Brandenburg [1]

Brandenburg [1]

Brandenburg (m. Geogr. u. Gesch.). I. Älteste Geschichte bis zum Entstehen der Markgrafen von Nordsachsen 930. Die Ebenen zwischen der Mittel-Elbe u. Mittel-Oder, die heutige Provinz.B., bewohnten bis zur Völkerwanderung wahrscheinlich Sueven. Nach der Völkerwanderung erschienen in dieser Gegend slawische Völkerschaften, Wilzen, Heveller, Uker, Retharier u. Obotriten. Sie lagen fast fortwährend im Kampfe mit den germanischen Nachbarvölkern, den Sachsen u. Franken, bis Karl der Gr. sie unter seine Botmäßigkeit brachte. Später warfen sie das fränkische Joch ab u. beunruhigten durch räuberische Einfälle von Neuem das deutsche Grenzgebiet. Sie zu bändigen, ging Kaiser Heinrich I. 927 über die Elbe, schlug die Heveller 928, eroberte ihre Hauptstadt B., zwang ihren Fürsten Tugumir zur Unterwerfung u. ernannte den Grafen Siegfried von Merseburg zum Markgrafen. Zwei Jahre später eroberte er die Festung Lebus von den Wenden.[180] II. Markgrafen von Nordsachsen, 930 bis 1142. An der Elbe in der Altmark u. Priegnitz setzte Heinrich I. den Markgrafen von Nordsachsen, Bernhard I. ein. Bald erhoben sich die Wilzen unter Mizlav, doch siegten die Deutschen bei Lenzen 931 über dieselben, die sich unterwarfen u. scheinbar Christen wurden. Unter Otto I. erhoben sie sich, von den Ukern u. anderen wendischen Völkern verstärkt, 944; die Stadt B. ging wieder verloren, u. kaum konnte Markgraf Gero von NSachsen dies u. Havelberg wieder erobern. Ernstlicher als bisher wurde nun das Christenthum durch Missionäre verbreitet, 946 das Bisthum Havelberg u. 948 das Bisthum B. errichtet. Von Neuem mußten aber, als Kaiser Otto I. in Italien war, die Deutschen weichen u. erst nach der Besiegung der Ungarn am Lech 955 gewannen sie die Oberhand. Unter den Wenden zeichneten sich bes. die Brüder Nacco u. Stoigness aus, 2 Knäsen der Ukern: Otto schlug sie aber an der Dosse gänzlich, wobei Stoigness fiel u. Nacco verschwand. Gero bekriegte aber die Selpulen, Luititzen u. andere östliche wendische Stämme, gründete die Ostmark (Niederlausitz) u. st. 965. Markgraf Dietrich (Theoderich, wahrscheinlich Bernhards I. Sohn), Geros Nachfolger, drückte die Wenden, sie empörten sich 976, ermordeten die kaiserlichen Beamten u. die Priester, so wie den Bischof Udo von Havelberg, eroberten Havelberg u. B. u. zwangen den Markgrafen u. den Bischof von B. zur Flucht. Eine lange Reihe von Kämpfen folgte jetzt; endlich wurde Dietrich um 983 entsetzt u. st., von einer Präbende lebend, 985 in Magdeburg. Lothar von Walbeck war nicht glücklicher, u. Kaiser Heinrich II. schloß 1003, wo auch Lothar von Walbeck st., mit Rethariern u. Wilzen den Frieden zu Arneburg, durch welchen ihnen Unabhängigkeit gewährt wurde. Der Markgraf Werner, dem seine Mutter Godtla diese Stelle vom Kaiser Heinrich II. gekauft hatte, schlug die wieder empörten Wilzen, eroberte Havelberg u. B. u. zwang ihnen 1005 einen Frieden zu Werben auf; sie versprachen Tribut zu zahlen u. christliche Priester aufzunehmen. Die Bisthümer Havelberg u. B. wurden hergestellt. 1009 verlor Markgraf Werner durch Ränke der Kaiserin (nach And. wegen Antheiles an dem Morde des Herzogs Dedi I.) seine Stelle u. st. 1014. Bernhard II., ein Sohn Dietrichs, welcher die erledigte Markgrafenwürde von NSachsen erhielt u. den Krieg gegen die Wenden erneuerte, st. 1018, u. ihm folgte sein Sohn Bernhard III. Den Krieg mit den Slawen (s. unter Obotriten) endigte 1023 Heinrich II. durch einen Frieden. 1024 schrieb Kaiser Konrad II. ein Gottesurtheil in Werben aus, um den Streit der Sachsen u. Wenden zu schlichten. Obgleich der Sachse unterlag, setzte dennoch Bernhard den Kampf gegen die Obotriten u. Wilzen fort. Am meisten machte ihnen aber Gottschalk, Fürst der Obotriten, welcher 1047 das große wendische Reich stiftete, zu schaffen, s. Obotriten (Gesch.). Gegen ihn zog 1056 Markgraf Wilhelm, Bernhards Sohn, blieb aber bei dem Schlosse Pritzlawa. Graf Udo I. (Ludgar) von Stade wurde sein Nachfolger, st. aber schon 1057, u. ihm folgte sein Sohn Udo II., der zwar Wilhelms Halbbruder verjagen wollte, aber bei Niendorf, unweit Merseburg, 1064 erschlagen wurde. Für Groitzsch tauschte nun Udo II. von dem Grafen Wiprecht das Balsamerland in der Altmark ein. So lange Gottschalk lebte, konnten die Markgrafen von NSachsen dem mächtigen Wenden nichts anhaben, indessen gedieh das Christenthum durch Gottschalk auch unter den Slawen. Nach dessen Ermordung 1066 gerieth die Christianisirung des Landes wieder in Stocken, bis Heinrich, sein Sohn, das Wendenland wieder gewann. Udo betheiligte sich an dem großen Bunde gegen Heinrich IV., wurde in der Schlacht an der Unstrut 1073 gefangen, aber nachdem er seinen Sohn als Geißel gestellt hatte, losgelassen. Er st. 1082. Sein Sohn Heinrich I. erhielt nun die sächsische Nordmark (die Altmark) u. nach seinem Tode folgte sein Bruder Udo III., der mit anderen sächsischen Fürsten die Luititzen besiegte u. B. nach viermonatlicher Belagerung einnahm. Er st. 1106 u. sein Sohn Heinrich II. folgte ihm unter Vormundschaft seines Oheimes Rudolf I. Da dieser mit dem Herzog Lothar von Sachsen, Friedrich von Stade gefangen hielt, so wurde er 1112 vom Kaiser Heinrich V. durch ein Fürstengericht in Goßlar seiner Würde entsetzt u. die Mark Helfreich (Helprich) v. Plötzke anvertraut. Heinrich II. wurde 1114 volljährig u. trat nun in das väterliche Erbe; stand 1123 dem Bischof von Halberstadt im Kriege gegen Heinrich den Löwen bei u. st. 1128. Markgraf wurde nun Rudolfs I. Sohn, Udo IV. von Freekleben. Dieser wurde 1130 von Albrecht dem Bären bei Aschersleben erschlagen, u. die Mark kam an Konrad, Sohn des Grafen Helfreich v. Plötzke, welcher 1133 bei einem Römerzuge unter Kaiser Lothar in der Lombardei fiel. Die erledigte Markgrafenstelle erhielt Albrecht der Bär. Vgl. Gebhard, Aquilonales Marchiones Electores Brandenburgici documentorum autoritate asserti, Lpz. 1742.

III. Brandenburg unter den Askaniern 1142–1320. Albrecht von Askanien, der Bär, ein Sohn des Grafen Otto von Ballenstädt, wurde 1138 von Konrad III., welchen er nach Lothars Tod 1137 unterstützte, mit dem Herzogthum Sachsen belehnt. Diese Belehnung erkannte aber Herzog Heinrich der Stolze von Sachsen u. Baiern u. sein Sohn Heinrich der Löwe nicht an, u. Albrecht mußte, nachdem 1140 die Mark an Rudolf II. von Stade, Sohn des Markgrafen Rudolf I. vergeben worden war, Heinrich dem Löwen das Herzogthum 1142 wieder abtreten. Er erhielt dafür 1143 die Ostmark (Niederlausitz), unabhängig von Sachsen, unter dessen Lehnsherrlichkeit bisher NSachsen gestanden hatte. Von dieser Zeit an nannte er sich Markgraf von B. Er nahm an dem großen Kreuzzug, welchen Heinrich der Löwe, Konrad von Zähringen u. Konrad von Meißen unternahmen, Theil. Niklot, Fürst der Obotriten, regte sich 1148 wieder, doch erzwang Albrecht einen Frieden, nach dessen Bedingungen Niklot Christ werden sollte, welche Bedingung er indeß nicht erfüllte. Nun benutzte Albrecht jede Gelegenheit, um die Wenden gegen die Oder zu drängen, u. da sie sich oft, um von dem an Niklot zu zahlenden Tribut loszukommen, freiwillig unterwarfen, so war bald die ganze Mark, mit Ausnahme B-s, erobert. Dieses wurde endlich 1157 erstürmt u. verbrannt u. der Wendenfürst Jazko geschlagen u. vertrieben. 1150 mißlang eine neue Fehde gegen Heinrich den Löwen, doch versöhnte sich Albrecht mit ihm auf dem Reichstage[181] in Würzburg. Die neue Mark B. umfaßte nun das Land nördlich bis an den Müritzsee in Mecklenburg, südlich bis an die Oberlausitz, östlich bis an die Oder u. westlich bis an die Elbe (es gehörte also die Ucker- u. Neumark noch nicht zu ihr). Freilich war das von den Wenden verlassene Land nur eine große Öde, aber Albrecht zog aus Seeland, Holland u. Flandern, vom Rhein u. aus Sachsen Ansiedler herbei, die durch kaiserliche Freibriefe von allen Abgaben befreit wurden. Durch sie wurde nach u. nach die Neustadt B., Bernau, Spandau, Berlin nebst Köln gegründet, der Dom in Havelberg gebaut, das Bisthum B. neu errichtet, Klöster gebaut u. bei Albrechts Wallfahrt nach Jerusalem der Johanniterorden ins Land gerufen u. mit einer Commende zu Werben beschenkt. An Heinrichs des Löwen Zug 1161 gegen den Obotritenkönig Niklot, welcher dem Reich der Obotriten ein Ende machte, nahm Albrecht Theil. Die Wilzen u. übrigen Wenden des eroberten Gebietes wurden theils zu Leibeigenen gemacht, theils in eigene Dörfer zusammengedrängt u. zum Christenthum gezwungen. Raub u. Mord rächte diese Unterdrückung. Albrecht dankte 1168 ab, theilte seine Länder unter seine Söhne, indem er Otto die Mark u. Bernhard Anhalt gab, u. st. 1170. Otto I. kriegte mit Heinrich dem Löwen gegen die Rugier, jedoch ohne Erfolg. Als 1180 Heinrich der Löwe geächtet wurde, u. Graf Bernhard von Anhalt, Ottos Bruder, das Herzogthum Sachsen erhielt, half Otto diesem Sachsen erobern. Auf dem Reichstage in Mainz 1182 verrichtete Otto I. zum ersten Mal das Amt eines Erzkämmerers. Er st. 1184. Otto II., sein Sohn, hatte sich in den Dänen nach der Gefangennehmung der Söhne des Obotritenfürsten Niklot u. durch Erwerbung von Gebietstheilen, die diesen gehörten, gefährliche Nachbarn gemacht. Mit Heinrich dem Löwen, der 1190 aus England zurückgekehrt war, gerieth er in Krieg, dieser eroberte die Hälfte seines früheren Besitzes zurück u. König Heinrich, nach seines Vaters, Kaisers Friedrich I., Tode, gewährte ihm Frieden. Nun half Otto II. 1191 dem Grafen Adolf von Holstein sein, während der Abwesenheit des Grafen in Palästina, von Heinrich dem Löwen besetzes Land, jedoch nur für den Augenblick, wieder gewinnen u. schlug 1195 die Flotte des Dänenkönigs auf der Oder, die zum Angriff gegen ihn ausgesandt war. Er wie sein Bruder standen auf der Seite des Königs Philipp von Schwaben gegen den Gegenkönig Otto IV. von Braunschweig u. nahmen Theil an der Eroberung von Goßlar. Auf Wunsch Philipps setzte Otto mit Hülfe des Herzogs Bernhard von Sachsen den vertriebenen Kronprätendenten Waldemar von Dänemark, gegen den Willen Ottos IV. u. König Erichs von Dänemark, als Bischof von Bremen ein u. gab ihm einen Theil der Mittelmark, unter der Bedingung, daß das Gebiet als erbliches Lehngut bei seinem Geschlechte verbleiben solle. 