Buchdruckerpresse

Buchdruckerpresse

Buchdruckerpresse, Presse zum Abdruck von Schriftformen. Sonst waren blos hölzerne B-n, an denen nur die nothwendigsten Dinge von Eisen u. Messiug gearbeitet waren, gewöhnlich, jetzt sind dieselben fast überall durch eiserne verdrängt; doch stimmt die Einrichtung beider in vielen wesentlichen Dingen überein. Die hölzerne (deutsche) Presse besteht gewöhnlich aus zwei hölzernen, 5 Fuß hohen Preßwänden mit Füßen u. wird durch drei Balken, deren oberster die Krone, der darauf folgende der Zieh- (Ober-) balken u. der unterste der Unterbalken heißt, verbunden. Zwischen beiden letzteren ist ein starkes Bret, die Brücke, eingesalzt. Oben ist die B. an einem, an der Decke angebrachten Kranze mittelst vier hölzernen Stützen befestigt (angesparrt). In der Mitte des Ziehbalkens ist eine messingene Schraubenmutter eingelassen, worin eine eiserne od. messingene, mindestens 2 Zoll dicke Schraube sich senkrecht bewegt. An diese Schraube ist unterhalb eine eiserne Spindel befestigt, die sich in einem dünneren Zapfen endet. Dieser ging sonst durch die Büchse, welche sich in einem viereckigen Loch der Brücke auf u. ab bewegte, u. konnte sich in demselben drehend bewegen; jetzt ist aber diese Büchse nicht mehr gewöhnlich. Mittelst des eisernen Schlosses, das über u. unter der Brücke angebracht ist, wird an vier Haken od. neuerdings öfter durch zwei aufgeschraubte eiserne Bügel der Tiegel, eine starke eiserne, messingene od. im Nothfall hölzerne, 18–24 Zoll lange, 13–16 Zoll breite Platte, an der Büchse mittelst Bindfaden festgehalten (angebunden). Dieser Tiegel paßt beim Drucken genau auf die Form; in der Mitte desselben erhebt sich ein Viereck von 4 bis 6 Zoll, in das das Pfännchen, in dem sich der Zapfen der Spindel bewegt, eingelassen ist. Diese ganze Maschinerie wird nun durch den Preßbengel, eine starke eiserne Stange, die rechtwinkelig durch die hölzerne Bengelscheide u. Spindel geht u. durch eine Flügelschraube befestigt ist wird wegt, indem, wenn sie angezogen wird, steh durch das Drehen der Spindel das Ganze niedersenkt u. so auf die Form drückt. Vor der Presse ist nun der Karren, ein horizontales, hölzernes Viereck, angebracht, der auf der einen Seite auf dem Unterbalken, auf der anderen auf einer Stütze ruht. Auf diesem befindet sich die Kurbel (Rolle), eine Walze mit doppeltem buchenem Rade, um welches lederne Bänder, die Kurbelbänder, gehen, die an beiden Enden an dem darüber liegenden hölzernen Laufbrete befestigt sind u. dieses mittelst der unten angebrachten eisernen Klammern u. der auf dem Karren befestigten Laufschienen unter den Tiegel u. wieder vor bewegen (fahren). In der Mitte des Karrens befindet sich das Fundament, eine sonst hölzerne, jetzt allgemein eiserne od. messingene, horizontale Platte, auf der die Form (s.d.) unmittelbar liegt; sie wird mittelst zwei an der breiten u. inneren Fläche des Karrens links angebrachten starken Eisenblechen (Capitälen), u. den an der Ecke desselben, rechts des Druckers, befestigten winkeligen Einkeileisen beim Zurichten durch Keile festgelegt. Zum Drucken wird das Papier durch den Deckel u. das Rähmchen festgehalten. Der Deckel ist ein länglich-viereckiger [404] Rahmen, der aus drei hölzernen u. einer dünnen eisernen Leiste (Stange) besteht, u. am äußeren Ende des Laufbretes mit eisernen Gelenkbändern (Deckelbändern), durch Schrauben (Deckelschrauben), befestigt wird, um ihn auf ein rechts daneben angebrachtes Gestell (Deckelstuhl, Galgen, nach der Gestalt des letzteren so genannt) schräg