Gesellschaftsinseln

Gesellschaftsinseln

Gesellschaftsinseln (Societätsinseln, Georgs Archipelagus, Tahiti Archipelagus), Inselgruppe des südöstlichen Polynesiens, 1606 von Quiros entdeckt u. von Cook, der sie 1769 zuerst gründlich erforschte, zu Ehren der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in London, welche die Reise veranlaßte, G. genannt; besteht aus elf größeren u. einer Anzahl kleiner Inseln, welche sich in der Richtung von NW. nach SO. zwischen 10° bis 18° südl. Breite u. 222° bis 227° östl. Länge (von Ferro) ausdehnen u. in zwei durch eine breite Straße getrennte Abtheilungen (Windward- u. Leewardinseln) zerfallen. Zu den südöstlichen od. Windwardinseln gehören: Tahiti od. Otaheiti (die bedeutendste Insel der ganzen Gruppe), Maitea (Osnabruc) u. Eimeo (Moörea); zu den nordwestlichen od. Leewardinseln: Huahine, Raiatea, Taha, Borabora u. Maurua (Maupiti), s.d. a. Ihr Gesammtflächenraum beträgt ungefähr 34 QM.; die ganze Gruppe ist vulkanischen Ursprunges, alle einzelnen Inseln von großen Barrierriffen umgeben, die Küsten reich an schönen, aber schwer zugänglichen Häfen (gefährliche Brandungen), zum Theil sehr gebirgig (höchster Berg der Tobreonu od. Orohena auf Tahiti, 8000 Fuß hoch; auf den übrigen Inseln nur Berge bis zu 3000 Fuß); Boden durchgehend reich u. fruchtbar die Gebirge mit dichten Waldungen bedeckt, die Küstenebenen durch Bäche wohl bewässert, die Vegetation namentlich auf den westlichen Inseln außerordentlich üppig; Klima mild, sehr gleichmäßig u. gesund; Producte: Schwefel, Thonerde, schwarzer Basalt, Lava; Zucker- u. Bambusrohr, Brodfruchtbäume,[288] Cocospalmen, Bananen, Pisang, Platanen, Bataten, Getreide, Yams- u. Arumwurzel etc., von Säugethieren vor 1769 nur Schweine, Hunde u. Ratten, jetzt auch mehrere europäische Hausthiere, ferner Hühner, wilde Enten, Papagaien, Eisvögel, Reiher, Wallfische, Haifische, Austern, Krabben u. dergl.; die Bewohner, deren Gesammtzahl sich auf ungefähr 30,000 beläuft, sind malayisch-polynesischen Stammes, dunkel-kupferfarbig (die Frauen meist etwas heller), gut u. kräftig gebaut, gesellig, gutmüthig, gastfrei, leichtsinnig u. sinnlich; ihre Kleidung besteht aus der Tebuta, einem über die Achseln u. um den Leib geworfenen Stück Zeug, aus Bast gewebt, welches durch die Marra, einen schmalen Gürtel od. Zeugstreifen um den Oberleib zusammengehalten wird; auf dem Kopf tragen sie eine Art Turban od. schmücken sich denselben mit Federn, die Ohren mit Perlen; die Haut wird tätowirt; ihre Waffen waren früher Schlendern, Keulen, Bogen, Lanzen, Wurfspieße u. dergl., jetzt sind auch europäische Feuergewehre eingeführt; ihre Wohnungen stehen meist einzeln unter Palmen u. haben wenig Geräth, in neuerer Zeit sind einige zusammenhängende Dörfer entstanden; zur Nahrung dienen ihnen Brodfrüchte, Cocosnüsse u.a. Vegetabilien, Fleisch der Hausthiere u. Fische; Hauptbeschäftigung: Zucht des Brodfruchtbaumes (Ackerbau unbedeutend), Fischerei, Verfertigung von Canots, Haus-, Jagd- u. Feldgeräthschaften u. Kleidungsstücken; sie leben in Monogamie, doch sind Beischläferinnen gestattet, halten die Frauen in ziemlicher Eingezogenheit u. Abhängigkeit, ehren das Alter wenig u. sprechen eine eigene, wortarme Sprache; sie lieben Musik (eine Art Flöte), Tanz u. Fechten; ihre ursprüngliche Religion war polytheïstisch, Menschenopfer nicht ungewöhnlich; ihre Priester waren zugleich Ärzte u. Wahrsager, doch wurden bereits Ende des 18. Jahrh. von den Engländern protestantische Missionen (hier zuerst in ganz Polynesien) gegründet, später auch katholische durch die Franzosen, so daß jetzt (namentlich seit 1815) das Heidenthum fast gänzlich verschwunden ist, u. die Bewohner der Windwardinseln sich ziemlich zu gleichen Theilen zur protestantischen u. katholischen Religion, die der Leewardinseln fast ausschließlich zum Protestantismus bekennen; auch sind durch die Engländer Lancasterschulen eingeführt, wie sich überhaupt in neuester Zeit europäische Gebräuche, Sitten u. Gewohnheiten etc. immer mehr Bahn brechen; die Londoner Missionsgesellschaft hat eine Buchdruckerei gegründet, welche Bibeln in englischer u. der Landessprache u. verschiedene Unterrichtsschriften druckt. Die ursprüngliche Regierungsform war eine Art Lehnssystem unter einem erblichen König, welcher namentlich über die südöstlichen Inseln herrschte; unter ihm stand der Adel, der sich in Ehrihs (Häuptlinge) u. Meduahs (Vasallen) theilte; Towhas u. Rattirhas sind die geringeren Lehnsleute; das Volk besteht aus Mahanunen (Bauern) u. Tautaus (Diener, Sklaven). Die Windwardinseln haben in neuerer Zeit eine Art Constitution erhalten u. stehen unter französischem Protectorat; Hauptort derselben, Sitz der Königin von Tahiti u. des französischen Statthalters ist Papeete auf Tahiti; die Leewardinseln bilden besondere Staaten unter eigenen Häuptlingen. Über die Geschichte der G. s. Tahiti.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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