Schomberg [2]

Schomberg, zwei alte Grafenfamilien: A) aus dem sächsischen Geschlecht von Schönberg stammend: 1) Graf Kaspar, stammte von der deutschen Familie Schönberg (s.d.) im Meißnischen u. führte unter König Karl IX. eine Abtheilung deutscher Truppen nach Frankreich, hier kaufte er 1587 die Herrschaft Nanteuil, wurde in den Grafenstand erhoben u.st. 1599; 2) Graf Heinrich, Sohn des Vor., trat in französische Kriegsdienste, focht unter dem Herzog von Mercoeur in Ungarn mit Auszeichnung, stillte 1608 als Lieutenant des Königs in Limousin die religiösen Streitigkeiten, ging als Gesandter nach England u. 1616 nach Deutschland, wo er die Truppen warb u. selbst nach Paris führte; 1617 u. 1618 diente er in Piemont gegen die Spanier. Er wurde von Richelieu Anfangs zurückgesetzt, jedoch 1625 wieder zum activen Dienst gezogen u. Marschall von Frankreich; 1627 vertrieb er die Engländer von der Insel Rhé, schlug Buckingham u. belagerte u. eroberte Rochelle; 1629 diente er wieder mit französischen Hülfsvölkern in Piemont, zeichnete sich bei Suza aus, wo er verwundet wurde, nahm Pinerolo u. zwang den Herzog von Savoyen die Belagerung von Casal aufzuheben; 1632 bekämpfte er als Oberanführer die Unruhen in Languedoc, siegte bei Castelnaudary u. nahm dabei den Herzog von Montmorency gefangen; deshalb ernannte ihn der König zum Gouverneur von Languedoc, doch starb er bereits 1632. Er schr.: Relation de la guerre d'Italie, Par. 1630. 3) Karl, Graf von S.u. Herzog Hallyn, seinem Vater in Languedoc u. Poitou, wurde bei Suza u. Privas verwundet, erhielt den Namen Herzog von Hallyn, zeichnete sich 1632 bei Rouvroy aus, erhielt das Gouvernement von Languedoc, schlug 1636 die Spanier bei Leucate u. später bei Roussillon, wurde Marschall von Frankreich u. nahm 1642 Perpignan. Mit dem Tode Ludwigs XIII. verlor er das Gouvernement von Languedoc, empfing das von Metz u. wurde Oberst der Schweizer. Als Tommandirender in Catalonien nahm er auch 1648 Tortosa, wurde aber zurückberufen u.st. 1656 in Paris. Seine Gemahlin Marie geb. de Hautefort, war Ehrenfräulein der Königin Anna d'Austria von Frankreich u. Geliebte des Königs Ludwig XIII. Sie zog sich nachher in ein Kloster zurück, heirathete 1646 den Herzog von Hallyn u.st. 1691 zu Paris im Magdalenenkloster. B) Aus dem rheinischen Geschlecht von Schönburg stammend: 4) Friedrich Armand (Hermann), Graf von S.u. Mertola, Sohn des kurpfälzischen Generals Hans Meinh. von Schönburg (s.d.), geb. 1616 in Heidelberg; trat 1631 erst als Volontair unter das Heer des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien, dann 1634 unter das des Herzogs Bernhard von Weimar, focht bei Nördlingen, warb 1635 auf eigene Kosten eine Compagne unter dem Regiment Ranzau für Frankreich u. führte diese nach Calais. 1636 warb er in Westfalen wieder französische Truppen u. nahm den Abschied. 1639 trat er als Lieutenant wieder in Dienste des Prinzen Wilhelm von Oranien u. wurde 1648 dessen Kammerherr. Nach dessen Tode nahm er 1650 als Maréchal de camp französische Dienste, nannte sich von da an S.u. nahm den Grafentitel an, focht unter Turenne, wurde 1654 Generallieutenant, 1655 Gouverneur von St. Guilain, wo er 1657 capituliren mußte, dann Gouverneur von Guise u. befehligte in der Schlacht in den Dünen den linken Flügel. Nach dem Pyrenäischen Frieden sendete ihn der König von Frankreich 1660 mit 400 Mann nach Portugal, u. hier befehligte er 1661 u. 1662 das portugiesische Heer gegen die spanische Invasion unter Don Juan d'Austria, organisirte dasselbe auf französische Weise, zog den Krieg in die Länge, schlug Don Juan am 8. Juni 1663 bei Estremoz, weshalb er zum Grafen von Mertola u. Grand von Portugal ernannt wurde, u. siegte 1665 bei Villa viciosa. Nach dem Frieden, 1668, kehrte er nach Frankreich zurück, ließ sich dort naturalisiren u. kaufte die Herrschaft Coubert bei Paris. 