- Schminke
Schminke, 1) rothe od. weiße Substanz zum Färben der Haut, um derselben künstlich ein angenehmeres Aussehen zu geben. Rothe S-n enthalten meist Carmin od. Safflorroth (Carthamin) als färbenden Bestandtheil; flüssige rothe S. (Rouge à la goutte, Rouge vert), ist eine parfümirte Auflösung von Carmin od. Safflorroth; die feinste ist die rothe Rosenschminke, eine Auflösung von Carmin in einer geringen Menge Salmiakgeist u. dann mit Rosenwasser u. irgend einem Parfüm vermischt. Durch Vermischen von keinem Carmin od. Safflorroth mit Talk od. Stärke erhält man die festen rothen S-n, welche entweder auf Papier aufgetragen (Rouge en feuilles, Schminkblätter), od. auf Zeug befestigt, auch als Pulver od. in Kuchenform in den Handel kommen. Zu rothem Rosenschminkpulver nimmt man weiße Stärke, Carmin u. etwas Rosenöl od. Santelholzöl. Die Schminkläppchen Rosentuch, Bezetta rubra), aus der Türkei, sind mit Carmin gefärbt (meistens Abfälle von Battist, auf welchen der Carmin getrocknet od. durch welche die Carminlösung geseihet worden ist). Die rothe Mercurialschminke ist seiner Zinnober; sie ist der Hant sehr schädlich, ebenso die häufig als S. gebrauchte Mennige. Kugellack (Florentiner Lack) kann nur in sehr kleinen Mengen od. für sehr große Entfernungen od. wenn, wie z.B. auf dem Theater bei Charakterrollen, eine sehr dunkle Röthe beabsichtigt wird, als S. angewendet werden. Weiße S-n enthalten als Hauptbestandtheil Stärkemehl, Kreide, Zinkweiß od. Talk, auch kohlensaures Wismuthoxyd (Wismuthweiß, Schminkweiß) u. Bleiweiß werden häufig angewendet; wismuth- u. bleihaltige S-n sind nicht nur giftig, sondern werden auch durch die Hautausdünstung, sowie in unreiner Luft, bräunlich, indem sich Schwefelwismuth u. Schwefelblei bilden. Am besten geeignet ist das Französische Weiß (French blanc), fein geschlämmter Speckstein od. Talk. Die Perlschminke ist eine Mischung von Kreide, kohlensaurem Wismuthoxyd u. Zinkweiß; Perlweiß (Blanc de perle), ist reines kohlensaures Wismuthoxyd; durch Anreiben desselben mit Rosen- od. Orangenblüthenwasser erhält man eine flüssige weiße S., wie sie bes. von Schauspielern angewendet wird. Unschädlich ist der Haarpuder, parfümirte weiße Stärke, u. Veilchenpulver, aus 6 Theilen weißer Stärke, 1 Tb. Veilchenwurzelpulver mit Bergamottöl u Nelkenöl.
