Ali [1]

Ali [1]

Ali (arab.), männlicher Name, bedeutet hoch, erhaben, ist zugleich ein Ehrentitel wie unser: Ihre Hoheit etc. I. Herrscher: A) Khalifen: 1) A. Ebn Abi Talib, mit dem Beinamen Assad Ollahel Ahalib (Löwe des siegreichen Gottes) u. Murtadhi (der Gott Angenehme), geb. 597 v. Chr., Vetter, Schwiegersohn (durch eine seiner Gemahlinnen Fatima) u. einer der ersten Anhänger Muhammeds; ward nach dessen Tode u. nach Ermordung Othmans 655 zum Khalifen erwählt, aber nicht allgemein anerkannt. Der darüber entzündete Krieg endete mit A-s Ermordung 660, s. u. Khalif. Er liegt in Kufa begraben, wo ihm auch ein Denkmal gesetzt wurde. Der Streit um die Rechtmäßigkeit seiner Nachfolge zog die Spaltung der Moslim in Aliden (Schiiten) u. Sunniten nach sich, s. Muhammedanische Secten. Man hat von ihm Gedichte, herausgegeben von Ruypers, Leyden 1745, u. 100 Sentenzen (Sprüche Alis), herausgegeben von Corn. van Waenen, Oxf. 1606: Stickel, Jena 1834; Fleischer, Lpz. 1837: sein Divan gedruckt in Bulak. 2) A. Abu Muhammed el Moktafi, von 902 bis 908, der 37. Khalif s.d.). B) Andere muhammedanische Herrscher: a) Sultane von Ägypten: 3) A. Abu Hassan, unter dem Khalifat 961–966 unabhängiger Gewalthaber in Ägypten (s.d. Gesch. VI.). 4) A. Mans ur Alla Eddin, 1377–1381, s. Ägypten (Gesch. VII.). 5) A. Bey, geb. 1728 in Abchasien, kam als Sklav nach Ägypten zu Ibrahim Kiaya, wurde 1748 wegen bewiesener Tapferkeit freigegeben, wurde Mamluken-Bey in Ägypten u. machte sich 1763 zum unabhängigen Herrscher über Ägypten, s.d. (Gesch. VIII.); st. 1773. b) Dey von Algier: 6) A. Khadscha, Dey 1808, nach wenigen Tagen ermordet, s. Algier III. c) König von Georgien: 7) A. Kuli Khan, so v.w. Jeße. d) Sultan von Ghasna: 8) A., Maduds Sohn, folgte seinem Vater 1049, wurde aber in demselben Jahre wieder abgesetzt, s. Ghasnaviden. e) Sultan von Khorassan: 9) A. Kuli Khan, so v.w. Nadir Schah. f) König von Marokko: 10) A. Ebn Jussuf, Almoravide, zog 1114 nach Spanien, belagerte vergeblich Toledo, wurde 1115 von Alfons I. von Aragon geschlagen u. zog sich in die Berberei zurück, st. 1140, s. Marokko. g) Imams von Medina: 11) A. Zein, 680–694. 12) A. Ridha, 799–818. 13) A. Aßeri, 835–868, s. u. Imamat. h) Nabob von Oude: 14) A., geb. 1781, Adoptivsohn des Nabobs von Oude, Asseff ed Daulah, u. Vezier des Großmoguls Schah Alum, erhielt nach seines Pflegevaters Tode 1797, durch die engl. Regierung unterstützt, die Herrschaft, zeigte sich aber störrig u. widerspenstig u. ward daher von den Briten 1798 entsetzt u. nach Benares gebracht. Nachdem er hier den engl. Residenten Cherry ermordet hatte, floh er nach Berar, der Radschah lieferte ihn den Briten unter der Bedingung aus, daß seines Lebens geschont werde; er wurde in einem eisernen Käfig eingesperrt gehalten, u. starb 1817. i) Sebah von Persien: 15) A. Murad, Zukih Khans Neffe, empörte sich gegen seinen Oheim Zukih u. Saduck u. wurde 1780–84 Schah von Westpersien, s. u. Persien. k) Khalif in Spanien: 16) A. Ebn Hamit (A. Ebn Hamud), Ommajadischer Khalif in Spanien, von 1016 bis 1017, s. Spanien (Gesch.). l) König von Toledo: 17) A. Maymon, regierte 1053–1072, s. Spanien (Gesch.).

