O'Donell

O'Donell

O'Donell (spr. Odanneli), eine der Katholischen Confession folgende Familie, welche von dem alten u. angesehenen Geschlechte der Schloßherrn auf Dunegal u. Dynasten im frühern Tyrconcil in Irland abstammt u. 1604 zu Grafen von Tyrconcil erhoben wurde. In Folge des Sieges Wilhelms III. am Boynefluß (11. Juli 1690) verließen sie ihr Vaterland u. wandten sich in das katholische Ausland, bes. nach Spanien u. Österreich. A) Grafen O. von Tyrconell in Österreich ansässig: 1) Graf Karl, geb. um 1700, trat früh in kaiserliche Dienste u. wurde 1742 Obrist, focht am Rhein u. in Baiern, war 1746 in der Schlacht von Piacenza u. wurde hier General. 1756 commandirte er in Böhmen, wurde nach der Schlacht bei Lowositz Feldmarschalllieutenant, führte bei Kollin die Cavallerie, wurde 1758 General der Cavallerie, trug viel zu den Siegen bei Hochkirch u. Maxen bei, übernahm für Daun, welcher bei Torgau verwundet worden war, das Commando u. führte das Heer nach Böhmen; 1761 von dem Herzog von Bevern bei Reichenbach geschlagen, verlor er Schweidnitz, wurde 1764 commandirender General in den Niederlanden, dann Generalinspector der Cavallerie, 1768 Generalgouverneur in Siebenbürgen u. st. in Wien 1770. 2) Graf Johann, war österreichischer Feldmarschalllieutenant u. zeichnete sich in den Schlachten bei Leuthen (5. Dec. 1757) u. bei Maxen (21. Novbr. 1759) vorzüglich aus. 3) Graf Heinrich, führte als österreichischer Major 30. Sept. 1761 den Sturm auf das Hauptthor der Festung Schweidnitz an, worauf diese Festung eingenommen wurde; er st. als Generalmajor. 4) Graf Moritz, geb. 1780, zeichnete sich als Bataillonscommandant bei der Vertheidigung der Brücke von Ebersberg 1809 u. bei Besançon 1814 aus, wurde Feldmarschalllieutenant u. st. 1. Dec. 1843. Er war vermählt mit Christine geb. Prinzeß von Ligne. Jetziger Chef ist: 5) Graf Maximilian, Sohn des Vor., geb. 29. Oct. 1812, trat 1830 in die österreichische Armee ein u. durchlief seitdem die verschiedenen Offiziergrade bis zum Obersten. 1848 focht er in Italien, 1849 in Ungarn u. wurde darauf vom Kaiser Franz Joseph zum Flügeladjutanten berufen. Am 18. Febr. 1853 wendete er das von Libenyt (s.d.) auf den Kaiser unternommene Attentat ab u. wurde dafür in den österreichischen Grafenstand erhoben mit der Auszeichnung, seinem Familienwappen das Wappenschild des österreichischen Erzhauses mit dem Namenszug des Kaisers Franz Joseph u. dem Doppeladler hinzufügen zu dürfen. Er ist Generalmajor ad honores u. Ehrenbürger der Städte Wien, Prag, Pesth u. Laibach. Zu einer zweiten in Österreich blühenden Linie gehört 6) Graf Franz, er wurde, nachdem er vorher in Galizien u. bei den Armeeproviantirungen wichtige Dienste geleistet hatte, 1809 Finanzminister, war thätig für die Verbesserung der Finanzen u. st. 1810. Der jetzige Chef dieser zweiten Linie ist: 7) Graf Heinrich, geb. 1802, ist österreichischer Kämmerer u. war bis 1848 Vicepräsident bei dem lombardischen Gubernium in Mailand. B) Grafen O. von Abispal, in Spanien; zu ihnen gehören: 8) Joseph Heinrich O., Graf von Abispal, geb. um 1770 in Andalusien; trat in die spanische Infanteriegarde u. machte den Feldzug 1795 gegen Frankreich mit; 1808 war er Major u. stieg bei der Insurrection schnell zum General. 1813 bildete sein Corps die Reserve von Andalusien, nöthigte die Franzosen zur Räumung von Saragossa u. erhielt in Catalonien u. dem Thale von Aran bedeutende Erfolge. Als Gouverneur erstrer Provinz, schlug O. den General Schwartz bei La Bispal u. erhielt deshalb den Titel Graf von Abispal. Am 23. April 1810 wurde er bei Levido von Suchet gänzlich geschlagen u. eben so am 20. Febr. 1811 bei Vich; im October befehligte er die Armee in Valencia, gerieth jedoch später mit den Cortes in Zwiespalt u. wurde eingekerkert; 1814 nach der Wiedereinsetzung Ferdinands VII. wurde er Generalcapitän von Andalusien, 1815 Commandeur der Grenzarmee u. 1818 Gouverneur von Cadix. 1819 sollte er ein Corps nach Südamerika führen, als gerade bei seinem Abmarsch die Verschwörung auf der Insel Leon ausbrach, u. daer dieselbe nicht bewältigen konnte, wurde er abberufen. Mit dem Commando der Truppen von La Mancha beauftragt war er auf dem Marsch nach dem aufständischen Galizien; er proclamirte unterwegs in Occaña die Constitution, benahm sich aber hierbei so zweideutig, daß König u. Insurgenten ihn mit gleichem Mißtrauen betrachteten. 