- Wieliczka
Wieliczka (spr. Wsälitschka), 1) Bezirk des galizischen Kreises Bochnia; 2) Stadt darin, in einem Thale, unweit der Galizischen Eisenbahn (Linie Krakau-Lemberg) u. mit dieser durch eine kurze Zweigbahn verbunden; Sitz des Bezirks- u. Steueramts, einer Berghauptmannschaft, Berg- u. Salinendirection, Post, Franciscanerkloster, Hauptschule, das berühmteste Salzbergwerk der Erde, Soolbad; 4500 Ew. Das unmittelbar unter der Stadt liegende Salzbergwerk hat eine größte Tiefe von 783 Fuß u. sein Salzstock eine größte Ausdehnung von 9500 Fuß in westöstlicher u. von 3600 Fuss in südnördlicher Richtung; es ist in einem großen Steinsalzflötz befindlich, welcher sich durch einen Theil Ungarns u. Siebenbürgens bis in die Moldau hinzieht. Das Gebirge besteht aus Thon mit Gyps, Spuren von Schwefel, bituminosem Holz u. Steinkohlenstücken. In die obern Schichten ist das Steinsalz in Schichten, oft 100 Fuß mächtig, eingesprengt. Dieses Salz wird wenig geschätzt Weiter unten hat sich das Salz in ausgedehntere Schichten gesetzt, u. hier wird es je tiefer desto reiner, vollkommen fest, ohne Spalten u. fremdartige Theile. Die Gruben ziehen sich 2 Meilen bis Bochnia hin. Das ganze Bergwerk ist in drei Grubenfelder getheilt, deren jedes wieder aus drei übereinander liegenden Stockwerken besteht; von denselben hat das obere mit Baumstämmen gestützte Gänge, die unteren sind, da das Holz zu Feuersgefahr ch Anlaß gibt, mit Salzsäulen gestützt u. durch, in das Salz gehauene Stufen mit einander verbunden; 7 Tagförderungs-, 1 Wasserhebungs-, 2 Fahr- u. 13 in Betrieb stehende Schächte sind vorhanden, täglich werden gegen 1500 Arbeiter beschäftigt u. jährlich über 1 Mill. Centner Steinsalz gefördert. Das Salz wird durch Hauen u. Brecheisen, auch durch Pulversprengungen gewonnen. Die Stücke werden entweder als Quaderstücke (Formalstücke) od. als längliche Walzen (Balwanensi, welche am meisten nach Rußland gehen), od. in unregelmäßiger Form (Naturalstücke) ausgehauen. Die kleinern Stücke (Minutien) werden in Fässer gepackt. Das Salz selbst ist weißes (Szibikawa sól, Schachtsalz), grünes (Zielow sól od. Zielony), krystallisirtes (Oczkowata sól) u. rothes. Das weiße, reine, scharfe wird gestoßen u. dann gebraucht, aus dem ganz durchsichtigen u. reinen fertigt man allerhand Waaren, Rosenkränze, Crucifixe etc., gebraucht es auch als Tafelsalz. Die einzelnen Stockwerke, welche durch unzählige Stufen verbunden sind, enthalten zahllose, sich kreuzende Gänge, Brücken (darunter die Kaiser Franzensbrücke), 16 Teiche (darunter der Przykos genannte Salzsee), große aus den aus.[178] gehauenen Kammern hergestellte Magazine, mehre ganz aus Salz gehauene u. architektonisch verzierte Räume, bes. zwei Kapellen (deren eine mit riesigen Bildsäulen betender Mönche aus Salz), den großen Tanziaal mit einer ringsum laufenden Gallerie u. großen Salzkronleuchtern, mehre Monumente aus Salz zur Erinnerung an die Anwesenheit hoher Personen etc. Das Salzflötz ist angeblich um 1233 von einem Hirten mit Namen Wuliczek zufällig aufgefunden worden; nach And. gab 1250 die Nachforschung nach dem in eine Felsenspalte gefallenen Trauring der Sta. Kunigunde, Gemahlin des Königs Boleslaw V. von Polen, Veranlassung zur Entdeckung des Salzes. Das Bergwerk, welches seit der Mitte des 13. Jahrh. in Bearbeitung steht, wurde 1442 an Juden verpachtet, durch ungarische u. deutsche Bergleute bearbeitet, seit 1772 (in welchem Jahre es zu Österreich kam) regelmäßig abgebaut u. mehrmals (1510 u. 1644) durch Feuer beschädigt. Am 25. Sept. 1850 wurde ein Fest zur Feier der Entdeckung des dortigen Salzlagers vor 600 Jahren begangen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.