, erlangen in derselben aber nur beim weiblichen Geschlechte ihre volle Ausbildung, während sie beim männlichen klein u. flach bleiben. Sie bilden sich bei mannbaren Mädchen halbkugelich, sind weich aber derb anzufühlen, haben zwischen sich eine Vertiefung (weiblicher Busen) u. bestehen aus abgesonderten, in vieles Fett eingehüllten u. wieder aus kleinen, durch Zellgewebe verbundener Körnchen zusammengesetzten Klümpchen. Aus den sehr gefäßreichen Körnchen entspringen zarte, dünne Kanäle, welche in die Ausführungsgänge der Drüse (Milchgänge) zusammenlaufen. Die äußere die Brustdrüse überziehende Haut ist weißer als die benachbarte u. mit vielem Fett versehn. Auf der Mitte jeder Brust erhebt sich ein abgestumpft kegelförmiger bräunlicher od. röthlicher Körper, dies ist die mit vielen seinen aus Gefäßen od. Nerven bestehenden Hautwärzchen versehene u. dadurch sehr empfindliche. wenn sie gereizt wird, anschwellende u. sich mehr aufrichtende Brustwarze. In ihr laufen die 7–15 Milchgänge, von allen Theilen der Brust convergirend zusammen u. öffnen sich daselbst mit engen Mündungen nach außen. Jede Brustwarze umgibt ein kreisrunder 11/2–2 Zoll breiter, bei Menschen mit dunklem Haar, gelber, bräunlicher, brauner od. schwarzer, bei solchen mit hellem Haar, röthlicher Fleck (Hof, Areola mammae), in welchem sich viele kleine, eine fette Materie zur Schlipfrighaltung des Flecks gbsondernde, zugespitzte Hügelchen bildende Schmierhöhlen befinden. Die B. sind bestimmt, nach de. Geburt des neugebornen Kindes die Milch abzusondern, welche dasselbe aus den Enden der Milchgänge in den Warzen aussaugt. Sie schwellen dann an, werden aber nach Ablauf der Säugezeit schlaffer u. hängender u. verlieren im höheren Alter, wenn sich das Fett mindert, bedeutend an Umfang. Bei Kindern, auch bei nicht schwangeren Frauen u. selbst Männern enthalten sie eine milchartige Feuchtigkeit, welche gewöhnlich wieder eingesogen wird, zuweilen aber auch ausgedrückt werden kann, den Brüstefsft. Als seltene Abnormität hat man bisweilen 3 u. mehr B. beobachtet. So soll dies bei Anna Boleyn der Fall u. Ursache der Abneigung ihres Gemahls gewesen sein. Auch mehrere Warzen an einer Brust kommen zu Zeiten vor. Die Brustwarzen sind bisweilen zu klein, zu sehr in die Haut versenkt u. müssen dann durch erschlaffende Mittel erweicht u. dehnbar gemacht od. mit der Brustpumpe od. Brustwarzendeckeln hervorgezogen od. durch Saugen mehr hervorgehoben werden, was aber natürlich schon vor der Entbindung geschehen muß. Die häufigste Ursache der Verkümmerung der Brustwarzen mit gleichzeitiger Verödung der Milchgänge u. der dadurch bedingten Unfähigkeit zu Säugen, ist der unnatürliche Druck durch Schnürbrüste. Häufig werden sie,[382] während des Stillens entzündet, wund u. selbst geschwürig, wo dann das Saugen schmerzhaft od. unmöglich ist. Das Aufspringen der B. verhütet man durch Bestreichen, schon in der Schwangerschaft, mit Mandelöl u. durch Waschen der zu weichen mit Rothwein. Gegen das eingetretene Übel wendet man anfangs kaltes Wasser, Schleim von arabischem Gummi, von Quittenbaum u. Mandelöl an, später Perubalsam mit Quittenschleim u. Mandelöl od. Borax in ähnlicher Verbindung auch Commandeurbalsam etc. Die hauptsächlichsten Krankheiten der B. sind fehlerhafte Milchabsonderung, Milchgeschwülste, Brüsteentzündung, Skirrhus u. Krebs.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.