Baireuth [1]

Baireuth [1]

Baireuth, 1) sonst Fürstenthum im Fränkischen Kreise; getheilt in Oberland (oberhalb des Gebirges, mit den Städten B., Kulmbach, Wunsiedel u.a.) u. Unterland (unterhalb des Gebirges, mit Erlangen, Neustadt an der Aisch u.a.). Jenes gebirgig (Fichtelgebirge), mit Waldung, Bergbau (Eisen, Marmor, Alaun, Thon zu Fayance), Viehzucht, Flachsbau; dieses flach, etwas sandig, doch sehr fruchtbar; Flüsse: Main, Eger, Nabe, Saale, Rezat u.a.; hielt 180757' (65) QM., mit 251,000 (238,600) meist lutherischen Einw. Das Wappen in 2 Theile gespalten; das Vordertheil mit 2 schwarzen u. 2 weißen Feldern; im anderen (gleichfalls gespaltenen) Theile ein schwarzer Löwe in goldenem u. ein silberner Adler in rothem Felde. 2) (Gesch.). Früher fällt die Geschichte eines Theiles des Landes, welches später Fürstenthum Kulmbach od. B. genannt ward, mit der Geschichte von Ansbach (s.d.) zusammen; ein beträchtlicher Theil gehörte im 12. u. 13. Jahrh. den Herzögen von Meran, die denselben nach u. nach meist durch Kauf erworben hatten. 1248 erbte durch seine Gemahlin Elisabeth, Schwester des letzten Herzogs von Meran, Burggraf Friedrich von Nürnberg die Stadt B. nebst Zubehör, u. seine Nachfolger (s. Hohenzollern) erwarben noch bedeutend dazu. Erst als Friedrich V. 1398 das Land unter seine Söhne theilte, erhielt Johann (als Graf von Hohenzollern) das Land oberhalb des Gebirges mit B. Er residirte zu Plassenburg u. focht für Kaiser Siegmund bei Nikopolis, erwarb Kreilsheim u. Erlangen u. st. 1420 ohne männliche Erben; sein Land fiel daher an seinen Bruder Friedrich VI. Von ihm erbte das Fürstenthum ober dem Gebirg sein ältester Sohn Johann IV. der Alchymist 1440, trat es aber 1457 seinem Bruder Albrecht Achilles, welcher das Fürstenthum unter dem Gebirg erhalten hatte, ab, zog auf das Schloß Scharfeneck bei Baiersdorf u. st. 1464. Die beiden Söhne Albrechts Achilles, Friedrich u. Siegmund, regierten gemeinschaftlich bis 1495, wo der Letztere kinderlos st., u. B. fiel wieder an Ansbach, mit dem es nun 46 Jahre vereint blieb, indem die Söhne des Markgrafen Friedrich, Georg der Fromme u. Kasimir, gemeinsam regierten. Erst als der Letztere st. u. sein Sohn Albrecht 1541 mündig wurde, theilte Georg, u. Albrecht erhielt B. durch das Loos. Albrecht Alcibiades od. der Krieger genannt, war ein kriegerischer, leidenschaftlicher, ausschweifender Fürst. Zuerst focht er für Kaiser Karl V. gegen die Protestanten u. ward durch die kursächsischen Truppen 1547 bei Rochlitz gefangen, aber durch die Mühlberger Schlacht wieder befreit, u. zwang nun seine Unterthanen u. die Ansbacher (als Vormund des Fürsten Georg Friedrich von Ansbach), das Interim anzunehmen, belagerte 1551 Magdeburg mit Kurfürst Moritz von Sachsen, um es dem Kaiser zu unterwerfen, verließ jedoch 1552 dessen Sache, um sich mit Frankreich zu verbinden, nahm den Bischöfen von Würzburg u. Bamberg u. der Stadt Nürnberg bedeutende Ländereien ab u. trat unter der Bedingung, daß ihm diese Eroberungen bestätigt würden, plötzlich wieder zum Kaiser über. Die Betheiligten waren aber nicht damit einverstanden u. eroberten das Genommene wieder, indem sie 1552 mit Kurfürst Moritz. von Sachsen u. Herzog Heinrich von Braunschweig einen Bund zu Eger gegen Albrecht schlossen. Nach der Besiegung Albrechts bei Sievershausen wurden seine Länder besetzt, die Festung Plassenburg erobert u. Albrecht selbst geächtet; er trieb sich nun an süddeutschen Höfen umher u. st. den 8. Jan. 1557. Auch er hinterließ keine Kinder u. sein Gebiet ward wieder mit Ansbach vereint. Nach dem Tode Georg