- Themistŏkles
Themistŏkles, Sohn des Neokles u. einer Acharnenserin, aus dem athenischen Flecken Phrearrhö, lebte in seinen früheren Jahren so liederlich, daß ihn sein Vater enrerbte. Th. durch glänzende Eigenschaften, glückliche Anlagen u. große Charakterstärke ausgezeichnet, war fest entschlossen diese Schmach zu löschen u. wendete sich deshalb mit solchem Eifer dem öffentlichen Leben zu, daß er bereits 493 v. Chr. Archon wurde. Als der Kampf Griechenlands gegen Persien begann, erkannte er die Nothwendigkeit einer großen Seemacht für Athen u. trug darauf an, daß die Einkünfte von den Bergwerken in Laurion zum Bau von Schiffen verwendet würden, was er auch trotz der Opposition seines Gegners Aristides durchsetzte. Beim Beginn des zweiten Persischen Krieges wurde er mit Euänetos zur Besetzung des Engpasses Tempe abgeschickt; da er sich aber hier nicht halten konnte u. die Griechen überall zu Lande u. zu Wasser den Kürzeren zogen, ging er mit der Flotte nach Salamis. Hier wendete er alle Mittel an, um die Griechen beisammen zu halten u. die Perser hierher zu locken. Es gelang ihm beides u. er erfocht im Septbr. 480 die glänzende Seeschlacht bei Salamis, worin die persische Flotte fast vernichtet wurde. Darauf zu einem Zuge gegen die Kykladen gesendet, wurde er, der Erpressung angeklagt, durch Xanthippos im Heere ersetzt u. wendete sich nun wieder der Sorge für das Innere seines Vaterlandes zu; zunächst sollte Athen befestigt werden, u. da sich die Spartaner dawider setzten, ging er selbst mit einer Gesandtschaft nach Sparta u. wußte dort durch List die Verhandlungen so lange hinzuziehen, bis die Befestigungswerke vollendet waren; auch den Piräeus befestigte er 478. Ungeachtet seiner Verdienste um sein Vaterland verlor er doch in Kurzem theils durch seine Ehr- u. Geldsucht, theils durch den[472] geheimen Einfluß der Spartaner seine Popularität; der Neigung zum Perserthum angeklagt, wurde er zwar freigesprochen, aber doch durch den Ostracismus verbannt u. ging nach Argos; auf das Vorgeben der Spartaner, Th. unterhalte mit dem Perserkönig ein Einverständniß wegen der Unterdrückung Griechenlands, mußte er auch, des Hochverrathes verurtheilt (475), von dort weichen u. floh nach Kerkyra, dann zu dem Molosserkönig Admetos; als Athener u. Spartaner von diesem die Auslieferung des Th. verlangten, wollte ihn Admetos nach Pydna bringen lassen, allein das Schiff wurde verschlagen u. er kam nach Ephesos. Von da wendete er sich 465 (471) an den Perserkönig Artaxerxes u. bat denselben um Schutz, wofür er ihm mit Rath u. That zur Unterwerfung Griechenlands beistehen wollte. Der König überhäufte ihn mit Gnadenerweisungen u. schenkte ihm die Städte Magnesia, Myus u. Lampsakos; kaum aber war Th. ein Jahr dort, so starb er, 65 Jahre alt, in Magnesia an einer Krankheit, nach And. vergiftete er sich, weil er dem Könige sein Versprechen gegen sein Vaterland nicht halten wollte. Seine Freunde brachten seine Gebeine heimlich nach Athen u. setzten sie daselbst bei. In Magnesia zeigte man sein Grab u. auf dem Markt seine Bildsäule. In neuerer Zeit (1852) wurde ihm auch im Piräeus in Athen ein Denkmal errichtet. In seiner Verbannung (477–471) soll er mehre Briefe geschrieben haben; die 21, welche wir unter seinem Namen besitzen, sind unecht, herausgeg. von I. M. Caryophilus, Rom 1626; C. Schöttgen, Lpz. 1710; Joh. Chr. Bremer, Lemgo 1776; in Kanne, Analecta philologica, Lpz. 1802; von Westermann, ebd. 1858, 2 Thle. Biographien des Th. unter den Alten von Corn. Nepos u. Plutarch, welcher Letztere ihn mit Camillus vergleicht; in neuerer Zeit von Feßler (Aristides u. Th., Berl. 1818, aber ganz im Ton eines Romanes gehalten); zum Gegenstand von Tragödien nahmen ihn Duryer (1647), Folard (Lyon 1729), Larnac (1804).
Pierer's Lexicon. 1857–1865.