Gyulai

Gyulai

Gyulai (spr. Djulaï), ein altes Geschlecht siebenbürgischen Ursprungs, welches in Österreich u. Siebenbürgen angesessen ist, 1694 in den Freiherren- u. 1701 in den Grafenstand erhoben wurde. Der Stammvater Gyula war einerder Heerführer u. oberster Feldherr der Hunnen, als diese in Europa einfielen. 1) Franz I., war Schloßhauptmann von Deva, Varad u. Boros-Jenö, General der Hajdonicalstädte, Obergespan im Biharer, Zarander u. Arader Comitat u. focht rühmlich bei Leippa u. am Eisernen Thor gegen die Türken. 2) Graf Franz II., Sohn des Vor., war oberster Königsrichter des Udvarhely-szekler Stuhles, wurde 1694 in den Freiherren- u. 1701 in den Grafenstand erhoben; er hatte zwei Söhne, Franz III. u. Stephan II., welche die Stifter der noch blühenden zwei Linien wurden. I. Ältere Linie, Katholischer Confession, Stifter: 3) Graf Franz III., Sohn des Vor. u. der Clara geb. Barakonyi, war k.k. Feldmarschalllieutenant 1707–1729 u. vermählt mit Maria geb. Banffy. 4) Graf Samuel, Sohn des Vor., st. 1802 als k.k. Feldmarschalllieutenant u. Commandant von Karlsburg. 5) Graf Ignaz, Sohn des Vor., geb. 11. Sept. 1763 in Hermannstadt, trat 1781 als Cadet in das Regiment seines Vaters, durchlief schnell die unteren Grade u. war schon 1789 Major im ersten Banatregiment, wohnte als solcher dem Feldzug gegen die Türken bei, wurde 1790 Oberstlieutenant u. Chef eines Freicorps, machte 1793 den Feldzug gegen die Franzosen freiwillig unter Wurmser mit, zeichnete sich bes. bei[812] Erstürmung der Weißenburger Linien aus, wurde 1794 Befehlshaber eines kleinen Freicorps u. behielt dies, obschon er 1795 Oberst eines Infanterieregiments wurde, u. zeichnete sich wieder mit demselben bei Kaiserslautern aus; er deckte 1796 den Rückzug schwäbischer Kreistruppen im Kinzigthal, unterhielt dann die Verbindung zwischen der Hauptarmee u. dem General Fröhlich u. that sich auch in dem späteren Feldzuge vielfach, bes. vor Kehl, hervor. 1797 Generalmajor geworden, zeichnete er sich 1799 bei Osterach u. Stockach aus, organisirte 1800 den Landsturm im Breisgau, deckte den Rückzug des rechten Flügels u. that den Franzosen oft bei demselben in die Offensive übergehend, vielen Schaden. Er wurde Feldmarschalllieutenant, zeichnete sich mit seiner Division bei Hohenlinden aus, deckte beim Rückzuge diesen, stand 1805 bei der Heerabtheilung des Erzherzogs Ferdinand, wurde 1806 Ban von Kroatien, Dalmatien u. Slawonien, führte 1809 das 9. Corps mit Auszeichnung in Italien, deckte den Rückzug des Erzherzogs Johann nach Illyrien, vertheidigte dann Krain, kehrte als Ban nach Kroatien zurück, befehligte 1812 die Armee, die das Banat, Galizien u. Transsylvanien deckte u. wurde 1813 Feldzeugmeister, befehligte das dritte österreichische Armeecorps, führte bei Dresden den linken Flügel u. hatte einen harten Stand, ging bei Leipzig auf dem linken Ufer der Pleiße bei Lindenau vor, um die Verbindung mit Blücher aufzusuchen u. den Franzosen den Rückzug abzuschneiden, konnte aber Lindenau nicht nehmen u. mußte sich begnügen, den Rückzug Napoleons von einer Seitenstellung aus zu erschweren; eben so wenig vermochte er den 21. den Franzosen das Defilé von Kösen zu versperren, lieferte aber denselben noch Gefechte bei Hochheim u. blockirte Kassel. 1814 drang er über Basel nach Langres vor, focht bei Bar sur Aube u. Brienne, schlug die Franzosen bei la Ferté sur Aube u. folgte den Alliirten nach Paris. 1615 führte er ad interim das Generalcommando in Österreich, kehrte nach dem Frieden in das Banat zurück, erhielt 1823 das Generalcommando in Böhmen, 1829 in Wien u. wurde 1830 Präsident des Hofkriegsrathes; er st. 11. Nov. 1831 u. war vermählt mit Julie geb. von Edelsheim. Jetziger Chef dieser Linie ist: 6) Franz, Graf G. von Maros-Nemeth u. Nadaska, Sohn des Vorigen, geb. 1. Sept. 1798 in Pesth, wurde 1627 Major 1830 Obristlieutenant, 1831 Oberst, 1637 Generalmajor u. Brigadier zu St. Pölten, 1842 Brigadier in Wien, 1846 Feldmarschalllieutenant u. Divisionär in Wien, 1847 Militärcommandant im Küstenlande in Triest, trug als solcher beim Ausbruche der Italienischen Revolution von 1848 viel zur Rettung der österreichischen Marine bei, wurde im Dec. 1848 mit der Leitung des küstenländischen Guberniums beauftragt, um 4. Juli 1849 Kriegsminister, gab am 16. Juli 1850 seine Entlassung u. wurde Feldzeugmeister, Commandant der zweiten Armee in Mailand u. commandirender General im Lombardisch-venetianischen Königreich, Kärnten, Krain u. im Küstenlande; ging 1650 in außerordentlicher Sendung nach Rom. u. 1853 nach Petersburg u. Constantinopel. Im April 1859 wurde er zum Chef des Landes-Generalcommandos in Lombardo-Venetien ernannt u. commandirte in dieser Eigenschaft die Armee gegen die Sardinier u. Franzosen. 7) Graf Albert, Bruder von G. 5), geb. 1766 in Ofen, machte die Französischen Feldzüge mit u. st. 17. April 1835 als Feldmarschalllieutenant u. Inhaber des 21. Infanterieregiments. 8) Graf Samuel, Sohn des Vor., geb. 1803, ist Feldmarschalllieutenant u. seit 1833 vermählt mit Hermine geb. von Hoffmeister. II. Jüngere Linie, Reformirter Confession; Stifter: 9) Graf Stephan II., jüngerer Sohn von G. 1) u. der Maria geb. Kapi, war k.k. Feldmarschalllieutenant u. Inhaber des 51. Infanterieregiments u. st. 1759; jetziger Chef ist: 10) Graf Ludwig, Urenkel des Vor., geb. 1800; er ist unvermählt u. hat auch keine Brüder.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gyulai — ist der ungarische Name von Ignaz Graf Gyulay von Maros Németh und Nádaska (1763 1831) Feldmarschall, Präsident des österreichischen Hofkriegsrates Ferencz József Gyulay (1798 1868) österreich ungarischer Feldmarschall und Oberbefehlshaber der… …   Deutsch Wikipedia