1673 trat er als Capitängeneral u. Befehlshaber aller Landtruppen (6000 M.) unter Ruprecht von der Pfalz in die Dienste Karls II. von England, allein die Landung unterblieb wegen einiger unglücklichen Seegefechte. 1674 befehligte er das Heer zwischen Sambre u. Maas, dann in Roussillon u. machte 1675 einen Streifzug gegen Barcelona, wo er Bellegarde nahm u. zum Marschall ernannt wurde. 1776 wurde er Lieutenant des Königs in Flandern, führte, als Ludwig XIV. das Heer verließ, das Commando allein u. entsetzte Mastricht. 1677 war er wieder Lieutenant des Königs, befehligte dann das Observationscorps bei Sedan u. rückte 1678 nach Jülich u. 1679 nach Kleve vor, um den Großen Kurfürsten von Brandenburg zum Frieden zu zwingen, zog sich aber nach dem Frieden von St. Germain auf seine Besitzungen zurück. 1984 deckte er mit 40,000 Mann die Velagerung[372] von Luxemburg u. zwang dann die deutschen Fürsten zum Wassenstillstand. 1585, nach der Aufhebung des Edicts von Nantes, verließ er als Protestant Frankreich u. wendete sich 1696 nach Portugal, als er aber auch hier Religionsverfolgungen zu leiden hatte, ging er 1687 nach dem Haag, wo er den Großen Kurfürsten kennen lernte, welcher ihn als Feldmarschall, wirklichen Geheimen Staats- u. Kriegsrath u. Generalbefehlshaber aller Truppen in seine Dienste nahm. Schon 1638 wat er aber in die Dienste Wilhelms III. von Oranien, als dieser in England landete u. seinen Schwiegervater Jakob IV. vertrieb; er wurde 1689 in England naturalisirt, englischer Herzog, Generalissimus der englischen Armee u. Großmeister der Artillerie u. erhielt für seine in Frankreich confiscirten Güter 100,000 Pfd. St. Entschädigung. Er landete 1689 in Irland u. blieb 20. Juli 1690 in der siegreichen Schlacht am Boynefluß, wo er das Centrum befehligte, bei einem Cavallerieangriff. Vgl. Katzner, Leben Friedrichs von S., Manh. 1789, 2 Bde. 5) Friedrich, Graf von S., Sohn des Vor., geb. um 1640, folgte seinem Vater nach Portugal, befehligte dort die englischen Hülfsvölker, führte dieselben 1668 nach England zurück, ging auf seine Güter nach Gueisenheim u.st. dort 1700. 6) Meinhardt, Bruder des Vor., geb. 1641, begleitete seinen Vater auch nach Portugal, war dann französischer Maréchal de camp. focht, wie sein Vater aus Frankreich verbannt, 1686 gegen die Türken in Ungar u. wurde kurbrandenburgischer General der Cavallerie, folgte seinem Vater nach England, wurde nach dessen Tode Duke of Leinster u. Pair von Irland, führte 1704 dem Prätendenten von Spanien, nachmaligem Kaiser Karl VI., 9000 Mann englische Hülfstruppen zu u.st. 1719. 7) Karl, Bruder des Vor., geb. 1645; ebenfalls französischer Maréchal de camp. verließ Frankreich, wie sein Vater, wurde brandenburgischer Generalmajor u. Gouverneur von Magdeburg, commandirte dann am Rhein, führte dem Herzog von Savoyen 1691 englische Hülfevölker zu u. blieb bei Marsaglia 1693 8) Alexander Wilmot von S., geb. 1774, Abkömmling von S. 4); war seit 1794 im englischen Seedienst u.st. als Admiral der Blauen Flagge am 8. Jan. 1850 in Bognor, seinem Landsitze. Er ist Versauer einiger Werke über Seewesen u. dessen Verbesserung.