Friedrichs von Ansbach, 1603, der die größte Mühe gehabt hatte, die sequestrirten Güter in Besitz zu bekommen, fielen die fränkischen Markgrafschaften an den Kurfürsten von Brandenburg, Joachim Friedrich, zurück. Dessen älterer Bruder Christian hatte durch das Testament seines Vaters Johann Georg, ohne Wissen des Kurprinzen, die Neumark vermacht bekommen, doch weigerte sich sein Bruder, ihn nach des Vaters Tode 1595 zum Besitz derselben gelangen zu lassen, versprach ihm aber bei dem bald zu erwartenden Anfall der fränkischen Besitzungen einen Theil derselben, u. setzte ihn auch wirklich in den Besitz des Landes ober dem Gebirge, seinen jüngsten Bruder aber in den des Landes Ansbach. Christian nahm seine Residenz zu B. u. seitdem ist der Name Markgraf von Brandenburg-Baireuth der gewöhnlichere geworden. Christian wurde 1606 Kreisoberster, förderte die Sache des Protestantismus in seinen Ländern, ward 1635 in den Prager Frieden eingeschlossen u. st. 1655. Sein Enkel, Christian Ernst (sein Vater Erdmann August war zuvor gestorben), folgte ihm, stand aber bis 1662 unter Vormundschaft seines Oheims Georg Albrecht (s. unt.). Er focht mit gegen Ludwig XIV. u. war bei dem Entsatz von Wien, befehligte 1692 u. 1707 als kaiserlicher Feldmarschall die Reichsarmee gegen die Franzosen, legte aber, da er nicht glücklich war, das Commando nieder. Für B. that er viel, stiftete das dortige Gymnasium, zog 1686 viele französische Refugiés in sein Land, errichtete zu Erlangen 1701 eine Ritterschule u. st. 1712. Sein Sohn, Georg Wilhelm, focht in kaiserlichen Diensten gegen Frankreich u. stieg bis zum Feldmarschall; er st. 1726 ohne Sohn. Das Land fiel nun an die bisher apanagirte Linie Brandenburg-Kulmbach, welche der 2. Sohn des Markgrafen von B. Christian, Georg Albrecht, gegründet hatte. Derselbe stand Anfangs in kaiserlichen, dann in pfälzischen Diensten als General, übernahm nach dem Tode seines Vaters die Vormundschaft über seinen unmündigen Neffen (s. oben), übergab diesem 1662 die Regierung u. st. 1666. Von seinen beiden Söhnen trat der ältere, Christian Heinrich, zwar 1706 alle seine u. der Seinigen Ansprüche auf B. an Preußen ab, dennoch[223] folgte nach dem Aussterben der älteren Linie B. mit Georg Wilhelm 1726 sein ältester Sohn, Georg Friedrich Karl, u. diesem 1735 sein Sohn Friedrich. Dieser war in erster Ehe mit Friederike Sophie Wilhelmine, der Schwester des Königs Friedrichs II. von Preußen, vermählt; er that viel für B., gab weise Gesetze u. stiftete 1743 die Universität Erlangen; dabei war er aber prachtliebend u. verschwenderisch u. stürzte durch seine großartigen Bauten u. die Verschönerungen der Stadt B. sein Land in Schulden; er st. 1763. Ihm folgte sein Oheim Friedrich Christian, mit welchem 1769 das Haus B. ausstarb, welches jetzt an den Markgrafen von Ansbach, Christian Friedrich Karl Alexander, fiel; als aber dieser 1791 die Regierung niederlegte, kamen beide Fürstenthümer an Preußen. 1806 wurden sie durch nothgedrungenen Vertrag dem Königreich Preußen entrissen u. der Verwaltung Napoleons übergeben, dieser behielt sie 5 Jahre, überließ aber B. 1810 an Baiern; B. ist von diesem zu Oberfranken geschlagen. Vgl. Barth, Versuch einer Landes- u. Regentengeschichte der beiden Fürstenthümer B. u. Ansbach, Hof 1795; Lang, Geschichte des Fürstenthums B., Gött. 1801, 2 Bde.; Longolius, Nachrichten von Brandenburg-Kulmbach, Hof 1751–54, 2 Bde.; Fickenscher, Lehrbuch der Geschichte des Fürstenthums B., Nürnb. 1807.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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