Mecheln [1]

Mecheln [1]

Mecheln (Malines), 1) Arrondissement in der belgischen Provinz Antwerpen; 9 QM., 120,000 Ew.; 2) Hauptstadt darin an der Dyle, welche zur Fluthzeit Schiffe aus der Schelde zuläßt, u. an dem Kanale von Löwen; Erzbischof, Kathedrale, Zeughaus mit Stückgießerei, Rathhaus, Beguinenhaus, Gymnasium (städtisches u. bischöfliches), Priesterseminar, Denkmal der Margarethe (s.d. 35) von Österreich (von Tuerlinckx 1849 errichtet), Malerakademie, Fabriken in Hüten, Spitzen (Mechelner Kanten, Dentelles de Malines), wollenen Waaren, Bierbrauereien, Handel; 32,491 Ew. Kreuzungspunkt der Eisenbahnen von Brüssel nach Antwerpen u. von Köln nach Ostende. – M., im Mittelalter Malinä, stand im 8. Jahrh. unter den fränkischen Königen, kam im 9. unter Lothringen u. 915 durch Schenkung an die Bischöfe von Lüttich, von denen das adelige Geschlecht von Berthoud die Hälfte lehensweise erhielt; allein die Herzöge von Brabant maßten sich frühzeitig die Oberherrschaft über M. an, so daß schon im 12. Jahrh. Kriege darüber entstanden. Als später durch Verheirathung Sophiens von Berthoud, der letzten Erbin des Hauses, mit Herzog Renatus von Geldern M. an Geldern kam, verkaufte Letzter u. der Bischof von Lüttich 1333 die ganze Stadt an den Grafen Ludwig von Flandern, wogegen Johann von Brabant protestirte, u. es kam 1336 dahin, daß die Grafen von Flandern u. die Herzöge von Brabant M. jeder zur Hälfte erhielten. 1346 verkaufte Flandern seinen Antheil an den Herzog Johann von Brabaut, dessen Tochter Margarethe darauf ganz M. ihrem Gemahl, dem Grafen Ludwig III. von Flandern, wieder zubrachte, durch dessen Tochter Margarethe, Gemahlin Philipps des Kühnen, es 1383 an Burgund fiel. Von Burgund kam es durch die Verheirathung Mariens, Tochter Karls des Kühnen, mit Maximilian I. 1477 an das Haus Österreich, worauf Kaiser Friedrich III. dasselbe am 10. Jan. 1490 zu einer edlen u. ewigen Grafschaft erhob, welche die 17. der niederländischen Provinzen ausmachte. Nach dem Abfall der Vereinigten Niederlande wurde M. zu Brabant gezogen u. war der Sitz des höchsten Gerichts für die gesammten österreichischen Niederlande. Das dasige Erzbisthum wurde vom Papst Paul IV. 1559 gestiftet, indem er die Collegiatkirche des St. Rumold, welche erst den Bischöfen von Lüttich, dann den Erzbischöfen von Cambray untergeben war, zu einer Metropole erhob u. Granveller zum ersten Erzbischof u. Primas der Niederlande dahin verordnete.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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