Holzbeizen

Holzbeizen

Holzbeizen, Holz so färben, daß die Farbe sich in dasselbe einfrißt u. man keine aufgetragene Farbe bemerkt. Durch das Beizem gibt man dem Holze entweder blos eine beliebige Farbe, welche es von Natur nicht hat, od. man ertheilt gewöhnlichem Holze ein geflammtes u. geadertes Ansehen, od. man ahmt mit wohlfeilen inländischen Holzarten theuere, bes. außereuropäische nach. Das Holz wird vor dem Beizen mit dem Hobel u. der Ziehklinge abgezogen u. so geglättet, nach dem Beizen mit Bimsstein u. Schachtelhalm abgeschliffen, u. wenn dabei die Farbe zu sehr wieder abgegangen ist, abermals gebeizt; zuletzt wird, theils der Haltbarkeit der Farbe, theils[497] der Politur wegen, Firniß od. Politur aufgetragen. Die Beize wird kalt od. warm mit dem Pinsel od. Schwamm aufgestrichen. Die Holzarten, auf welchen man die H. gewöhnlich anwendet, sind: Ahorn, Birnbaum, Linde, Birke, Erle, Esche, Fichte, Nußbaum, Pappel, Platane, Roßkastanie, Roth- u. Weißbuche, Tanne u. Ulme. a) Blaue H.: feingepulverter Indigo, in concentrirter Schwefelsäure aufgelöst, mit Wasser verdünnt u. zum Sieden erhitzt; od. Grünspan mit Kaliauflösung, od. Lackmus mit Kalkwasser gekocht, od. man tränkt das Holz mit einer Auflösung von eisenfreiem Kupfervitriol, trocknet es u. bestreicht es mit einem Absude von Blauholz. b) Braune H.: Krappabkochung od. Auflösung von Eisenvitriol mit Zusatz von etwas Scheidewasser od. auch bloßes Scheidewasser u. sofortiges Anhalten des Holzes ans Feuer; od. Abkochung von grünen Nußschalen, zur Nachahmung des Nußbaumholzes; od. von Staubschwamm u. Kali, od. gebrannter Kalk in Urin abgelöscht mit Gerberlohe. Esche, Ahorn u. andere helle Holzarten färbt man rothbraun, indem man sie mit einer Katechulösung (in kochendem Wasser unter Zusatz von kohlensaurem Natron) behandelt u. dann in eine Auflösung von doppeltchromsauren Kali legt. Buchsbaumholz wird hell mahagonibraun, wenn man es schnell mit einem in rauchende Salpetersäure getauchten Läppchen überfährt, mit einem reinen Lappen trocknet u. mit Leinöl einreibt. c) Gelbe H.: weingeistiger Auszug von Saffran od. Saffran u. Avignonbeeren in Wasser geweicht, Weinstein zugesetzt, gekocht, abgeklärt u. unter Zusatz von Alaun wieder erwärmt, od. feingepulverte Curcuma u. rectificirten Weingeist erwärmt u. durchgeseiht; od. verdünntes Scheidewasser u. Anhalten des Holzes ans Feuer; od. Einlegen des Holzes in eine kalte Auflösung von Alaun u. Wasser, dann in eine wässerige Abkochung der Curcumawurzel, von Gelbholz od. Quercitronrinde, od. Auflösung von Orleans in pottaschehaltigem Wasser od. Branntwein. d) Grüne H.: Bleizucker u. blauer Vitriol in heißem Wasser aufgelöst, dann das hineingelegte Holz durch eine ätzende Pottaschenlange gezogen; od. erwärmte Auflösung von krystallisirtem Grünspan im zwölffachen Gewicht Wasser; od. Grünspan u. Weinstein in starkem Essig; od. man beizt das Holz erst mit Curcuma gelb u. dann mit Indigoauflösung blau. e) Mahagoniähnliche H.: bes. für Nußbaum u. Ulme, Bestreichen mit verdünntem Scheidewasser, Auflösung von einerseits seinem Drachenblut u. ätzendem Natron in stärkstem Weingeist, andererseits von reinem Schellack u. ätzendem Natron in Weingeist, jede Auflösung für sich durchgeseiht u. das Holz mit der Drachenblutauflösung, dann getrocknet mit der Schellackauflösung getränkt, mit gepulvertem Bimstein abgeschliffen u. mit einem, in Leinöl gekochten buchenen Stäbchen polirt; od. ein Decoct von