auflegen u. bis auf die Form zurückwenden zu können. Dieser auf- u. abzuklappende Deckel wird mit Leinwand straff überzogen, die man am Rande festleimt. Sonst hatte man allgemein nur deutsche Deckel, in die, außer einer Unterlage von Tuch (Filz), eine andere von mehreren Pappen u. Bogen Papier kam, u. in die nun mittelst der Puncturen etwa 1/2 Buch Papier auf einmal eingestochen u. allmählig bedruckt wurden; die bedruckten Bogen wurden nach u. nach weggenommen. Um das eingestochene halbe Buch Papier vor Beschmutzen mit dem Finger zu bewahren, war in der linken unteren Ecke des Deckels ein zungenförmiges Stück Leder, der Frosch, auf gezweckt. Da der Druck in diesen Deckeln schlecht u. bes. nie scharf wurde, so führte man zu Anfang dieses Jahrh. die französischen Deckel ein, wo, außer dem eigentlichen Deckel, noch ein zweiter Einlegedeckel (Cartons), mit Pergament od. Leinwand straff überzogen, folgt, u. auf dem, außer einer Unterlage von Tuch u. einigen Preßspänen, weiter nichts liegt. Der Druck kommt in ihnen weit schärfer u. besser. An den Deckel werden nun die Bogen mittelst zwei eiserner Puncturen, länglicher, hinten, wo sie mittelst der Puncturschraube aufgeschraubt werden, in eine Gabel (Züngelchen) endigender Bleche (Puncturscheren), die nach innen in zwei Spitzen (Puncturspitzen) auslaufen u. da das Format verschieden ist, nach demselben verändert werden können, aber stets in der Mitte stehen, festgesteckt. Das Rähmchen, ein Viereck von Eisenblech, ist durch kleine Gewinde an dem Deckel befestigt u. wird an beiden Seiten mit Maculatur od. Schreibpapier beklebt. Wenn dieser Überzug trocken geworden ist, steckt der Drucker Holzspäne (Rähmchenstege) durch den Überzug u. befestigt sie in demselben mit seinem Bindfaden, um zu verhindern, daß sich auf dem Bogen, welcher zum Abdruck in den Deckel eingestochen u. über welchem das Rähmchen vor dem Ziehen zugemacht wird, nichts in den Stellen od. Räumen, die weiß bleiben sollen, beschmutze. Beim Druck von Titelzeilen u. dergl. werden Träger angebracht, d.h. starkes Papier aufgeklebt, worin die Titelzeilen ausgeschnitten werden, damit sich letztere nicht zu scharf einsetzen; auch befestigt man dünne Holzspäne an solchen Stellen u. an den Stellen der Stege, die gleichfalls Träger heißen. Sind nun der Deckel u. das Rähmchen aufgeschlagen, so liegt ersterer auf dem Galgen u. letzteres an einer an der Decke u. dem Fußboden befestigten Schnur (Imham, Anschlag), durch deren Anziehen es zugeschlagen wird. Der Drucker befestigt nun das Rähmchen durch einen kleinen eisernen Wirbel (Schnalle) an dem Deckel, schlägt auch diesen auf die Form, rollt den Karren mittelst der Kurbel unter die Presse u. verfährt, wie unter Buchdrucken III. beschrieben ist. Außerdem sind noch an der B. der Farbekasten u. der Farbetisch augebracht, in welchem ersteren die Farbe aufbewahrt u. mittelst des Farbeeisens auf letzteren ausgestrichen u. mit der Walze ls. Buchdruckerwalze) sein zerrieben wird; daneben steht die Auslegebank, der Tisch, auf den der Drucker die Bogen legt. Entweder wird deutsch ausgelegt, wo der Tisch mehr rechts vorwärts, od. französisch, wo er mehr links od. rückwärts steht. Um größere Schärfe u. Gleichheit im Druck zu erlangen, war man schon lange bemüht, die B-n zu verbessern. Schon 1620 verfertigte Blaew in Amsterdam, 1770 Haas in Basel, sie großentheils aus Eisen u. verbesserte die B. wesentlich; später erdachte man Walzenpressen, wo der Druck durch eine eiserne, über den Deckel weggehende Walze bewirkt wurde, u. Tretpressen, wo