- Sedan
Sedan (spr. Sedang), 1) Arrondissement im französischen Departement Ardennen, 18,5 QM., 76,200 Ew.; 2) Hauptstadt desselben u. alte Festung, an der Maas; hochgelegenes, festes Schloß, Zeughaus mit Kanonengießerei, Handelsgericht, 4 katholische u. 1 reformirte Kirche, Denkmal Turennes, welcher 1611 hier geboren wurde, Hospital, Fabriken in Eisen- u. Stahlwaaren (Knöpfe, Schnallen), Leder, Fayence, u. bes. in Tuch, namentlich schwarzem (Sedaner Tücher), Handel damit, so wie mit Arzneigewächsen, Brauereien, Färbereien. S. hat namentlich als nördliche Grenzfestung gegen Belgien u. Deutschland eine strategische Wichtigkeit u. ist durch Zweigbahn nach Mézières mit der Eisenbahn von Reims nach Charleroy (Brüssel u. Namur) verbunden; 16,200 Ew. – S. war ursprünglich ein Dorf u. kommt zuerst 1259 urkundlich als ein Besitz der Äbte von Mouson vor, welche es vom Erzbisthum Rheims zu Lehn erhalten hatten; von den Äbten erhielt es 1289 Ritter Gerard de Jausse, Herr von S.u. Balan, zu Lehn. Durch Vertrag des Königs Karl V. mit dem Erzbisthum zu Rheims vom 16. Juli 1379 kam es als Afterlehn an die Krone u. 1381 von dem Hause Jausse an Johann von Barbançon, Herrn von Bossu, von welchem es König Karl VI., wegen seiner wichtigen Lage, durch Tausch erwarb. Der König gab S. als Fürstenthum 1400 seinem Bruder, dem Herzog Ludwig von Orleans, von welchem es 1407 sein Sohn Herzog Karl von Orleans erbte; dieser gab es 1413 nebst Florenville an Wilhelm von Braquemont. Von dessen Sohn Ludwig erwarb es 1424 sein Schwager Eberhard de la Marck, dieser befestigte die Stadt u. erwarb Raucourt. Ihm folgte 1454 sein Sohn Johann de la Marck, diesem 1480 Robert I., welcher dazu Fleuranges u. Jamets erheirathete, 1482 Gouverneur von Bouillon wurde, Lüttich eroberte u. 1489 vor Yvoi blieb. Sein Sohn Robert II. beendigte 1492 den von seinem Bruder mit den Lüttichern angefangenen Krieg, diente unter Ludwig XII. in Italien u. befand sich 1513 in der Schlacht von Novara. Auf Anstiften seines Bruders Eberhard trat er auf die Seite des Kaisers Karl V., söhnte sich aber mit Frankreich wieder aus, that den Niederlanden großen Schaden, so daß er, wie schon sein Vetter Wilhelm von la Marck (s.d. 2), den Namen Eber der Ardennen erhielt, wurde 1526 Marschall von Frankreich u. st. 1536. Da sein Sohn Robert III. alsbald nach ihm starb, so folgte sein Enkel Robert IV.; dieser commandirte die Schweizergarden, wurde 1547 Marschall (daher Marschall von la Marck genannt), erhielt 1552 das seit 1495 von den Luxemburgern besetzte Bouillon wieder, wurde 1553 von den Spaniern gefangen u. st. 1556 kurz nach seiner Befreiung. Sein Sohn Heinrich Robert gab Bouillon an den Bischof von Lüttich zurück, nahm zuerst den Titel Fürst von S. an, stand 1573 mit vor Rochelle u. st. 1574. Sein Sohn Wilhelm Robert commandirte bei Coutras u. st. 1588. Nach ihm erhielt S. seine Schwester Charlotte von la Marck, vermählt mit Heinrich von la Tour d'Auvergne, welcher 1623 starb. Von seinen Söhnen war der zweite der berühmte Heinrich, Vicomte von Turenne; der ältere, Friedrich Moritz von la Tour, folgte im Besitz von S.; in die Verschwörung von Cinq-Mars verwickelt, gab er, um den König Ludwig XIII. zu versöhnen, diesem 1642 F. u. Raucourt, u. seitdem ist S. bei der Krone geblieben. Am 25. Juni 1815 wurde der Platz von den Hessen bombardirt u. am folgenden Tage kam die Capitulation zu Stande, die französische Besatzung zog sich in die Citadelle zurück, welche erst am 15. Septbr. capitulirte. Vom October 1815 bis November 1818 behielt der Platz preußische Besatzung.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.