1196 schenkte er dem Erzbisthum Magdeburg die Altmark. Otto II. st. 1206 kinderlos u. ihm folgte sein Bruder Albrecht II., der seit 1196 Theil an der Regierung genommen hatte. Nach der Ermordung Philipps von Schwaben 1208 wendete er sich zu Kaiser Otto IV. u. blieb ihm selbst treu, als Friedrich II. als Gegenkaiser auftrat. Über die Abtretung vieler seiner besten Länder u. die Lehnsnahme der Altmark von Magdeburg unwillig, begann Otto den Magdeburger Krieg; doch waren auch kaiserliche Interessen dabei im Spiele, indem der Erzbischof für Friedrich II. focht. Otto schlug die Magdeburger 1212, aber 1214 nach der Schlacht bei Bovines, wo Otto IV. unterlag, ergriff König Waldemar II. von Dänemark, von Friedrich veranlaßt, die Waffen gegen B. u. kriegte mit abwechselndem Glück gegen ihn bis 1218, wo Otto IV. st. u. Friedrich II. den Markgrafen durch das Versprechen gewann, ihn mit Vorpommern bei Aussterben dieses Fürstenhauses zu belehnen. Albrecht II. st. 1221 u. seine Söhne Johann I. u. Otto III. (über welche ihre Mutter Mechtild u. der Graf Heinrich II. von Anhalt die Vormundschaft führten, bis sie 1226 mündig wurden) folgten ihm u. führten die Regierung gemeinsam. Unter ihnen kam der Titel Kurfürst allmählig auf, doch führte ihn nur der ältere Johann I. u. auch dieser noch nicht in Diplomen. Die Brüder wurden 1228 in eine Fehde Otto des Kindes von. Braunschweig, ihres Schwagers, mit seinen Basen verwickelt. Sie entsetzten das belagerte Braunschweig, kamen dadurch aber in Fehde mit dem Kaiser Friedrich II., dem Erzbischof von Magdeburg u. dem Bischof von Halberstadt; Otto III. wurde von dem gleichfalls gegen ihn aufgetretenen Markgrafen Heinrich 1238 gefangen, der andere Bruder aber hart bedrängt, so daß sogar Mittenwalde u. Köpnik eine Zeitlang von den Meißnern besetzt gehalten wurden. Otto III. kaufte sich endlich durch großes Lösegeld aus der Gefangenschaft los, sein Schwiegervater, König Wenzel von Böhmen, u. Otto von Braunschweig sendeten Hülfe, u. nun schlugen die Brüder 1240 die Magdeburger u. Halberstädter bei Gladigau, unweit Osterburg an der Biese, u. nahmen den Bischof von Halberstadt gefangen. Erst 1244 kam ein Friede zu Stande, in welchem Magdeburg die Lehnherrschaft über die Altmark u. andere Lehn verlor u. die Markgrafen wieder im Besitz des ganzen Landes kamen. Um 1250 erkauften die Brüder die Landschaften Lebus u. Sternberg vom Herzog Boleslaw von Niederschlesien u. gründeten Frankfurt a. d. Oder. Zu gleicher Zeit zwangen sie den Herzog Barnim I. von Stettin, ihnen das Uckerland abzutreten, u. den Herzog Mistevin in Ostpommern, ihre Lehnshoheit über ihn anzuerkennen, nachdem sie eine ähnliche Forderung schon 1235 gegen den Herzog von Stargard durchgesetzt hatten. 1252, 1258 u. 1265 zog Otto III. gegen die Preußen u. baute auf ihrem Gebiet den Marktflecken B. in Preußen. Die zweite Ehe Johanns mit Hedwig von Pommern befestigte den Besitz der Uckermark, u. Ottos Vermählung mit Beatrix von Böhmen hatte eine Vergrößerung des Landes um die Städte Bautzen, Görlitz, Lauban u. Löben zur Folge. Auch jenseits der Oder breiteten unterdessen die Brüder ihr Land aus, indem sie 1257 die Landstriche an der Warthe, Netze u. Drage, Theile Slaviens (das von den Slawen bewohnte Land) den Polen entrissen, Landsberg a. d. W. erbauten u. später Beerwalde, Neudamm, Arnswalde u. Königsberg in der Neumark gründeten. Das ehemalige Slavien wurde nun das Land über der Oder (Terra transoderana) genannt. Otto III. unternahm auch drei Kreuzzüge gegen die Preußen u. stand seinem Schwager Ottokar von Böhmen gegen die Ungarn u. den Herzog Waldemar von Schleswig gegen die Dänen bei. Ihm wurde nach dem Tode des Kaisers [182] Wilhelm von Holland 1256 die Kaiserwürde angeboten, welche er aber ausschlug. Johann I. st. 1266, Otto III. 1267. Johann I. hinterließ 7, Otto II. 4 Söhne. Beide hatten wenige Jahre vor ihrem Tode das Land, jedoch wie es scheint, blos in Rücksicht auf die Einnahmen getheilt. Die beiden Linien nannten sich, die von Johann I. gestiftete die Johanneische (Stendaler), die von Otto III. entsprossene die Ottonische (Salzwedeler). Diese Theilung wurde von den Erben aufrecht erhalten, u. so verlor B. nichts an Ansehen u. Macht, obgleich es so viele Fürsten hatte. Die Söhne Johanns I. hießen: Johann II., Otto IV., Konrad I., Erich, Albrecht V., Heinrich III. u. Johann IV.; die Söhne Ottos III.: Johann III., Otto V., Albrecht V. u. Otto VI. Albrecht IV. st. bald, Johann III. blieb auf einem Turnier in Magdeburg 1268, Erich u. Johann IV. traten in den geistlichen Stand; Heinrich III., Albrecht V. u. Otto VI. waren beim Tode ihrer Väter noch minderjährig. Nur die Prinzen Johann II., Otto IV. mit dem Pfeil, Konrad I. u. Otto V. traten die Regierung gemeinschaftlich an. Der älteste, Anfangs Johann der führte den Titel Kurfürst von B., die übrigen hießen, wie früher, Markgrafen. Schon in dem ersten Jahre ihrer Gesammtregierung bekamen sie mit Boleslaw V. von Polen Krieg. Dieser hatte die Stadt Meseritz befestigt, um die Fortschritte der Brandenburger jenseit der Oder zu hemmen, u. Otto IV. mit dem Pfeil zerstörte diese Festung. Die Polen fielen nun 1268 in der Neumark ein u. schleiften Zilenzig. Neue Nahrung erhielt der Krieg durch den Zwist der Söhne des verstorbenen Herzogs Swentopolk von Hinterpommern, von denen der eine, Werzlaw, sich dem Deutschen Orden in die Arme warf u. der andere, Mistevin, sich unter die Lehnsherrschaft der Markgrafen begab, denen er 1269 Danzig überlieferte. Während die Polen die Neumark verwüsteten, besetzte 1272 Konrad I. Danzig. Diese Erwerbung ging indeß wieder verloren, da Werzlaw starb u. sein Bruder Mistevin Danzig zurückforderte. Dieser trat, da ihm die Übergabe vor Ersatz der Kriegskosten verweigert wurde, zu dem Polenherzog Boleslaw über, dessen Neffen er zum Erben seines Landes bestimmte. Boleslaw eroberte Danzig wieder, u. B. verlor mit dieser Stadt die Aussicht auf die Erbschaft von Hinterpommern. Zugleich brachen die Polen nochmals in der Neumark ein, nahmen Strehlen u. Driesen, u. B. war in Gefahr, alle Länder jenseits der Oder einzubüßen, als 1273 ein sechsjähriger Waffenstillstand Rettung brachte. Bei dem ersten Kriege Rudolfs von Habsburg mit Ottokar von Böhmen, sendeten die Markgrafen von B., welche die Oberlausitz als böhmische Lehn besaßen, dem König Ottokar den Markgrafen Otto V. zu Hülfe, der auch zur Vermittelung des Friedens beitrug. Während im zweiten Kriege 1278 Otto V. an dem Kampfe Ottokars gegen Kaiser Rudolf Theil nahm, lief der Waffenstillstand mit den Polen ab, u. diese u. die Pommern fielen in der Neumark ein. Der Umstand, daß Erich von B., Domprobst von Magdeburg, sich um das Erzbisthum bewarb, regte von Neuem die Magdeburger Streitfrage an u. hatte eine Fehde zur Folge, in welcher Markgraf Otto IV. in die Gefangenschaft des Erzbischofs, Grafen von Schwalenberg, gerieth, aus welcher er sich nach schwerer Hast mit 4000 Mark lösen mußte. Nachdem Ottokar von Böhmen in der Schlacht auf dem Marchfelde 1278 geblieben war, vermittelte Otto V. einen Frieden mit dem Kaiser, in welchem unter Anderen ausgemacht wurde, daß Markgraf Otto IV. eine Tochter des Kaisers Rudolf heirathen sollte. Otto V. blieb in Böhmen, um als Vormund Wenzels dieses Land u. Mähren zu verwalten, aber seine Habsucht machte ihn verhaßt. Sein Streit mit der Königin Mutter, Kunigunde, um die Vormundschaft, endigte damit, daß er Böhmen verlassen mußte. Er nahm indeß den Thronerben mit sich nach Zittau u. lieferte ihn erst gegen eine hohe Summe, die er als Erziehungskosten forderte, an die Böhmen aus, vgl. Böhmen IV. 1279 st. der Polenherzog Boleslaw; der Krieg mit Magdeburg dauerte fort. Der Bischof Schwalenberg hatte zwar, auch von Braunschweig angegriffen, seine Würde niedergelegt, aber nun trat Graf Bernhard von Wölpe als Nebenbuhler Erichs auf u. führte den Krieg so glücklich, daß dieser Frieden schließen mußte. 1281 starb Bernhard von Wölpe u. dem nächst wurde Erich Erzbischof von Magdeburg, als Markgraf Johann II. kinderlos 1283 starb, nahm sein Bruder Otto IV. mit dem Pfeile den kursürstlichten Titel an. Die Markgrafen von B. vergrößerten 1291 ihr Land durch Ankauf der Mark Landsberg in Sachsen von dem Markgrafen Albrecht dem Unartigen von Meißen: auch Delitzsch, Lauchstädt, Altstädt, Sangerhausen etc. wurden nach u. nach von Meißen käuflich an B. gebracht u. 1303 auch die Niederlausitz u. das Land zwischen der Schwarzen Elster u. Elbe. 1296 entledtgte sich Otto IV. seines Hauptgegners, des Fürsten Primislaw von Polen, indem er ihn während der Fastnacht in Rogotzno, an der Grenze der Neumark, ermorden ließ, u. 1291 gab er als Kurfürst bei der Kaiserwahl seine Stimme für Adolf von Nassau. Adolf belehnte B. hierfür mit Landsberg, übertrug ihm alle kaiserlichen Rechte in Lübeck u. ernannte Otto IV. zum Feldhauptmann in Thüringen. Dennoch war Otto einer der ersten, die von Adolf abfielen u. Albrecht von Österreich 1298 als Kaiser anerkannten. 1298 st. Otto V., einen einzigen Sohn Hermann hinterlassend; Otto VI. st. als Mönch 1303, so daß 1307 von allen Markgrafen von B. blos noch Otto IV. u. dessen Neffen Hermann u. Waldemar übrig waren. Otto IV. u. Hermann kämpften für Wenzel von Böhmen gegen Kaiser Albrecht u. später gegen Erich VIII. von Dänemach. Hermann fand in der letz. en Fehde 1308 seinen Tod, einen Sohn Johann hinterlassend; Otto IV. hatte mit der Geistlichkeit in seinen letzten Lebensjahren in Streit gelebt u. war deshalb 1305 in den Bann gekommen. Auch er st. 1309, u. nun war Waldemar, Konrads Sohn, alleiniger Markgraf u. Kurfürst von B., da sein Bruder Johann V. früher gestorben war u. sein Bruder Heinrich ohne Land nicht zur Regierung kam, sein Vetter aber, Johann VI. der Erlauchte, noch unter seiner Vormundschaft stand. Waldemar war einer der mächtigsten Fürsten Deutschlands, denn er besaß die 5 Marken, die Markgrafschaft Landsberg u. die Pfalz Sachsen, u. hatte Ansprüche auf die dem Markgrafen Hermann verpfändete Niederlausitz u. auf Pomerellen. Nach einem glücklichen Kriegszug in Pomerellen, wo er Danzig nahm, seine Eroberungen aber außer Rügenwalde, Stolpe u. Slave, dem Deutschen Orden gegen[183] 10,000 Mark Silber 1310 abtrat, bekriegte er 1310 den Kurfürsten Rudolf von Sachsen-Wittenberg u. wurde nach einigen Unfällen im Städtchen Briezen eingeschlossen, das er wegen seiner tapferen Vertheidigung Treuenbriezen nannte. 