Memnon

Memnon

Memnon, 1) Sohn des Tithonos u. der Eos, König von Assyrien, in Susa residirend, wo er die Königsburg Memnonia baute; nach And. äthiopischer König u. Bezwinger Asiens bis an Susa u. den Choaspes, der von Priamos mit einem goldenen Weinstock beschenkt, Troja Hülfsvölker zuführte, den Antilochos erlegte, Achilles zweimal verwundete, durch dessen Hand aber endlich fiel, worauf sein Leichnam in Troja verbrannt wurde; die Asche setzte M-s Schwester Hemera in Paphos bei; Zeus aber ließ aus M-s Asche eine Menge Vögel (Memnoniden, Memnonische Vögel, Memnonsvögel, angeblich eine Art schwarzer Habichte) entstehen, die jährlich zu M-s Grabe zurückkehrten, hier heftig mit einander kämpften u. so gleichsam Leichenspiele zu seinem Andenken feierten. An M-s Todesstätte entstand der, sich an seinem Todestage jährlich mit Blut färbende Fluß Paphlagonios. M-s Grab setzt der Mythus nach Palästina an den Fluß Betea, unweit Ptolemais, u. sein Schwert u. Spieß soll im Äsculaptempel zu Nikomedien aufbewahrt worden sein. M. wurde als Heros gefeiert; in Assyrien bekam er einen eigenen Tempel. Ihm werden viele große Bauwerke in Asien u. Ägyptenzugeschrieben u. daher Memnonia genannt. 2) (Amenophis III.), König von Ägypten, s.d. (Gesch.) I. B), aus der 18. Dynastie der Diospolitaner; er erbaute um 1500 v. Chr. bei Theben einen großen Tempel, vor welchem die berühmten, zum Theil noch vorhandenen Memnonsäulen (jetzt Thama u. Chama genannt) standen; es waren dies zwei kolossale, ursprünglich an 70 Fuß hohe Bildsäulen in sitzender Stellung, von schwarzem Marmor, welche beim Sonnenaufgang einen fröhlichen, beim Sonnenuntergang einen traurigen Ton von sich gaben. Einige, wie Langlès, hielten es für einen Betrug der Priester; die Gelehrten der französischen Expedition behaupteten, es sei Eigenschaft des Steins gewesen, früh von der Sonne beschienen einen Ton von sich zu geben, wie sie dann einen ähnlichen Ton bei Sonnenaufgang im Tempel zu Karnak bemerkten; nach neuern Forschungen wird der Ton durch das Abspringen kleiner Stücke des Steines bei plötzlichem Temperaturwechsel verursacht. Auch soll die Statue Thränen vergossen u. Orakel ertheilt haben. Der Kopf der einen Memnonsäule ist jetzt durch Belzoni in das Britische Museum nach London gekommen; die großartigen Reste der Bildsäulen, obgleich an der Basis theilweis bedeckt, ragen immer noch hoch über die Wasser- od. Saatfläche hervor u. werden von den Arabern Sanamat (d.i. Idole) genannt. Vgl. Letronne, La Statue de M., Par. 1833; Lepsius, Briefe aus Ägypten, Berl. 1852. 3) M. aus Rhodos, Feldherr des Darios Kodomannos u. Statthalter über die Küste von Kleinasien, rieth vergebens demselben das Land vor dem anrückenden Alexander zu verheeren. Er focht am Granikos an der Spitze von 10,000 Mann, vertheidigte dann Miletos u. Halikarnassos, eroberte als Flottencommandant Chios u. Lesbos, knüpfte Verbindungen mit den Spartanern gegen Alexander an, starb aber mitten in seinen Siegen 333 v. Chr. vor Mitylene. Mit seiner Wittwe, Barsine, zeugte Alexander den Herakles. 4) M., Bischof von Ephesos, stand 431 n.Chr. auf dem Ephesischen Concil mit Cyrillos an der Spitze der Gegner der Nestorianer u. st. um 450.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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