- Münzsammlungen
Münzsammlungen, Sammlungen von Münzen aus älterer od. neuerer Zeit. M. kommen zuerst im Mittelalter vor, u. Petrarca hatte um 1360 die erste bedeutende. Im 15. Jahrh. sammelte Alfons, König von Aragonien u. Neapel, Münzen, ebenso der Cardinal von St. Marcus u. Cosmo von Medici. In Rom entstanden die M. durch Hier. Colonna, in Venedig durch Bapt. Egertius, in Ungarn durch König Matthias Corvinus, in Spanien durch Antonio Agostino, in Saragossa unter dem Papst Paul VII., in Rußland durch Czar Peter I.; in Deutschland legte der Kaiser Maximilian I. das Wiener Münzcabinet an, u. dasselbe wurde durch Karl VI. u. Franz I. vermehrt; in Frankreich legte W. Budäus die erste Münzsammlung an; Katharina von Medici erweiterte das königliche Münzcabinet, später geschah unter Ludwig XIV. u. XV. noch mehr dafür, u. einige Reisende, so Vaillant, brachten die antiken Schätze des Orients (30,000 Stück) nach Paris, ebenso Pellerin u. And. Ein vorzüglicher Sammeleifer verbreitete sich seit Ende des 15. u. Anfang des 16. Jahrh. in Europa u. vorzüglich in Holland, bes. zu Zeiten des Hub. Goltz. Anfangs sammelte man blos antike Münzen u. auch diese ohne eine allgemeine Ordnung; erst als die Münzkunde im 16. Jahrh. Wissenschaft wurde, kam Ordnung in die M., u. man knüpfte in den meisten M. an die geschichtliche Haupteintheilung die geographische als Unterabtheilung u. ordnete wiederum die einzelnen Münzen chronologisch. Meist sind noch die Gold-, Silber- u. Kupfermünzen jeder Regierung gesondert. In anderen M. hatte man auch die Eintheilung, bes. der neueren Münzen, in Medaillen, große Goldmünzen, Ducaten, Thaler (2 Loth schwere Stücken), gewöhnliche Silbermünzen, Groschen, große Kupfermünzen u. Pfennige. Da eine Sammlung aller Münzen Privatpersonen zu kostspielig ist, so haben sich Liebhaber van M. gewöhnlich auf einzelne Theile der Numismatik beschränkt, u. es sammelt daher der Eine nur antike Münzen, der Andere blos Medaillen, der Dritte Thaler, Groschen etc. Auch einzelne Suiten aus einer solchen Unterabtheilung anzulegen, ist gewöhnlich, kam aber sonst noch mehr vor als jetzt, so liebte man eine vollständige Folge der Glockenthaler, Ehestandsmedaillen, Freimaurermünzen u. dgl. zu sammeln. Unter den jetzt existirenden M. sind die päpstliche im Vatican zu Rom, die kaiserlichen in Paris, Wien u. Petersburg, die des Britischen Museums in London, die königlichen Sammlungen in München, Haag, Dresden, Madrid u. Kopenhagen, sowie die der Universität in Leipzig u. die herzogliche in Gotha die wichtigsten. Vgl. Münzkunde.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.