1311 vermählte er sich mit seiner Base Agnes, Schwester seines Vetters u. Mündels Johann. Ein feierliches Beilager sollte in Rostock gefeiert werden, allein die Stadt verschloß ihm die Thore, u. er mußte seine Hochzeit vor der Stadt im Rosengarten feiern. Als Waldemar, um Rostock dafür zu züchtigen, 1312 nach der Ostsee auszog, so benutzte Markgraf Friedrich der Gebissene von Meißen seine Abwesenheit u. brach in B. ein. Waldemar schlug ihn 1313 bei Großenhain, nahm ihn gefangen u. besetzte Meißen u. Dresden. Friedrich versprach, um nur loszukommen, die Niederlausitz, das Pleißnerland, Torgau, Rochlitz, Großenhain u. Döbeln abzutreten; aber befreit, weigerte er sich, seine Versprechungen zu erfüllen. Waldemar trat darauf die meisten Ansprüche seinem Schwager ab, welcher den Kampf um sie fortsetzte. Bei der Kaiserwahl, nach Heinrichs VII. Tode, schloß sich Waldemar der österreichischen Partei an, dennoch wurde durch Verrath des brandenburgischen Gesandten, von Buch, Ludwig der Baier zum Kaiser gewählt. Während dem dadurch entstandenen Kriege schloß Rostock Frieden mit Waldemar u. 1315 ergab sich ihm Stralsund, um den Ansprüchen des Rügenfürsten Witzlaf zu entgehen, freiwillig. Diese Erwerbung verwickelte ihn in Krieg mit Witzlaf u. dessen Bundesgenossen Dänemark. Beiden schlossen sich Mecklenburg, Schweden, Polen, Sachsen-Lauenburg, Braunschweig, Schleswig, Holstein, der Markgraf von Meißen u. Erzbischof von Magdeburg an. Innere Unruhen kamen noch dazu, um die ganze Existenz B-s in Frage zu stellen, aber tapfer erwehrte sich Waldemar mit seinen Bundesgenossen, Pommern u. Stralsund, der Feinde, verlor zwar die Schlacht von Gransee gegen die Dänen u. Mecklenburger; doch ließ sich Dänemark u. der Erzbischof von Magdeburg bald darauf durch Abtretung von Friedeburg in der Niederlausitz am 17. Decbr. 1317 zum Frieden von Wordinburg bewegen, wobei Waldemar noch Gebietszuwachs von Mecklenburg bekam. Auch Markgraf Friedrich der Gebissene schloß Frieden u. trat die Niederlausitz u. Dresden an Waldemar ab. Als kurze Zeit darauf Johann V., der an der Regierung wenig Theil genommen hatte, starb, wurde Waldemar, was er der That nach längst gewesen war, auch dem Namen nach Herr von allen Marken, aber kurze Zeit darauf von Wismar, wohin ihn Unterhandlungen mit den nordischen Mächten geführt hatten, zurückgekehrt, st. Waldemar ebenfalls 1319 in Bärwalde u. wurde im Kloster Chorin begraben. Waldemar hinterließ keine Kinder, darum folgte ihm Heinrich das Kind, der Sohn seines jüngeren Bruders, Heinrichs ohne Land, der mit seiner Mutter in Landsberg residirte, unter Vormundschaft des Herzogs Wratislaw von Pommern, starb aber noch als Knabe 1320. Von allen Seiten waren schon nach Waldemars Tode Prätendenten herbeigeeilt. Wratislaw von Pommern nahm die Gegend von Stolpe, Heinrich von Mecklenburg die Priegnitz u. Uckermark, der König von Polen die Neumark, König Johann von Böhmen die Lausitz, der Markgraf von Meißen Dresden, Anhalt prätendirte die Mark Landsberg u. die Pfalz Sachsen, Herzog Rudolf von Sachsen-Wittenberg Städte in der Mittelmark u. die Schirmvoigtei über Quedlinburg, Magdeburg die Städte Seehausen, Wolmirstädt u. Werben, u. die Kurfürstin Agnes, welche sich drei Monate nach Waldemars Tode an Herzog Otto von Braunschweig vermählte, nahm die Altmark als Witthum in Besitz.

IV. Brandenburg unter den Markgrafen aus dem Hause Baiern, 1320–1373. Diese Verwirrung noch zu mehren, belehnte Kaiser Ludwig der Baier 1322 seinen Sohn Ludwig den Brandenburger, einen 12jährigen Knaben, mit B., nicht beachtend, daß er dem Könige von Böhmen, um seine Stimme zur Kaiserwahl zu gewinnen, Hoffnung auf den Besitz der Marken gemacht hatte. Ludwig bemächtigte sich, ungeachtet aller Einreden Frankreichs u. des Papsts Johannes XXII., der deshalb sogar den Bann über Ludwig u. später auch gegen den neuen Kurfürsten von B. u. seine Anhänger aussprach, der Marken mit Hülfe Bertholds von Henneberg, trat 1324 als Kurfürst u. Erzkämmerer des Reichs auf u. vermählte sich bald darauf mit der Prinzessin Margarethe von Dänemark. Rudolf von Sachsen, sich der Macht des Kaisers nicht gewachsen fühlend, trat mit seinen Ansprüchen zurück, Mecklenburg gab die Priegnitz wieder heraus, die Wittwe Waldemars behielt die Altmark nur auf Lebenszeit, u. die meisten Städte erklärten sich für den neuen Herrn. Nur die vom Papst aufgeregte Geistlichkeit leistete längeren Widerstand. Der Erzbischof von Magdeburg drang in die Marken ein, u. Polen, Russen u. Lithauer überschwemmten B. u. verwüsteten die Neumark, wurden aber geschlagen; den Bischof von Lebus nahmen die Bürger Frankfurts a. d. O. gefangen, weßhalb diese vom Papst mit Bann u. Interdict belegt wurden. Um seinen Vater auf seinen Kriegszügen nach Italien zu unterstützen, mußte Kurfürst Ludwig an den Grafen von Schwerin u. den Erzbischof von Magdeburg große Landstriche verpfänden; zugleich war er mit Pommern wegen der Lehnsherrschaft über dieses Land in einen Krieg verwickelt, in welchem er 1329 vom Herzog Barnim III. von Stettin bei Prenzlau u. 1331 bei Kremen geschlagen ward. In Folge dessen verlor er einen Theil der Uckermark u. Stolpe, erhielt aber dafür die Anwartschaft auf Pommern, im Fall das herzogliche Haus daselbst erlöschen sollte. Der Tod der Wittwe Waldemars, Agnes, verwickelte 1334 Ludwig in Zwistigkeiten mit Herzog Otto von Braunschweig, die später 1343 zu einem kurzen Krieg mit Otto führten, denen aber dessen Tod bald ein Ziel setzte. Magdeburg, welches auf die Altmark Ansprüche machte, riß mehrere Städte derselben an sich. Um diese Zeit gerieth Ludwig in solche Bedrängniß, daß er mit dem Adel seines Landes einen Vertrag schloß, in welchem dieser ihm, im Falle der Noth, seine Schlösser zu öffnen, er aber ihnen versprach, ihre Raubzüge u. die Plünderung seiner Unterthanen nicht zu hindern. Dieser entehrende Vertrag hemmte Handel u. Verkehr, verödete ganze Gegenden u. zwang die Städte, Bündnisse unter sich zu errichten, um sich gegenseitig zu schützen. 1342 vermählte sich Ludwig in 2. Ehe. mit Margaretha Maultasch, Gräfin von Tyrol, der Tochter des Herzogs Heinrich von Kärnthen, nachdem Kaiser Ludwig die Ehe dieser mit Johann Heinrich[184] Sohn des Königs Johann von Böhmen, eigenmächtig durch einen Bischof getrennt hatte. Der neue Papst Clemens VI. sprach deshalb den Bann über Ludwig aus, während der König von Böhmen, Johann, 1343 Mecklenburg, Pommern, Sachsen-Wittenberg u. Magdeburg gegen Baiern u. B. aufreizte u. selbst gegen den Kaiser rüstete. Kaiser Ludwig rief dagegen den König Kasimir III. von Polen, den Markgrafen von Meißen u. den Herzog von Österreich gegen Johann von Böhmen zum Beistand seines Sohnes zu den Waffen. Das Bündniß löste sich aber wieder, als der Papst 1346 einen Theil der Reichsfürsten bewog, den Sohn Johanns von Böhmen, Karl von Mähren, zum Gegenkaiser Ludwigs zu wählen. Kaiser Ludwig u. sein Sohn, der Kurfürst, bemühten sich zwar, diese Wahl ungültig zu machen, u. der Letztere trieb die Böhmen selbst wieder aus Tyrol heraus, aber 1347, als Kaiser Ludwig starb, bestieg Karl IV. ohne Widerspruch den Kaiserthron, obgleich der Kurfürst Ludwig, der im Besitz der Reichskleinodien war, mehrere andere Fürsten, vor allen Eduard III. von England u. Friedrich den Ernsthaften von Meißen vergebens anspornte, gegen Karl als Gegenkaiser aufzutreten. Um diese Zeit trat ein Pilger vom heiligen Grabe in der Mark auf, welcher sich für den Markgrafen Waldemar ausgab (der falsche Waldemar) u. erzählte, er sei durch Gewissensbisse wegen seiner Ehe in verbotenem Grade mit seiner Muhme Agnes gequält worden u. habe daher, um diese im Stillen u. ohne Aufsehn zu lösen, sich krank gestellt u. befohlen, einen fremden Leichnam statt seiner zu begraben, sei aber selbst entflohn, nach dem heiligen Grabe gepilgert u. in fremden Ländern umhergeirrt, wo er denn nach dem Tod der Agnes, um B. zu retten u. zu beglücken, zurückkehre. Er fand bei Vielen Glauben, die Altmark fiel ihm zu, dann die Mittelmark u. die übrigen Theile von B. Er erschien an auswärtigen benachbarten, bes. den anhaltischen u. sächsischen Höfen, u. auch hier ward er anerkannt. Am Hofe des Erzbischofs von Magdeburg ließ er einen Siegelring in den ihm gereichten Becher mit Wein fallen, u. siehe, dies war der Ring, den Waldemar immer getragen hatte. Schon war Ludwig auf Frankfurt a. d. O. u. noch einige Städte beschränkt, als Kaiser Karl IV. 1348 in B. erschien. Im kaiserlichen Lager vor Frankfurt a. d. O. stellte sich der falsche Waldemar zum Verhör; feierlich bezeugten ihm der Herzog Rudolf von Sachsen u. dessen Sohn, ferner der Herzog von Mecklenburg, Johann I., der Graf Albrecht von Bamberg, u.a.m., daß er der wahre Waldemar sei, worauf ihm der Kaiser feierlich die Lehn reichte u. im Falle des Todes ohne Erben die Söhne des Herzogs von Sachsen u. die Fürsten von Anhalt mit B., der Kur u. Landsberg belehnte. Unterdessen hatte Karl die Belagerung von Frankfurt a. d. O. aufgehoben, Ludwig war entkommen u. hatte Günther von Sch warzburg bewogen, an seines Vaters Stelle als Gegenkaiser aufzutreten; als dieser aber 1349 zu Frankfurt a. M. vergiftet wurde, erkannte Ludwig Karl IV. unter dem Versprechen an, daß der Kaiser ihm die Mark verschaffen u. Waldemar fallen lassen wolle. Karl IV. verhieß im Frieden zu Bautzen 1350 Ludwig die Mark zu geben u. berief Waldemar vor den Reichstag zu Nürnberg, seine Ansprüche zu erweisen. Als er nicht erschien. wurde er seiner Belehnung für verlustig erklärt, u. Ludwig, wie seine Brüder. Ludwig der Rome- u. Otto, mit den Marken belehnt, die Unterthanen aber ihres Eides entbunden. Zwar protestirten 14 Städte hiergegen u. erinnerten den Kaiser, daß er ihnen erst vor Kurzem den Eid für Waldemar