Istrien [1]

Istrien [1]

Istrien (Istria), 1) (a. Geogr.), die größere westliche Hälfte der zwischen dem Sinus Tergestimus u. Sinus Flanaticus ins Adriatische Meer hervortretende Halbinsel von Gallia Transpadana, welche meist flach, fruchtbar u. von den Flüssen Arsia, Formio u. Timarus bewässert war. Die Einwohner (Istri, Histri) warm ein roher illyrischer Volkstamm; Städte: Tergeste u. Pola; 2) östereichisches Grönland, das den Titel einer Markgrafschaft führt, als Istrianer Kreis zum Königreich Illyrien gehörte a. seit 1850 den Kreis Mitterburg (Pisino) im Küstenlande bildet; 89,78 QM.; grenzt an Kroatien, Krain, den Kreis Görz, das Gebiet von Triest u. as Adriatische Meer, welches an der Ostküste von). den Quarnero-, an der Nordwestseite den Triester Golf bildet. Das Land ist gebirgig, indem von Görz her der Karst sich hereinzieht u. Zweige der Julischen Alpen es erfüllen; die höchsten Erhebungen sind der Monte Maggiore von 4410 Fuß, Monte Sissol, Monte Golly; die Flüsse: Arsa u. Quieto, sind nur Küstenflüsse, aber doch fahrbar; von Seen sind zu nennen der Foiba, Cepich, Gearo; das Klima ist im Ganzen gemäßigt, im Sommer sehr heiß, während im Winter trockene Kälte häufig ist; die Küsten sind zerstörenden Stürmen ausgesetzt; der Boden ist meist kalkig u. steinig, wasserarm u. dürr; Producte: Getreide, Mais, Wein (der beste in der Gegend von Capo d'Istria u. Muggia), Olivenöl, Feigen, Südfrüchte, Nässe, Obst, Zucker- u. Wassermelonen, viel Holz u. bes. vortreffliches Schiffbauholz; Eisen, Marmor, Vitriol, Alaun, Quarz, Koch- u. Seesalz, Bausteine; von Vieh werden bes. Schafe gezogen, getrieben wird Schiffbau, Schifffahrt, Fischfang namentlich n den Hüften sind viele Häfen u. Rheden, in denen ein lebendiger Verkehr stattfindet; Hauptafenplätze sind Capo d'Istria, Pirano, Quieto, Rodigno; 233,000 Ew., auf dem Lande illyrisch redende Slawen, in den Städten Italiener, meist Katholiken. I. ist eingetheilt in 16 Bezirksämter u. gehört nur zum Theil zum Deutschen Bunde; es umfaßt auch die Brionischen Inseln an der Westküste, die Quarnerischen Inseln (im SO.) u. eine Menge unbewohnter Felseneilande; der gemeinsame Statthalter für I., Görz u. Triest hat seinen Sitz u. Triest.

I. gehörte im Alterthum zu Illyrien u. wurde von den Römern 177 v. Chr. erobert u. Augustus zu Italien geschlagen. Im 6. Jahrh. eroberten es die Gothen, u. diesen nahmen es nachher die Byzantinischen Kaiser wieder ab; 789 unterwarf es Pipin, Sohn Karls des Großen, dem Fränkischen Reiche. In der Mitte des 10. Jahrh. wurde I. als besonderes Markgrafthum von Friaul abgesondert, u. Heinrich I., Herzog von Kärnten, erhielt I. mit vom Kaiser Otto II. seitdem waren oft kärntensche Prinzen Markgrafen von I., z. V. Heinrich II., dann dessen Eidam Engelbert von Ortenburg, Graf von Lavant, 1128 dessen Bruder, Engelbert II., welcher 1130 I. mit Kärnten verband, 1138 dessen Sohn Engelbert III.; 1173 war Bertold, Graf von Andechs u. auch mit dem Hause Kärnten verwandt, Markgraf, der zugleich Herzog von Dalmatien war; ihm folgte 1188 sein Sohn Berthold u. diesem 1204 sein vierter Sohn Heinrich, welchem Kaiser Philipp die Markgrafschaft nahm, weil er es mit seinem Gegenkaiser Otto hielt. Weil Heinrich an der Ermordung Philipps Theil hatte, so mußte er fliehen, u. Otto gab J. 1208 dem Herzog Ludwig von Baiern, welcher es dem Patriarchen Welcher von Aquileja abtrat. Später kam die Grafschaft Mitterburg an den Grafen von Görz u. mit Görz an Österreich; sie bildete mit der Herrschaft Castua das österreichische I. (doch rechnete man auch das Litorale mit der Hauptstadt Triest zu I,); es machte einen Bestandtheil von Kram aus. Venetianisch-I., vom Österreichischen I. durchschnitten, enthielt Montefalcone, Grado, Capo d'Istria, Pola, Fianona u.a. Städte. 1797 kam ganz I, durch den Frieden von Presburg an das Königreich Italien, wo dann das Departement I. (52 Q M., mit 82,300 Ew., Hauptstadt Capo d'Istria) aus demselben u. einigen anderen Parcellen gebildet wurde. 1813 eroberten die Östereicher beide Gebiete zurück, u. I. wurde 1815 wieder Theil der österreichischen Monarchie.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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