- Khlesl
Khlesl (Klesel), Melchiore, Sohn eines Bäckers, geb. 1553 in Wien, trat 1568 zur Katholischen Kirche über, studirte bei den Jesuiten u. dann in Ingolstadt Theologie, wurde 1579 Priester u. zum Dompropst in Wien, Kanzler der Universität u. Official des Bischofs von Passau im Lande unter der Enns, dann Hofprediger in Wien, 1588 Verwalter des Bisthums Neustadt u. 1598 zugleich Bischof von Wien. Der Sturz des Kaisers Rudolf II., der ihm nicht mehr traute u. ihn entfernt wissen wollte, war sein Werk; er wurde dann 1611 unter Kaiser Matthias Director des Geheimen Rathes u. 1616 Cardinal, u. obgleich er zu strengen Maßregeln gegen die Protestanten 1616–18 rieth, war er doch das Haupt der deutschen Partei u. Gegner des Erzherzogs Ferdinand, dessen Adoption u. Ernennung zum Thronfolger er widerrieth. Ferdinand ließ ihn deshalb am 20. Juli 1618 in Wien aufgreifen u. nach dem Schloß Ambras u. von da nach dem Kloster St. Georgenberg in Tyrol bringen. 1622 wurde er auf Requisition des Papstes nach Rom abgeführt u. in die Engelsburg gesetzt; nach sieben Monaten freigelassen, kehrte er im September 1627 nach Wien zurück u. wurde wieder in seine Güter u. seine Würden eingesetzt. Fern von der Einmischung in politische Dinge sich haltend, beschäftigte er sich mit den Angelegenheiten seines Kirchensprengels u. st. 18. Sept. 1630. Taubmann schrieb ihn scherzhaft (CL. Esel, d.i. 150 Esel. Lebensbeschreibung von Hammer-Burgstall, Wien 1847–51, 4 Bde.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.