- Katakomben
Katakomben, unterirdische in Stein gehauene Grabstätten. Eigentlich heißen so die unterirdischen, unregelmäßig sich durchkreuzenden, in Stein od. Puzzolan gegrabenen, in mehren Stockwerken über einander liegenden Gänge in Italien, welche vielleicht aus verlassenen Sand- od. Tuffgruben entstanden, (deshalb auch zuweilen Arenariae). wo die Christen Anfangs ihren Gottesdienst hielten, dann die Leichname der Märtyrer retteten u. endlich die Ihrigen, um der Nähe des Heiligen willen, begruben. Spätere Anlagen u. Erweiterungen sind regelmäßig, auch mit weitern Gängen. Die christlichen Gräber selbst in den K. sind verschieden angebracht; gewöhnlich sind oblongeI Öffnungen, längs der schmalen Gänge in den Tuff etc. gehauen, mit steinernen Tafeln geschlossen, worauf Zeichen, Bildwerke od. Inschriften; od. größere Grabkammern u. geräumige Bogengräber. Diese Grabkammern waren größtentheils mit Malereien u. Sculpturen geschmückt. Als später nach Anerkennung des Christenthums für die Leichname der Märtyrer neue prächtige Grabstätten erbaut wurden, zog sich der Gottesdienst dahin. So entstanden aus den verlassenen K. Kirchen. Erst unter Sixtus V. um 1585 fing man an, die K. in Beziehung auf Reliquien der Heiligen zu durchsuchen, wobei auch antiquarische Forschungen angestellt wurden, A. Bosio, Roma sotteranea, Rom 1532; Paul. Arringhi, Roma subterranea, ebd. 1659; Boldetti, Osservazioni sopra i cimiteri, ebd. 1720, u. Bottari, Sculture e pitture sagre estratte dei cimiteri di Roma, ebd. 1737. Vgl. Artaud, Voyage dans les catacombes de Rome, Par. 1810. Die römischen K., deren Haupteingang in der St. Sebastianskirche ist u. die sich fast eine Viertelmeile unter der Stadt hinziehen, sind 2–5 Fuß hoch. Die K. zu Neapel, welche in der vorchristlichen Zeit als Grabmäler benutzt wurden, liegen im Capo di Monte nördlich der Stadt bei der Kirche S. Gennaro, wo der Eingang ist; sie bilden Gallerien in drei Stockwerken, mit Zellen an der Seite, in denen die Leichen vermauert wurden. Gemälde aus römischer, arabischer u. christlicher Zeit, bes. dem 11. Jahrh., sind über den Zellen angebracht; doch sind jetzt seit einer großen Pest diese K. geräumt u. die Leichen vergraben worden; beschrieben von Celano. Die K. zu Syrakus sind gewölbte, 10 Fuß hohe, von Stuck gebildete u. schön gemalte Begräbnißplätze, mit Zellen an der Seite, in denen die Todten verwahrt wurden. Nach den italischen K. nennt man auch so die ähnlichen Grabstätten in Ägypten, Griechenland u. Paris. Die ägyptischen K. liegen längs dem Nil an der Libyschen Bergkette u. unter den angrenzenden Sandfeldern. Die größeren haben einen Vorhof im Freien, mit bogenförmigem Eingang, dann folgen Gänge, Kammern, Säle, Nebengänge mit Gruben, worin die Mumien liegen, im Hintergrund oft Erhöhungen mit Nischen, worin Götterbilder ausgehauen sind. Die großartigsten sind die Königsgräber bei Theben (s.d.). Vgl. Jollois u. Jomard, Sur les hygogées in der Description de l'Egypte. Die K. in Griechenland (Hypogeen, Syringen) sind ähnlich, nur sind außer den Nischen für die Leichen noch Höhler angebracht, um die Gefäße, Lampen u. Leichenfackeln aufzubewahren. Bes. finden sich solche K. in Athen. Die Pariser K. sind durch die Gebäude an der Westseite der Barrière d'enfer zugänglich. Ursprünglich Steinbrüche, wurden sie 1786 zur Stätte der in den Kirchen u. Gottesäckern gesammelten Gebeine gebraucht; 90 Stufen führen zum Eingang; sie breiten sich unter der Ebene von Montrouge, den Vorstädten St. Jacques u. St. Germain aus; viele Kammern u. Kapellen sind mit Todtenknochen verziert. Ein Altar aus Granit mit der Inschrift: D. M. II et III Septembr. MDCCXCII, birgt die Gebeine der Opfer der Septembertage 1792. Ein bes. Cabinet enthält osteologische Seltenheiten. Vgl. Wisemann, Fabiola od. die Kirche der Katakomben, deutsch von Rausch, 1855.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.