- Gloucester [2]
Gloucester (spr. Gloster), Grafen u. Herzöge von G., Titel eines jüngeren Prinzen od. Adoptivkindes des königlichen Hauses von England. Merkwürdig sind: 1) Robert, Graf von G., Heinrichs I. natürlicher Sohn, erfocht in den bürgerlichen Unruhen 1139 zu Gunsten seiner Schwester, der Königin Mathilde, den Sieg bei Lincoln über Stephan von Blois u. nahm Stephan selbst gefangen, wurde aber durch List 1142 ebenfalls gefangen u. gegen Stephan ausgewechselt; er erfocht noch den Sieg bei Wilton u. st. 1146. 2) Gilbert de Clare, Graf von G., Sohn Johanns ohne Land, Bruder Heinrichs III. Als sich 1264 der Schwager Heinrichs III., Simon Montfort, Graf von Leicester, gegen den König empörte, war G. bei den Aufrührern u. Mitanführer in der Schlacht bei Lewes. Unwillig über die Anmaßungen des Grafen von Leicester, befreite er den Kronprinzen Eduard aus der Hast Simons von Montfort, stellte sich aber später an die Spitze der königlichen Partei u. erfocht 1265 mit Prinz Eduard den Sieg bei Evesham, wo Leicester blieb. Später zurückgesetzt, erregte er einen erfolglosen Aufstand. Als während der Abwesenheit des Prinzen Eduard Heinrich III. 1272 starb, ernannte ihn dieser kurz vor seinem Tode zum Reichsverweser. 3) Graf von G., Sohn des Vorigen, brachte 1312 einen Vergleich mit dem sich gegen Eduard II. empörenden König der Schotten, Bruce, zu Staude u. fiel als Anführer der königlichen Armee bei erneuerten Unruhen in der Schlacht bei Stirling 1312. 4) Thomas von Woodstock, Herzog von G., jüngster Sohn Eduards II. u. Bruder Eduards III., wurde nach dessen Tode 1377 nebst seinen ältern Brüdern, den Herzögen von Lancaster u. von York, Vormund seines Großneffen Richard II., Sohnes des Schwarzen Prinzen. Beim Volke beliebt, wurde er Richard II. verdächtig, welcher ihn 1394 verhaften u. nach Calais bringen ließ. Hier starb er, nach Einigen auf Befehl Richards II. im Bett erstickt, 1397. 5) Humphrey, Herzog von G., Sohn Heinrichs IV., wurde nach dem Tode seines Bruders Heinrichs V. 1422[419] mit dem Herzog von Bedford Vormund über dessen Sohn Heinrich VI., u. da jener den Krieg in Frankreich führte, Reichsverweser in England u. nach Bedfords Tode 1435 alleiniger Vormund. Dabei hatte seine Verheirathung mit Jacqueline von Holland 1425–1430 (wo er wieder geschieden wurde) das Einverständniß Englands mit Burgund gestört u. Streitigkeiten mit Philipp von Burgund hervorgerufen. Die Vermählung des Königs mit Margarethe von Anjou gaben später dem Cardinal von Winchester, Erzieher des Königs, der immer sein Feind war, ein bedeutendes Übergewicht, welches dieser, verbunden mit der jungen Königin u. des Königs Günstling, Wilhelm de la Pole, zum Sturz des Herzogs von G. benutzte. Er wurde des. Hochverraths angeklagt, 11. Febr. 1447 gefangen genommen u. wenige Tage darnach todt im Bette gefunden. 6) Richard, Herzog von G., so v.w. Richard III. 7) Heinrich, Herzog von G., Sohn des Königs Karl I. u. Henriettens von Frankreich, geb. 1640, wurde unter Cromwell auf der Insel Wight erzogen u. später nach Dünkirchen gebracht; in Paris zeigte er große Festigkeit, weigerte sich u.a., katholisch zu werden, zeichnete sich bei Dünkirchen aus, starb aber schon 1660 an den Blattern. 8) William Henry, Herzog von G., Sohn des Kurfürsten Ernst August von Hannover, Bruder Georgs III., geb. 1743, wurde 1764 durch eine königliche Erklärung zum Herzog von G. ernannt, heirathete 1775 in geheimer Ehe die verwittwete Gräfin von Waldegrave, welche Ehe zu vielen Parlamentsdebatten Anlaß gab, u. starb 1807. 9) William Frederick, Sohn des Vor., geb. 1776 in Rom, wurde bei Gelegenheit seiner Vermählung mit der vierten Tochter Georgs III., Marie (geb. 1776, gest. 1857) 1816, förmlich als ebenbürtig anerkannt u. erhielt den Titel königliche Hoheit, sowie den Vorrang vor allen anderen Herzögen außer den königlichen Prinzen. Dennoch blieb er bei der Opposition, bes. im Proceß gegen die Königin Karoline. Er war auch königlich großbritannischer Feldmarschall u. st. 1834 kinderlos.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.