- Stiller Ocean
Stiller Ocean (Stilles Meer, Großer Ocean, Südsee, Australocean, Ostmeer, Magellanischer Ocean; lat. Mare pacificum, franz. Mer [Océan] pacifique, Grand Océan austral; engl. Pacific [P. Ocean], South Sea; span. Mar pacifico, Mar do Sul), die große Wasserfläche zwischen den Westküsten des ganzen Amerika u. den Ostküsten Asiens u. Australiens, welche zu ungefähr 3,000,000 geogr. QM. Flächenraum geschätzt, fast den dritten Theil der gesammten Erdoberfläche einnimmt u. im Norden u. Süden durch die Polarkreise begrenzt wird. In der Behringsstraße, durch welche die Verbindung mit dem Nördlichen Eismeere stattfindet, nähern sich der Ost- u. Westcontinent bis auf wenige Meilen; von da ab entfernen sich die Küsten Asiens u. Amerikas immer mehr u. mehr von einander u. unter dem Äquator beträgt die Breitenausdehnung des S-n O-s 2/5 des gesammten Erdumfanges. Dieses weite Becken ist mit einem Kranze thätiger Vulkanreihen umgeben u. in seiner östlichen Hälfte mit dichtgedrängten Inselreihen übersäet, u. zwar zumeist innerhalb der beiden Wendekreise (die Inseln Polynesiens, die ostasiatischen Inseln, die Kurilen u. Aleuten, Sitka, Prinz von Wales-, Königin Charlotte-, Vancouver-Insel, die Galapagosinseln, Chiloe- u. Wellington-Insel). Einzelne Theile sind die Meere u. Meerbusen von Kamtschatka, Ocholzk, Japan, China, das Gelbe Meer, Californien, u.a. Er bekommt aus Amerika wenig Zufluß, der Columbia u. der Colorado sind die einzigen bedeutenden; da in Südamerika die hohe Andenkette mit ihren höchsten Spitzen nahe dem Stillen Meere hinläuft, fallen von hier nur unbedeutende Gewässer ab. Ansehnlicher ist der Zufluß von Asiens Seite, woher der Amur, Hoangho, Yantse-kiang, Kanton-Strom u. Cambodscha zukommen. Das unterseeische Relief des S-n O-s ist mit Ausnahme eines Theils der[833] Binnenmeere, der dem Festlande nächstgelegenen Strecken u. einiger vereinzelten Sondirungen im südwestlichen Theile noch gänzlich unerforscht, doch sollen in der südlichen Hemisphäre Tiefen bis zu 48,000 Fuß gemessen worden sein, u. man hat nach der Schnelligkeit der Fluthwellenbewegung die durchschnittliche Tiefe zu 19,200 Fuß berechnet. Von den vielen Strömungen des gewaltigen Wasserbeckens nehmen bes. zwei die Aufmerksamkeit in Anspruch; zuerst der sogen. Äquatoriale Gegenstrom, welcher sich nahe dem Äquator über die ganze Ausdehnung des S-n O-s von den Pelew-Inseln bis zur Bai von Panama erstreckt, in welche er zugleich mit zwei von Norden u. Süden an der amerikanischen Küste fließenden Strömen eintritt. Der zweite Hauptstrom ist der an der ostasiatischen Küste nach Norden aufsteigende (meist mit dem atlantischen Golfstrom verglichen), von den Japanesen Kuro-Siwo genannt; unter 40° nördlicher Breite wendet sich dieser Strom nach Osten u. gestattet so einem kalten Gegenstrom sich zwischen ihn u. die asiatische Küste einzudrängen. Eine nur oberflächliche Strömung geht nordwärts durch die Behringsstraße in das Polarmeer. Die kleineren, zum Theil sehr veränderlichen Strömungen zwischen den Inseln südlich vom Äquator, welche ihren Ursprung wohl meist den Luftströmungen zu verdanken haben, sind fast gar nicht näher bekannt. Bezüglich der Meerestemperatur kann man drei Zonen unterscheiden, die zwischen den Wendekreisen die heiße od. Korallenzone mit einer Temperatur, welche im kältesten Monat nie unter 16° R. sinkt; dann die gemäßigte, bis zum 50° der Breite mit einer Temperatur von 16–11/2° R. im kältesten Monat; u. endlich die kalte Zone zwischen 71/2° nördl. Breite bis zu den Polarkreisen. In einer kleinen Zone zwischen 71/2° nördlicher Breite u. 11° südlicher Breite u. 165°–212° östlicher Länge von Gr. bis zum 30. Parallelgrade kühlt sich das Wasser nie unter 211/3° R. ab. Zu beiden Seiten des Äquators bis zum 30. Parallelgrade herrschen Passatwinde vor, u. zwar ein Südost- u. ein Nordost-Passat, welche jedoch beide sich nicht über den ganzen Ocean erstrecken; die zahlreichen Inselgruppen scheinen eine Modification der Passate des westlichen S-n O-s zu periodischen Winden od. Monsunen u. zu veränderlichen Winden zu bewirken. Im nördlichen Theile des S-n O-s wehen am häufigsten Westwinde; im südlichen Theile zwischen 30° u. 50° ebenfalls Westwinde, noch südlicher aber wechseln während des Sommers Ost- u. Westwind ab. Die magnetische Declination ist westlich nur in der Nähe der asiatischen Küste; die Linie ohne Declination geht von den Philippinen mitten durch das Meer von Ocholzk; die östliche Declination ist im mittleren Theile des Oceans am geringsten u. gegen die Pole hin am größten. Zuerst gesehen von Balboa, welcher 1513 die Landenge von Darien von Norden nach Süden überschritt, erhielt der S. O. den Namen Südsee; Magelhaens, welcher den S-n O. zuerst durchschiffte, gab ihm den Namen S. O., weil er, ohne Stürme zu erleben, seine Fahrt vollbracht hatte, während in Wahrheit die Stürme keineswegs fehlen, wenn sie auch seltener sind wie im Atlantischen Ocean u. nicht so heftig. In neuerer Zeit haben sich um die Erforschung des S-n O-s bes. verdient gemacht Denham (1853–56), Erskine (1849 u. 1850), Montreval (1854), die Amerikaner unter Perry, im Norden die Russen u.a. Es kann kaum einem Zweifel unterliegen, daß der S. O. mit seinem Litoral dereinst der Haupttummelplatz sich einander berührender Thätigkeit u. Interessen der herrschenden Völker werden wird.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.