Simon [1]

Simon [1]

Simon (hebräischer Name, d.i. der Erhörte). I. Fürsten: A) Könige von Georgien: 1) S. I. Didi, Luarsabs I. Sohn, 1558–1603 König von Karthli, s. Georgien (Gesch.) S. 207. 2) S. II., des Vorigen Vetter, wurde 1628 ermordet, s. ebd. B) Fürsten von Lippe, s. Lippe S. 410 f. C) Herzöge von Lothringen: 3) S. I. (Sigmund), Sohn Dietrichs I., regierte 1115–39, s. Lothringen S. 530. Vermähltmit Gisela, Tochter des Grafen Gerard I. von Vaudemont, dann mit Adelaide. 4) S. II., Sohn von Matthias, regierte 1176 bis 1205 u. war vermählt mit Agnes, Tochter des Grafen Thibaut IV. von Champagne. D) Grafen von Montfort, s. Montfort 2), 3) u. 5). II. Jüdische Hohepriester u. Priester: 5) S. (Simeon) der Gerechte, Sohn Onias' I., Hoherpriester seit 289 v. Chr, hinterließ bei seinem Tode einen unmündigen Sohn, Onias (s.d. 2). Von diesem S. erzählten die Juden viel Märchenhaftes, nämlich so lange er Hoherpriester war, sei der Bock Asasel in Stücken zerborsten, ehe er noch über die Hälfte des Felsens gekommen; ferner das rothe Band, welchesdem Asasel umgebunden wurde, sei stets weist geworden, ein Zeichen, daß Gott die Sünden des Volkes vergeben habe; dann sei die Lampe am goldenen Leuchter nie verlöscht u. die Schaubrode so gesegnet worden, daß das kleinste Stück hinreichte; um einen Priester zu sättigen etc. Er war übrigens der Letzte der großen Synagoge u. schloß den alttestamentlichen Kanon. 6) S. II., Sohn Onias' II., 195 Hoherpriester; er stellte sich dem Versuch des Königs Ptolemäos Philopator von Ägypten, welcher in das Heiligste des Tempels dringen wollte, entgegen; er soll den Tempel verschönert, Kanäle angelegt u. Jerusalem erweitert u. befestigt haben; Andere beziehen dies auf den Vorigen. 7) S. der Benjaminit, Tempelaufseher unter dem Hohenpriester Onias III., dessen Gegner er war; er ging zu Apollodoros, dem syrischen Statthalter von Cölesyrien, u. verrieth demselben, daß im Tempel zu Jerusalem große Schätze lägen, deren er sich leicht bemächtigen könnte. Der König Seleukos schickte den Heliodoros nach Jerusalem, um die Schätze zu holen, bekam dieselben aber nicht, u. nun verbreitete S. das Gerücht, Onias habe den Verräther bei Seleukos gemacht. 8) S. Thassi, der Makkabäer, der zweite Sohn des Matthias, commandirte in den Kriegen gegen die Syrer eine Heeresabtheilung u. wurde dann Feldherr, aber nach der Gefangennahme seines Bruders Jonathan, 140 erblicher Fürst u. Hoherpriester der Juden; er führte eine weise, kräftige Regierung, schlug die ersten jüdischen Münzen u. führte glückliche Kriege gegen die Syrer; s.u. Hebräer S. 140. 135 wurde er von seinem Schwiegersohn Ptolemäos in der Bergfeste Doch bei Jericho ermordet. 9) S., aus Alexandria, wurde 1 v. Chr. Hoherpriester u. heirathete Mariamne, Tochter des Herodes. Verdächtig der Theilnahme an der Verschwörung des Pheroras u. Antipater gegen Herodes, wurde er vom König seines Amtes entsetzt. 10) S., Kamiths Sohn, Eleazars Nachfolger als Hoherpriester, aber nach einem Jahre von dem Proconsul Gratus abgesetzt. III. Andere berühmte Juden. 11) S., Sklav Herodes' des Großen, wollte sich nach dem Tode seines Herrn des Thrones bemächtigen; er ließ den Palast in Jericho u. andere Gebäude anzünden u. von seinen Anhängern plündern. Der Proconsul Gratus ließ ihn hinrichten. 12) S., Sohn des Gioras, stellte sich 62 an die Spitze einer aufrührerischen Rotte u. plünderte u. mordete in Idumäa. Als die Zeloten in Jerusalem viel Gewaltthätigkeiten verübten, riefen die Städter den S. zu Hülfe, doch richtete er wenig aus, blieb aber in der Stadt u. tyrannisirte die Bewohner, bis die Römer die Stadt einnahmen. 13) S. Ben Jochai, s. Simeon 15). IV. Aus der christlichen Geschichte bekannte Personen: 14) S. von Kyrene, begegnete der Hinrichtungsprocession Jesu u. ward genöthigt dessen Kreuz zu tragen. Einige lassen ihn nachher Bischof von Bostra geworden u. endlich den Märtyrertod gestorben sein. S. hatte zwei Söhne, Alexander u. Rufus. 