anbefohlen habe, aber vergebens. Die Städte u. Edlen wurden endlich durch Sühnebriefe bewogen, die Partei Waldemars zu verlassen, die benachbarten Fürsten wurden abgefunden u. endlich standen Sachsen-Wittenberg u. Anhalt allein u. gaben Waldemars Sache auf. Waldemar floh nach Dessau, wo er fürstliche Ehre genoß, seine Machtlosigkeit erkennend, entließ er seine Unterthanen ihrer Eide 1355 u. starb 1356. Der Betrug des sogenannten falschen Waldemar konnte nicht bis zur Evidenz erwiesen werden. Seine Gegner behaupten, er sei ein Müllerbursche Jakob Rehbock aus Hundelust, od. ein Bäckergeselle Mänicke aus Belitz gewesen, habe als Knappe bei dem wahren Waldemar in Diensten gestanden, hier den Siegelring desselben entwendet (nach Andern stahl er ihn der Leiche im Grabe), u. habe, seine Ähnlichkeit benutzend, später den Waldemar nachgeahmt. Die Vertheidiger desselben machen dagegen bemerklich, daß die Gegner nicht einmal über die Angaben, wer denn der falsche Waldemar eigentlich gewesen, einig wären, u. Ludwig keinen Beweis der Unechtheit, welchen, wenn Waldemar ein Betrüger war, nach 15 Jahren zu liefern, nicht schwer sein konnte, geleistet habe. Man erklärt den Hergang der Sache in folgender Weise: B. war durch Ludwig den Baier mit Übergehung der Rechte Sachsens u. Anhalts an das baiersche Haus gekommen. Karl IV. wollte, zum Thron gekommen, seines Gegners Sohn nicht als Markgrafen leiden, zog aber List der Gewalt vor. Deshalb erschien der falsche Waldemar, ein alter Mann, vielleicht ein sonstiger Diener des Kurfürsten, der mit dessen Verhältnissen ganz genau bekannt war, u. wurde anerkannt, um nach seinem Tode Sachsen u. Askanien die Erbfolge zuzuwenden. Im Zeitenlauf änderten sich aber die Verhältnisse; Karl IV. konnte mit Ludwig Frieden schließen u. eine nicht unbedeutende Menge Gegner loswerden, wenn er B. dem Haus Baiern ließ u. seine frühere Belehnung zurücknahm. Er that dies, u. Anhalt, um sich kein Dementi zu geben, behandelte den falschen Waldemar als Fürsten. Ludwig, der schon 1349 einen Theilungsvertrag mit seinen Brüdern geschlossen hatte, trat, des unruhigen Lebens u. Treibens satt, 1352 die Marken an seine Brüder Ludwig den Römer (so genannt, weil er in Rom geboren war) u. Otto VII. den Finnen od. den Faulen ab u. zog sich nach Baiern zurück. Erster, welcher mit Ingeburg, Prinzessin von Mecklenburg, vermählt war u. dadurch unter dem Vorigen Gelegenheit gehabt hatte, dem falschen Waldemar entgegen zu wirken, übernahm die Regierung allein, da Otto noch unmündig war. Die Kurstimme hatte sein Bruder für sich behalten, u. er erhielt sie erst mehrere Jahre später, als der ältere Ludwig auf die kaiserliche Verordnung, daß die Kur an dem Lande u. nicht an der Person des Fürsten haste, darauf Verzicht leistete. Gleich beim Regierungsantritt wurde Ludwig in einen Krieg mit Anhalt u. Sachsen-Wittenberg (1352–1355) verwickelt u. mußte, um sich aus Finanzverlegenheiten zu helfen, eine Menge Städte verpfänden; seine Verlegenheiten wuchsen aber immer mehr, da er für Aufhebung eines neuen, wegen Zwistigkeiten[185] mit dem Bischof von Lebus gegen ihn erlassenen Bannes 12,000 Mark Silber bezahlen u. die Ansprüche Pommerns u. Magdeburgs theils durch Abtretung von Land, theils durch Geldsummen beschwichtigen mußte. Seiner, von Wilhelm von Baiern-Holland hart bedrängten Mutter suchte er zwar Hülfe zu bringen, aber ohne etwas zu erwirken. 1300 bekam Markgraf Otto Antheil an der Negierung. 1354 (nach Anderen 1363) schlossen beide Markgrafen eine Erbverbrüderung mit Kaiser Karl IV., trotz aller Protestationen des Herzogs Stephan von Baiern u. Anhalts; Ludwig gab zu, daß der Kaiser die an Meißen verpfändete Niederlausitz für Böhmen einlöse, u. trat dazu Spremberg für 1000 Mark Silber ab. Ludwig der Römer starb 1365 kinderlos, u. Otto VII. trat nun die Alleinregierung an. Er vermählte sich mit der Tochter des Kaisers Karl IV. u. trat derselben als Leibgeding die Neumark mit den Landschaften Barnim, Lebus u. Teltow ab, mit der Zusicherung, daß diese Länder nach ihrem Absterben an Böhmen fallen sollten. Während Otto an dem glänzenden Hofe seines Schwiegervaters in Prag lebte, verfiel die Mark immer mehr. Der räuberische Adel zog plündernd durch das Land, machte die Heerstraßen unsicher, drang selbst in die Städte raubend ein u. vernichtete den Wohlstand, zu welchem die Askanier einen vortrefflichen Grund gelegt hatten. Herzog Otto von Braunschweig vereinigte sich mit den Räubern u. plünderte die Altmark aus, auch Pommerns Herzog drohte mit Krieg. In dieser Verlegenheit überließ Kurfürst Otto das Münzrecht an die Städte der Altmark für 5700 Mark Silbers. Durch den Mißbrauch, welchen diese mit diesem Rechte trieben, indem sie schlechtes Geld in Umlauf brachten, steigerten sich die Calamitäten, von denen das Land betroffen war, in erschreckender Weise. Der Handel lag darnieder, alle Banden des Rechts waren gelockert u. gelöst, jeder Besitz, jedes Eigenthum in Frage gestellt. Indessen war des Kurfürsten Otto Gemahlin gestorben, od. hatte sich von ihm getrennt; Otto, in der Absicht, den Erbschaftsvergleich mit dem Kaiser womöglich wieder aufzulösen, berief den Sohn seines Bruders, des Herzogs Stephan, Friedrich, aus Baiern zu sich u. ließ ihn in den Städten der Neumark huldigen. Kaiser Karl rückte, um dies zu hindern, 1373 in die Mark ein u. zwang den machtlosen Kurfürsten, die Regierung der Mark gegen ein geringes Gnadengehalt am 15. August 1373 an Wenzel, Karls IV. Sohn, abzutreten. Sein Neffe Friedrich mußte für sich u. seine bairischen Verwandten auf die Mark verzichten, ü. Otto zog sich nach Baiern zurück, wo er 1379 kinderlos starb.

V. Brandenburg unter den Markgrafen aus dem Hause Luxemburg, 1373 bis 1415. Der Wechsel der Dynastie führte leinen Wechsel in der Verwaltung des Landes herbei. Die schlechte Wirtschaft der Baiern setzten die Luxemburger fort, u. die Noth u. das räuberische Unwesen im Lande griff weiter u. weiter um sich. Kaum hatte sich Wenzel auf dem Landtage zu Guben 1375 huldigen lassen, als Karl IV. seinen Plan, B. zu einem Theil Böhmens zu machen, änderte, indem er dem 15jährigen Wenzel Böhmen gab u. ihn 1376 zum deutschen Kaiser wählen ließ, wogegen der 9jährige Sigismund die Mark u. der 3, Sohn Johann die Lausitzen u. die Neumark erhielt. 1378 st. Karl IV. u. Sigismund trat die Regierung in der Mark an. Seine Vormünder u. die Regenten des Landes waren der Oberlandshauptmann Peter, Bischof von Lebus, u. der kaiserliche Rath u. Bischof von Brandenburg, Dietrich von Schulemburg. Sigismund strebte hauptsächlich die Throne von Ungarn u. Polen zu erwerben; er betrachtete die Mark nur als Mittel hierzu, kam nur einmal, 1381, persönlich nach B. u. verpfändete dasselbe, um Geld zu erhalten, 1388 für 200,000 Gulden an den Markgrafen Jodocus von Mähren. Auch dieser that nichts um die traurige Lage des Landes zu verbessern, war nur auf Gelderpressungen bedacht u. ließ die Raubritter, unter denen die Quitzow's sich durch die frechsten Plünderungen hervorthaten, schalten u. walten. Die angrenzenden Fürsten benutzten die Verwahrlosung des Landes, um neue Stücke von demselben loszureißen u. an sich zu bringen, so der Herzog von Braunschweig-Lüneburg, welcher von 1389–1391 die Altmark verwüstete, dann Magdeburg u. Anhalt, welche die Stadt Rathenow überfielen u. zerstörten. Als Jodocus in die Gefangenschaft Wenzels, Königs von Böhmen, siel, versetzte er, um sich loszukaufen, die Marken 1396 an den Markgrafen Wilhelm den Einäugigen von Meißen für 40,000 Schock Groschen, bis sie 1398 Jodocus wieder einlöste. Um diese Zeit starb, der Markgraf Johann von der Lausitz, u. diese u. die Neumark (so hieß jetzt das Land jenseits der Oder, während die bisherige Neumark Mittelmark genannt wurde) fiel an Sigismund zurück. Dieser, stets geldbedürftig, bot die Länder an die Meistbietenden aus u. der Deutsche Orden in Preußen erstand sie 1403 für 63,200 Goldgülden. In der Ucker-, Mittel- u. Altmark führten bis 1403 die Herzöge von Mecklenburg die Statthalterschaft, welche Jodocus sodann den Grafen Günther u. Heinrich von Schwarzburg übertrug. Die Herzöge von Mecklenburg, durch ihre Absetzung beleidigt, überfielen die Uckermark, u. Jodocus verpfändete, um sich Geld zu schaffen, eine Anzahl Städte an die Johanniterritter. Das trostlose Regiment des Markgrafen Jodocus erreichte mit dessen Tode 1411 u. im folgenden Jahre die Herrschaft der Luxemburger in V. überhaupt ihr Ende, indem der Kaiser Sigismund, welchem das Land wieder zugefallen war, den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern, welcher ihn bei seiner Bewerbung um die Kaiserwürde unterstützt u. 100,000 Goldgulden geliehen hatte, als Statthalter in die Mark einsetzte. Dieser erschien im Sommer 1412 in Neustadt-B., wohin er die Stände des Landes berufen hatte. Die Städte erkannten gern den neuen Herrn an, aber der Adel verwarf ihn u. schloß gegen ihn mit Pommern einen Bund. Das Heer des Burggrafen wurde geschlagen, u. Friedrich sah sich, bes. da auch Polen mit dem Einfall drohte, in einer sehr bedenklichen Lage. Der König von Polen wurde indessen zum Frieden bewogen, die Kurfürsten von Sachsen, der Herzog von Pommern-Wolgast, das Erzstift Magdeburg u. der Herzog von Mecklenburg aber zu einem Bündniß mit B. vermocht. Friedrich zog darauf Truppen 1413 aus Franken herbei. Diese belagerten u. eroberten mit Hülfe einer großen Kanone, die faule Grete genannt, eine Raubburg nach der andern, so daß bis Anfang 1414 eine leidliche Sicherheit u. Ordnung[186] im Lande wieder hergestellt war- u. der Landfrieden verkündigt werden konnte. Friedrich begab sich nun nach Constanz zur allgemeinen Kirchenversammlung, u. hier gelang es ihm, den stets geldbedürftigen Kaiser zur gänzlichen Abtretung der Marken an das Haus Hohenzollern zu bewegen. Die Kurfürsten gaben ihre Einwilligung dazu, u. gegen eine Zuschußsumme von 250,000 Goldgulden, welche Friedrich noch erlegte, wurde er am 30. April 1415 förmlich zum Kurfürsten von B. ernannt, empfing am 26. Dec. d.i. in Berlin die Erbhuldigung der Stände u. am 18. April 1417 die förmliche Belehnung mit der Kur.

