Correggio [2]

Correggio [2]

Correggio (spr. Korredscho), 1) Antonio Allegri da C., geb. 1494 in Correggio, einer der größten Historienmaler, Gründer u. Haupt der Parmesanischen Schule. Bon seinen Lebensschicksalen ist nur wenig belaunt, da er in engen beschränkten Verhältnissen lebte u. nicht, wie seine berühmten Zeitgenössen Rafael, Leonardo da Vinci, Michelangelo u. Titian vom Glück begünstigt, in die höheren Gesellschaftskreise u. in das öffentliche Leben hineingezogen wurde. Als sein Lehrer wird sein Oheim Lorenzo Allegri genannt, dann soll er bei Francesco Bianchi Ferrari weitere künstlerische Anleitung gefunden haben. Im Jahre 1511 wich er vor der Pest nach Mantua, wo er von Andrea u. Franc. Mantegna lernte, u. kehrte nach einiger Zeit in seine Vaterstadt zurück, wo er 1513 ein Altarbild mit vier lebensgroßen Figuren (jetzt in der Ashburton-Gallerie in London) vollendete. Im folgenden Jahre malte er den St. Franciscus (in der Dresdner Gallerie) u. eine Madonna auf dem Throne (gestochen von F. Lutz). An sein im Jahre 1517 gemaltes Bild, die heilige Martha, Petrus, Leonhard u. Maria Magdalena darstellend, knüpft sich die Erzählung von seinem Ausruf: Anch' io son pittore (Auch ich bin ein Maler), als er in S. Giovanni in Bologna Rafaels heilige Cäcilie gesehen hatte, indem er kurze Zeit darauf das genannte Bild in Angriff nahm. 1518 begab sich C. nach Parma, um das Refectorium des Klosters S. Paolo mit Gemälden zu schmücken. Er wählte dazu Scenen aus der griechischen Mythologie. Erst in neuerer Zeit sind diese Arbeiten, die zu seinen vorzüglichsten gehören, wieder aufgedeckt worden. Von jener Zeit an verließ C. die strenge kirchliche Richtung, welcher er bisher gefolgt war, u. warf sich mit Vorliebe auf die Darstellung der Schönheit weiblicher Körperformen, indem er zugleich in der Anwendung des Helldunkels bisher nicht gekannte malerische Effecte erzielte. Im Jahre 1519 war er in der Abtei Torchiara beschäftigt, das Gewölbe einer Nische auszumalen, u. verheirathete sich 1520 in seiner Vaterstadt mit Girolama Merlini. Das nächste. Bild von seiner Hand, die auf der Flucht nach Ägypten rastende Maria darstellend (unter dem Namen La Zingarella, die Zigeunerin bekannt, oft wiederholt u. copirt), soll Portraitähnlichkeit mit seiner Frau haben, diesem folgte das unter dem Namen Vierge au panier bekannte Gemälde. Im Sommer desselben Jahres arbeitete C. in Parma, zuerst in der Sta. Annunziata eine Verkündigung al fresco malend, von der nur noch Reste vorhanden sind, dann die Madonna della Scala in einem Zimmer der Porta Romana, endlich für den Marchese Prati ein Ecce homo (gestochen von Agost. Caracci), jetzt in der Londoner Nationalgallerie. Sein bedeutendstes Werk aus dieser Zeit, die Malereien in der Kuppel des Klosters S. Giovanni in Parma, konnte er erst 1522 vollenden, da Kriegsunruhen seine Arbeit hinderten. Von diesen Malereien (gestochen von Toschi) ist nur ein aus der Wand gesägtes Stück erhalten u. in der Bibliothek in Parma angebracht. Der Beifall, welchen sich dies Werk errang, verschaffte C. den Auftrag zur malerischen Ausschmückung des Domes zu Parma. Während er zur Ausführung dieser umfassenden Arbeit schritt, malte er noch verschiedene Staffeleibilder, darunter sein unter dem Namen Die heilige Nacht (in der Dresdener Gallerie, gestochen von Léfèbre) weltberühmtes Gemälde, die Geburt Christi darstellend. Bis zum Jahre 1531 arbeitete er mit einigen Unterbrechungen, während welcher er auf seinem Landgute bei C. nach dem Tode seiner Gattin äußerst zurückgezogen lebte, an der Ausmalung des Domes, dessen Kuppel er mit einer Darstellung der Himmelfahrt Mariä füllte. Gekränkt[462] durch das rauhe Benehmen des Domherrn wollte er sich indeß nicht zur Vollendung der ganzen Arbeit, wofür ihm 1000 Ducaten bewilligt waren, verstehen. Für die bereits vollendeten Arbeiten wurde ihm nur die verhältnißmäßig äußerst geringe Summe von 350 Ducaten ausgezahlt. In die folgenden Jahre fallen die drei berühmten Gemälde, deren Stoff der griechischen Mythe von den Liebesabenteuern des Zeus entnommen ist, nämlich Danae mit dem goldenen Regen, für den Herzog von Mantua gemalt (1530, jetzt in der Gallerie Borghese), Leda mit dem Schwan u. Jo mit der Wolke (gestochen von Bartolozzi); alle drei oft wiederholt u. copirt. Die Originale der beiden letzteren (bei denen die durch den Sohn des Herzogs von Orleans herausgeschnittenen Köpfe meisterhaft ergänzt sind) befinden sich im Berliner Museum, eine Wiederholung der Jo von C. selbst sieht man im Belvedere in Wien. Er st. 1534. Über ihn schr. Pungilloni, Parma 1817; Ratti, Finale 1781. In C. vereinigte sich reiche Schöpferkraft mit dem außerordentlichsten Talent, u. schon in seinem 18. Jahre malte er Bilder, die selbst im Betreff der Technik unübertrefflich sind. Man rühmt gewöhnlich an C. die Anmuth der Linien u. Formen; die Seele seiner Kunst indeß ist die Heiterkeit, die er bis zur Ausgelassenheit, zu einer sinnlichen Lust steigerte, die man nur bei den alten Griechen trifft u. die in Verbindung mit christlichen Gegenständen, allerdings höchst unkirchliche, aber dennoch höchst bewundernswürdige u. erfreuliche Werke hervorbringt. Mit der würdevollen, feierlichen Darstellung gab er zugleich die Einfachheit der Linien, die Strenge der Formen, kurz das plastische Princip fast ganz auf, bildete aber dafür das malerische um so entschiedener aus u. wurde dadurch der Meister des Helldunkels. Er bildete viele Schüler, namentlich Parmigianino, Rondani, Girol. da Carpi etc. u. ist bis auf die spätesten Zeiten, obschon mit geringem Glück, nachgeahmt worden. Werke außer den genannten in der Dresdner Gallerie: Madonna di S. Francesco, Madonna di S. Sebastiano; die Madonna di S. Giorgio u. die berühmte, für 80,000 Thaler angekaufte Magdalena. 2) Pomponio, geb. 1522, des Vorigen Sohn, auch Maler, von dem nur wenig erhalten ist.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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