- Sixtus
Sixtus. I. Päpste: 1) S. I., römischer Bischof von 116 od. 119 bis 127 od. 128, soll die Feste vor Ostern eingeführt haben u. endlich enthauptet worden sein; er wird deshalb als Märtyrer verehrt. 2) S. II., wurde 257 Bischof u. 258 in der Valerianischen Christenverfolgung hingerichtet; deshalb ebenfalls als Märtyrer verehrt. 3) S. III., 432–440 römischer Bischof, soll den St. Patricius nach Irland gesendet u. u.a. die Basilica Sta. Maria Maggiore in Rom gebaut haben. 4) S. IV., hieß eigentlich Franc. d'Albescola della Rovère, geb. 22. Juli 1414 in Celle bei Savona, trat in den Franciscanerorden, zeichnete sich als Prediger aus, wurde endlich General seines Ordens, vom Papst Paul II. zum Cardinal erhoben u. nach dessen Tode selbst 1471 zum Papst erwählt. Von niederem Stande suchte er seine Nepoten zu Rang u. Würden zu erheben, u. diese Sorge hielt ihn von der energischen Führung des Krieges gegen die Türken ab, welchen er geerbt hatte, u. verleitete ihn 1478 zur Betheiligung an der Verschwörung der Pazzi in Florenz gegen die Medici (s.u. Florenz S. 369). Als in Folge davon die Florentiner sogar die Geistlichen nicht schonten, sondern mit dem Tode bestraften, so that S. alle in den Bann, welche gegen die Geistlichen gehandelt, sprach das Interdict über Florenz aus u. erklärte mit dem König von Neapel dem Herzog Lorenzo von Medici den Krieg. Aber sowohl das Florentiner Concil verwarf seinen Bann u. sein Interdict u. König Ludwig XI. von Frankreich bedrohete ihn mit der Appellation an ein allgemeines Concil, wenn er nicht Frieden mit Florenz mache. So genöthigt von dem König u. durch einen Einfall der Türken in Italien, schloß er 1480 Frieden. In diesem Jahre genehmigte er auch die Einführung eines allgemeinen Inquisitionsgerichtes in Spanien. 1482 verband er sich mit Venedig gegen Ferrara, wo er die Estenschen Güter seinem Nepoten Girolamo Rimio erobern wollte; da er sich aber mit dem Hause Este ausgesöhnt hatte u. Venedig nicht auch Frieden mit demselben schließen wollte, so sprach er das Interdict über diese Republik aus; aber weder Venedig achtete diesen Spruch, noch auch Mailand, welches mit Venedig 7. Aug. 1484 Frieden schloß. Diese Mißachtung. alterirte ihn so, daß er 12. August 1484 starb. Er erbaute die Sixtinische Kapelle, schmückte Rom mit schönen Gebäuden, baute die Tiberbrücke u. eine große Wasserleitung; aber damit konnte er seine Ungerechtigkeit, Habsucht u. Unsittlichkeit, den Steuerdruck, die Simonie u.a. Unthaten nicht verdecken 5) S. V., eigentlich Felix Peretti, geb. 18. Dec. 1521 in Grotto a Mare bei Fermo, wo sein Vater ein Gärtner war, bewachte in seiner Jugend das Obst u. hütete die Schweine, trat 1534 durch Vermittelung seines Oheims Salvatore in den Franciscanerorden, studirte in Ferrara u. Bologna, wurde 1544 Lehrer des Canonischen Rechts in Rimini, 1546 in Siena u. 1548 daselbst Rector der Schule; seit 1549 lebte er in Rom, wo er als Prediger sich Ruhm erwarb, aber auch wegen seiner Lehren über mystische Theologie sich in Händel verwickelte, weshalb er 1556 nach Venedig ging, wo er 1556 Vorsteher der Franciscanerschule u. 1557 Generalinquisitor wurde; seit 1560 wieder in Rom, lehrte er hier erst an der Universität, wurde dann unter Papst Pius V. Generalvicar des