Hafen

Hafen

Hafen, 1) der Ort, an welchem Schiffe gegen Wind u. Wellen geschützt ankern, sowie bequem beladen, bemannt u. ausgerüstet werden können. Man unterscheidet nach der Lage See- u. Fluß-H., nach der Bestimmung Kriegs-, Handels-, Quarantäne-H. Die vornehmsten Bedingungen eines guten H-s sind, daß er geräumig u. tief ist u. möglichsten Schutz gegen Wind u. Wellen bietet, daß er guten Ankergrund hat, leichte u. sichere Einfahrt u. bequemes Landen gestattet. Sind alle diese Bedingungen von der Natur vereinigt, was indessen sehr selten der Fall ist, so heißt der H. ein natürlicher, haben Menschenhände nachgeholfen, ein künstlicher. Diese Nachhülfe durch Menschenhände besteht meist in Dämmen (Molo's), welche ins Meer hinausgeführt werden, in der Anlage von Kai's, Ausbaggerungen etc. Neben den obenbezeichneten Anforderungen an einen Hafen bestimmen die Wahl desselben auch die politischen Verhältnisse eines Staates in Bezug auf Handel, Schifffahrt u. Krieg. Namentlich für die Wahl eines Kriegshafens ist es wesentlich, welche Bedingungen vorhanden sind, denselben durch Befestigungsanlagen (Hafensorts u. Batterien) gegen feindliche Angriffe zur See sicher zu stellen u. durch Festungswerke auf der Landseite zu schützen. Ehemals war es üblich, die Hafeneingänge durch eine Hafenkette zu schließen, wenn der Feind den H. bedrohte; gegenwärtig nimmt man statt dessen lieber Versenkungen vor, welche den Eingang sperren. Es findet bei einem H., doch nicht bei jedem: a) die Rhede vor dem eigentlichen H., wo die Schiffe mehr od. weniger gegen die Stürme gesichert vor Anker gehen u. einen Theil ihrer geladenen Güter löschen od. ihre Ladung einnehmen können; b) der eigentliche H., entweder durch die günstige Lage des Strandes gebildet od. von künstlichen Dämmen umschlossen; c) der Binnen-H. od. das Bassin, welches angelegt ist, um durch eine Schleuße die Fluth einzulassen u. so den Schiffen, indem bei eintretender Ebbe die Schleuße geschlossen wird, eine hinreichende Wassertiefe zu erhalten; d) die Feuer (Leuchter), um die Einfahrt des H-s (Hafenmund) zu bezeichnen, od. vor einer gefährlichen, mit Klippen besetzten Küste zu warnen, sind entweder wirkliche Leuchttbürme od. bloße Baken; e) die Docks u. Werfte (s.d.); f) ein Zimmmerplatz in der Nähe der vorigen; g) eine Reeper- (Seiler-) bahn; h) ein Krahn zu dem Einsetzen der Maste; i) eine Schmiedewerkstätte, die am Besten zugleich eine Ankerschmiede ist; k) ein Seemagazin, zur Aufbewahrung des Geräthes der abgetakelten [839] Schiffe; l) ein Artilleriezeughaus für das Geschütz, die Waffen u. Zubehör, mit den nöthigen Werkstätten um die vorkommenden Reparaturen sogleich verrichten zu lassen; m) Magazine für Mehl u. Lebensmittel; n) Kellerräume für Getränke u. flüssige Dinge; o) Bäckerei u. Mühlen; p) ein Feuerwerkslaboratorium zu Fertigung der Ladung für das Geschütz u. der etwa nöthigen Kunstfeuer; q) Pulvermagazine, entfernt von den erwähnten Gebäuden, damit dieselben bei einer zufälligen Explosion nicht in Brand gerathen. Die Oberaufsicht über einen H. führt ein Hafencapitän (Hafenmeister), u. sorgt zugleich für dessen Erhaltung, Reinigung u. die Lagerordnung der Schiffe. Schiffe, welche in einem H. ankern, haben an die betreffende Landesregierung einen Zoll (Hafengeld) zu entrichten. Noth-H. sind schlechte H., die aber doch angelegt werden, um in Havarie begriffene Schiffe augenblicklich gegen Stürme zu sichern. Frei-H., solche wo alle Nationen, gegen eine geringe Abgabe an Ein- u. Ausfuhrzoll, bei ein- u. ausfahren u. Handel treiben können, so Triest, Genua, Livorno, Port Mahon, Odessa, Antwerpen u.a.m. Die besten Häfen der neueren Zeit findet man an der Nord- u. Westküste Europas, doch haben viele derselben zur Ebbezeit wenig Wasser od. überhaupt so geringe Tiefe, daß große Schiffe auf der Rhede ankern müssen. Die Häfen des Mittelländischen Meeres sind, bei nur geringer Fluth u. Ebbe, fast immer zum Aus- u. Einlaufen tauglich. Am meisten begünstigt von der Natur sind die Häfen Englands, u. unter allen englischen Häfen sind nur Liverpool u. Ramsgate ganz durch Kunst entstanden Die niederländischen Häfen sind ebenfalls vorzüglich, doch hat die Kunst hierbei das Meiste gethan. Zu den besten Häfen rechnet man außerdem: Kopenhagen, Kronstadt, Caraca bei Cadix; 2) (Mühlenw), so v.w. Grube 5); 3) in Süd- u. Westdeutschland, so v.w. Geschirr, Topf; 4) so v.w. Glashafen, daher Hafenbutte (Hafenbüte), eine hölzerne, viereckige Form, in welcher die Glashafen verfertigt werden.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Hafen — Hafen, der natürliche oder künstliche Ruheplatz für Schiffe. Es gibt Kriegs und Handelshafen. Jene für Kriegsschiffe bestimmt sind tiefer und meist befestigt, diese erfüllen ihren Zweck, wenn sie Sicherheit gegen die Winde gewähren. Die Rhede… …   Damen Conversations Lexikon

