Seidendruck

Seidendruck

Seidendruck, das Bedrucken seidener Zeuge mit Farben. a) Die ersten gedruckten (garancirten) seidenen Hals- u. Taschentücher (Foulards) stammen aus Ostindien ab; jetzt werden sie in England u. bes. in Elberfeld, Barmen u. Crefeld hergestellt. Sie haben weißen, gelben od. nankinfarbigen Grund u. echt schwarze, braune, rothe u. violette mit Krapp örtlich eingefärbte Figuren. Die Foulardtücher werden erst durch mehrstündiges Waschen in einem kochenden Ölseifebad, Passiren durch ein warmes Sodabad, Einlegen in ein schwaches Schwefelsäurebad u. Spülen im Fluß gebleicht u. gereinigt, d.h. von dem gallertartigen Überzug der Rohseide befreit. Es werden nun die Beizen aufgedruckt, u. zwar Kupfervitriol u. holzsaures Eisenoxyd für Schwarz, essigsaure Thonerde u. holzsaures Eisenoxyd für [783] Braun, essigsaure Thonerde mit u. ohne Kupfervitriol u. Salmiak für Roth, holzsaures Eisenoxyd, Weinstein, Salpeter, Kupfervitriol u. Alaun für Violett. Die bedruckten Foulards hängt man drei Tage lang zur Entweichung der Essigsäure auf u. reinigt sie in einem Kleienbade von 45, oft mit etwas Sumach versetzt. Endlich werden sie im heißen Krappbade, welchem man, außer für Violett, etwas Sumach zusetzt, gefärbt. Der stark eingefärbte Grund wird im kochenden Kleienbade mit Zusatz von Ölseife u. Zinnchlorid wieder gereinigt. Soll der Grund ganz weiß werden, so muß man mit Krapp färben, welchem durch kaltes Wässern das falbe Pigment entzogen ist. Will man den Grund gelb färben, so wird die Waare nachträglich mit essigsaurer Thonerde gebeizt, mehrtägig aufgehängt, im Kleienbade gereinigt u. im Quercitron-, od. Waubade gefärbt. Den ostindischen Nankingrund erhält man durch Imprägniren mit einem Absud von Knoppern u. Krapp, Passiren durch ein Alaunbad u. Schönen mit Zinnsalz. b) Die mandarinirten ganzseidenen od. Chalystoffe haben Boden od. Figuren in Orange, Grün, Solitär, Weiß u. Indigblau. Das schöne Goldgelb od. Orange wird erzeugt durch die etwa eine Minute dauernde Wirkung von 1–2 Maß Salpetersäure (34° .) mit 1 Maß Wasser auf die Seiden- u. Wollenfaser bei 26° R. (Mandarinage). Nur in einzelnen Fällen druckt man die Säure auf; in der Regel färbt man damit u. benutzt eine Reservage (Schutzpapp) aus Harz u. 2/5 Rindstalg, welche mit warmen Formen aufgedruckt u. nach dem Mandariniren in einem Bade von Ölseife u. Soda wieder entfernt wird. Zugleich belebt man hierdurch das Orange. Das Blau erhält man mit der kalten Indigküpe; die Solitärfarbe durch Mandariniren mit 2 Maß Salpetersäure (22° .) u. 1/4 Maß salpetersaurer Eisenoxydlösung von 60° . c) Dampffarben werden auf Seiden- u. Seidenchalystoffen von besonderer Schönheit hergestellt. Die Gewebe werden erst mit Ölseife u. kohlensaurem Natron wie gewöhnlich entschält od. degummirt, sodann in wässeriger Lösung von schwefliger Säure, od. (wenn sie reinseiden) abwechselnd mit dieser u. schwachem Chlorwasser weiß gebleicht. Alsdann werden sie zur Vorbereitung mit Lösungen von essigsaurer Thonerde, od. Alaun, od. Zinnchlorür, od. Zinnchlorid gebeizt, gewaschen, getrocknet, mit den gefärbten Mordants bedruckt, zwei Tage lang aufgehängt, 25–30 Minuten lang (bei Alaunfarben 40–45 Minuten) gedämpft, noch einen Tag aufgehängt u. gewässert. Die gefärbten Mordants sind zusammengesetzt aus den Farblösungen u. verschiedenen, zum Aufschließen od. Entwickeln der Farbe dienenden Beizen, u. durch Stärke od. Gummi verdickt. Im Allgemeinen sind sie denen für Baumwollen- u. Wollendruck ähnlich (s.d.).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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