Granāt

Granāt

Granāt, Mineral, krystallisirt im tesseralen System, meist in Rhombendodekaedern (daher auch diese Krystallgestalt Granatoēder genannt wird) od. in Ikosaëdern, bes. den sogenannten Leucitoedern; auch kommen Combinationen beider Formen vor, seltener der Pyramidenwürfel u. noch seltener der Würfel. Die Krystalle sind zuweilen sehr groß, auf der Oberfläche matt u. oft mit einer Kruste von Glimmer u.a. Mineralien überzogen, einzelne aufgewachsen u. mannichfaltig gruppirt; der G. erscheint auch in krystallinischen Körnern, Geschieben u. derben Massen mit körniger od. schaliger Structur; im Bruche ist er muschelig, uneben, körnig od. splitterig, spröd; seine Härte 6.–8, sein specifisches Gewicht 3,15–4,5. Er ist verschieden gefärbt, meist roth, braun, grün od. schwarz, selten farblos od. weiß, glasglänzend bis fettglänzend, durchsichtig bis undurchsichtig. Die G-en haben sehr verschiedene chemische Zusammensetzung, doch hat man gefunden, daß sie alle nach der allgemeinen Formel 3 (RO) SiO3 + R2O3SiO3 zusammengesetzt sind. Je nachdem nun in diese Formel die Basis RO vorwaltend Kalk, Magnesia, Eisenoxydul od. Manganoxydul u. die Basis R2O3 vorwaltend Thonerde, Eisenoxyd od. Chromoxyd ist, unterscheidet man: Thonkalkgranaten, Thonmagnesiagranaten, Thoneisengranaten, Thonmangangranaten, Eisenkalkgranaten u. Chromkalkgranaten, so daß z.B. die Formel für die Thoneisengranaten. – 3(FeO)SiO3 + Al2O3SiO3 wäre. Eine solche Eintheilung ist jedoch in der Natur nicht streng zu verfolgen. Nach ihren physikalischen Eigenthümlichkeiten unterscheidet man folgende Varietäten der G-en: a) Almandin (Edler G., Rother G., Orientalischer od. Syrischer G., Karfunkel der Alten), ist meist krystallisirt, blutroth, kirschroth bis braunroth, durchsichtig bis kantendurchscheinend; häufig als Gemengtheil verschiedener Gesteine; in den Tyroler Alpen, in Steyermark, Salzburg, Kärnten, Ungarn, Piemont, am St. Gotthardt, in Äthiopien, Madagascar, Brasilien, Ceylon, Sibirien etc.; b) Pyrop (Böhmischer G., Ceylanischer G.), selten krystallisirt, gewöhnlich in Körnern eingewachsen u. lose; dunkel hyacinth- bis blutroth, glasglänzend; in Serpentin u.a. Gesteinen eingewachsen od. auf secundärer Lagerstätte im diluvialen Lehm u. Sand; findet sich zu Zöblitz in Sachsen, an mehren Orten am Fuße des böhmischen Mittelgebirgs etc.; c) Weißer G., fast farblos, derb; findet sich zu Slatoust u. Tellemarken in Schweden; d) Gemeiner G. (Grüner G. u. Aplom), grün, gelb u. braun in verschiedenen Nuancen, glasglänzend, durchscheinend bis undurchsichtig; findet sich theils auf Lagern in älterem Gebirge, theils als Gemengtheil vieler Gebirgsarten; in Schwarzenberg, Ehrenfriedersdorf u.a. Orten Sachsens, am Harz, Fichtelgebirge, Schmiedefeld im Thüringer Wald, in Tyrol, Steyermark, Piemont, Irland, Arendal in Norwegen, Fahlun u. Dannemora in Schweden, im Ural, am Ladogasee, in Sibirien etc. Der Allochroit ist derb, in körnigen od. dichten Aggregaten; findet sich zu Berggießhübel in Sachsen u. bei Drammen in Norwegen e) Hessonit (Essonit), krystallisirt od. körnig, ist weingelb, honiggelb (Topazolith), orangegelb, hyacinthroth (Caneelstein) od. grünlich; findet sich an der Mussaalpe, im Val Vin in Piemont, Malsjö in Schweden, Roßshire in Schottland, in Ägypten u. auf Ceylon; f) Grossular (Wiluigranat), apfelgrün, stachelbeergrün, ölgrün, grünlichgrau, fettglänzend u. durchscheinend; findet sich im Serpentin am Wiluiflusse in Sibirien; g) Colophonit (Pechgranat), krystallisirt, oft von geflossenem Ansehen, auch in Körnern, honiggelb, gelblichbraun, braun bis pechschwarz; findet sich zu Sala in Schweden, Arendal in Norwegen, Sibirien etc.; h) Melanit (Schwarzer G., Schlackiger G., Pyrenäit), schwarz u. undurchsichtsg; findet sich in vulkanischen Gebirgsarten, im Dolerit im Kaiserstuhl im Breisgau u.a. O.; i) Rothhossit (Eisengranat), gelb, braun od. roth, fettbis glasglänzend, derb u. krystallisirt; findet sich zu Langbaushylta in Schweden; k) Mangangranat (Braunsteinkies), hyacinthroth bis röthlichbraun, im Bruche uueben, kantendurchscheinend; findet sich bei Aschaffenburg, in Spanien u. Böhmen; l) Uwarowit, krystallisirt, schön smaragdgrün, enthält viel Chromoxyd; findet sich[541] mit Chromeisenerz am Berge Saranowsk am Ural; m) Grönlandit, schön roth gefärbt; aus Grönland. Die schön gefärbten, durchsichtigen Varietäten, bes. der Almandin, werden zu Schmuckgegenständen verarbeitet, kleinere G-en werden gebohrt, facettirt, auf Schnüre gereiht u. zu Halsketten u. dgl. Schmuck benutzt; die ganz kleinen braucht man anstatt des Smirgels zum Schleifen der Edelsteine. Der Gemeine G. dient, wo er in großer Menge vorkommt, als Zuschlag beim Eisenschmelzen. Als Heilmittel wendeten die Alten den G. gegen Herzklopfen, Melancholie u. Blutspucken an.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • granat — I {{/stl 13}}{{stl 8}}rz. mnż I, D. u, Mc. granatacie {{/stl 8}}{{stl 20}} {{/stl 20}}{{stl 12}}1. {{/stl 12}}{{stl 7}}to samo co granatowiec. {{/stl 7}}{{stl 20}} {{/stl 20}}{{stl 12}}2. {{/stl 12}}{{stl 7}} jadalny owoc granatowca podobny do… …   Langenscheidt Polski wyjaśnień

