Rosenmüller

Rosenmüller

Rosenmüller, 1) Johann, geb. um 1612 in Kursachsen, war erst Collaborator an der Thomasschule in Leipzig, entwich aber 1655, beschuldigt, seine Schüler zu Unsittlichkeiten verführt zu haben, nach Hamburg u. von da nach Italien, wo er meist in Venedig lebte; er st. 1686 als Kapellmeister in Wolfenbüttel. Er ist Componist des Chorals: Straf mich nicht in deinem Zorn; setzte auch biblische Texte nach Concertweise, 1648 u. 1653. 2) Johann Georg, geb. 18. Dec. 1736 in Ummerstadt bei Hildburghausen; studirte seit 1757 in Altdorf, wurde 1767 Nachmittagsprediger in Hildburghausen, 1768 Pastor in Heßberg, 1772 Diakonus u. adjungirter Superintendent zu Königsberg in Franken, 1775 Professor der Theologie in Erlangen u. 1779 Pfarrer an der altstädter Kirche daselbst; 1783 ging er als Professor der Theologie, Superintendent u. Consistorialassessor nach Gießen u. 1785 als Professor der Theologie, Superintendent u. Pfarrer an St. Thomas nach Leipzig, wo er 1793 auch Domherr in Meißen wurde u. 14. März 1815 starb. Er schr.: Religionsgeschichte für Kinder, Hildburgh. 1771, 10. Aufl. Lpz. 1827; Christlicher Unterricht für die Jugend, Koburg 1773, 14. Aufl. Lpz. 1822; Scholia in N. T., Nürnb. 1777–82, 6 Bde. (6. Aufl. 1815–31, von dem Folgenden herausgeg.); Auserlesenes u. vollständiges Beicht- u. Communionbuch gläubiger Christen, Lpz. 1781, 12. Aufl. 1828; Predigten über auserlesene Stellen der heiligen Schrift, ebd. 1811 f., 2 Bde.; vgl. I. C. Dolz, R-s Leben u. Wirken, ebd. 1816. 3) Ernst Friedr. Karl, Sohn des Vorigen, geb. 10. Decbr. 1768 in Heßberg bei Hildburghausen; studirte in Leipzig, wurde hier 1792 Privatdocent, 1793 Custos der Universitätsbibliothek, 1796 Professor der Arabischen u. 1813 der Morgenländischen Sprachen u. st. 17. Sept. 1835. Er übersetzte Lucians Timon, Lpz. 1786; Den Brief Jakobi, ebd. 1787; d'Arvieux, Die Sitten der Beduinen-Araber, ebd. 1789; Herb. Marsh, Anmerkungen u. Zusätze zu I. Dav. Michaelis Einleitung in die göttlichen Schriften des neuen Bundes, Gött. 1795–1803, 2 Bde.; u. schr.: Scholia in V. T., Lpz. 1788–1835, 11 Thle., Auszug daraus 1828–33, 5 Bde.; Handbuch für die Literatur der biblischen Kritik u. Exegese, ebd. 1797–1800, 4 Bde.; Selecta quaedam Arabum adagia, arabisch u. lateinisch, Lpz. 1797; Arabisches Elementar- u. Lesebuch, ebd. 1799; Ansichten von Palästina nach L. Meyers Originalzeichnungen, ebd. 1810–14, 3 Bde.; Das alte u. neue Morgenland, ebd. 1816–20, 6 Bde.; Institutiones ad fundamenta linguae arabicae, ebd. 1818; mit G. Hier. R. (seinem Bruder): Biblisch-exegetisches Repertorium, ebd. 1822–24, 2 Bde.; Handbuch der biblischen Alterthumskunde, ebd. 1823–30, 4 Thle.; Analecta arabica, ebd. 1824–27, 3 Bde. Überdies besorgte er auch neue Ausgaben mehrer die jüdische u. biblische Literatur betreffender Werke. 4) Joh. Christ., Bruder des Vorigen, geb. 1771 in Heßberg bei Hildburghaufen; studirte früher Humaniora in Gießen u. Leipzig, dann Medicin u. Naturgeschichte in Erlangen, u. machte sich bes. durch Entdeckung der nach ihm genannten Höhle bei Muggendorf bekannt; er wurde 1794 Prosector in Leipzig, 1799 Garnisonsarzt u. 1802 Professor der Anatomie u. Chirurgie u. st. 1820. Er schr.: Abbildungen u. Beschreibung merkwürdiger Höhlen um Muggendorf, Erl. 1796, Fol.; Organorum lacrymalium partiumque externarum oculi humani descriptio anatomica, Lpz. 1797, n. Aufl. ebd. 1800; mit Tilesius, Beschreibung merkwürdiger Höhlen, ebd. 1803–6, 2 Bde.; mit H. F. Isenflamm, Beiträge für die Zergliederungskunst, ebd. 1800–3, 2 Bde.; Beitrag zur physikalischen Geschichte der Erde, ebd. 1799–1805, 2 Thle.; Die Merkwürdigkeiten der Gegend um Muggendorf, Berl. 1804, Fol.; Abbildung u. Beschreibung der fossilen Knochen des Höhlenbären, Weim. 1804, Fol.; Chirurgisch-anatomische Abbildungen, ebd. 1805–12, 3 Thle., Fol.; Handbuch der Anatomie, Lpz. 1808, 5. A. von E. H. Weber, ebd. 1834 (lateinisch, ebd. 1815, auch 1316); Nervi obturatorii monographia, ebd. 1814, Fol.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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