Laborde [1]

Laborde [1]

Laborde (spr Labohr), Familie, ursprünglich aus Bearn: 1) Jean Josephe de L., geb. 1724 zu Jaca in Spanien, erwarb sich in Bayonne durch Handel ein bedeutendes Vermögen u. etablirte sich dann als Banquier in Paris. Als 1758 der französische Hof Anleihen von 50 Mill. Francs bei der spanischen Regierung machen wollte, schloß diese erst den Vertrag ab, nachdem sich L. mit verbürgt hatte. Ludwig XV. ernannte ihn zu seinem Hofbanquier, doch zog sich L. nach Choiseuls Sturze von den Geschäften mit dem Staat zurück; als jedoch zu Anfang des Amerikanischen Krieges die französische Regierung Geld brauchte, schaffte L. durch persönlichen Credit in kurzer Zeit 12 Mill. Francs. Mehrere der schönsten Schlösser (St. Ouen, St. Leu, Mereville) sind von ihm gebaut; er gab 400,000 Fr. zur Errichtung von vier Hospitälern u. jährlich 24,000 Fr. zur Unterstützung der Armen. Ludwig XVI. erhob seine Besitzungen zum Marquisat. Er st. den 18. April 1794 auf der Guillotine, obschon 1200 Personen von den ihm gehörigen Gütern sich bittend für ihn verwendeten. Seine beiden ältesten Söhne begleiteten Lapeyrouse auf seiner Reise um die Welt u. verloren in Californien ihr Leben. 2) François Louis Jos., Graf von L., dritter Sohn des Vor., diente Anfangs in der Marine, wurde dann königlicher Schatzmeister, 1789 Mitglied der Generalstaaten in der Constituirenden Versammlung u. st. 1801 in London. 3) Alexandre Louis Josephe, Graf von L., geb. 1774 in Paris, jüngster Bruder des Vor.; ging zu Anfang der Revolution nach Wien, wo er Lieutenant im Regiment Colloredo wurde, diente später als Rittmeister im Regiment Kinsky, verließ nach dem Frieden von Campo-Formio die österreichischen Kriegsdienste,[948] kehrte 1797 nach Frankreich zurück n. bereiste England, Holland, Italien u. Spanien; er begleitete Napoleon nach Spanien, später nach Österreich u. wurde Staatsrath u. Director der öffentlichen Arbeiten. Das Opernhaus in Paris wurde nach seinem Plan angelegt. 1814 commandirte er einen Theil der Pariser Nationalgarde, wurde 1818 Mitglied des Staatsraths, aber bald, wegen zu liberaler Gesinnung, entlassen. 1822 erwählte ihn das Departement der Seine zum Deputirten, wo er 1823 bes. gegen den Krieg mit Spanien u. das drückende Douanensystem sprach. Durch sein Werk: Sur les prisons de Paris, erwarb er sich viel Verdienste um die Gefangenen; unternahm eine Reise nach der Levante, war 1829 ein gewandter Sprecher in der Kammer, schloß sich 1830 der Julirevolution an, wurde Seinepräsident, organisirte die Nationalgarde, bei der er dann Brigadegeneral u. Adjutant Louis Philipps wurde, war 1831 u. 1834 Deputirter für Paris, 1837 u. 1839 für Seine et Oise, nahm 1841 seine Entlassung u. st. 24. Oct. 1842 in Paris. Er schr.: Voyage pittoresque etc. de l'Espagne, Par. 1807–18, u.a. 1823, 4 Bde.; Itineraire de l'Espagne, ebd. 1809–27, u.a. 1827–28, 5 Bde.; Description des nouveaux jardins de la France, ebd. 1608; Monumens de la France, ebd. 1832–36; Versailles ancien et moderne, ebd. 1839–40. 4) Leon Emanuel Simon Joseph Bicomie de L., Sohn des Vor., geb. 1807 in Paris, war 1828 Gesandtschaftsattaché in Rom, 1830 Adjutant des Generals Lafayette, 1831 Gesandtschaftssecretär in London, 1832 im Haag u. 1834 in Kastel; 1841 wurde er an seines Vaters Stelle Deputirter für das Departement Seine et Oise u. später Conservator der modernen Sculpturen im Louvre a. 1857 Generaldirector der Archive. Er schr.: Voyage dans l'Arabie-Pétrée, Par. 1830; Flore de l'Arabie-Pétrée, ebd. 1833; Essai pour sevir à l'histoire de la gravure sur bois, ebd. 1833; Hist. de la découverte de l'imprimerie, ebd. 1836; Debuts de l'imprimerie à Mayebce et à Bamberg etc., ebd. 1840; Debuts de l'imprimerie à Strasbourg etc., ebd. 1840; Voyage en Asie-Mineure 1838, en Syrie 1839; Commentaire géographique sur l'Exode et le livre des Nombres, ebd. 1839–1842; Histoire de la gravure en manière noire, 1839; De l'organisation des bibliothèques dans Paris, 1845; Les anciens monuments de Paris, 1846; Essai d'un catalogue des artistes originaires des Pays-Bas, 1849: Les Ducs de Bourgogne, 1849 ff. 5) Etienne geb. 1783, trat als Volontär 1803 in die Linie u. machte die Feldzüge Napoleons in Österreich, Preußen, Spanien u. Rußland mit; 1814 begleitete er mit dem Gardebataillon Napoleon nach Elba. Während der Hundert Tage wurde er Commandant von Cambray, nach der zweiten Restauration aber entlassen. 1830 trat er als Oberstlieutenant in das 55. u. später in das 41. Linienregiment u. stand 1832 vor Antwerpen;1834 nahm er seinen Abschied, ging 1837 nach der Schweiz zu Louis Napoleon, gehörte 1840 zu den Theilnehmern des Boulogner Attentats u. wurde zu 2 Jahren Gefängniß verurtheilt. 1849 vom Departement Charente-Inférieure in die Gesetzgebende Versammlung gewählt, stimmte er stets als Bonapartist für die Regierung u. wurde im Jan. 1852 Gouverneur des Staatspalastes. Er schr.: Napoléon et sa garde, Par. 1840. 6) Léo de L., geb. 1808 in Avignon, war Redacteur eines legitimistischen Journals im Departement Vaucluse u. wurde 1849 von diesem Departement in die Gesetzgebende Versammlung gewählt. Er gehörte in der Versammlung zur äußersten Rechten u. wurde beim Staatsstreich vom 2. Dec. 1851 verhaftet. Er schr.: Note à consulter à propos des circulaires de M. Martin (du Nord), Par. 1841.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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