  • Granat — Sm ein braunrotes Mineral per. Wortschatz fach. (13. Jh.), mhd. grānāt Entlehnung. Entlehnt aus ml. granatus, dieses aus l. (lapis) grānātus, entweder mit Körnern versehener Edelstein , zu l. grānum n. Korn (der Granat zeigt im Rohzustand häufig… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • GRANAT — (en russe : Гранат) était un satellite de détection des rayons gamma soviéto russe, né de la coopération entre l union soviétique et des pays d Europe occidentale. Les 5 tonnes du satellite ont été lancés le 1er décembre 1989 20h20 GMT avec… …   Wikipédia en Français

  • Granat — (en russe : Гранат) était un satellite de détection des rayons gamma soviéto russe, né de la coopération entre l union soviétique et des pays d Europe occidentale. Les 5 tonnes du satellite ont été lancés le 1er décembre 1989 20h20 GMT avec… …   Wikipédia en Français

  • Granat — Granat, Mineral, kieselsaure Verbindung von Kalk Magnesia, Mangan, Chrom, Eisenoxydul, Eisenoxyd und Tonerde, wobei die Oxydule und Oxyde einander gegenseitig vertreten können. Alle Granaten kristallisieren regulär, und zwar zumeist in der Form… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Granāt [1] — Granāt, Mineral aus der Ordnung der Silikate (Granatgruppe), kristallisiert regulär, meist in Rhombendodekaedern oder Granatoedern und in Leucitoedern, und findet sich sehr häufig in ringsum ausgebildeten Kristallen, aber auch aufgewachsen und… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Granāt [2] — Granāt, ein Azofarbstoff, der aus Diazonaphthalinsulfosäure u. Naphthadisulfosäure dargestellt wird …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Granāt [3] — Granāt, Krebsart, s. Garnelen …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Granat — Granāt, sehr verbreitetes reguläres Mineral von großer Härte, schönem Glasglanz und meist rötlicher Färbung, ein Doppelsilikat von Tonerde, Eisen oder Chromoxyd mit Kalk , Magnesia , Eisen oder Manganoxydul; vorwiegend in Rhombendodekaedern… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Granat [2] — Granāt, s. Garnelen …   Kleines Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”