Fernambuk, Mahagoniholzspäne u. Alaun, od. Färberröthe, Gelbholz u. Wasser gekocht, od. Campecheholz u. Gelbholz mit Wasser gekocht, das Holz damit überstrichen u. hierauf mit Schwefelsäure versetztes Wasser angewendet; polirt wird dasselbe mit Wachs od. mit einer Mischung aus geschmolzenem gelben Wachs u. Terpentinöl; od. Drachenblut, Curcuma u. Franzbranntwein stehen gelassen u. das Holz damit warm überstrichen; od. Färberröthe, Campecheholz u. Wasser gekocht, das Holz damit siedend überstrichen u. mit einer Auflösung von gereinigter Pottasche in Wasser überfahren. f) Purpurfarbene H.: Campecheholz u. Brasilienholz mit Wasser gekocht, das Holz mehrmals damit überstrichen u. nach dem Trocknen gleichförmig u. leicht mit einer Auflösung von Pottasche in Wasser überfahren. g) Rothe H.: Fernambukspäne in Flußwasser eingeweicht, Hausenblase u. Alaun zugefügt u. bis zur Hälfte eingekocht u. erwärmt, auf das mit Alaunlösung od. besser Zinnauflösung getränkte Holz aufgetragen; od. man setzt einem Decoct von Krapp etwas Zinnauflösung zu u. beizt das Holz mit Alaunlösung vor; od. Drachenblut in Weingeist gelöst; od. das Holz wird erst mit einer Auflösung von Eisenvitriol u. Alaun, dann mit einer Abkochung von Campecheholz überstrichen; od. ein Decoct von Blauholz, mit Zinnauflösung versetzt; od. ein Cochenillendecoct wird mit ein Paar Loth Zinnauflösung versetzt od. das Holz vorher mit Zinnauflösung getränkt; ein schwaches Fernambukdecoct, mit Alaun versetzt, gibt rosenroth, wenn man das Holz nach mehrmaligem Anstreichen mit salzsaurem Zinn über streicht; karmoisinroth: in Wasser kocht man fein zerriebene Cochenille u. Weinstein; dann setzt man zu einer Zinnauflösung so viel Salmiakgeist, als zur Entwickelung der Karmoisinfarbe nöthig ist. h) Schwarze H.: Ebenholzbeize (auf Birnbaum, Linde, Ahorn), Bestreichen des Holzes mit heißem Campecheholzabsud, dann 3–4 Mal mit einem Galläpfelauszug u. hierauf noch naß mit einer Eisenvitriollösung; od. Auflösung von Kupfer in Scheidewasser u. Blauholzabsud, od. man bestreicht das Holz heiß mit einem starken Absud von Blauholz unter Zusatz von etwas Alaun, u. überfährt dann das Holz mit essigsaurer Eisenbeize, od. man vergräbt das Holz in den Schmutz, der von den Schleifsteinen der Schleifer herrührt, geschieht bes. bei Nußbaumholz. i) Violette H.: wässerige Lackmusauflösung, od. eine mit Alaun versetzte Abkochung mit Brasilienholzspänen u. Blauholz mit Wasser, od. man färbt mit Fernambuk roth u. legt das Holz in eine schwache Pottaschelösung, od. man tränkt mit einer verdünnten Kupfervitriollösung, trocknet u. färbt mit einem Absude von Blauholz u. Fernambuk unter Alaunzusatz, od. man mischt einen Absud von Cochenille unter Alaunzusatz mit schwefelsaurer Indigolösung. Als Firniß über H. ist zu empfehlen: 16 Loth Sandrach, 4 Loth Mastix, 16 Loth Schellack in 4 Pfd. Alkohol ohne Wärme gelöst u. 8 Loth Terpentin zugefügt. Das Auftragen desselben geschieht, indem das polirte Holz mit Leinöl getränkt, das überflüssige Öl mit einem wollenen Lappen abgerieben u. der Firniß mittelst 4–6 Mal zusammengelegter grober Leinwand eingerieben wird, so daß alle Poren des Holzes geschlossen sind. Vgl. Richtige u. vollständige Beschreibung der Holzfärberei, Lpz. 1802; C. F. G. Thon, Die Holzbeizekunst in ihrem ganzen Umfange, Sondersh. 1822; Prechtl, Encyklopädie Bd. VI.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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