- Valladolid
Valladolid, 1) Provinz des spanischen Königreichs Altcastilien, grenzt an die Provinzen von Palencia, Burgos, Segovia, Avila, Zamora u. Leon, 254.2 QLeguas (= 143 geographische QMl.) mit 244,000 Ew. (im Jahr 1857), ist größtenteils ebenes od. hügeliges Land u. wird vom Duero, Pisuerga, Adaja, den Kanälen von Castilien u. Segovia bewässert. Der Boden, dessen westliche Hälfte dem altcastilischen Steppengebiet angehört, ist wenig fruchtbar, waldarm u. bringt Weizen, [346] Färberröthe, Wein (um Tordesillas); außerdem wird Schafwolle gewonnen u. Pferde u. Maulthiere gezogen. Die Provinz wird von der spanischen Nordbahn durchschnitten u. zerfällt in neun Gerichtsämter. 2) (Vallisoletum), Hauptstadt darin, links am Pisuerga u. am Kanal von Castilien, sowie an der spanischen Nordbahn, Waffenplatz ersten Ranges, mit Mauern umgeben, durch welche sechs Thore führen (darunter das schönste die Puerta del Carmen mit der Statue Karls III.). V. ist Residenz des Generalcapitäns von Altcastilien, Sitz eines Erzbischofs (seit 1851) u. eines Obergerichts. Unter den vielen Plätzen sind die schönsten die Plaza mayor, ein großes mit ganz gleichartig gebauten prachtvollen Häusern umgebenes Viereck, der dreieckige Platz Campo grande mit Alleen, der achteckige el Ochavo. Das alte königliche Schloß war lange Residenz der castilianischen u. spanischen Könige, die Kathedrale, 1585 von Philipp II. gegründet u. nach Plänen von Herrera erbaut, hat drei Schiffe u. viele Kunstschätze, ihr Thurm stürzte 1841 ein; außer ihr hat die Stadt 13 Kirchen u. neun Kapellen; von den 39 ehemaligen Klöstern, von denen viele zerstört sind, ist das Dominicanerkloster (vom Cardinal Torquemada im 15. Jahrh. erbaut) jetzt Zuchthaus, das Benedictinerkloster jetzt befestigte Kaserne. An Bildungs- u. Kunstanstalten existiren die 1346 gestiftete Universität mit fünf Facultäten, ein Instituto, eine Akademie der Schönen Künste, Kunstmuseum mit werthvollen Gemälden, Sculpturen u. Bibliothek, sechs Collegios, vier Seminare, Baugewerkenschule u.a., Theater, Ökonomische Gesellschaft; an Wohlthätigkeitsanstalten vier Spitäler, Findelhaus, Armenhaus, mehre Wohlthätigkeitsvereine; außerdem vier Kasernen u. schöne Promenaden. Die Industrie u. der Handel sind in bedeutendem Aufschwung begriffen, es gibt eine Eisengießerei, Fabriken von Mehl, Maschinenpapier, chemischen Producten, Tuch-, Flanell-, Etamine-, Leinwandwebereien, Leder-, Handschuh-, Hut-, Knopffabriken, Töpfereien, Bierbrauereien; jährlich findet am 20. Sept. eine große Messe statt; Zahl der Einw. (1837) 41,943._– Der Name der Stadt soll nach den Einen von Olid, einem Mauren u. angeblichem Gründer der Stadt herkommen (Valle de Olid), nach Andern von dem arabischen Belad-Wali; die Stadt ist Geburtsort Philipps II., auf dessen Befehl sie nach dem großen Brande von 1561 in ihrer jetzigen Art aufgebaut wurde. V. wurde wahrscheinlich 625 von den Gothen auf den Ruinen der Römerstadt Pintia gebaut. Unter den Mauren hatte sie im 8. u. 9. Jahrh. viel zu leiden, kam aber im 10. Jahrh. unter Leon. Wegen ihrer angenehmen Lage wählten sie die castilianischen u. später die spanischen Könige zur Residenz, bis Kaiser Karl V. die Residenz nach Madrid verlegte. Erst 1595 erhielt V. die Rechte einer Stadt (Ciudad), während sie bisher nur die Rechte einer Villa gehabt hatte. 3) Stadt im mexicanischen Staate Yucatan, Baumwollenbau; 4000 Ew.; 4) V. la nueva, so v.w. Comayagua 2).
Pierer's Lexicon. 1857–1865.