- Solon
Solon, 1) einer der Sieben Weisen Griechenlands, stammte aus dem alten Königsgeschlecht des Kodros u. war durch seine Mutter mit Pisistratos verwandt, geb. zwischen 640 u. 630 v. Chr. Sein Vater Euphorion, nach Andern Exekestidas, welcher durch Verschwendung arm geworden war, lebte auf Salamis, u. S. widmete sich der Handlung. Auf den Handelsreisen bildete er sich u. erwarb sich Kenntnisse u. ein nicht unbedeutendes Vermögen. Dann betheiligte er sich in Athen an den öffentlichen Geschäften u. machte sich zuerst bekannt durch die Aufforderung der Athener zu einem neuen Versuch zur Eroberung der Insel Salamis. Da dieses Unternehmen wegen der früheren dabei vorgekommenen Unfälle der Athener bei Todesstrafe verboten war, so stellte er sich wahnsinnig bei der neuen Aufforderung dazu, u. da die Eroberung gelang, blieb er nachher straflos. Bei den damaligen Zerwürfnissen Athens, indem die verschiedenen Stände verschiedene Forderungen an die Verfassung machten, wurde ihm von einer Partei die Tyrannis angeboten, er zog es aber vor, als er 594 Erster Archon wurde, den Vermittler durch Aufstellung einer neuen, den Verhältnissen angepaßten u. die schreienden Übelstände hebenden Verfassung zu machen. Über diese nach ihm genannte Solonische Staatsverfassung (Solonische Gesetzgebung), s. Athen S. 878. Da aber diese Verfassung nicht Allen genügte u. er vielfach um Änderung, Erweiterung, Beschränkung der Gesetze angegangen wurde, so nahm er, um diesem Anlauf auszuweichen, einen zehnjährigen Urlaub u. machte Reisen in das Ausland; auf diesen kam er nach der Sage nach Kreta, Cypern, Milet (wo er sich mit Thales unterhielt) u. nach Ägypten; auch zu Krösos, König von Lydien, soll er gekommen sein, welcher ihn in seine Schatzkammern führen ließ u. ihn dann fragte, wen er für den Glücklichsten hielt. S. nannte glückliche Väter (s. Tellos) u. edle Söhne (s. Kleobis u. Biton) u. sagte dem Krösus, als derselbe sich darüber wunderte, daß er ihn wegen seiner Reichthümer nicht für den Glücklichsten hielt, daß vor dem Tode Niemand glücklich gepriesen werden könne. Als er wieder nach Athen. zurückkehrte, fand er Manches an seinen Einrichtungen geändert; aus Verdruß darüber ging er wieder fort, u. soll fortan in Cypern gelebt haben, wo er 559 starb; nach Andern blieb er in Athen u. starb hier. Er soll nach Salamis begraben worden sein. Als Sittenspruch wurde ihm beigelegt: Μηδὲν ἄγαν (nichts zu viel). Von seinen Schriften ist sehr wenig übrig; seine Briefe an Pisistratos u. Einige der Sieben Weisen, welche bei Diogenes Laertios angeführt sind, sind untergeschoben; Fragmente seiner Elegien stehen in den Sammlungen der Poetae graeci gnomici, in Schneidewins Delectus poesis Graecorum, u. Bergks Poetae lyrici graeci, einzeln von I. Hertel, Utrecht 1685, von Fortlage, Lpz. 1776, N. Bach, Bonn 1825; deutsch von Chr. Stolberg in den Gedichten der Griechen, von Leppentin (mit griechischem Text), Hamb. 1789, u. von Weber, Die elegischen Dichter, 1826. Biographie von Plutarchos, welcher ihn mit Valer. Publicola vergleicht; De Solonis vita, legibus, dictis atque scriptis, im fünften Theile von Gronovs Thesaurus antiquitatum graecarum; P. Pratejus, Draconis et Solonis leges, Leyd. 1589, u. Paralipomena legum XII Solonis in desselben Jurisprud. med., ebd. 1561; G. Schmidt, De Solone legislatore, Lpz. 1688; Petitus, Leges atticae, herausgegeben von Wesseling, ebd. 1742, Fol., n. And. von Ch. Evangelides, Athen 1844; C. W. Kindleben, Merkwürdigkeiten aus dem Leben S-s, Lpz. 1779; Schiller, Die Gesetzgebung des Lykurgos u. S. im 10. Bd, seiner Werke; Kleine, Quaestiones de Solonis vita et fragmentis, Crefeld 1832. 2) Feldherr des macedonischen Königs Perseus; er besetzte im römischen Krieg 168 v. Chr. Pydna, mußte es aber den Römern übergeben. 3) Edelsteinschneider, lebte in Rom unter Augustus; vgl. Boudetot, Sur le prétendu S. des pierres gravées, Par. 1717.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.