- Rebhuhn [1]
Rebhuhn, 1) (Perdix Briss.), Gattung aus der Familie der eigentlichen Hühner; Schnabel kurz, dick, an der Wurzel nackt, stark gebogen; Nasenlöcher halb geschlossen; Kopf befiedert, mit Warzen um die Augen; Schwanz niedergebogen, kurz; leben paarweise, nähren sich von Getreide, allerlei Gesämen, Pflanzentheilen, Gewürmen u. Insecten. Manche theilen sich in die Gattungen Wachtel, Colinus u. Cryptonyx (s.d. a.); Cuvier theilt sie in Francoline u. eigentliche R.; 2) Eigentliches R., Gattung aus der Familie der eigentlichen Hühner, Schnabel schwächer als der des Francolin (s.d.), an den Füßen haben die Männchen einen Sporn od. Höcker; Arten: a) Gemeines R. (Feldbuhn, R. cinerea, Tetrao p. L.), 13 Zoll lang, Wangen u. Kehle röthlich, oben grau, gelb u. rostfarben gemischt, schwarz gestrichelt, Brust u. Bauch mehr grau, schwarz gestrichelt, das Männchen (Hahn, Corporal) auf der Brust einen großen, hufeisenförmigen, rothbraunen Fleck (Schild), das Weibchen (Henne od. Huhn), einzelne rothbraune Flecken, den mehr grauen Jungen fehlt das Schild, doch bekommen sie dasselbe im Spätherbst. Der kurze Schwanz braunroth beim Hahne, rostroth bei der Henne. Varietäten weiß, weißgefleckt, mit dem Halsbande; Bergrebhuhn (Steinrebhuhn, P. cin. montana, mit ganz rothem Kopf u. rothbraunem Unterleib, zuweilen als eigene Art angegeben), ist ein sehr alter Hahn. Jägersprache: äsen (weiden), statt fressen; aufstehen statt aufstiegen; drücken, still liegen, sich verbergen; einfallen, auf der Erde niederlassen; Geäse (Weide) statt Futter; Gebräche statt Koth; Gelege, Eier in Einem Neste; Halten, nicht fortfliegen od. laufen; Kessel (Lager), Ruheplatz in ausgekratzter Vertiefung; liegen statt sitzen; paaren, zu Paaren fallen, sich verehelichen; Paarzeit, Verehelichungszeit; rufen statt locken; Ruf, Locklaut; schildern, das Schild (s. oben) bekommen; sprengen, einzeln einfallen; Stand (Tritt) statt Bein; stauben, in lockerer Erde batteln, sich baden; stieben, hoch über der Erde fortfliegen; streichen (ziehen), tief über der Erde fortfliegen; Verhören, Morgens u. Abends beobachten, an welchem Orte die Rebhühner sich zusammenrufen; Volk (Schaar, Compagnie, Kette, Kitt), die aus dem Hahne (Vater), der Henne (Mutter) u. den Jungen gebildete Familie, Aufenthalt: das gemäßigte Europa, bis Schweden hinauf, u. Asien, in Büschen (künstlich zu diesem Zwecke angelegte Remisen) u. Feldern mit nahen Hölzchen, im Sommer im Getreide, im Frühherbst im Kraut u. bes. in den Kartoffeln. Sie fliegen schwer, laufen aber rasch u. bleiben meist in der Nähe ihres Geburtsortes, bisweilen wandern ganze Völker Rebhühner mehr ob. weniger weit aus, sie nennt man Streichhühner. Der Ruf des Hahnes ist Girrläh, der der Henne etwas kürzer Gärl. In der Hühnerpaare (Paarzeit) im März u. April kämpfen die Hähne mit einander, da sie zahlreicher als die Hennen sind; die Henne brütet Anfangs April auf der Erde od. in einer Vertiefung, welche sie mit den eigenen Federn füttert, 14-18 (selten 22-25, junge Hennen 10-11) blaßolivengraue Eier binnen drei Wochen aus; sie fängt damit nicht eher an, als bis das diesjährige Gelege vollzählig ist. Nur wenn das erste Gelege zerstört wird, legt die Henne dies Jahr noch einmal. Die Jungen bleiben bis zum nächsten Frühjahr bei den Alten, bilden mit ihnen ein Volk (s. oben) u. werden von ihnen, bes. im Anfang, hartnäckig vertheidigt. Des Nachts sitzen die Rebhühner beisammen (im Kessel od. Lager), stets im Freien, Die Rebhühnerjagd wird