Silvester

Silvester

Silvester (Sylvester, d.i. Waldmann), I. Päpste: 1) St. S. I., angeblich ein Römer u. Sohn des Ruffinus; er wurde 314 Papst u. soll den Kaiser Constantinus getauft u. dafür die erste Schenkung für den Päpstlichen Stuhl erhalten haben, s. Papst S. 636. Er st. 31. Dec. 335, welcher Tag (Silvesterabend) ihm auch geweihet blieb. 2) S. II., hieß eigentlich Gerbert, stammte aus der Auvergne, studirte erst im Kloster Aurillac, dann in Spanien bei dem Bischof Hatto u. in Sevilla u. Cordova Mathematik u. Astronomie; nach einer Reise, welche er nach Rom unternommen hatte, wählte ihn der Kaiser Otto II. zum Lehrer seines Sohnes, des nachmaligen Kaisers Otto III., u. zum Abt des Benedictinerklosters Bobbio; nach dem Tode Otto's II. wurde er Rector der Schule in Reims, wo er Philosophie, Mathematik, Astronomie u. Klassische Literatur lehrte, u. 991 nach der Entsetzung Arnulfs Erzbischof von Reims; 997 mußte er dem entsetzten Arnulf wieder weichen u. ging nach Magdeburg zu Otto III., welcher ihn mit nach Italien nahm, wo er 998 Erzbischof von Ravenna u. 999 Papst wurde. Seinem früher ausgesprochenen Grundsatze, daß der Papst keine Macht über die ordnungsmäßig gefaßten Beschlüsse der [108] Synoden habe u. nicht über anderen Bischöfen stehe, wurde er als Papst untreu; s. Papst S. 640. Er starb 1003. S. war sehr gelehrt u. zeichnete sich auch durch seine Kenntnisse in der Musik, Physik u. Chemie aus; durch letztere kam er in den Ruf ein Zauberer zu sein. Die Legende berichtet von ihm, daß er einen Bund mit dem Teufel geschlossen u. dieser ihm zugesichert habe, er solle so lange Papst bleiben, bis er in Jerusalem Messe gelesen habe. Als er nun in der Kirche zum heiligen Kreuz in Jerusalem Messe las, sah er auf einmal, daß er betrogen sei, bekannte sein Verbrechen u. verordnete, daß seine Leiche auf einem Wagen gelegt u. da begraben werden sollte, wo die Pferde, denen man freien Willen ließ, stehen blieben. Die Pferde zogen ihn gerade in den Lateranpalast. Von seinen Schriften stehen die Briefe u. die Rede de reformatione episcoporum in Mabillons Vetera analecta, die Acta concilii Remensis, Mossmensis, Causeiensis im 3. Bd. von Pertz' Monumenta Germaniae hist.; vgl. Hock, Gerbert od. Papst S. II. u. sein Jahrhundert, Wien 1837; M. Büdinger, Über Gerberts wissenschaftliche u. politische Stellung, Kassel 1851. 3) S. III., hieß früher Johannes u. war Bischof von Sabina; er wurde 1044 gegen Benedict IX. zum Papst gewählt, aber nach drei Monaten wieder entsetzt, s. Papst S. 641. II. Bischöfe u. andere Geistliche: 4) S., Igumen (Abt) des Widubitzkischen Klosters zu Kiew in Rußland, war der erste Fortsetzer der Nestor'schen Annalen (s.u. Nestor). 5) S., Priester der Blagoweschtschen'schen Kathedrale zu Moskau, wurde 1547 vom Metropoliten Makar nach Moskau berufen, wo ihm die Erziehung des jungen Zaren Iwan Wassiljewitsch anvertraut wurde, auf welchen er nebst Adaschew den wohlthätigsten Einfluß ausübte; er fiel aber später in Ungnade u. wurde ins Solowezkische Kloster bei Archangel geschickt, wo er auch starb. 6) (Strogorodskij), russischer Bischof von Krutizk, geb. 1722, hinterließ außer andern geistlichen Schriften eine Beschreibung des Woskresenskischen Klosters, sowie einige Klosterregeln.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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