- Hosenbandorden
Hosenbandorden (Orden des blauen Hosenbandes, Order of the Garter, d.i. Orden des Knie-[Strumpf-] bands, franz. Ordre de la Jarretière), der ausgezeichnetste (d.h. dem Range nach der erste) Orden Englands; 1349 vom König Eduard III. gestiftet. Die Veranlassung seiner Stiftung ist trotz der Forschungen englischer Historiker nicht sicher festgestellt. Nach der am meisten verbreiteten Annahme soll Eduard auf einem Ball, wo seiner Geliebten, der Gräfin Adelheid (od. Katharina) Salisbury, das linke blaue Strumpfband entfiel, dasselbe aufgenommen u. zufällig dabei das Kleid der Gräfin mit erfaßt u. etwas erhoben haben; Umstehende hätten dies bemerkt u. darüber gespöttelt. Um die Gräfin, welche sich darüber verletzt gefühlt hätte, zu versöhnen, soll Eduard ausgerufen haben: Honny soit qui mal y pense! (d.i. ein Schurke, wer Arges dabei denkt) u. geschworen, das Band zu so hohen Ehren zu bringen, daß sogar jene Spötter nach dessen Besitz streben würden. Bald darauf wurde der Orden vom blauen Hosenband (od. vielmehr Knie-[Strumpf-] band) von ihm gestiftet u. demselben jene Worte als Motto gegeben. Andere erzählen: Eduard stritt, nach dem Erlöschen der Capetingschen Dynastie in Frankreich, mit Philipp von Valois um Frankreichs Thron; in der Schlacht bei Crecy 26. Aug. 1346 gab ein blaues Band an einer Lanze das Zeichen zur Schlacht, u. St. Georg war das Losungswort. Eduard siegte u. machte den König von Frankreich zum Gefangenen. Früher hatte er die Idee einer Wiederherstellung von Arthurs Tafelrunde gehabt, deshalb 1346 zu Windsor ein prächtiges Turnier gehalten u. seitdem jährlich ein solches Fest veranstaltet, wo 600 Ritter an einem runden Tisch aßen. Aus dieser Versammlung vereinigte er 1350 eine Anzahl Ritter zu noch näherer Verbrüderung, gab ihnen zum Andenken an jene Schlacht ein blaues Knieband mit dem Motto: Honny soit etc., u. stiftete hiermit den H. Eine andere Sage führt den Ursprung des H-s auf König Richard Löwenherz zurück: als auf dem Marsche gegen Jerusalem die Engländer am St. Georgstage 1192 durch Saladin zurückgedrängt wurden, wäre der König Richard vom rechten Flügel herbeigeeilt, habe sich an die Spitze der Bogenschützen gestellt u., sich zu einem Gefallenen niederbückend, das kleine Zwirnband abgelöst, womit die kentischen Bogenschützen die Pfeilbündel in ihren Köchern zu binden gepflegt, dasselbe über sein Knie gebunden u. alle Ritter aufgefordert, dasselbe zu thun u. an diesem Tage unter diesem Zeichen zu Ehren des Ritters St. Georg zu kämpfen; die Devise habe er erst nachher in seinen Kriegen mit den Franzosen eingeführt. Nach den ersten Statuten des Ordens wurde derselbe 1349 gestiftet, u. zwar, wie es dort heißt: zur Ehre Gottes, der heiligen Jungfrau u. des heiligen Märtyrers Georg. Nur regierende Fürsten u. Eingeborne von höchstem Adel können in demselben aufgenommen werden. Er besteht aus einer Klasse von 26 Mitgliedern, einschließlich des Königs, auswärtige dagegen nicht mitgerechnet; jährlich wird den 23. April in der Kapelle zu Windsor ein Ordenscapitel gehalten. Auch hat der König das Recht, 26 Pensionäre (Arme Ritter von Windsor), mit jährlich 300 Pf. Gehalt, zu ernennen; dies sind meist ältere Hof- u. Staatsdiener, welche, da sie nicht mehr Kriegsdienste verrichten können, die Pflicht haben, für die anderen Ritter zu beten. Die Aufnahme eines Ritters geschieht mit außerordentlichem Prunk. Auswärtigen Fürsten, wenn sie bei der Aufnahme nicht persönlich anwesend sind, werden die Insignien durch den Wappenkönig überbracht. Ordenszeichen: ein Knieband von dunkelblauem Sammt, mit goldenem Rand u. der darauf gestickten Devise (s. oben). Es wird unterm linken Knie getragen, durch eine goldene Schnalle befestigt, auch bisweilen mit Brillanten verziert. Regiert eine Königin, so trägt sie es um den linken Arm. Zugleich tragen die Ritter an einem breiten, dunkelblauen, von der linken Schulter nach der rechten Hüfte hängenden Band einen goldenen mit Brillanten verzierten Schild (Georg), mit dem Bild des St. Georg. Um den Rand läuft eine blaue Einfassung mit der Ordensdevise. Dazu wird seit Karl I. auf der linken Brust ein in Silber gestickter achtstrahliger Stern mit dem rothen Kreuz. des St. Georg in der Mitte, umgeben von dem blauen Knieband mit der Devise getragen. Ordenskleidung: dunkelblau seidenes Unterkleid, rother Gürtel, weiße kurze, oben bauschige Beinkleider, rothsammtner mit Gold verzierter, weiß gefütterter Mantel, weiße Strümpfe, weiße Schuhe mit rothen Absätzen u. weißen Rosetten, schwarzer Sammethut mit weißer Feder u. seit Heinrich VIII. eine Kette aus 26 Gliedern, abwechselnd Liebesknoten u. Kniebänder, um den Hals getragen, daran St. Georg mit Brillanten verziert. Vergl. Ashmole, The institutions, laws and ceremonies of the most noble Order of the Garter, Lond. 1672; Hamberger, Geschichte des blauen H., Lpz. 1791; Beltz, Memorials of the Order of the Garter, Lond. 1841.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.