im Frühjahr, wo die Rebhühner schon gepaart sind u. wo man die Paare mit dem Hühnerhund aufsucht u. (wenn dieser bei ihrer Annäherung anzieht u. sie steht) so lange um das Paar herumgeht, bis man den Hahn an dem Gefieder erkennt u. diesen dann schießt, od. im Herbst, indem man die Völker im September od. Anfang Octobers in den Kräutern, im Grummet od. im niederen Gebüsch mit dem Hühnerhunde aufsucht, betrieben Ein gut dressirter Hühnerhund geht vorsichtig an die Hühner heran u. steht einige Schritte vor ihnen, so daß sich der Jäger schußfertig machen kann, ehe sie auffliegen. Im Spätherbst halten die Rebhühner nur noch im Raps, in den Rüben u. in Hölzern dem Jäger aus. Im Winter schießt man die Rebhühner auf Treibjagden gelegentlich. Man fängt[872] die Rebhühner auch häufig in Garnen (Rebhühnergarnen). Ehemals wurden die Rebhühner, nachdem sie der Hühnerhund aus dem Gebüsche getrieben hatte, auch mit dem Falken gebeitzt (s. Falkenjagd). Vgl. über die Rebhühnerjagd G. F. D. aus dem Winkell, Handbuch für Jäger, Lpz. 1805, 3. A. ebd. 1858. Gefangene Hühner werden oft in einem Rebhühnerkasten, ähnlich einem in kleine Fächer getheilten Bücherregal, aufbewahrt u. mit Getreide u. Kohlblättern gefüttert, um sie immer zum Verspeisen bereit zu haben, od. in Rebhühnerkammern, deren Decke u. Fenster mit Netzen od. mit Stroh überzogen sind, damit sich die Hühner nicht den Kopf einstoßen, u. worin hinreichender Sand ist, welchen die Rebhühner, um leichter zu verdauen, gern fressen u. in dem sie sich baden, überwintert u. zur besseren Fortzucht im Frühjahr paarweise wieder aussetzt. Jedoch kommen dergleichen Rebhühner sehr oft, als verzärtelt u. an den Flügeln beschädigt od. des Fliegens ungewohnt, durch Raubvögel u. schlechtes Wetter um. Man zähmt die Rebhühner auch in Rebhühnergärten, Gärten mit einer kleinen Hütte von Bretern u. mit einem Stück spät gesäeten Feldes versehen, in welchen sie, mit verstutzten Flügeln, zur Fortzucht unterhalten werden; sie kehren mit den Jungen in den Garten zurück, wenn sie statt der verstutzten Federn neue bekommen haben u. in das Feld geflogen sind. Das Volk kann dann mit Beginnen des Winters gekörnt u. eingefangen werden. Das Fleisch, bes. von jungen Hühnern, ist zart u. wohlschmeckend; es wird meist gebraten, doch auch in Fricassees u. Rebhühnerpasteten verspeist u. ist gesund u. kräftig. b) Steinrebhuhn (Griechisches R., Rothhuhn, Berghuhn, Rothes R., P. saxatilis, P. Graeciae), fast von der Größe des Haselhuhns, 15 Zoll lang, Schnabel, Augenlider u. Füße hochroth, Scheitel, Hals, Brust u. Oberleib aschgrau, Rücken u. Brust rostgelb überlaufen, Kehle weiß, von den Augen geht um die ganze Kehle ein breiter schwarzer Streif, Unterleib rostgelb, an den Seiten mit dunkelrostgelben u. schwarzen halbmondförmigen Binden, Schwungfedern braun; Weibchen ebenso; wohnt in Bergen, ruft Chacibis, legt 16 Eier; in Italien u. Griechenland; Fleisch besser, als das des Gemeinen R-s; c) Rothes R. (Französisches od. Italienisches R., P. rufus, Tetrao rufus L., franz. Perdrix rouge), kleiner als das Vorige, ihm ähnlich, jedoch mit scharlachrothem Augenfleck, vielleicht nur Varietät; in Südfrankreich; Lebensart wie bei dem Gemeinen R.; wird bes. in Pasteten verspeist; d) Klippenrebhuhn (P. petrosa), oben rothgrau, Flügeldeckfedern blaugrau, rostroth gerändert, Kopf kastanienbraun; in steinigen Gegenden Europas u. Asiens. 3) (Ballschnecke), Muschel, s. u. Kinkhorn.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.