VI. Brandenburg unter den Hohenzollern. A) Bis zum Beginn der Reformation 1415–1517. Mit dem Hause Hohenzollern beginnt die eigentliche staatliche Entwickelung u. Organisation der vereinigten Marken. Kurfürst Friedrich I. besaß vorzügliche Gaben des Geistes u. eine tüchtige Bildung, die ihn befähigte, mehr zu sein als nur der Eroberer u. Erhalter seines Landes. Ehe er indeß ungestört an die Verbesserung der inneren Zustände gehen konnte, war er noch oft genöthigt, das Schwert gegen äußere Feinde zu ziehen. Die Herzöge von Mecklenburg, die während der Zerrüttung B-s Eroberungen in der Priegnitz gemacht u. noch 1415 mit dem Fürsten Balthasar der Wenden, einem Lehnsmann von der Mark, dessen Haus der Erlöschung nahe war, einen Erbvertrag geschlossen hatten, fürchteten einen Bruch mit dem Kurfürsten. Pommern hatte sich des größten Theils der Uckermark bemächtigt u. schloß, um diese zu behalten, mit Mecklenburg ein Bündniß. Beide fielen 1418, während Kurfürst Friedrich I. gegen die Hussiten in Baiern war, in B. ein. Die Belagerung von Straußberg lief unglücklich für sie ab, indem Herzog Johann von Pommern-Stargard gefangen wurde. Friedrich, mit Sachsen u. Meißen verbunden, begann mit Hülfe der Hansestädte Hamburg u. Lübeck den Kampf gegen Pommern, u. bald waren die Herzöge zum Frieden von Perleberg genöthigt, in welchem die Uckermark wieder an B. abgetreten wurde. Zu derselben Zeit starb des Kurfürsten Bruder, der Burggraf Johann, welcher große Besitzungen in Franken gehabt hatte, kinderlos, u. Friedrich beerbte ihn. Dies benutzte der Herzog von Baiern-Ingolstadt, Ludwig der Bärtige. welcher wegen des Verlustes seiner Ansprüche auf die Marken dem Kurfürsten feindlich gesinnt war, um in Franken einzufallen. Friedrich schickte seine Gemahlin hin, das Land in Besitz zu nehmen, u. mit Hülfe des Herzogs Heinrich des Reichen von Baiern-Landshut u. des Kurfürsten von der Pfalz gelang es ihr, die Feinde 1420 zu vertreiben, während der Kurfürst selbst gegen die Hussiten zog. Im November 1422 kehrte er nach den Marken zurück, um seine Ansprüche auf Sachsen-Wittenberg, da Kurfürst Albrecht ohne Erben gestorben war, geltend zu machen. Er besetzte Wittenberg u. ersuchte den Kaiser um die Belehnung mit diesem Lande; aber so wie früher Friedrich von Hohenzollern sich durch Geldvorschüsse die Anwartschaft auf B., so hatte sich später Markgraf Friedrich der Streitbare von Meißen die auf Sachsen durch dieselben Mittel gesichert. Friedrich von B. hielt es nicht für rathsam, in so stürmischer Zeit mit dem Kaiser u. dem Markgrafen von Meißen zu brechen, sondern trat Wittenberg gegen 28,000 Mark Silber an Meißen ab. Wiederum begann eine Fehde mit Pommern u. Mecklenburg; die Mecklenburger fielen plötzlich in der Mark ein, u. Prenzlau kam durch Verrath in ihre Hände. Der Kurprinz Johann rückte zuerst den Mecklenburgern in die Priegnitz entgegen, schlug sie 1425 bei Pritzwalk, eroberte dann, sich nach der Uckermark wendend, Prenzlau wieder u. zwang beide Staaten zum Frieden u. zur neuen Verzichtleistung auf die Priegnitz u. Uckermark. Des Kurfürsten Sorge war seit 1428 darauf gerichtet, einen Theil von Sachsen u. seine Marken vor den Einfällen der Hussiten zu decken. Der Plünderung seiner fränkischen Staaten beugte er durch eine Abfindungssumme vor, dennoch überschwemmten die Hussiten 1431 die Marken, belagerten Frankfurt a. d. O. u. verheerten das flache Land. Friedrich schlug sie 1432 bei Bernau u. bestimmte sie dann abzuziehen. Eine siegreiche Fehde führte er 1434 mit Lauenburg. Nach Sigismunds Tode 1437 unterstützte er Albrechts von Österreich Ansprüche auf Österreich. Er st. 21. Septbr. 1440 zu Kadolzburg in Franken. Schon 1437 hatte er sein Land unter seine 4 Söhne getheilt, u. zwar erhielt der zweite Friedrich II. die Kurmark B.; der ältere, Johann, bekam Baireuth, u. der 3., Albrecht Achill, Ansbach, u. Letztere wurden so Stifter dieser Linien; der 4., Friedrich der Dicke, bekam die Altmark u. die Priegnitz, starb aber schon 1463, ohne Kinder zu hinterlassen. Friedrich II., weniger kriegerisch als sein Vorgänger, suchte auf dem Wege der Unterhandlung die Macht seines Hauses fester zu begründen u. zu erweitern. Er brach den Widerstand der Bürger von Köln an der Spree u. erbaute in der mächtig aufblühenden Stadt das kurfürstliche Schloß, verglich sich mit Sachsen u. Mecklenburg u. vermählte sich mit einer sächsischen Prinzessin, um dem Frieden Dauer zu geben. Er kaufte die Stadt Kotbus u. brachte 1444 durch einen Vertrag mit dem Deutschen Orden die Neumark pfandweise an sich, welche 1455 gegen 100,000 Fl. völlig abgetreten wurde. Die polnische Krone schlug er 1445 aus. Dagegen erkannte 1448 Sachsen B-s Hoheit über die Lausitzen an, was aber, da Böhmen die Lausitzen besaß, wenig Werth hatte. 1449 verglich er sich auch mit Magdeburg wegen der von dem Erzbischof immer noch prätendirten Lehnshoheit über die Altmark. Das Erzstift gab seine Ansprüche gegen Abtretung eines Landstrichs auf, sowie es auch die Hoheit B-s über die Grafschaft Wernigerode anerkannte. Der Vertrag von Zinna, in welchem die Streitfragen ausgeglichen wurden, entfernte die Ursache des langen Zwistes zwischen B. u. Magdeburg gänzlich. Seinem Bruder, dem Mark- u. Burggrafen Albrecht Achill, stand Friedrich 1450 gegen Nürnberg bei u. gleich darauf dem Herzog Wilhelm von Weimar gegen dessen Bruder, den Kurfürsten Friedrich den Sanftmüthigen. Während Friedrich II. an der Eroberung Gera's Theil nahm, regte Sachsen die Polen u. Lithauer gegen B. auf, u. als diese schon im Marsche nach der Oder begriffen waren, fiel der Kurfürst von Sachsen selbst in die Mark ein, schlug den Statthalter Gans v. Putlitz bei Belitz, wich jedoch vor dem aus dem Voigtland herbeieilenden Kurfürsten Friedrich II. u. vor Markgraf Friedrich dem Dicken von der Altmark, worauf Friedrich II. das von den Polen belagerte Frankfurt a. d. O. entsetzte. Ein Friede endigte 1451 den Krieg. 1462 begannen der Kurfürst u. Markgraf Albrecht von[187] Ausbach auf des Kaisers Friedrich III. Betrieb mit der Pfalz, Baiern u. Böhmen einen Krieg. Die Böhmen drangen in der Mark ein, u. der Kurfürst sah sich genöthigt, 1462 den Frieden zu Guben zu schließen, in welchem er allen Ansprüchen auf die Lausitz entsagte u. nur Kotbus, Pelz, Teubiz, Beerfeld, Lübben u. einen Theil von Beeskow u. Starkow als böhmisches Lehn behielt. Als Herzog Otto III. von Pommern-Stettin 1464 starb, verlangte Friedrich II., gestützt auf den Erbfolgevertrag von 1338, die Einverleibung Stettins mit B., indem er behauptete, die Verwandtschaft des verstorbenen Herzogs mit den Herzögen Erich II. u. Wratislaw X. von Pommern-Wolgast sei entfernter als die seinige. Die Herzöge protestirten aber gegen B-s Ansprüche, besetzten das Land u. verwarfen auch 1466 das Anerbieten des Kurfürsten, sich mit der Anerkennung der Lehnsherrlichkeit von Stettin zu begnügen. Kaiser Friedrich III. ertheilte zwar als Schiedsrichter Friedrich II. das Recht, den Titel u. das Wappen von Pommern anzunehmen, wendete sich aber später auf die Seite der pommerschen Fürsten u. gab diesen ebenso günstige Entscheidungen, als früher Friedrich II. Der Kurfürst verband sich, um seine Ansprüche durchzusetzen, mit Sachsen, Böhmen, Braunschweig, der Pfalz, den geistlichen Kurfürsten u. Mecklenburg, aber Kaiser Friedrich III. zog einen Verbündeten nach dem anderen von dem Kurfürsten ab, u. bald stand Friedrich II. den Pommern, die sich mit den Polen verbündet hatten, allein gegenüber u. sah sich von seinen anderweit beschäftigten Bundesgenossen, Georg Podiebrad von Böhmen, Matthias Corvinus von Ungarn u. Markgraf Albrecht von Ansbach-Baireuth, in Stich gelassen. Dennoch griff er Pommern an, aber der Krieg nahm für ihn eine so ungünstige Wendung, daß er sich zum Abschluß eines Waffenstillstandes genöthigt sah. Durch sein Unglück, zu dem noch der Tod seines Sohnes Johann kam, tief gebeugt, entsagte er Ende 1469 zu Gunsten seines Bruders, des Markgrafen Albrecht Achill von Ansbach-Baireuth, der Regierung, zog sich nach Franken zurück u. st. dort 1471. Albrecht Achilles (wegen seiner Tapferkeit) u. Ulysses (wegen seiner Klugheit im Rath gen.), war bei Kaiser Friedrich III, so beliebt, daß derselbe ihm sogleich nicht nur die Nachfolge in Mecklenburg, sondern auch die Belehnung mit Pommern zusicherte. Pommern, von seinen Bundesgenossen verlassen, suchte daher den Waffenstillstand mit B. in einen Frieden zu verwandeln, u. durch Mecklenburgs Vermittelung kam ein Vertrag in Prenzlau 1472 zu Stande, in welchem Herzog Erich II. die Lehnshoheit des Kurfürsten über Stettin anerkannte. Als Erich II. von Stettin bald darauf starb, brach sein einziger Sohn Boguslaw X. den Prenzlauer Vertrag, u. Albrecht, von Franken herbeieilend, belagerte ihn mit 10,000 Mann in Pyritz. Boguslaw rettete sich durch die Flucht. Der Kurfürst übertrug hierauf dem Kurprinzen Johann die Leitung des Krieges gegen Pommern u. übernahm den Oberbefehl über die Reichsarmee gegen den Herzog Karl den Kühnen von Burgund, welcher Neuß belagerte. Da es indeß dem Kurprinzen an Geld fehlte, seine Aufmerksamkeit auch durch den Krieg der Könige von Polen u. Ungarn in Schlesien gefesselt wurde, so schloß er einen Waffenstillstand mit Pommern, verband sich mit dem Kurfürsten Ernst von Sachsen u. beide rückten mit 6000 Mann an die schleiche Grenze. Der Kurprinz brachte glücklich einen Vergleich zwischen den kriegführenden Königen zu Stande, indem er drohte, seine 6000 Mann gegen den zu wenden, welcher demselben nicht beitreten wollte. Die Fürsten schlössen einen Waffenstillstand auf 21/2 Jahre u. zogen mit ihren Armeen nach Hause. Albrecht Achill hatte 1474 seine zehnjährige Tochter Barbara dem Herzog Heinrich XI. von Glogau vermählt, der ihr 50,000 Ducaten u. das Herzogthum versprach, wenn er ohne Nachkommen sterben sollte. Als aber dieser 1476 kinderlos starb, traten andere Prätendenten der Erbschaft auf, so der König Matthias von Ungarn, König Wladislaw von Böhmen u. Herzog Hans II. von Sagan. Der König von Ungarn, von den Türken beunruhigt, belehnte Hans mit Glogau, wogegen sich, um seine Ansprüche mehr zu befestigen, der König von Böhmen mit der jugendlichen Wittwe des Herzogs Heinrich XI. verlobte. Während der Abwesenheit Albrecht Achills, welcher die