- Cyrillus
Cyrillus (Kyrillos, Demmutivum von Cyrus, nach Andern so v.w. der Kurzhaarige). 1) St. C., Bischof zu Gortyne auf Kreta, eifriger Verbreiter des Christenthums; um 240 in seinem 88. Jahre deshalb enthauptet; Tag der 9. Juli. 2) C. von Jerusalem, griechischer Kirchenvater, geb. um 315; wurde 350 Bischof in Jerusalem, wegen Rangstreites u. abweichender Lehre von seinem Metropoliten, dem Arianer Acacius von Cäsarea, seit 357 drei Male ab-, aber wieder eingesetzt; er st. 386. Seine im Geiste des Semiarianismus griechisch geschriebenen Katechesen sind als Darstellung der damaligen Glaubenslehren u. wegen Nachrichten von kirchlichen Gebräuchen wichtig; Werke, herausgegeben von I. Prevot, Par. 1631 u. 1640, Fol., von Th. Milles, Oxf. 1703, Fol., von Touttée (beendigt von Prudent Maran), Par. 1720, Fol.,[619] deutsch von Feder, Bamb. 1786. 3) St. C. von Alexandrien, 412 Nachfolger des Theophilus als Patriarch von Alexandrien; Gegner des Nestorius wegen dessen Meinung, daß Maria nicht Gottesgebärerin zu nennen sei, verdammte dessen Lehre 430 auf einer Synode in Alexandrien, erzwang auf dem Concil in Ephesos 431 dessen Absetzung, regte, da der Kaiser Theodosius II. ihn deshalb entsetzen ließ, die Mönche in Constantinopel auf u. brachte es am Hofe dahin, daß er in sein Patriarchat zurückkehren durfte, Nestorius aber entsetzt blieb. Er st. 444; sein Tag in der Lateinischen Kirche der 28. Januar, in der Griechischen der 9. Juni. Er schr. griechisch: Commentare über die Heilige Schrift, dogmatische u. Streitschriften u. Predigten; Werke: herausgegeben von I. Aubert, Par. 1638, 7 Bde., Fol., lateinisch Basel 1546, 4 Bde., Fol., Par. 1573 u. 1604, 2 Bde., Fol. 4) St. C., Apostel der Slawen, geb. in Thessalonich, hieß erst Constantin, bekehrte in der Mitte des 9. Jahrh. die Chazaren u. um 860 mit seinem Bruder Methodius den Fürsten der Bulgaren Boris, dann den Großfürsten der Mähren, Rastic, welcher den C. zum Bischof von Welehrad machte, endlich auch den Herzog Borziwoi von Böhmen. In Rom, wohin er 867 ging, um sich deshalb, daß er den Gottesdienst in slawischer, nicht in lateinischer Sprache hielt, zu rechtfertigen, nahm er mit den Mönchsgelübden den Namen C. an. Er st. 869 auf einer neuen Reise nach Rom. Methodius, Bischof von Olmütz, kehrte nach Mähren zurück, wurde Mitvormund von Swatokop, Swatopluks Enkel, ging aber, übel behandelt, wieder nach Rom, wo er 900 starb. Beider Tag der 9. März; sie werden in Böhmen als Landespatrone verehrt. Von C. sind die altslawonischen Schriftzüge (Cyrillisches Alphabet) erfunden, in denen er u. Methodius die Übersetzung des N. T. u. der Psalmen, beendigt 863 auf der Burg Welehrad, u. der Kirchenbücher ins Altslawonische aussehrielen, welche noch in der Russischen, Bulgarischen u. Serbischen Kirche gebraucht wird, s. Slawische Sprache. Vgl. Dobrowsky, Cyrill u. Methnd, der Slawen Apostel, Prag 1823. C. schrieb auch (ursprünglich griechisch) Fabeln, als Speculum sapientiae, in mehreren Ausgaben ohne Ort u. Jahr als Apologi morales, Wien 1630, deutsch Basel 1520, u. in deutschen Reimen von Holzmann, Augsb. 1571. 5) St. C., aus Constantinopel, im 12. u. 13. Jahrh., predigte erst das Christenthum in Lykaonien u. ging dann nach Rom, um die Union der Griechen u. Lateiner zu bewirken. Nach einer zwischen dem Patriarchen von Constantinopel u. ihm über die Lehre vom Ausgehen des Heiligen Geistes entstandenen Streitigkeit verließ er die Griechische Kirche, ging auf dem Berg Karmel, predigte in Armenien u. st. um 1224; Tag der 6. März. 6) C. Lukaris, geb. 1572 auf Kandia; studirte in Venedig u. Padua; reiste dann nach Deutschland, wo er die protestantische Lehre kennen lernte. Er wurde Priester u. Patriarch in Alexandrien u. 1621 in Constantinopel. Wegen seines Versuchs, protestantische Verbesserungen in die Griechische Kirche einzuführen, wurde er 1635 nach Rhodus verbannt; durch den Einfluß des englischen Gesandten wurde er zwar wieder eingesetzt, aber wegen eines neuen Katechismus 1636 von Neuem verbannt. Nach 3 Monaten zurückberufen, wurde er bes. wegen einer neugriechischen Übersetzung des N. T. von Maximus aus Kallipolis, die er mit Unterstützung der holländischen Regierung drucken ließ, 1638 erdrosselt. Vgl. Thomas Smith, Narratio de vita Cyrilli Lucaris etc. 8) C. Contari (C. von Berrhöa), geb. zu Berrhöa in Macedonien; in der Griechischen Kirche erzogen, studirte er später bei den Jesuiten, wurde Bischof in Berrhöa u. Erzbischof von Thessalonich; Feind des Vorigen, verdrängte er denselben 1635 vom Patriarchensitz u. wurde selbst Patriarch; allein wegen seiner Ausschweifungen verlor er dies Amt wieder, bekam dasselbe zwar 1638 von Neuem, wurde aber bald nach Tunis verbannt u. dort erdrosselt.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.