  • Gyulai — (spr. djūlai), 1) Franz, Graf von, österr. Feldzeugmeister, geb. 1. Sept. 1798 in Pest, gest. 21. Sept. 1868, trat früh in den österreichischen Militärdienst, war 1848 bereits Feldmarschalleutnant und wurde zum Gouverneur des Küstenlandes ernannt …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Gyulai — (spr. dju ), Franz, Graf, österr. Feldzeugmeister, geb. 1. Sept. 1798 in Wien, 1849 50 Kriegsminister, 1859 im Ital. Kriege Oberbefehlshaber der österr. Armee, legte nach der Schlacht von Magenta sein Kommando nieder, gest. 21. Sept. 1868 in Wien …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Gyulai [2] — Gyulai (spr. dju ), Paul, ungar. Dichter und Kritiker, geb. 1826 in Klausenburg, 1875 Prof. der ungar. Literaturgeschichte in Budapest; schrieb: »Gedichte«, Novellen, literarhistor. Werke …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Gyulai —   [ djulɔi], Pál, ungarischer Schriftsteller und Kritiker, * Klausenburg 25. 1. 1826, ✝ Budapest 9. 11. 1909; trat mit seinen Kritiken für ein konservativ klassizistisches Ideal und eine in der Volksdichtung verwurzelte Literatur ein, bekämpfte… …   Universal-Lexikon

  • Gyulai Fürdö Apartman — (Дьюла,Венгрия) Категория отеля: Адрес: 5700 Дьюла, Szent László 1., Венгрия …   Каталог отелей

  • Ferencz Gyulai — Le feld maréchal Ferencz Gyulai Ferenc Gyulay / Gyulai (nom hongrois selon l orthographe moderne : Ferenc Gyulai), comte de Marosnémeth et de Nádaska, (né à Pest le 1er septembre 1798, mort à Vienne le …   Wikipédia en Français

  • Leopold Freiherr von Edelsheim-Gyulai — Leopold Freiherr von Edelsheim, Lithographie von Eduard Kaiser, 1859 …   Deutsch Wikipedia

  • Paul Gyulai — Pál Gyulai [ˈɟulɒi], fälschlich Paul von Gyulai (* 25. Januar 1826 in Klausenburg, Siebenbürgen; † 9. November 1909 in Budapest) war ein ungarischer Dichter und Kritiker. Leben Gyulai absolvierte seine Schulzeit in seiner Vaterstadt und lehrte… …   Deutsch Wikipedia

  • Paul von Gyulai — Pál Gyulai [ˈɟulɒi], fälschlich Paul von Gyulai (* 25. Januar 1826 in Klausenburg, Siebenbürgen; † 9. November 1909 in Budapest) war ein ungarischer Dichter und Kritiker. Leben Gyulai absolvierte seine Schulzeit in seiner Vaterstadt und lehrte… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”