Wellington [1]

Wellington [1]

Wellington (spr. Uëllingt'n), Arthur Wellesley, Herzog von W., Fürst von Waterloo, geb. 30. April od. 1. Mai 1769 zu Duncan Castle in der irischen Grafschaft Meath, nach Aud. in St. Andrews Parish in Dublin, aus der Familie Wellesley (s.d.); besuchte die Schule in Eaton u. dann die Kriegsschule in Angers, wurde 1787 Fähnrich u. stieg schnell bis zum Oberstlieutenant, wohnte 1794 dem Feldzug in den Niederlanden u. dem Rückzug des Herzogs von York bei u. ging 1797 mit seinem Regimente nach Ostindien; er zeichnete sich bes. in dem Krieg gegen Tippo Saib aus, war 1799 bei der Erstürmung von Seringapatnam, wurde dann Gouverneur dieser Stadt u. leitete die Bildung des Staates Mysore. Zum Generalmajor befördert, kämpfte er gegen die Mahratten u. zwang dieselben zum Frieden. 1805 kehrte er mit seinem Bruder (s. Wellesley 2) nach Europa zurück. 1806 erwählte ihn Newport auf Wight zum Abgeordneten im Unterhause; 1807 wurde er Staatssecretär von Irland, wohnte der Expedition gegen Kopenhagen (Aug. 1807) bei u. schloß die Capitulation mit den Dänen ab. 1808 ging er mit einem Theile der Armee nach Portugal, wo der Obergeneral Dalrymple noch nicht angelangt war u. er, an dessen Stelle commandirend, am. 17. August Roriça einnahm u. am 20. bei Vimeiro siegte, worauf dann Dalrymple die Convention von Cintra mit Junot abschloß, wegen welcher aber W. sich persönlich bei dem Parlament verantworten mußte. Im April 1809 übernahm er von Neuem den Oberbefehl über die englischen Truppen auf der Pyrenäischen Halbinsel u. auch die Portugiesen wurden unter sein Commando gestellt. Er warf 11. Mai die Franzosen bei Oporto u. ging dann nach Spanien, besiegte dort den Feind 26. Juli bei Talavera u. kehrte darauf nach Portugal zurück. Am 27. u. 28. Sept. gewann er die Schlacht bei Busaco u. zog sich dann nach Torres Vedras zurück; im Sept. 1811 ging er über den Tajo nahm 12. Febr. 1812 Ciudad-Rodrigo u. 7. April Badajoz, siegte 22. Juli bei Salamanca u. besetzte 13. Aug. Madrid; nach der vergeblichen Belagerung von Burgos zog er sich im October an die portugiesische Grenze zurück 1813: erhielt er auch die spanischen Truppen unter sein Commando, erfocht 21. Juni den Sieg bei Vittoria, nahm 8. Sept. S. Sebastian, ging 7. Oct. über die Bidassoa, schlug die Franzosen 27. Febr. 1814 bei Orthez u. besetzte 10. April Toulouse; darüber s. das Nähere unter Spanisch-Portugiesischer Befreiungskrieg S. 476 ff. Für seine Thaten in diese Kriege war er zum Marquis von Douro, Herzog von Wellington, Herzog von Ciudad-Rodrigo, Herzog von Vittoria u. zum Feldmarschall ernannt worden. Nach der Beendigung des Spanischen Krieges ging er nach London zurück u. von da zuerst als Gesandter nach Paris u. im Febr. 1815 nach Wien zum Congreß. Als Napoleon wieder in Frankreich erschien, eilte er von Wien nach Brüssel u. übernahm 6. April den Befehl über die englisch-niederländische Armee u. schlug am 18. Juni die Schlacht bei Waterloo, in welcher der Sieg über die Franzosen durch das endliche Eintreffen der Preußen entschieden wurde; darauf marschirte er mit Blücher gegen Paris, wo er 5. Juli 1815 einzog, s. darüber Russisch-Deutscher Krieg gegen Frankreich S. 603. Für den Sieg bei Waterloo ernannte ihn der König der Niederlande zum Fürsten von Waterloo. Nach dem Vertrage vom 20. Nov. 1815 erhielt er das Obercommando über das gemeinschaftliche Occupationscorps der Alliirten in Frankreich. In den Verhandlungen mit Frankreich, nach der zweiten Restauration, welche W. von Englands Seite leitete, zeigte ergegen Ludwig XVIII. viele Mäßigung, so wie er auch viel dazu beitrug, daß schon auf dem Aachener Congresse (1818) die Räumung Frankreichs beschlossen wurde. Nach hergestelltem Frieden bereiste W., welcher fast von allen europäischen Mächten mit Titeln u. Orden beschenkt worden war, öfters die Niederlande u. visitirte die dortigen Festungen, war 1822 als englischer Bevollmächtigter auf dem Congreß zu Verona, nahm auch seinen Platz im Oberhause ein, wo er als strenger Tory stimmte u. sich durch seine Opposition gegen die Emancipation der irischen Katholiken u. die Reformbill auszeichnete. 