Regierung der Mark an den Kurprinzen Johann abgetreten hatte u. nach Franken gezogen war, fiel Hans von Sagan in das von den Brandenburgern besetzte Gloganische Gebiet u. in die Neumark ein u. belagerte Frankfurt. Der Einfall der Pommern, welche Garz durch List nahmen u. Lökenitz besetzten, vermehrte die Verlegenheiten B-s. Ohne Verzug eilte der Kurfürst herbei. Schon war Lökenitz u. Vierraden wieder erobert u. Garz belagert, als Herzog Wratislaw starb (1478). Sein Nachfolger Boguslaw ließ sich leicht zu einem Waffenstillstand auf 1 Jahr u. 1479 zu einem Frieden bewegen, in welchem er die Lehnshoheit B-s über Stettin anerkannte. Nun wendete sich Albrecht gegen Hans II. von Sagan, u. schlug dessen Söldner am 10. October 1478 zwischen Krossen u. Neustadt gänzlich. Durch 1800 ungarische Husaren unterstützt, sammelte Hans II. indeß von Neuem sein Heer u. bedrohte noch vor Ablauf des Octobers die Mark. Da rieth Matthias Corvinus von Ungarn, welcher, von den Türken bedroht, dem Herzog keine Unterstützung gewähren konnte, zum Frieden, welcher in Glogau zu Stande kam. Die verwittwete Herzogin Barbara, deren Verlöbniß mit dem Könige Wladislaw inzwischen gelöst war, verzichtete auf Glogau, u. für 50,000 Ducaten wurde Krossen, Züllichau, Sommerfeld u. Bobersberg nebst Gebiet an B. abgetreten. Sogleich nach Abschluß des Friedens, welcher 1482 zu Haimburg nochmals bestätigt wurde, ging Albrecht Achill wieder nach Franken. Auf dem Reichstage zu Frankfurt a. M. 1485–86 betrieb er lebhaft die Wahl Maximilians I. zum römischen König u. starb am 11. Mai 1486 zu Frankfurt a. M. Seine Staaten wurden nach seiner Verfügung unter seine 3 Söhne vertheilt. Der älteste, Johann, wurde Kurfürst von B., der 2., Friedrich erhielt Ansbach u. der 3., Sigismund, Baireuth, da beide Länder nach dem Aussterben ihrer Linien wieder an B. gefallen waren. Nach dem Tode Sigismunds, der unvermählt starb, fiel Baireuth an den Markgrafen Friedrich. Die nun folgenden Kurfürsten suchten weise zu erhalten, was Albrecht Achill u. seine Vorgänger geschaffen hatten. Friedliebend u. minder begabt mit persönlichen Fähigkeiten zur Erweiterung u. Ausdehnung ihrer Macht, wandten sie ihr Augenmerk vorzugsweise auf die geistige u. materielle Entwickelung ihrer Länder u. wußten durch wohlmeinende Gesinnung u. Rechtsliebe[188] das Vertrauen des Volkes zu ihrer Dynastie zu befestigen. Johann, wegen seiner Körpergröße der Große, od. wegen seiner Beredtsamkeit Cicero genannt, berief 1488 einen Landtag nach Berlin, welcher ihm auf Vorschlag der Bischöfe eine Biersteuer bewilligte, die aber blos die Städte traf. Dies veranlaßte einen Aufstand, welcher sich von Stendal aus über mehrere Städte der Mark verbreitete u. mit Blutvergießen gestillt werden mußte. An dem Kriege Deutschlands gegen die Niederlande nahm Johann nur als Reichsglied Theil, u. nach Matthias Corvinus Tode ließ er sich in den Kampf um Ungarn zwischen Maximilian u. Wladislaw von Böhmen nicht verflechten, sondern wußte sich die Letzterem die Garantie für seine schlesischen Besitzungen zu verschaffen. Mit Boguslaw X. von Pommern erhielt er den Frieden durch Nachgiebigkeit u. gab die Form der Belehnung ganz auf, ohne aber die Lehnsherrlichkeit u. die Erbfolge zu opfern. Die Herstellung des ewigen Landfriedens u. des Reichskammergerichts 1495 halfen ihm Gesetzlichkeit einzuführen. Er demüthigte 1498 einige mächtige Vasallen u. bemühte sich, den neu auflebenden Wissenschaften in der Mark Eingang zu verschaffen. Eben war er mit Gründung der Universität Frankfurt a. d. O. beschäftigt, als ihn am 9. Jan. 1499 der Tod abrief. Joachim I. Nestor, sein Sohn, ließ sich u. seinem Bruder Albrecht huldigen u. übertrug, 16 Jahre alt, bis zu seiner Majorennität seine Stimme im Kurfürstenrathe dem Markgrafen Friedrich von Ansbach-Baireuth, seinem Oheim. Der junge Kurfürst war für die damalige Zeit hoch gebildet u. besaß eine große Kenntniß des Römischen Rechtes, dessen Grundsätze er auch in B. heimisch zu machen suchte. Die Gründung der Universität Frankfurt geschah vornehmlich in der Absicht, dem Rechtswesen eine Spitze zu geben. Zugleich wurde ein neuer allgemeiner Gerichtshof eingesetzt, wo nach Römischem Rechte u. im Namen des Landesfürsten Recht gesprochen wurde. Derselbe gewann bald ein solches Ansehen, daß seinem Ausspruche sich auch die mächtigsten Edelleute unterwarfen, welche anderen Gerichten bisher heftigen Widerstand geleistet hatten. Wie seine Vorgänger, so fand auch Joachim I. an den Ständen seines Reiches eine kräftige Stütze gegen innere u. äußere Feinde. Der unruhige Adel, durch Johann Cicero zum Gehorsam gebracht, begann nach dessen Tode seine Unruhen von Neuem, aber Joachim ließ jedem ergriffenen adeligen Räuber den Proceß machen u. ihn unerbittlich hinrichten. Durch Vertrag mit dem kaiserlichen Statthalter der Lausitz wurde auch dieser Zufluchtsort den Wegelagerern verschlossen. Um aber zu zeigen, daß nicht blos gegen die Räuber das Gesetz gälte, nahm er der Stadt Frankfurt die eigene Gerichtsbarkeit, weil sie einen räuberischen Edelmann, der in ihre Gewalt gerathen war, ohne Recht u. Gericht hatte hinrichten lassen. Der Kurfürst Joachim vermählte sich 1502 mit einer Prinzessin von Dänemark, der Tochter des Königs Johann. 1510 begann eine große Judenverfolgung, in welcher Viele hingerichtet, andere verwiesen wurden, u. B. viele seiner betriebsamsten Kaufleute verlor. 1511 wurde der Markgraf Albrecht, der Vetter Joachims u. Sohn des Markgrafen Friedrich von Ansbach-Baireuth, zum Großmeister des Deutschen Ordens in Preußen erwählt, was der erste Anlaß des späteren Anfalls von Preußen war. 1514 fiel auf Markgraf Albrecht, Joachims Bruder, die Wahl zum Erzbischof von Magdeburg u. Bischof von Halberstadt, u. noch in demselben Jahre wurde er auch Kurfürst von Mainz u. Erzkanzler des Reiches.

B) Von der Reformation bis zur Erwerbung Preußens. Die Reformation war in B. schon durch Huß's Lehren vorbereitet, u. die durch Tezels Ablaß veranlaßten 95 Thesen Luthers fanden viele Anhänger. Tezel suchte indessen Beistand bei der Universität zu Frankfurt a. d. O., die seit ihrer Entstehung schon eine feindliche Stellung gegen die Wittenberger Universität angenommen hatte, u. bewog den Professor Wimpina, unter Tezels Namen 156 Gegensätze gegen Luther zu schreiben, auch ließ er durch Studenten die lutherischen Theses verbrennen. Indessen vermochte dies den erregten Geist nicht zu unterdrücken; durch Heftigkeit, mit welcher der Streit geführt wurde, nahm das Interesse an demselben zu. Mit großer Entschiedenheit stemmte sich Joachim gegen die geistige Bewegung, obwohl er ein offenes Auge gegen die Schäden hatte, mit denen die Kirche behaftet war. Der Bischof von Brandenburg erklärte sich gegen die Reformation, die lutherische Übersetzung des N. T. wurde von der Frankfurter Universität als irrthümlich verworfen, ihre Einführung in der Mark verboten u. diese Maßregeln nach der Bilderstürmerei noch verschärft. Indeß wendete sich die Kurfürstin, vom König von Dänemark, Friedrich, ihrem Bruder, bewogen, der neuen Lehre zu, u. auch der Markgraf Albrecht, Hochmeister des Deutschen Ordens, erklärte sich für dieselbe u. sein Hochstift Preußen 1525 als ein weltliches Herzogthum unter polnischer Lehnsherrschaft. Erschreckt über diesen Abfall des Vetters u. beunruhigt durch den Bauernaufstand in Schwaben u. Thüringen, welcher die gesellschaftlichen Zustände zu zerrütten drohte, verband sich Joachim 1526 mit dem Kurfürsten von Mainz u. den Herzögen Heinrich dem Jüngeren u. Erich von Braunschweig zur Unterdrückung der neuen Lehre. Diesem Bund entgegen entstand in Torgau ein anderes Bündniß, an dessen Spitze Kursachsen trat. Schon 1527 war der Ausbruch eines Krieges nahe, wurde aber noch durch die Dazwischenkunft der Kurfürsten von der Pfalz u. Trier verhindert. Um sich indeß bei einem etwa doch ausbrechenden Kriege den Rücken zu sichern, schloß der Kurfürst im August 1529 ein Schutzbündniß mit Pommern, in welchem er förmlich auf die Lehnsherrschaft über dieses Land, nicht aber auf die Erbfolge darin, verzichtete. Während Joachim I. auf dem Reichstage zu Augsburg 1530 im Namen des Kaisers u. selbst dessen Vollmacht überschreitend, auf die drohendste Weise die Protestationsurkunde der Lutherischen beantwortete u. so Veranlassung zum Schluß des Schmalkaldischen Bündnisses gab, hatte sich seine Gemahlin nach Sachsen geflüchtet; der Bischof von B., Matthias von Jagow, erklärte sich feierlich für die Reformation u. gab den Anhängern derselben Schutz, ja in Stendal kam es sogar zu einem förmlichen Aufstand zu Gunsten der Lehre Luthers, u. der Kurprinz Joachim sah sich gezwungen, denselben 1531 mit Waffengewalt zu unterdrücken. Am 11. Juli 1535 starb Joachim I. zu Stendal, nachdem er zuvor sein Land, zu welchem 1524 ein Zuwachs in der Grafschaft Ruppin nach dem Aussterben der Grafen gekommen war, unter seine 2 Söhne getheilt hatte. B. zerfiel demgemäß in 2 Linien. Der ältere, [189] Joachim, erhielt die Kurwürde mit der Priegnitz, Alt-, Mittel- u. Uckermark, der jüngere, Johann, die Neumark, Krossen u. die lausitzischen Herrschaften, u. Beide mußten am Sterbebette ihres Vaters dein katholischen Glauben Treue schwören.

a) Brandenburg-Küstrin. Diese Linie bestand nur aus Joachims II. Bruder, dem Markgrafen Johann dem Weisen (Ernsthaften), der nach Joachims I. Tode in der Theilung mit seinem Bruder 1535 die Neumark, Krossen, die lausitzer Herrschaften u. die Oberlehnsbarkeit über das Heermeisterthum Sonnenburg erhielt u. seine Residenz in Küstrin nahm. 1537 führte er, obgleich er seinem Vater auf dem Todtenbett die Aufrechterhaltung der Katholischen Kirche angelobt hatte, die Reformation öffentlich, wie in Sachsen, ein u. schloß sich ungeachtet der Einwendungen seines bedenklichern älteren Bruders, Joachims II. (s. unten b), dem Schmalkaldischen Bunde an, von dem er sich aber 1435 auf seines Bruders Andringen lossagte. Indeß weigerte er sich 1548 auf dem Reichstage zu Augsburg, das Interim anzunehmen, führte dasselbe auch in seinem Landestheile nicht ein u. war eben im Begriff, in spanische Dienste zu gehen, als er am 13. Jan. 1571 in Küstrin starb. Da er nur zwei Töchter hinterließ, fiel die Neumark an seinen Neffen Johann Georg u. somit an die Kurlinie zurück.

