Nikephŏros

Nikephŏros

Nikephŏros (gr., d.i. Siegbringer). I. Byzantinische Kaiser: 1) N. I., erst Patricier u. Großschatzmeister der byzantinischen Kaiserin Irene, wurde nach derselben 802 Kaiser, machte einen Vertrag mit Karl d. Gr. (803) wegen Süd-Italiens, mußte sich dazu verstehen, dem Khalifen Harun al Raschid einen Tribut zu bezahlen, u. fiel 811 gegen den Bulgarenkönig Crumnus, s.u. Byzantinisches Reich (Gesch.) II. A). Des mit Silber überzogenen Schädels des N. bediente sich der Sieger als Becher. 2) N. II., Phokas, Sohn des Patriciers Bardas, Feldherr des Kaisers Romanus II. u. Sieger über die Türken u. Russen, folgte 963 als Kaiser auf Romanus u. führte fortwährend Kriege gegen die Türken. Er war vermählt mit Theophania, der Wittwe seines Vorfahren, mit deren Hülfe ihn Johannes Zimiskes 969 tödtete, s. ebd. 11. B). 3) N. III. Botoniates, Nachfolger des Kaisers Michael VII., regierte 1078–1081, s. ebd. II. C). Vermählt war er erst mit Verdine, dann mit Marie, Tochter des Kaisers Michael Parapinakes. 4) N. Bryennios, aus Orestias in Macedonien, bekleidete wichtige Posten an dem griechischen Kaiserhofe, u. schon wollte 1074 ihn Michael Parapinakes zum Cäsarernennen, als seine Feinde dies hintertrieben. Nun empörte er sich nebst seinem Bruder Johannes u. ließ sich 1077 in Dyrrhachium zum Kaiser ausrufen. Da er aber eben gegen Constantinopel marschiren wollte, kam ihm N. Botoniates zuvor, schlug ihn 1078 bei Kalabrios in Thessalien u. ließ ihn 1080 blenden. 5) N. Bryennios, Sohn des Vor.; der Kaiser Alexios I. Komnenos erklärte ihn zum Cäsar u. gab ihm seine Tochter Anna zur Gemahlin; er erkrankte bei der Belagerung von Antiochien 1137 u. st. in Constantinopel; er schr.: Υλη ἱστορίας (die Geschichte der Komnenen), herausgegeben Par. 1661 u. 1670, Vened. 1729, Fol., von Meinecke, Bonn 1836.

II. Geistliche u. Gelehrte: 6) N. Constantinopolitanus (N. Patriarcha, N. Homologetes [Confessor]), geb. um 758, Sohn des Staatssecretärs Theodoros, Geheimschreiber der Kaiserin Irene, wurde nach dem zweiten Nikäischen Concil Mönch u. 806 Patriach in Constantinopel; da er sich der Bilderzerstörung widersetzte, ward er 815 abgesetzt u. in ein Kloster verwiesen, wo er 828 st.; er schr.: 'Ιστορία σύντομος (von 602 bis 770), herausgeg. von Petavius, Paris 1616; auch im 8. Bd. der pariser u. im 7. Bd. der venetianischen Sammlung byzantinischer Alterthümer; Χρονογραφία σύντομος (von Adam bis 828), herausgeg. 1648, von Goarus mit Syncellus 1652 u. in Scaligers Thesaur. tempor., Léyden 1616; u. mehre dogmatische Schriften. 7) N. Basilakes, griechischer Rhetor im 11. Jahrh.; schr.: Μῦϑοι u. dgl., herausgeg. von Leo Allatius in Excerpt. gr. Sophist., Rom 1641. 8) N. Chumnos, griechischer Philosoph des 12. Jahrh.; schr. gegen Plotinos Περὶ ψυχῆς, herausg. von Creuzer mit Plotinos De pulchritudine, S. 395 ff.; Andres von ihm herausg. von Boissonade im 2. u. 3. Bd. der Anecdota gr. 9) N. Blemmida od. Blemmydes, griechischer Mönch des 13. Jahrh.; war der Union mit der Lateinischen Kirche günstig, gründete auf eigene Kosten ein Kloster, als dessen Abt er wegen Strenge der Sitten berühmt wurde, u. st. 1274; er schr. außer theologischen u. philosophischen Schriften auch Γεωγραφία συνοπτικ u. 'Ετέρα ἱστορία περὶ τῆς, herausgeg. von Spohn, Lpz. 1818; G. Manzi, Rom 1819; auch in Bernhardys Ausgabe des Dionysios Periegetes. 10) N. Gregoras, s. Gregoras. 11) N., Patriarch im 13. Jahrh., Verfasser einer metrischen Oneirokritik, herausg. von Rigaltius mit Artemidoros. 12) N., Sohn des Kallistos Xanthopulos, lebte in der ersten Hälfte des 14. Jahrh. in Constantinopel, wahrscheinlich als Mönch; sein Hauptwerk ist Ιστορία ἐκκλησιαστικ (bis 610), handschriftlich in Wien, zuerst lateinisch von I. Lange, Basel 1553 u.ö., griechisch zuerst von Fronto Ducäus, Par. 1630, 2 Bde.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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