- Gregoire
Gregoire (spr. Gregoar), 1) französischer Vorname, so v.w. Gregorius. 2) Graf Henry, geb. 4. Dec. 1750 zu Veho bei Luneville, studirte bei den Jesuiten in Nancy, wurde dann Lehrer in Pont a Mousson, hierauf Vicar u. Pfarrer in Embermesnil u. 1789 Deputirter der Geistlichkeit von Nancy bei der Versammlung der Notabeln; er war einer der entschiedensten Demokraten, gehörte dem Club Breton an, aus welchen die Jakobiner hervorgingen, leistete zuerst am 2. Jan. 1791 den constitutionellen Eid u. wurde deshalb Bischof von Blois, wo er den berüchtigten Chabot zu seinem Generalvicar machte. 1791 Präsident eines Vereins der Freunde der Schwarzen geworden, trug er viel zur Abschaffung der Negersklaverei bei. Nach Ludwigs XVI. Flucht verlangte er, daß dieser von einer Commission gerichtet u. das Königthum abgeschafft werde. Während des Processes des Königs war er in Savoyen, um diese Provinz zu organisiren, überschickte aber eine Erklärung, daß Ludwig ohne Appellation an das Volk (jedoch mit absichtlicher Weglassung der Worte »zum Tode«) verurtheilt werde. In der Conventssitzung vom 7. Nov. 1793, wo die Abschaffung der Christlichen Religion beschlossen wurde, erklärte er sich auf das Bestimmteste dagegen u. war unermüdlich für die Wiederherstellung des christlichen Cultus, u. ungeachtet der Wuth des Berges gegen ihn setzte er es durch, daß 21. Febr. 1795 die Freiheit des Gottesdienstes proclamirt wurde, er veranstaltete auch 1797 ein Nationalconcil der constitutionellen Bischöfe in Paris, wo das Beharren der Gallicanischen Kirche bei der Lehre des Evangeliums u. dem Dogma der Katholischen Kirche, sowie bei der Unauflöslichkeit der Ehe beschlossen wurde, s.u. Gallicanische Kirche II. Im Sept. 1795 trat er in den Rath der 500 u. wurde 1800 Präsident u. 1801 Mitglied des Erhaltungssenats. Auf seinen Betrieb wurde 1801 das zweite kirchliche Nationalconcil gehalten, welches die Unabhängigkeit der Gallicanischen Kirche von Rom festsetzte. Napoleon, welchem G. zu freisinnig war, unterstützte ihn nicht in seinem Bestreben gegen Rom, doch ernannte er ihn zum Reichsgrafen; 1809 fiel er durch seine neue Ausgabe der Ruines de Port-Royal in Ungnade, machte 1813 eine Reise nach England u. Deutschland u. stimmte 1814 mit zuerst für Napoleons Entsetzung. 1815 wurde er wegen seines früheren Benehmens seiner Würde u. seines Titels beraubt u. lebte den Wissenschaften in Paris. 1819 wählte ihn das Departement Isère zum Deputirten; er wurde jedoch von den Kammern nicht angenommen, weil die Gültigkeit seiner Wahl zweifelhaft war. Er st. 28. Mai 1831. Der Erzbischof von Paris versagte ihm, weil er seinen Eid von 1791 nicht widerrief, das kirchliche Begräbniß, was jedoch durch polizeiliche Verordnung von Geistlichen anderer Sprengel vollzogen wurde. Er schr.: Eloge de la poésie, 1773; Essai sur la régénération de, Juifs, Metz 1788 (Preisschrift); Trois rapports sur les destructions operées par vandalisme, Par. 1794; Sur les inscriptions de monuments publiques; Sur la bibliographie; Sur l'ordre de Malte; Essai hist. sur les arbres de la liberté, ebd. 1794; De la littérature des Nègres, ebd. 1808 (deutsch Tüb. 1809); Hist. des sectes religieuses, ebd. 1810, 2 Bde., 2. Aufl. 1828, 5 Bde.; De la domesticité chez les peuples anciens et modernes, ebd. 1814; Dela constitution française en 1814, ebd. 1814, 4. Aufl. 1819; De la traite et de l'esclavage des noirs et des blancs, ebd. 1815; Sur les libertés de l'église gall., ebd. 1818, 2. Aufl. 1826; De l'influence du christianisme sur la condition des femmes, ebd. 1821; Hist. du mariage des prêtres en France, ebd. 1826; Memoires de G. von Carnot, Par. 1837, 2 Bde. Sein Leben von Krüger, Lpz. 1838.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.