1822 zur Unterstützung des Generals Odaly gegen Bessiers gesendet, schlug er denselben u. übernahm nun das Commando der ersten Reservearmee, die bestimmt war Madrid zu decken. Wegen seines zweideutigen Benehmens gegenüber einer Aufforderung Montijo's zur royalistischen Partei überzutreten, 1823, machte sein Corps eine Meuterei gegen ihn u. nöthigte ihn das Commando niederzulegen. Er hielt sich noch eine Zeit in Madrid verborgen, floh dann nach Frankreich u. st. 1834 auf der Rückreise nach Spanien, als Maria Christine zur Regierung gekommen war, in Montpellier. 9) Graf Heinrich Karl, Bruder des Vor., st. 1830 in Madrid als Generalcapitän von Altcastilien. 10) Leopold O., Graf von Lucena u. Herzog von Tetuan, zweiter Sohn von O. 8), geb. 12. Jan. 1809 in Sta. Cruz de Tenerife, wurde schon 1823 Lieutenant u. 1828 Hauptmann in der spanischen Garde u. 1834 Oberst; als der Tod des Königs Ferdinand VII. das Signal zum Bürgerkriege gab, trat er auf die Seite[216] der Christinos, während seine Brüder auf Seiten des Don Carlos standen. Als er Cabrera zur Aufgabe der Belagerung von Lucena gezwungen hatte, ernannte ihn die Königin zum Grafen von Lucena u. nach Beendigung des Krieges zum Generallieutenant. Ein Anhänger der Königin-Regentin Christine, blieb er derselben auch im Unglück treu u. bildete als Befehlshaber der Armee des Centrums ein Gegengewicht gegen Espartero. Als dieser 1840 zum Regenten ernannt wurde, legte O. sein Commando nieder, verließ Spanien u. ging zunächst nach Frankreich. Von hier aus agitirte er nun für Christine gegen den Regenten u. brachte eine Verschwörung zu Stande, welche 1841 an verschiedenen Orten ausbrach u. von O. selbst zu Pampeluna betrieben wurde. Doch das Unternehmen mißlang, u. O. floh wieder nach Frankreich, von wo aus er seine Bestrebungen gegen Espartero fortsetzte. Nach dem Sturze Espartero's 1843 wurde O. Generalcapitän auf Cuba. Er erwarb hier ein bedeutendes Vermögen, trat bei seiner Rückkehr nach Spanien in den Senat ein u. schloß sich der Opposition gegen Bravo Murillo an. Unter dem Ministerium Narvaez erhielt er den Posten als Generaldirector der Infanterie, welchen er bis 1851 bekleidete. Die zunehmenden Intriguen am Hofe machten ihn aus einem Christino zu einem Moderado u. veranlaßten ihn gegen die herrschende Partei im Ministerium u. gegen die Günstlinge des Hofes zu wirken. Verdächtigt, eine Verschwörung angezettelt zu haben, sollte er 1854 verhaftet werden, entkam aber u. hielt sich nahe bei Madrid in dem Dorfe Canaligo versteckt. Als wegen der neuen Zwangsanleihe im Sommer 1854 große Unzufriedenheit gegen das Ministerium entstand, kam er aus seinem Versteck hervor u. brachte am 28. Juni die längst vorbereitete Verschwörung zum Ausbruch, als deren Zweck von ihm Rückkehr zur Verfassung von 1837, Aufrechterhaltung der Königin Isabella, ewige Verbannung der Königin Mutter u. Rückgängigmachung der Zwangssteuer bezeichnet wurde. Nachdem die meisten General-capitäne mit ihren Truppen u. auch Espartero sich mit ihm vereinigt hatten, mußte die Königin das bisherige Ministerium entlassen, Espartero wurde zum Ministerpräsidenten u. O. zum Marschall u. Kriegsminister ernannt (s.u. Spanien). Nach der Revolution im Juli 1856 erhielt O. den Vorsitz im königlichen Cabinet, mußte aber im Oct. d.i. denselben an Narvaez abtreten, s. ebd. Am 1. Juli 1858 trat er als Kriegs- u. Colonialminister wieder an die Spitze des Cabinets, erhielt im Dec. 1659 den Oberbefehl über die Armee gegen Marokko (s.d. Gesch.), siegte am 4. Febr. 1860 bei Tetuan u. beendigte nach einem abermaligen Siege unweit Tetuan (23. März) den Feldzug, worauf er zum Herzog von Tetuan ernannt wurde u. wieder auf seinen Ministerposten zurückkehrte. Am 6. Dec. 1860 wurde von einem Irrsinnigen (Namens Imaz) ein erfolgloses Attentat (Pistolenschuß) gegen ihn gemacht. 11) Graf Karl, Sohn von O. 9), früher Oberst der royalistischen Freiwilligen, nahm Partei für Maria Christine, wurde 1837 General u. commandirte mit Auszeichnung gegen die carlistischen Generale; die britische Legion stand einige Zeit unter seinen Befehlen; er. gehörte seit 1840 zu den Anhängern des Regenten Espartero, vereitelte im Oct. 1841 den Aufstand zu Gunsten der Königin Regentin in Pampeluna u. ging nach dem Sturze des Regenten mit diesem nach England. C) O., Grafen von Mayo, in Irland; zu ihnen gehören: 12) Balderogh, führte König James II. Stuart bedeutende Streitkräfte zu, galt für seinen besten Offizier u. fiel 1690 am Boynefluß. 13) Richard Annesley, Graf von Mayo u. Baronet von Newporthouse, jetziges Haupt der Familie, seit dem Tode seines Bruders 1828 Peer.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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