  • Hafen — ¹Hafen Anlegestelle; (veraltet): Port. ²Hafen Gefäß, Schüssel, Topf; (schweiz.): Pot; (ugs.): Pott. * * * 1Hafen,der:1.〈Schiffslandeplatz〉Überseehafen+Hafenbecken♦dicht:Port–2.indenH.derEheeinlaufen,imH.derEhelanden:⇨heiraten(1) 2Hafen,der:⇨ …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Hafen — [Basiswortschatz (Rating 1 1500)] Auch: • Hafenstadt Bsp.: • Pipelines transportieren das Öl von den Häfen. • Die Stadt hat einen natürlichen Hafen …   Deutsch Wörterbuch

  • Hafen — Hafen, ein am Meere, oder einem See od. Strom gelegener Wasserraum zur Aufnahme von Schiffen und Sicherung derselben gegen Stürme. Es gibt Handels und befestigte Kriegshäfen. Erstere haben außerdem noch den Zweck der Beaufsichtigung und… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Hafen [1] — Hafen, allgemein (namentlich oberdeutsch) soviel wie Topf, irdenes Gefäß (daher Hafner oder Häfner, soviel wie Töpfer); besonders aber Schmelztiegel für das Schmelzen von Glassätzen (s. Glas, S. 887). Vgl. auch Glückshafen …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Hafen — Hafenanlagen …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Hafen — Hafen, s. Flußhafen, Seehäfen …   Lexikon der gesamten Technik

  • Hafen — ↑Port …   Das große Fremdwörterbuch

  • Häfen — Kittchen (umgangssprachlich); Haftanstalt; Haftort (fachsprachlich); Strafvollzugsanstalt; Loch (derb); Zuchthaus; Gefängnis; Knast (umgangssprachlich); …   Universal-Lexikon

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