b) Die Kurlinie Brandenburg. Joachim II., Joachims I. älterer Sohn u. Nachfolger in der Kur u. in der Alt-, Mittel- u. Uckermark nebst der Priegnitz, hielt seinen Schwur der Treue für die Katholische Lehre auch nicht. Zwar widerstand er mehrere Jahre dem Andringen seiner Mutter u. der schmalkaldischen Bundesgenossen, war aber im Herzen protestantisch u. schwankte nur zwischen seinem Eide, der vom Kaiser drohenden Gefahr u. seiner Überzeugung. Währenddem breitete sich der Protestantismus in seinem Lande immer weiter aus. 1537 wurde ein neuer Erbvertrag zu Zeitz zwischen B., Sachsen u. Hessen von den persönlich versammelten Fürsten geschlossen u. darin bestimmt, daß kein Glied der Erbverbrüderung gegen das andere die Waffen führen dürfe. 1537 wurde auch ein Vertrag zwischen B. u. dem Herzog von Liegnitz abgeschlossen, durch welchen versprochen wurde, daß im Fall des Aussterbens des Liegnitzischen Hauses, die Fürstenthümer Liegnitz, Brieg u. Wohlau B. fallen sollten. Zugleich brachte auch Joachim II. das bisher nur verpfändete schlesische Herzogthum Krossen definitiv an die Mark u. erhielt die Anerkennung seiner Ansprüche u. seiner Erwerbung von dem Kaiser Karl V. u. dessen Bruder, dem römischen König Ferdinand I., weil er anscheinend noch immer auf katholischer Seite blieb, u. die Verwickelungen des Türkenkrieges es nöthig machten, sich eines so mächtigen Fürsten zu versichern. Von Karl V. u. Ferdinand I. aufgefordert, als Vermittler zwischen dem Kaiser u. dem Schmalkaldischen Bunde aufzutreten, schien ihm dies zu gelingen, aber plötzlich erklärte das Kammergericht die protestantischen Städte in die Acht, u. Joachim II. selbst wurde vom Kaiser aufgefordert, der Liga gegen die Protestanten beizutreten. Zwar bewog er im Verein mit dem Kurfürsten von der Pfalz den König Ferdinand am 19. April 1539 zum Frieden zu Frankfurt, aber Karl V. verweigerte die Ratification, u. nun wendete sich Joachim II. öffentlich dem Protestantismus u. dem Schmalkaldischen Bunde zu. Am 1. Nov. 1539 nahm er zum ersten Male das Abendmahl unter beiderlei Gestalten u. seinem Beispiele folgte bald das ganze Land. Nur die Kurfürstin, die Tochter des Königs von Polen, blieb katholisch. Ungeachtet dieses entscheidenden Schrittes behielt er in den brandenburgischen Kirchen alle Ceremonien des katholischen Clerus bei, ja wollte Luther selbst bewegen, die Vergleichungspunkte anzunehmen, welche Kaiser Karl V. den Katholiken u. Protestanten vorlegte. 1542 führte er ein Reichsheer, zu welchem auch die Protestanten, durch viele Zugeständnisse bewogen, ihre Contingente gestellt hatten, gegen die Türken nach Ungarn, allein während er eine Menge Unglücksfälle erlitt, ward von kaiserlicher Seite der vor Kurzem noch auf 5 Jahre verlängerte Religionsfriede verletzt, u. Alles kündigte an, daß der Sturm über die Glieder des Schmalkaldischen Bundes losbrechen würde. Ein Glied nach dem andern fiel ab, auch Joachim II., der aus Ungarn zurückgekehrt war, erklärte seine Neutralität in dem bevorstehenden Kampfe. Herzog Moritz von Sachsen trat offen zu den Gegnern der Protestanten über, ebenso Markgraf Albrecht von B.-Kulmbach u. endlich auch Markgraf Johann von Küstrin, alle durch des Kaisers Erklärung gewonnen, daß es nicht der Religion, sondern ungehorsamen Vasallen gälte. Der Kurfürst Joachim II. hielt sich Anfangs streng neutral, als aber das Kriegsglück, welches Anfangs den Protestanten günstig schien, sich wendete u. Karl V. Anfang 1547 Kursachsen überschwemmte, schickte er auch seinen Sohn mit 500 Reitern zur kaiserlichen Armee. Bei der Nachricht von dem über Johann Friedrich von Sachsen gesprochenen Todesurtheil eilte er in das kaiserliche Lager, um durch Fürbitte die Vollstreckung des Urtheils zu verhindern, u. vermittelte den Wittenberger Vertrag (s. Schmalkaldischer Bund). Inzwischen dauerten die Bemühungen des Kaisers, die Parteien wieder zu einigen, fort. Zwei katholische Bischöfe u. der kurbrandenburgische Hofprediger Agricola wurden erwählt, die Ausgleichung zu Stande zu bringen. So entstand das Interim 1548, über dessen Einführung Joachim II. sich mit Moritz von Sachsen u. Anderen berieth. Die ihm u. Moritz vom Kaiser übertragene Vollstreckung der Acht an Magdeburg führte er 1550 nicht aus u. verschmähte die lockendsten Handelsprivilegien, indem er die Wichtigkeit, welche Magdeburg als letztes Bollwerk des Protestantismus hatte, u. den Umstand, daß sein 2. Sohn Friedrich Erzbischof von Magdeburg war, in Erwägung zog; er schloß sogar einen Vertrag mit Moritz, worin die Schonung der Stadt ausbedungen u. bestimmt ward, daß Beide Magdeburg gemeinschaftlich behalten sollten. Magdeburg ergab sich 1551 nach 18monatlicher Belagerung unter vortheilhafter Capitulation. Friedrich, welcher 1551 die Bestätigung des Papstes als Erzbischof erhielt, starb bald darauf. An seiner Stelle wurde Joachims 3. Sohn Sigismund Erzbischof von Magdeburg, u. Havelberg, welches gleichfalls erledigt war, ließ Joachim II. verwalten. In Folge des Widerstandes, welchen der Kurfürst Moritz von Sachsen dem Interim entgegenstellte, gab Joachim II. nach dem Frieden zu Passau die wiederholten Versuche, das Interim einzuführen, auf. Während der Reformation waren eine Menge Klöster verlassen u. eingezogen worden, die Güter derselben wurden theils dem Schulfond zugewiesen, theils in[190] kurfürstliche Domänen, die Klöster selbst in Schulen, Predigerwohnungen, Armen- u. Krankenhäuser verwandelt. In den Hochstiftern Havelberg, Lebus u. B. bekannte sich Alles zur evangelischen Lehre u. die Einziehung dieser Stifter wurde beschlossen; im Erzstift Magdeburg hatte der Erzbischof Sigismund ebenfalls die Reformation vollendet, u. es war Aussichtvorhanden, den Theil desselben, welchen Kurfürst Moritz von Sachsen nicht besetzt hielt, einst an B. zu bringen. Gleiches war von Preußen zu hoffen. Um sich die Erbfolge in diesen Herzogthümern zu sichern, wußte Joachim II. die Schwierigkeiten, die sich Seitens Polens einer Mitbelehnung von Kur-B. mit Preußen in den Weg stellten, durch Bestechung der polnischen Magnaten aus dem Wege zu räumen. Nach Albrechts Tode am 19. Juli 1569 folgte der Belehnung von Albrechts Sohne, Albrecht Friedrich, zu Warschau die Mitbelehnung B-s, der fränkischen wie der Kurlinie, mit Preußen. Kurz darauf starb Joachim II. am 3. Jan. 1571 u. hinterließ dem Lande eine Schuldenlast von 2,600,000 Thlrn., die theils durch den Bau der Festung Spandau u. einiger Schlösser, theils durch die Bestechungen polnischer Magnaten so hoch angewachsen war. Als die eigentliche Veranlassung zum finanziellen Rückgang des Staates wurde der Hofjude Lippold angesehen, der gewissermaßen zugleich Finanzminister war u. in dem Verdachte stand, sich auf betrügerische Weise aus Staatsmitteln bereichert zu haben. Zehn Tage nach Joachims II. Tode starb die Linie B.-Küstrin aus u. die Ländertheile derselben fielen an die Kurlinie zurück, s. oben a). In dieser folgte auf Joachim II. dessen ältester Sohn Johann Georg, wegen seiner Sparsamkeit im Haushalt der Ökonom genannt. Seine erste Regierungshandlung war die Bestrafung des Hofjuden Lippold. Vor ein peinliches Gericht gestellt, wurde dieser des Hochverraths u. der Zauberei angeklagt u. hingerichtet. Im Frühjahre 1572 berief er die Stände seines Landes nach Köln an der Spree, u. es gelang seinen Ministern, die Stände des alten Landes u. der Neumark, welche damals aus Trene u. gutem Willen, nicht aus Pflicht, Steuern bewilligten, zur Übernahme von 2,100,000 Thlrn. zu bewegen; 500,000 blieben auf dem Privatschatz des Kurfürsten haften. Zur Abtragung der Schuld wurde eine neue Bierstener u. ein schwerer Kornzoll aufgelegt. Johann Georg vermählte, um sein Haus fester mit Pommern zu verbinden, seine Tochter mit dem Herzog Johann Friedrich von Pommern u. sicherte diesem Lande, im Fall daß B. aussterben sollte, die Erbfolge in der Neumark, Sternberg, Vierraden u. Lökenitz zu. Um dieselbe Zeit hatte sich Herzog Albrecht Friedrich von Preußen mit der Prinzessin Marie Eleonore von Jülich verlobt, u. der Herzog von Jülich hatte ihm od. seinen Erben die Nachfolge in Jülich versprochen, wenn seine beiden Söhne, Karl Friedrich u. Johann Wilhelm, unbeerbt sterben sollten. Kurz vor der Vermählung verfiel der Herzog Albrecht 1537 in Blödsinn, u. ob die Heirath auch vollzogen wurde, so waren doch Nachkommen kaum zu erwarten. Indessen hatte in Polen nach Aussterben des Hauses der Jagellonen trotz der Bemühungen Johann Georgs, einen ihm günstigen Habsburger auf den polnischen Thron zu bringen, 1575 der Fürst von Siebenbürgen, Stephan Bathory, die Krone erhalten. Johann Georg, welchem die Gunst des Polenkönigs wegen seiner Hoffnungen auf Preußen sehr am Herzen lag, kam diesem bereitwillig entgegen, u. half ihm die Stadt Danzig beruhigen, welche den neuen König nicht anerkennen wollte. Dagegen verlieh Stephan 1577 dem Markgrafen, Georg Friedrich von B.-Baireuth, die vormundschaftliche Regierung Preußens u. den Herzogstitel u. belehnte ihn 1578 in Warschau. 1576 hatten die Kurfürsten von B. u. Sachsen von einigen ihrer Theologen das Concordienbuch entwerfen u. darin die Glaubenslehren der Lutheraner aufzeichnen lassen. Obschon viele lutherische Fürsten diese Concordienformel billigten, verwarfen sie andere gänzlich, mehrere, u. mit ihnen die Unterthanen, traten zu den Reformirten über, u. so entstand eine für die Sache der Reformation nachtheilige Spaltung unter den Gegnern des Papstthums. 1594 u. 1595 sendete Johann Georg Truppen gegen die Türken nach Ungarn, um den Kaiser für sich zu gewinnen, da das Haus Jülich-Kleve auf dem Erlöschen stand u. der Kurfürst den Einspruch des Kaisers gegen seine Machtvergrößerung befürchtete. 