15) S. aus Kana od. Zelotes (d.i. der Eifrer); Apostel Jesu, soll nachher in Ägypten, Kyrenaika u. Afrika das Evangelium gepredigt haben, ja sogar bis nach Britannien gekommen sein; nach And. starb er den Märtyrertod in Sunir; überhaupt aber wird er von And. für identisch mit Simeon 5) angenommen. 16) S., Pharisäer, bei ihm aß Jesus zu Mittag, nachdem er den Jüngling von Nain auferweckt hatte, u. hier goß ihm Maria Magdalene die Salbe auf die Füße. 17) S. der Aussätzige, in Bethania; in dessen Hause Jesus mit dem auferweckten Lazarus aß, wobei Martha ihn bediente. 18) S. Petrus, s. Petrus 1). 19) S., Judas Ischarioths Vater. 20) S. Niger, ein[115] christlicher Lehrer in Antiochia; er weihete mit Anderen den Paulus u. Barnabas zu Aposteln. 21) S. Byrseus, d.i. der Gerber, Einwohner von Joppe, bei welchem Petrus wohnte, als die Gesandten des Cornelius zu ihm kamen. 22) S. Magus (der Zauberer), aus Gitthon (Gitton) in Samaria, hatte durch Magie sich großes Ansehen u. zahlreiche Anhänger verschafft u. war von dem Apostel Philippus zum Christenthum bekehrt u. getauft worden, als er aber dem Apostel Petrus für die Mittheilung der Wundergaben des Heiligen Geistes Geld anbot (s. Simonie), wurde er von Petrus derb gestraft. Er durchzog dann in Begleitung einer Weibsperson Namens Helena, welche er aus einem Bordelle bei Tyrus entführt hatte, Phönicien u. Syrien als Gaukler, brachte Statuen zum Gehen, wälzte sich im Feuer ohne beschädigt zu werden, verwandelte sich in eine Schlange od. Ziege, hatte ein doppeltes Gesicht, öffnete verschlossene Thüren ohne Schlüssel etc.; auch nach Rom kam er unter der Regierung des Kaisers Claudius, erregte viel Aufsehen u. soll als Gott verehrt worden u. ihm auf der Tiberinsel eine Bildsäule mit der Inschrift Simoni Deo Sancto gesetzt worden sein, aber nachdem er hier eine Disputation mit Petrus (u. Paulus) gehabt u. sein falsches Vorgeben, daß er der Messias sei, von denselben widerlegt war, soll er seinen Jüngern befohlen haben ihn lebendig zu begraben, worauf er am dritten Tage wieder auferstehen würde. Die Jünger thaten es, S. aber stand nicht wieder auf; nach And. soll er sich verbindlich gemacht haben in den Himmel zu fliegen, aber auf das Gebet des Petrus (u. Paulus) herabgestürzt sein u. die Beine gebrochen haben. Bei den Kirchenvätern erscheint er als der Stifter der Ketzerei in der Christlichen Kirche, namentlich des Gnosticismus. Seine Anhänger nannten ihn Gott, er selbst aber gab sich bei den Juden für den Sohn Gottes, bei den Samaritanern für den Vater, bei den Heiden für den Heiligen Geist aus. Nach dem gnostischen System der Simonianer im 2. Jahrh. war S. die höchste Kraft (Dynamis), der Vater über Alles, u. Helena die Mutter Aller; diese von seinen Zeugungsgedanken befruchtet, ließ sich auf die Erde hernieder u. gebar Engel u. Mächte, welche dann die Welt schufen. Festgehalten von den Engeln, welche den Vater nicht kannten, mußte Helena nun durch mehre weibliche Körper hindurchwandern, bis sie in jenes Bordell kam, wo sie S., welcher als die Dynamis durch die verschiedenen Engelsphären herabgekommen u. Mensch geworden war u. als solcher gelitten hatte, endlich befreite, zugleich gab er den Menschen die Erkenntniß von ihrem Heile u. erlöste dieselben von der Macht u. dem Einflusse der nach der Weltherrschaft strebenden Demiurgen. Anders war das System der Simonianer nach der angeblich von S. selbst verfaßten Schrift Ἀπόφασις μεγάλη: die Wurzel alles Daseins, die große Dynamis, ist das Feuer, u. zwar theils das verborgene, als welches dasselbe das Wesen des Sichtbaren ist; theils das offenbare, als welches dasselbe das Erscheinen des Verborgenen ist. Das Hervorgehen des Sichtbaren aus dem Verborgenen ist der Weltproceß. Die Welt erscheint, nach