Berg [2]

Berg [2]

Berg, 1) sonst Herzogthum in Deutschland, zwischen Rhein, Grafschaft Mark, Westfalen u. Nassau; östlich bergig, am Rhein eben u. fruchtbar; bewässert von der Sieg, Ruhr, Düssel u.a. Flüssen; hielt 54 QM.; 262,000 (293,000) Ew.; ist jetzt Theil der preußischen Regierungsbezirke Arnsberg, Köln, Düsseldorf. 2) (Gesch.). Das Herzogthum. B. war zur Römerzeit von Ubiern, nach deren Bersetzung von Sigambrern, Tencterern u. Bructerern bewohnt, die erst. in der Völkerwanderung verschwinden. Unter den Franken gehörte B. zu Ripuarien u. war in 4 Gaue getheilt. Man hält Hermann u. seinen Bruder Adolf I. für die Stammväter der Grafen von B. Letzterem folgte Adolf II. u. um 1093 diesem sein Sohn Adolf III, Er u. sein Bruder Eberhard wurden 1108 zu Grafen von dem B. u. Altena ernannt; sie starben auf dem, von Letzterem zur Cistercienserabtei Altenberg umgewandelten Schloß B. Adolf IV., der Sohn Adolfs III., folgte um 1134; er nahm an den Kreuzzügen Theil u. st. 1152 (nach And. 1160). Seine. Söhne theilten das Erbe, indem Eberhard die Grafschaft Mark, Engelbert aber B. erhielt. Er unterstützte den Kaiser Friedrich I. gegen Heinrich den Löwen, machte mit demselben einen Kreuzzug ins Gelobte Land u. st. 1189 auf der Rückkehr. Sein Sohn Adolf V. erklärte sich in den damaligen Streitigkeiten in Deutschland für Kaiser Otto IV., seit 1205 für Philipp von Schwaben; machte 1211 einen Kreuzzug mit, ging 1218 nach Ägypten u. fiel vor Damiette. Ihm folgte sein Bruder Engelbert II., Erzbischof von Köln, u. als mit dessen Tode 1225 der Bergsche Mannsstamm ausgestorben war, kam B. durch Adolfs V. Tochter Ermengarde od. Kunigunde, Gemahlin des Herzogs Heinrich IV. von Limburg, der schon seit 1219 Namen u. Herrschaftsrechte eines Grafen von B. führte, an Limburg. Ihm folgte 1246 in der einen Hälfte von B. sein 2. Sohn Adolf VI., während er die andere Hälfte seiner Gemahlin überließ, u. als Adolf VI. (zwischen 1257 u. 59) gestorben war, folgte ihm sein Sohn Adolf VII. unter der Vormundschaft seiner Mutter. Dieser lebte fortwährend in Streit mit dem Erzbischof von Köln, bis er von demselben gewonnen wurde; er st. 1296 in der Gefangenschaft, u. da er keine Kinder hatte, so folgte ihm sein Bruder Wilhelm I., der früher Kanonikus in Köln war. Da dieser wieder ohne Nachkommenschaft war, folgte ihm 1308 sein Neffe Adolf VIII., Sohn Heinrichs von Windeck. Auch dieser st. 1348 kinderlos, u. nun kam B. an seine Schwestertochter Margarethe, welche diese Grafschaft ihrem Gemahl, Gerhard von Jülich, zubrachte. Die von nun an gemeinsame Geschichte von Jülich u. B. s.u. Jülich. 1609 erlosch die Jülicher Linie, u. es entstanden zwischen Brandenburg, Sachsen, Österreich u. der Pfalz Streitigkeiten über den Besitz dieser Lande, welche erst 1666 geendigt wurden. B. fiel an Kurpsālz, kam 1742 beim Erlöschen dieser Linie an die Sulzbacher Linie u. 1799 nach dem Tode des Kurfürsten Karl Philipp Theodor an Pfalz-Zweibrücken, wurde aber 1806 gegen Ansbach an Preußen vertauscht. Napoleon machte es zu dem Kern eines Großherzogthums, das auf 315 QM. u. 879,000 Ew. umfaßte, u. das er seinem Schwager Joachim Murat abtrat. Dieser vertauschte es aber 1808 gegen das Königreich Neapel, u. Napoleon schenkte es 1809 Ludwig, dem ältesten Sohn seines Bruders, des Königs Ludwig von Holland. Bevor dieser zur Mündigkeit gelangte, wurde B. 1813 von den Alliirten besetzt, das Großherzogthum aufgelöst u. B. 1814 durch den Beschluß des Wiener Congresses dem König von Preußen zugetheilt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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