Franciscanerordens, Bischof von Fermo u. Beichtvater Pius' V.; seit 1570, wo er Cardinal geworden war, nannte er sich Montalto (von dem früheren Sitze seiner Vorfahren) u. wurde nach Gregor XIII. 1585 zum Papst gewählt. Bis dahin war er kränklich erschienen, unmittelbar nach der Wahl aber warf er seinen Stab weg, auf welchem gestützt er ins Conclave gekommen war, u. ergriff die Regierung mit großer Energie. Vorher mild u. sanft, wurde er nun streng u. hart, er unterdrückte das Banditenwesen im Kirchenstaat, drang auf unparteiische Rechtspflege, förderte die Industrie u. den Ackerbau, ordnete die Verwaltung des Kirchenstaates, gründete gelehrte Anstalten, führte große Einfachheit in der Hofhaltung ein, gab Rom nützliche Bauten (u.a. das Gebäude der Vaticanischen Bibliothek u. die Wiederherstellung der großen Wasserleitung Acqua Felice) u. schöne Anlagen. Als Kirchenfürst suchte er seine Macht zu erweitern, doch gelang es ihm weder in Deutschland, noch in Rußland u. Ägypten; in den Streitigkeiten zwischen Frankreich, Spanien u. Navarra spielte er eine große Rolle u. unterstützte die Guisen gegen die Hugenotten, Heinrich III. u. Heinrich von Navarra; diese beiden Könige belegte S. mit dem Bann u. wußte um die Ermordung Heinrichs III., wenigstens billigte er dieselbe. Nachher aber näherte er sich dem König [152] Heinrich IV. u. wurde kalt gegen die Ligue, wodurch er den Haß des spanischen Hofes auf sich zog. Er st. 24. Aug. 1590, u. alsbald riß das Volk, welches ihn wegen seiner Härte haßte, die Bildsäule auf dem Capitol um, welche ihm bei Lebzeiten der Senat errichtet hatte. Er war kalt, schlau, umsichtig, gewandt, fest, gegen seine Umgebung verschlossen, gegen Fremde u. Gesandte einsylbig u. kurz u. setzte die politischen Rücksichten über die religiösen; die Jesuiten haßte er, schützte sie aber wegen ihrer Gewandtheit im Spioniren an einflußreichen Orten. Er schrieb ein Werk über die mystische Theologie u. das sogenannte Goldene Register, einen Auszug aus Aristoteles u. Averrhoes; gab die Werke des Ambrosius heraus (1580) u. ließ in der von ihm bei der Vaticanischen Bibliothek angelegten Druckerei die Septuaginta, 1587, u. die Normalausgabe der Vulgata, 1590, drucken. Vgl. Robardus, Sixti V. gesta quinquennalia, Rom 1540; G. Leti, Geschichte S. V., wurde in viele Sprachen übersetzt, Amsterd. 1693, 3 Bde., Par. 1702, 2 Bde.; C. Tempesti, Storia della vita e geste di Sisto V., Rom 1754, 2 Thle.; Lorentz, S. u. seine Zeit, Mainz 1852. II. Gelehrter: 6) S. von Siena, geb. 1520 in Siena von jüdischen Eltern; nachdem er früh sich hatte taufen lassen, ging er in ein Franciscanerkloster u. predigte in mehren Hauptstädten Italiens. Er verfiel aber in Irrlehren, schwor dieselben zwar ab, wurde aber rückfällig u. zum Scheiterhaufen verdammt; auf Bitten des Generalinquisitors Michael Ghisiileri nahm Julius III. das Todesurtheil zurück. S. wurde nun Dominicaner u. studirte Griechisch, Hebräisch, Geschichte u. Philosophie. Später schickte ihn Ghisiileri nach Cremona zur Bekehrung einer Gesellschaft Juden, welche dort verdächtige Bücher verbreitete; er st. 1569. Seine Schriften verbrannte er, übrig ist nur noch Bibliotheca sancta, 1586 u.ö., zuletzt Neap. 1742, 2 Bde., Fol.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.