Daniel 4, als ein Baum, dessen Stamm, Rinde, Zweige, Blätter das Offenbare des Feuers sind u. welcher wieder, durch Feuer verzehrt, untergehen wird, wenn er seine Hauptfrucht, den Menschen, nach seinem wahren Wesen getragen hat; der Mensch aber nach seinem ewigen Wesen ist der zum gnostischen Bewußtsein gekommene Geist, der Ausgebildete, in welchem das Princip zu sich selbst zurückkehrt. Aus dem Urfeuer gehen sechs Potenzen der Dinge in drei Syzygien hervor: Nus u. Epinoia, Phone u. Onoma, Logismos u. Enthymesis, welche auch als Weltpotenzen als Himmel u. Erde, Sonne u. Mond, Licht u. Wasser bezeichnet werden, aus welchen sich die endliche Welt entfaltet. Die große Dynamis geht nun in den kosmischen Proceß zur Erschließung desselben in drei verschiedenen Momenten ein: als Hestos ist die Dynamis oben die ungezeugte Potenz selbst; als Stas das unten im Wasser erzeugte Bild od. der Geist (Pneuma) über dem Wasser; als Stesomenos nach der vollständigen Ausbildung in den sechs Potenzen wieder oben neben der seligen Dynamis u. mit derselben eins. Die Ausbildung geschieht im Menschen, welchen Gott aus Erde nach dem auf dem Wasser schwebenden Geiste bildete; diese Bildung ist die potentielle Setzung zur Ausbildung (Exeikonismos); wird das Pneuma in ihm nach u. nach ausgebildet, so bleibt es in Ewigkeit als nicht mehr Werdendes; wird es nicht ausgebildet, so vergeht es mit der Welt. In diesem Processe der Bildung zur Ausbildung liegt die gnostische Erlösung, so ist S. zum Gott geworden, indem er zwar gezeugt u. leidensfähig war, so lange er noch im Potenzzustande war, aber aus einem Gezeugten ein Leidensloser geworden, als er ausgebildet aus den zwei ersten Potenzen, Himmel u. Erde, hinausging. Was die angeblich dem S. in Rom auf der Tiberinsel aufgestellte Bildsäule anlangt, so war sie eine Verwechselung mit der dem Semoni Sanco Deo dort aufgestellten, deren Fußgestell 1574 wieder aufgefunden wurde; vgl. A. van Dale, De statua Simonis Magi, Amst. 1700; außerdem H. Horbius, De ultima origine haeresis Simonis Magi, Lpz. 1669; M. Sirmicius, Simonis Magi pravitates, Gießen 1664; Simson, Leben u. Lehre S-s des Magiers in Illgens Zeitschrift für die historische Theologie, 1841; Schlurick, De Simonis Magi fatis romanis, Meißen 1844. V. Künstler, Gelehrte u. Schriftsteller: 23) S., griechischer Bildner aus Ägina, wahrscheinlich um die Zeit der Perserkriege; berühmt war von ihm die Reiterstatue in Olympia. 24) S. der Sokratiker, Schuhmacher in Athen, dessen Werkstatt Sokrates oft besuchte, um sich mit ihm zu unterhalten. Wenn Sokrates sich entfernt hatte, schrieb S. dessen Reden auf, u. daraus entstanden 33 sokratische Dialoge (skytische [d.i. lederne, weil der Verfertiger in Leder arbeitete] genannt). Man glaubt unter den unechten Platonischen Dialogen einige des S. wiedergefunden zu haben; Simonis Socratici dialogi IV, herausgeg. von A. Böckh, Heidelb. 1810. 25) S. Sethos, s. Simeon 17). 26) S. von Tournay, im Anfang des 13. Jahrb. Lehrer der Philosophie, dann der Theologie in Paris, nach And. Canonicus in Tournay; er war einer der Ersten, welche die Aristotelische Philosophie auf die Theologie anwendete. Er soll zuletzt sehr schwach an Verstand geworden sein u. Moses, Jesus u. Muhammed für drei Betrüger erklärt haben, weshalb er von der Epilepsie befallen worden sei; nach And. verlor er, als er seine Zweifel an der Trinität vortrug, plötzlich die Sprache u. das Gedächtniß; von seinen Schriften ist noch keine gedruckt. 27) S. Porta, s. Porta 2). 28) S. di Martino, eigentlich Mammi, geb. 1289 in [116] Siena; Geschichtsmaler u. Schüler Giottos, vergrößerte seinen Ruf durch das Bildniß Lauras u. gewann Petrarcas Freundschaft, welcher ihn in seinen Liedern besang; er st. 1344 in Avignon.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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