Argos [3]

Argos [3]

Argos (Argolis, Gesch.). Die ältesten Einwohner von A. waren Kynurier (Ioner), zu denen später Pelasger u. Achäer kamen, so daß die Argiver ein Mischvolk waren. Als ältester Herr von A. in der Mitte des 19. Jahrh. v. Chr. wird Inachos genannt, dessen Geschlecht daselbst fast 400 Jahre herrschte. Nach ihm regierte sein Sehn Phoroneus um 1796 gegen 60 Jahre; er führte Bildung u. religiösen Cultus ein. Sein grausamer Sohn Apis wurde ermordet. Dessen Nachfolger war sein Neffe Argos, nach welchem das Land benannt u. nach dessen Tod sein Sohn Kriasos König ward. Später regierte hier Triopas, um 1742, u. nach ihm sein grausamer Sohn Agenor, unter dessen Regierung viele Argiver nach Eleusis auswanderten. Der letzte König aus dem Geschlecht des Phoroneus war Gelanor. Als unter ihm Danaos aus Ägypten nach A. kam u. die Herrschaft haben wollte, wurde das Volk veranlaßt, zu entscheiden, wer von beiden König sein sollte, dies entschied für den Fremdling, u. dessen Nachkommen regierten mehrere Jahrhunderte in A.; zunächst nach ihm sein Schwiegersohn Lynkeus, dessen Enkel Akrisios u. Prötos sich in das Reich theilten; der Erstere blieb in A., der Letztere erbaute sich Tiryns u. trieb später seinen Bruder aus seinem Reiche. Aber Perseus setzte seinen Großvater Akrisios wieder auf den Thron, den er nach des Akrisios Tode selbst erbte. Da Perseus aber nicht in A. bleiben wollte, so tauschte er mit Megapenthes, Sohn des Prötos, u. zog nach Tiryns. Diese Stadt aber überließ er nachher seinem Sohne Alkäos, während er sich selbst eine neue Residenz Mykenä baute. In A. folgte auf Megapenthes dessen Sohn Anaxagoras. Nachmals waren die Perseiden, unter ihnen bes. Herakles, von den Pelopiden aus ihrem Reiche verdrängt worden; von Letzteren herrschten hier Adrastos u. zur Zeit des Trojanischen Krieges Diomedes. Ergiäos gab das, von Diomedes aus Troja nach A. gebrachte Palladium dem Temenos, worauf dieser die Stadt eroberte. Die Söhne des Temenos (Temeniden) waren Kisos, Phalkes, Agräos u. Kerynes. Weil sie aus des Vaters Neigung zu Deiphontes, den Gemahl ihrer Schwester Hyrnetho, schlossen, er möchte diesem einst das Reich übergeben, so ermordeten sie ihren Vater, aber Deïphontes vertrieb sie u. blieb selbst im Besitze der Herrschaft; nach Anderen soll er sich nach Epidauros gewendet haben u. Kisos im Besitz von A. geblieben sein, unter dessen Herrschaft die Argiver die königl. Gewalt beschränkten. Unter den heraklidischen Herrschern war noch berühmt Phidon (um 900), der zuerst Münzen geprägt u. Maß u. Gewicht eingeführt haben soll; der letzte war Meltas. 496 v. Chr. erregte der arkadische Wahrsager Kleander einen Aufstand unter den Sklaven. Schon seit der heraklidischen Zeit hatte A. seine Könige durch eine demokratische Verfassung eingeschränkt, u. von diesem Verlassen der reinen Monarchie schrieb sich die Spannung zwischen A. u. Sparta her. Da nachmals A. die begehrte Hegemonie in Griechenland nicht erhielt, so nahm es keinen Theil an den Perserkriegen; ja da Mykenä u. Tiryns gleichwohl Hülfstruppen zu diesem Kriege stellten, so griffen die Argiver diese Städte an, zerstörten sie u. versetzten die Mykenäer u. Tirynthier nach A. In A. selbst war ein fortwährender Kampf zwischen Demokraten u. Aristokraten; die Aristokraten waren meist unglücklich, wie in dem berüchtigten Aufruhr, Skytalismus (d. h. Stockprügelei) genannt, nach der Schlacht bei Leuktra um 371, wo das Volk mehrere Tausende Aristen erschlug. In der macedonischen Zeit mußte A. macedonische Besatzung einnehmen u. erhielt wiederholt aus der Mitte seiner Bürger Tyrannen, so um 290 v. Chr. Aristomachos, nach ihm 280 Aristippos u. dessen Nebenbuhler Aristias, zu dessen Unterstützung 271 v. Chr. der Epirerkönig Pyrrhos nach A. kam, aber hier erschlagen[700] wurde, u. m. A. Unterdessen hatte sich A. an den Achäischen Bund angeschlossen, welcher Partei gegen die Tyrannen nahm, u. so wurde der Tyrann Aristomachos von Aratos vertrieben, ein anderer Aristomachos legte auf dessen Zureden die Tyrannei nieder. Die Feindseligkeiten mit Sparta dauerten immer fort, u. der Staat A. endigte zuletzt mit der Dahingebung in die Willkühr der Römer. Im Mittelalter gehörte A. zum Herzogthum Athen. 1397 wurde die Stadt A. von den Osmanen, unter Bajazeths Feldherrn Jakub, erobert, geplündert u. 30,000 Ew. als Sklaven nach Asien geschickt. Im August 1463 wurde A. von den Venetianern eingenommen, aber im November von Mahmud zurückerobert; 1686 wieder von den Venetianern besetzt, 1706 von den Türken genommen u. durch den griechischen Aufstand befreit u. das Land zur griechischen Eparchie gemacht. Zu A. ward im November u. December 1821 ein griechischer Nationalcongreß abgehalten u. im December die griechische Verfassung des Peloponnes zu Stande gebracht, s. Griechenland (Gesch.). Vgl. Schubart, Argolica, Marb. 1832.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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