II. Feldherrnn. Staatsmänner: a) Türkische Großveziere: 18) A. Pascha Sürmeli, 1689 Defterdar, dann abgesetzt u. Statthalter in Cypern u. Tripolis, 1692 Großvezier; belagerte vergeblich Peterwardein; er wurde bei Mustafas II. Thronbesteigung als Großvezier bestätigt, bald aber vom Heer entsetzt u. 1694 zu Adrianopel erdrosselt; s. ebd. 19) A. Pascha Tschorlili, aus Tschorli, 1706 Großvezier; ward durch Peter. den Großen bestochen u. ließ ihn am Pruth 1711 entkommen, deshalb hingerichtet. 20) A. Pascha Kümürdschi (der Köhler), zuerst unter Mustafa II. Geheimschreiber, unter Achmed II. Steigbügelhalter, erster Kammerdiener u. Schwertträger, dann Kaimakan u. 1713 Großvezier, blieb bei Peterwardein; 21) A. Pascha Hekimbaschisade, Anfangs Befehlshaber in Tebris (Persien), 1731 Großvezier, 1734 Statthalter von Candia, 1736 von Bosnien, 1740 von Ägypten, 1742 von Anadoli, ward dann wieder Großvezier, später wieder Statthalter von Aleppo, endlich zum 3. Male Großvezier 1754, nach 2 Monaten aber wieder abgesetzt, ins Gefängniß geworfen, jedoch begnadigt u. nach Cypern u. Rhodus verbannt, 1755 wieder Statthalter in Ägypten u.[319] 1257 von Anadoli, wo er 1758 zu Kutahja starb. 22) A. Moldawandschi, Großvezier 1768, focht unglücklich gegen die Russen, wurde 1770 abgesetzt, s. Türken. 23) A. Pascha, so v.w. Aali Pascha. b) Kapudan-Paschas: 24) A. Pascha Muesinsade, Janitscharenaga unter Selim II., 1567 Kapudan-Pascha, verlor gegen Johann von Österreich 1570 die Seeschlacht von Lepanto u. blieb daselbst. 25) A. Pascha Uludsch, später Kilidsch, erst Beglerbeg in Illyrien, Nachfolger des Vorigen, baute das Arsenal in Constantinopel u. stellte mit dem Großvezier Muhammed Pascha die türkische Seemacht wieder her; verheerte 1574 die Küsten von Calabrien u. Messina, nahm den Spaniern das Schloß Goletta u. Tunis, u. st. 1586. 26) A. Pascha Hasambegsade, Statthalter von Rhodus, 1649 Kapudan-Pascha, in der Seeschlacht von Naxos 1650 von den Venetianern geschlagen, 1651 abgesetzt u. zum Statthalter von Morea ernannt, 1659 zum 2. Male Kapudan-Pascha; st. 1661. c) Statthalter: 27) A. Pascha von Janina, geb. 1744 zu Tependeten in Albanien, aus dem Geschlecht der Tokziden; begann 1760 einen Raubkrieg gegen die benachbarten Paschen; unterstützte den Großherrn gegen den rebellischen Pascha von Scutari u. gegen den von Delonia, seinen Schwiegervater, ward Nachfolger des Letzteren u. bald darauf Stellvertreter des Dervendschi Pascha, welcher für die Sicherheit der Landstraßen zu sorgen hatte. Da er aber mit den Räubern in Verbindung blieb, so wurde er abgesetzt, später aber, da er 1787 u. s. Jahre gegen die Russen gute Dienste that, Pascha von Trikala in Thessalien. Als solcher bemächtigte er sich der Stadt Janina u. ward Statthalter hier. Während des französischen Zuges nach Ägypten trat er mit Bonaparte in Unterhandlung, überfiel aber 1798 die franz. Küstenplätze in Albanien u. eroberte sie bis auf Parga. Durch seine Vermittelung erhielt die Pforte 1800 alle ehemals venetianischen Städte des Festlandes, u. als er 1803, nach 3jährigem Kampfe, die Sulioten ganz unterworfen hatte, wurde er zum Statthalter von Romanien ernannt. Grausam, sah er dennoch streng auf Recht u. Ordnung, ließ Landstraßen bauen, beschützte den Handel u. beförderte die Industrie u. machte sich endlich fast ganz unabhängig von der Pforte. 1807 trat er wieder mit Napoleon in Verbindung, mußte aber dennoch Parga u. die Ionischen Inseln an Rußland abtreten, weshalb er später sich an die Engländer anschloß. Um ihn wieder der Pforte zu unterwerfen, schickte Mahmud IV. 1820 ein Heer von 5000 M. unter Ismail Pascha gegen ihn ab, das ihn aber vergebens in Janina belagerte. 1821 erschien Kurschid Pascha mit 12,000 Mann daselbst, mußte jedoch wegen des Griechenaufstandes die Belagerung aufgeben; aber endlich von den Griechen verlassen, übergab er am 1. Febr. 1822 Janina u. wurde, da er sich den Bevollmächtigten, welche das Todesurtheil an ihm vollziehen sollten, widersetzte, am 5. Februar mit 6 Getreuen niedergehauen, sein Kopf nach Constantinopel geschickt u. seine Schätze für den Großherrn eingezogen. Seine 2 Söhne, Veli u. Muchtar Pascha, waren 1820 von den Türken gefangen u. nach Kleinasien verbannt, dann aber hingerichtet worden.

III. Gelehrte: 28) A. Ben Abbasal Madschusi, persischer Arzt im 10. Jahrhundert; schr.: Al maleki (latein. als Liber totius medicinae, Vened. 1492, Leyden 1523). 29) A. Ebn Hassan Ebn'l Nefis, gelehrter Imam; st. 1263. Schr.: Medschiz'l Ganun (eine Abkürzung des Kanon von Avicenna), herausgeg. Calcutta 1624. 30) A. Schir, lebte im 16. Jahrh. unter Abul Kasem in Dschaggatai, u. nach dessen Tode zu Maschhed u. Samarkand, kehrte später zurück u. wurde erster Vezier. Er errichtete mehrere öffentliche Anstalten u. unterstützte die Gelehrten, von denen er oft besungen ward. Später wählte er die Statthalterschaft von Astrabad, um Muße für seine Studien zu gewinnen. Seine Werke, türkisch u. persisch, schrieb er pseudonym unter dem Namen Newaji u. Fani. Mehrere seiner Divane sind handschriftlich zu Paris. 31) A. Bey (eigentlich Albert Bobovský), ein Pole, durch Tataren zum Sklaven gemacht, ward türkisch erzogen, Dolmetscher des Sultans im 17. Jahrh., sprach 17 Sprachen; schr.: De Turcorum liturgia, u. a. m., u. übersetzte die Bibel ins Türkische. 32) A. Muhammed Abu Hazin, persischer Schriftsteller des 18. Jahrh.; wanderte nach Indien aus u. schr. u. a. eine Autobiographie, herausgeg. u. ins Englische übersetzt von Belfour, Lond. 1830.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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