Das S-n der Schauspieler beim Auftreten auf dem Theater ist unerläßlich, da das frischeste Gesicht auf ihm elend u. leichenhaft aussieht. Indessen ist ein Theil dieses S-ns mehr ein Bemalen des Gesichts, als ein eigentliches S-n, nur Liebhaber u. Liehaberinnen schminken sich mit den verschiedenen Carminschminken mittelst eines Schminkbüschels (eines baumwollenen Bäuschchens mit Überzug von Crepp); die andern Schauspieler tragen mittelst dieses Materials, der Mennige, des Zinnobers, des Kugellacks, des Rosenlacks (letzter bes. für Statisten), des Ockers, des Bleiweißes, weißer Kreide u. einer Mischung von Kreide u. Schwarz, um Grau hervorzubringen, etc. die Zeichen u. Nuancen des Alters u. der Charakterrollen auf das Gesicht u. geben demselben noch durch Malen von Runzeln mit schwarzer od. braunrother Tusche einen besondern Ausdruck. Die meisten Schauspieler tragen die genannten Farben trocken auf das Gesicht; andere reiben, um sie desto haltbarer zu machen, das Gesicht zuvor mit Pomade ein; noch andere wenden die Fettschminke an, indem sie die Schminkstoffe auf dem Reibstein mit einem Fett od. einer Pomade anreiben u. diese dann, wie die trockne S., mittelst eines stumpfen Pinsels auf das Gesicht übertragen. Dabei werden die Augenbrauen nach Umständen mit Tusche od. einer am Licht schwarz angelaufenen Haarnadel od. einem angebrannten Korkstöpsel geschwärzt. Vgl. L. Schneider, Die Kunst zu schminken, Berl. 1831; Physiographie für Theater, ebd. 1831._– S., als Mittel die Schönheit zu erhöhen, war schon den Hebräern bekannt, welche nicht blos die Wangen damit bestrichen, sondern, wie auch die medischen Frauen, zu dem die Augenbrauen schwarz färbten. Zu letzterem Zweck diente bes. das Grauspießglanzerz od. Schwefelantimon, welches gebrannt u. gestoßen ein schwarzes, glänzendes Pulver gab u. mit Öl angemacht wurde; auch brauchte man gemeines Bleierz u. Graphit dazu. Diese S. (Phuach) wurde in hornartigen Büchschen getragen, dergleichen sich auch noch in altägyptischen Gräbern finden, u. mit einem seinen glatten Stift od. Griffel auf Brauen u. Wimpern aufgetragen. Noch ist der Gebrauch dieses kosmetischen Mittels (Cohol [Kahhal] od. Ispahany) bei den Frauen des Orients u. arabischen [331] Stammes in ganz Nordafrika gewöhnlich; sie bestreichen die Brauen mit der Mheudda, einem Gemisch von ausgebranntem. Zucker, Ruß u. Öl od. gebrannten Nußschalen u. Öl, u. die Wimpern mit dem Kahhal aus Antimonpulver od. auch Graphit. Die Sitte des S-s kam aus dem Orient nach Griechenland u. Rom; die S. zur Röthung der Wangen hieß Phykos (Fucus), welche aus einer purpurrothen Gattung des Meertangs bereitet wurde, auch brauchte man dazu Mennig (Miltos, Minium); die Haut weiß zu färben diente das Bleiweiß (Psimythos, Cerussa), zum Schwärzen der Augenbrauen das orientalische Mittel (Stimmi, Stibium); sogar die Adern an den Schläfen malte man blau. S. wurde bes. von den Hetären stark gebraucht; in Rom suchten auch die alten Koketten durch allerhand Mittel die Schönheit zu erhalten, u. sogar die Sklavenhändler schminkten ihre Waare, um durch das jugendliche Ansehen der Sklaven die Käufer zu täuschen. Auf dem Theater schminkte man sich in den alten Zeiten nicht, weil die Schauspieler Larven trugen. Von Italien kam der Gebrauch der S. durch Katharina von Medici nach Frankreich u. von da zu Ludwigs XIV. Zeiten an die andern europäischen Höfe; in Rußland schminkten sich die Damen schon unter Peter I. In neuerer Zeit ist das S-n wieder aus der Mode gekommen u. wird meist nur von alten Koketten, Buhldirnen u. Schauspielern (s. oben) angewendet. Noch ist das S-n mit allerhand Farben bei den außereuropäischen Völkern sehr Sitte; in Grönland bemalen sich die Weiber weiß u. gelb, auf Nova Zembla Kinn u. Stirn mit blauer u. rother Farbe, die Indianer in Nordamerika u.a. wilde Völker bemalen sich blau, roth u. gelb mit allerhand Mineralfarben; manche Neger schminken auch ihre Lippen mit gelber u. blauer Farbe. 2) So v.w. Bienensalbe.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.