eine Vorrichtung zum Treten den Druck hervorbrachte, od. das Ziehen wesentlich unterstützte. Die erste eiserne Presse erdachte Lord Stanhope Anfang dieses Jahrhunderts in England. Diese Stanhopsche Presse ist fast ganz von Gußeisen u. daher dauerhafter, kleiner, netter u. extracter drückend, als andere, u. hat noch den Vortheil, daß beim Drehen der Spindel durch ein hinten angebrachtes Gewicht ein zweiter Hebel angebracht ist, welcher bewirkt, daß beim Pressen selbst der Tiegel zwar mit noch verstärkterer Kraft einsetzt, als bei der alten Presse, daß aber weit weniger Kraftanstrengung gefordert wird, so daß ein Lehrling von 15 Jahren Lexikonoctav mit kleiner Schrift zu drucken vermag, u. nur ein Zug zu derselben gehört, während sonst zwei Züge nöthig waren. Anders construirt war die Treadwelsche Presse, welche getreten wird, aber 5 Fuß mehr Raum braucht, als gewöhnliche Pressen. Die Ruthwensche Presse, 1813 in Schottland erfunden, ist tafelförmig, wird durch einen Hebel od. eine Kurbel bewegt u. das Fundament steht unbeweglich, dagegen wird der Tiegel gefahren, u. wenn er über dem Deckel ist, mit dem unteren Apparat in Verbindung gesetzt, so daß er, wenn der Hebel angezogen wird, kräftig drückt. Nachdem an die Stelle der Schraube das zusammengesetzte gewöhnliche Hebelwerk getreten war, fand man eine weitere Verbesserung in der Anwendung des Kniehebels. Kochs Säulenpresse ist auf diese Art construirt, bes. tritt aber das Knie bei der Hagarpresse, nach dem Erfinder, einem Amerikauer, Hagar benannt, als ausgebildetes Princip hervor. Die Hagarpresse hat ein gußeisernes Gestell von zwei hohlen Säulen, welche ober- u. unterhalb des Tiegels eine breite eiserne Balkenverbindung haben. Dies Knie besteht aus zwei abgestumpften eisernen, in einem stumpfen Winkel gegeneinanderstehenden Kegeln, die sich an den spitzigen Enden in Pfännchen um feststehende kleine Zapfen bewegen. Die dicken Enden beider sind von einer Büchse umgeben, die mittlere horizontale Scheidewand oben u. unten einen Zapfen trägt, von denen der eine in die Aushöhlung der Grundflächen des einen, der andere in die des anderen Kegels eingreift. Durch das Anziehen des Bengels, welcher mit der Büchse verbunden ist, nähern sich die Grundflächen der Kegel, der stumpfe Winkel, den sie bilden, nähert sich dem flachen u. der Tiegel, welchen zwei an den gußeisernen Pfeilern angebrachte Spiralfedern in einer gewissen Höhe über der Druckform halten, wird auf diese niedergedrückt, um beim Nachlassen des Druckes in Folge der Federkraft sogleich wieder emporzuschnellen. Eine Verbesserung des Kniehebelwerkes traf Dingler bei der nach ihm genannten Dinglerpresse. Bei dieser ist die obere Strebe (Kugel) in[405] ein quadratisches Stück Eisen verwandelt, welches unten einen Zapfen zum Eingreifen in die Höhlung (das Pfännchen) der Grundfläche der Strebe oben eine Aushöhlung hat, in welche ein aus der Mitte des oberen Balkens der Presse heraustretender Zapfen eingreift. Das zwischen der unteren Strebe u. dem oberen Zapfen bewegbare Stück ist nach hinten in einen Arm verlängert, der sich nach unten herabbiegt u. am unteren Ende mit der Zugstange verbunden ist, so daß er beim Anziehen des Bengels als ungleicharmiger Hebel wirkt. Auf einer Presse können in einem Tage höchstens 2000 Abzüge gemacht werden, also der Schön- u. Wiederdruck von 1000 Exemplaren eines Bogens. Bei weitem rascher arbeitet die Schnellpresse (s.d.).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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