Erlangen

Erlangen

Erlangen, 1) Landgericht im baierischen Kreise Oberfranken, 3 QM. mit 17,000 Ew.; 2) Hauptstadt darin, an der Mündung der Schwabach in die Regnitz, am Ludwigskanal u. der Süd-Nord-Eisenbahn in einer sandigen, aber gut angebauten Ebene u. besteht aus zwei Stadttheilen, der Altstadt u. Neustadt od. Christian-Erlangen; Sitz eines Kreis-, Stadt- u. Landgerichts, eines Rentamtes u. mehrer anderer königlichen u. städtischen Behörden, Gymnasium, Lateinische, Landwirthschafts- u. Gewerbschule; von den fünf Kirchen der Stadt mit eben so viel Pfarreien sind zwei lutherisch, zwei reformirt u. eine katholisch, protestantische Friedrich-Alexander-Universität, 1742 von dem Markgrafen Friedrich von Baireuth Anfangs für seine Residenz Baireuth gestiftet, aber schon 1743 nach E. verlegt u. 1809 mit der von Altdorf verbunden; das neue Universitätsgebäude steht auf der Stelle des ehemaligen markgräflichen Schlosses; in ihm befindet sich die Aula, der Antikensaal, die Mineralogische u. Zoologische Sammlung u. die Universitätsbibliothek, welche gegen 100,000 Bände u. 1000 Handschriften zählt. Die Hörsäle, sowie das Physikalische Cabinet u. einige andere Sammlungen befinden sich in der ehemaligen, seit 1840 aber zu Zwecken der Universität eingerichteten Schloßkirche jetzt Museum genannt; außerdem stehen mit der Universität noch in Verbindung ein Krankenhaus, seit 1827 eine Enthbindungsanstalt, ein Anatomisches Theater im ehemaligen Orangeriegebäude, ein Botanischer Garten, ein Chemisches Laboratorium, Theologisches Seminar u. mehrere gelehrte Gesellschaften; die Universität zählt gewöhnlich zwischen 400 u. 500 Studenten; auch befindet sich hier die seit 1846 neu errichtete Kreisirrenanstalt. E. ist sehr gewerbfleißig u. hat zahlreiche Fabriken für Handschuhe u. Strumpfwaaren, die einen großen Theil Deutschlands mit ihrem Fabrikate versehen, für Horn- u. Kammwaaren, Spiegel, Gold- u. Silberdraht, Stahlwaaren, Hüte, Tabak, Papier, Tuch, Leder u. Kattun, sowie viele u. große Bierbrauereien[856] (Erlanger Bier): Freimaurerloge: Libanon zu den drei Cedern. Vor dem Universitätsgebäude steht seit 1843 das Standbild des Markgrafen Friedrich, von Schwanthaler modellirt u. von Stiglmaier in Erz gegossen; ferner da, wo die Regnitz dem Ludwigskanal sich am meisten nähert, das vom König Ludwig zur Erinnerung an den Bau dieses Kanals errichtete Denkmal, dessen Sculpturen auch von Schwanthaler sind. E. hat 11,000 Ew. von denen 10,000 der Lutherischen, je 500 aber der Reformirten u. Katholischen Kirche angehören. – E. lag im Radenz- od. Rednitzgane. Karl der Große ließ Sachsen od. Slawen hierher versetzen, nach deren Bekehrung der Bischof Wolfger von Würzburg 823 die erste Kirche erbauen ließ. E. gehörte bis 1400 der Krone Böhmen, dann kam es an den Burggrafen Johann von Nürnberg. 1553 wurde das, vor der Stadt an der Rednitz liegende große Schloß von den Nürnbergern verbrannt u. nicht wieder aufgebaut. 1632 wurde E. von dem Oberst Schlätz, Commandanten von Forchheim, überrumpelt, geplündert u. verbrannt, aber bis 1655 wieder aufgebaut. 1685 ließ Markgraf Christian Ernst die Neustadt-E. zur Aufnahme französischer Refugiés bauen, u. als 1706 die Altstadt ganz abbrannte, wurden beide Theile verbunden. Das erst 1700 erbaute Schloß blieb unversehrt. 23. Aug. 1743 wurde die Universität gegründet, s. oben. 1840 wurde hier die 18. Versammlung der deutschen Naturforscher u. 1851 die der deutschen Philologen u. Orientalisten gehalten. 23._– 25. August 1843 Säcularfeier der Gründung der Universität. 1848 wurde E. dem Kreise Oberfranken zugetheilt, während es früher zu Mittelfranken gehört hatte. Vgl. I. Ch. Fick, Historisch topographisch-statistische Beschreibung von E., Erl. 1812; I. G. F. Pabst, Gegenwärtiger Zustand der Universität zu E., ebd. 1791; G. C. Harles, Comment. de ortu et fatis Univers. Frid. Alex., Erl. 1793–1800; Lammers, Geschichte der Stadt E., ebd. 1834, u. Desselben Statistik u. Jahrbücher der Stadt E. von 1818–1838.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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