1827 wurde er Oberbefehlshaber der Britischen Landwehr u. 1828 nach Cannings Tode u. Goderichs Entlassung erster Lord des Schatzes u. so an die Spitze eines Cabinets gestellt, welches von den entschiedensten Tories gebildet u. dessen Hauptstärke Peel war. Er erhielt hauptsächlich den Frieden nach der Pariser Julirevolution 1830 u. erkannte zuerst Ludwig Philipp als König der Franzosen an, dankte aber in Folge einer Minorität, in welcher er über die Civilliste des Königs blieb, 16. Nov. 1830 ab u. wurde durch Grey ersetzt; über seine Amtsführung s. Großbritannien S. 692 f. In den Verhandlungen wegen der Reformbill, welche von 1831 an begannen, zeigte sich W. wieder als deren Gegner, u. als am 14. April 1832 die zweite Lesung derselben entschieden wurde, legte er eine förmliche Verwahrung gegen dieselbe ein. Die dritte Lesung konnte nicht durchgesetzt werden, u. W. erhielt von dem Könige den Auftrag ein neues Ministerium zu bilden, aber das Unterhaus u. die allgemeine Volksstimme sprach sich so entschieden dagegen aus, daß das Greysche Ministerium im Amte blieb. Die Reformbill wurde nun fortgesetzt u. am 7. Juni 1832 von Wilhelm IV. sanctionirt. 1834 wurde W. Kanzler der Universität Oxford. Als im Nov. 1834 das Ministerium Melbourne aufgelöst wurde, so erhielt W. abermals den Befehl des Königs ein neues Ministerium zu bilden, wobei er selbst das Portefeuille des Auswärtigen behielt. Das neue Ministerium, aus entschiedenen Tories u. Gegnern der Parlamentsreform zusammengesetzt, mußte aber schon am 8. April 1835 wieder niederlegen. Im Aug. 1841 trat W. wieder in das neu gebildete Ministerium Peel als Commandirender der Landmacht ein u. bekleidete diese Stelle bis im[84] Juni 1846, wo er mit dem ganzen Ministerium niederlegte. Auch nach seinem Austritt aus dem Ministerium blieb er einflußreich, indem er auch unter John Russel den Oberbefehl über die Armee behielt u. stets der vertrauteste Rathgeber der Königin war. Er st. am 14. Sept. 1852 auf seinem Landsitze Walmer Castle bei Dover u. wurde unter glänzendem, auch von dem Continent beschicktem Conduct am 17. Nov. in der Paulskirche zu London beigesetzt. Ihm wurde 1822 wegen der Schlacht von Waterloo ein Denkmal von den Londoner Damen am Eingang von Hyde Park gesetzt, der vollständig nackte Achilles, nur mit Schwert, Helm u. Schild versehen; ferner wurden ihm Reiterstatuen gesetzt 1844 in London u. Glasgow, sowie 1846 in London auf dem Triumphbogen am Hyde Park; auch wurde seine Statue 1852 in Edinburg u. im Juni 1864 im Arsenal zu Woolwich aufgestellt. Von dem silbernen Schilde, welches er 1816 von den Londoner Kaufleuten erhielt, s.u. Schild S. 175. Er war seit 1806 vermählt mit Katharina Pakenham, Tochter des Lords Longford, u. hinterließ aus dieser Ehe zwei Söhne, Arthur Richard Wellesley, Marquis von Duero, zweiter Herzog von W., geb. 3. Febr. 1807, welcher der Erbe seiner unermeßlichen Besitzungen wurde, seit 1854 Generalmajor; u. Lord Charles Wellesley, s. Wellesley 9). Seine Despatches and Correspondence (Lond. 1836–38, 12 Bde.) u. seine Speeches in Parliament (ebd. 1854, 2 Bde.) gab Gurwood heraus, seine Civil Correspondence and Memoranda (ebd. 1859) u. Supplementary Despatches Correspondence and Memoranda (ebd. 1860 ff., 10 Bde.) sein Sohn Arthur Richard. Vgl. F. Bauer, Leben u. Feldzüge des Herzogs von W., Quedlinb. 1840; John Timbs, Wellingtoniana, Lond. 1854. Außerdem beschrieben sein Leben die Engländer Elliot, Clarke, Wright, Maxwell, Stoqueler, Macfarlane, Earl Grey u. A.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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