1596 theilte Johann Georg trotz des Widerspruchs des Kurprinzen vorläufig sein Land u. bestimmte für seinen 2. Sohn, den noch unmündigen Markgrafen Christian, die Neumark mit Krossen u. Kotbus. Er st. im Jan. 1598. Joachim Friedrich, sein Sohn u. Nachfolger, bisher Bischof von Havelberg u. Lebus, so wie postulirter Erzbischof von Magdeburg, das er seinem 2. Sohne Christian Wilhelm überließ, erklärte bei seine in Regierungsantritt den versammelten Ständen, daß er die von seinem Vater bestimmte Theilung des Landes nicht anerkenne, indem er sich auf eine Verfügung des Kurfürsten Albrecht I. berief, wonach der älteste Sohn des Kurhauses jedesmal die Marken mit der Kurwürde, so wie die Neumark u. Krossen erhalten sollte. Die Stände hielten sich neutral, u. Kaiser Rudolf II. nahm die Bestätigung des Testaments zurück. Um Christian zu entschädigen, gab ihm, da 1603 das fränkische Geschlecht der Hohenzollern mit dem Markgrafen Georg Friedrich erlosch, der Kurfürst das Fürstenthum Baireuth. Seinem 3. Bruder, Joachim Ernst, trat er Ansbach ab, seinem 2. Sohne, Johann Georg, aber das schlesische Herzogthum Jägerndorf, welches der Markgraf Georg von Ansbach 1524 an sich gekauft hatte. Als nun auch das Herzogthum Preußen in Begriff stand, an B. zu fallen, erhob der König Sigismund von Polen gegen Joachim Friedrichs Belehnung mit Preußen u. dessen Vormundschaft über den geistesschwachen Herzog Albrecht Friedrich, namentlich aus confessionellen Gründen, große Schwierigkeiten. Dies war der Grund, weshalb der Kurfürst, um keinen Anstoß zu erregen, an dem Bunde, welchen seine Glaubensgenossen 1603 für den Protestantismus zu Heidelberg schlossen, keinen Theil nahm. Inzwischen verlor König Sigismund den schwedischen Thron, den er mit dem polnischen inne hatte. Diese Machtschmälerung machte ihn gegen B. nachgiebiger, so daß er gegen 300,000 Thlr. dem Kurfürsten Johann Friedrich 1605 die Vormundschaft, nicht aber die Belehnung mit Preußen zuerkannte. 1608 schickte der Kurfürst, um dieselbe beim polnischen Reichstage zu betreiben, den Kurprinzen Johann Sigismund nach Preußen. Auf der Reise dahin erhielt dieser die Nachricht des am 18. Juli 1608 erfolgten Todes seines Vaters[191] sessen ungeachtet reiste der nunmehrige Kurfürst Johann Sigismund nach Preußen weiter, um nicht die mit so viel Geld erkauften Vortheile einzubüßen. Wirklich wurde er auch 1609 als Vormund des Herzogs bestätigt, die Belehnung aber erhielt er erst am 16. Novbr. 1611 gegen das Versprechen, jährlich 50,000 Thlr. Tribut zu zahlen, 4 Schiffe zur Deckung der Küste zu halten, die Rechte der Stände zu erhalten, die Freiheit der Katholischen Religion anzuerkennen u. die königlichen Grenzen zu respectiren. Gegen die Erwartung hatte der blödsinnige Herzog Albrecht Friedrich von Preußen in seiner Ehe mit Marie Eleonore, geb. Prinzessin von Jülich, 2 Töchter erhalten, von denen die ältere, Anna, schon früher den Kurfürsten Johann Sigismund geheirathet hatte, die jüngere aber gestorben war. Marie Eleonore starb 1609, einige Monate früher, als ihr Bruder Johann Wilhelm, Herzog von Jülich, u. obgleich sie laut dem Erbvertrag die einzige Erbin ihres Bruders gewesen war, so entstand jetzt doch die Frage, ob ihre Ansprüche in ihrem ganzen Maße auf ihre Tochter Anna übergehn würden. Nahm nun auch der Kurfürst sogleich nach dem Absterben des Herzogs von Jülich von allen Städten des Landes Besitz. so erhoben doch Sachsen u. Pfalz-Neuburg dagegen ihre Stimmen, u. es entstanden die Jülichschen Erbfolgestreitigkeiten, welche nach der verhängnißvollen Ohrfeige, die Johann Sigismund 1613 dem Pfalzgraf von Sulzbach gab, zu einem förmlichen Kriege, endlich aber zu dem Erbvergleich von 1630 führte, dem gemäß B. Kleve, Pfalz-Sulzbach aber Jülich-Berg mit mehreren Abrundungen behielt, s. Kleve (Gesch.). Die Verwickelungen, die aus diesem Erbfolgestreit erwuchsen, die drohende Haltung, welche der Kaiser, der mit Besorgniß das Wachsthum der Brandenburgischen Macht gewahrte, dem Kurfürsten gegenüber annahm, das Bestreben der Katholischen Kirche, die Machtvergrößerung B-s, die mit der Machtvergrößerung des Protestantismus gleichbedeutend war, zu hindern, drängten den Kurfürsten immer mehr zu einem engen Anschluß an die Protestantischen Länder. Theils aus persönlicher Überzeugung, da er in dem Ritus der Lutheraner noch zu viel Ceremonie u. Formel sah, theils um Holland u. die Bewohner von Jülich, Kleve u. Berg sich geneigter zu machen u. durch den Beistand Hollands ein Gleichgewicht gegen die Liga u. Spanien zu erhalten, trater am 23. Decbr. 1613 zu der Reformirten Confession über u. erklärte 1614 zu Soldin in der Neumark, daß sein Land ein Zufluchtsort der Glaubensfreiheit sein u. daß alle Verfolgungen gegen Andersdenkende aufhören sollten. Als er 1615 nach Preußen reiste, benutzten seine Bevollmächtigten seine Abwesenheit, um Zwinglis Lehre immer mehr zu verbreiten, u. gaben dadurch zu einem Aufstande in Berlin Veranlassung, der indessen bald wieder gedämpft wurde. 1614 erneuerten die Häuser Kur-B., Kurhessen u. Hessen auch ihre Erbverbrüderung. Am 18. August 1618 starb Albrecht Friedrich von Preußen, ohne einen Sohn zu hinterlassen, u. das Herzogthum Preußen fiel vermöge des Vertrags von 1611 an B. (s. ob.), vgl. Preußen (Gesch). Am 23. Decbr. starb Johann Sigismund am Schlage, u. die Regierung ging an keinen Sohn Georg Wilhelm über.

C) Von Erwerbung Preußens bis zur Annahme der Königswürde 1618–1701. Unter den ungünstigsten Verhältnissen brachen zugleich mit der Thronbesteigung Georg Wilhelms die Wirren des Dreißigjährigen Krieges über B. herein. Der Kurfürst, unentschlossen u. von geringen geistigen Fähigkeiten, war reformirten Glaubens, ohne aber den Muth fester Überzeugung zu besitzen, sein erster Minister u. Rathgeber, Adam v. Schwarzenberg, war katholisch, die übrigen Minister entschiedene Calvinisten, die Stände endlich eben so entschieden der Lutherischen Lehre zugethan u. mißgestimmt über den Glaubenswechselihrer Kurfürsten. Eingeschüchtert von Schwarzenberg, gewährte Georg Wilhelm seinem Schwager, dem Kurfürsten von der Pfalz, Friedrich V., der sich nach der Schlacht am Weißen Berge zu ihm flüchtete, keine Freistätte; dennoch wurden seine deutschen Lande von den Kaiserlichen wie eine eroberte Provinz behandelt. Georg Wilhelm ging daher nach Preußen u. lag dort in unaufhörlichen Zwistigkeiten mit den Ständen, bes. wegen der Abgaben. 1626 landeten die Schweden in Preußen, besetzten einen Theil des Landes u. machten Preußen zum Schauplatz ihres Krieges mit Polen. Zwar schloß er 1627 einen Neutralitätsvertrag mit Schweden; doch die Durchzüge nahmen kein Ende, bis 1629 ein Waffenstillstand zwischen Schweden u. Polen zu Stande kam. Die Mark blieb währenddem von den Kaiserlichen besetzt, ja der Kaiser achtete den Kurfürsten so wenig, daß er nach der Achtserklärung Johann Georgs, Markgrafen von B.-Jägerndorf. dieses Fürstenthum 1623 an Lichtenstein gab u. den Oheim Georg Wilhelms, den Administrator von Magdeburg, mit der Reichsacht belegte. Der lange gehegte Plan der kaiserlichkatholischen Partei, die Macht B-s zu vernichten, sollte mit Hintenansetzung allen Rechtes zur Ausführung kommen. 1626 verfolgte ein kaiserliches Heer den Grafen Mansfeld durch B. u. besetzte selbst Berlin. Durch das Restitutionsedict 1629 wurde B. überdieß noch bedroht, die 3 eingezogenen Bisthümer wieder herauszugeben, ja sogar die Einkünfte, die seit der Einverleibung daraus gezogen waren, zurückzuerstatten. 1630 schloß Georg Wilhelm mit Pfalz-Neuburg einen neuen Vertrag wegen der jülich-klevischen Erbschaft auf 25 Jahre, der ihm Kleve u. die Markgrafschaft Mark, dem Pfalzgraf von Neuburg aber Jülich-Berg sicherte. 1630 landete Gustav Adolf in Pommern, vermochte aber, obschon sein Heer bei Werben u. Magdeburg fast unausgesetzt auf brandenburgischem Gebiet Tilly gegenüberstand, weder den nach Berlin zurückgekehrten Kurfürsten, noch irgend einen andern Fürsten zum Beitritt zur Allianz gegen den Kaiser zu gewinnen, u. erst die auf Berlin gerichteten schwedischen Kanonen u. die stärksten Drohungen bewogen Georg Wilhelm endlich, dem Könige Spandau einzuräumen. Erst 1634, als Sachsen der schwedischen Allianz beigetreten war, ließ er seine Truppen zu den sächsischen Truppen unter Arnim stoßen, trat aber 1635 dem Prager Frieden bei. Nun wurde die Kurmark aufs Neue von den Schweden verheert, u. als der pommersche Herzogsstamm 1637 ausstarb, besetzten die Schweden Pommern, ohne das Erbrecht B-s zu achten. Endlich stellte Georg Wilhelm seine Truppen ganz zur Disposition Österreichs, so daß sie dem Kaiser Gehorsam schwören mußten. Um das Elend aufs Höchste zu bringen, brach die Pest aus, u. das Land war dem gänzlichen Verderben nahe, als der nach Preußen geflüchtete[192] Kurfürst im Novbr. 1640 in Königsberg starb. Sein Sohn, Friedrich Wilhelm der Große, gewöhnlich der Große Kurfürst genannt, folgte ihm. Obgleich erst 20 Jahr alt, erkannte Friedrich Wilhelm mit richtigem Blick seine u. seines Landes schlimme Lage. Das Unglück seines Vaters hatte ihn geschult, seine Beobachtungen u. Erfahrungen während seines Aufenthaltes in der frisch aufblühenden Republik der Niederlande hatten seine Fähigkeiten als Staatsmann frühzeitig zur Entwickelung gebracht. Dabei beseelte ihn ein edler Sinn u. der feste Wille, sein Land den Händen der Fremden zu entreißen, die es seither geplündert u. ausgefangt hatten; er umgab sich mit einsichtsvollen Räthen, entfernte die untrenen, bes. den von Österreich abhängigen Grafen von Schwarzenberg, welcher wenige Tage darauf starb, bildete ein neues Heer, entzog dasselbe dem kaiserlichen Einflusse u. schloß, obgleich nicht ohne große Aufopferungen, 1641 einen Waffenstillstand mit Schweden. Als er mit den Schweden fertig war, suchte er vorsichtig auch mit dem Kaiser ein Abkommen zu treffen. Er verhielt sich deshalb ganz neutral u. 1644 brachte er es dahin, daß die Kaiserlichen die märkischen Ortschaften u. die Hessen das Klevesche Gebiet räumten, 1647 vermählte er sich, um sich an Holland anzuschließen, mit der Prinzessin Luise Henriette von Oranien, u. schloß mit Pfalz-Neuburg einen neuen Vertrag wegen der kleveschen Erbschaft, wodurch das Übereinkommen von 1630 näher u. bestimmter formulirt wurde. Bei dem Westfälischen Frieden offenbarte er eine große Gewandtheit u. Festigkeit, u. da er den größern Theil von Pommern den Schweden nicht zu entreißen vermochte, so wußte er sich eines Theils von Hinterpomnern, die Bisthümer Halberstadt, Minden u. Kamin, die Grafschaft Hohenstein u. das Erzbisthum Magdeburg nach dem dereinstigen Absterben des Administrators, August von Sachsen, mit Ausnahme der 4 an Sachsen gekommenen Ämter, als Entschädigung zu verschaffen. Dagegen blieb der Erbstreit von Jülich-Kleve-Berg noch unentschieden. In dem bald nach diesem Frieden ausgebrochenen neuen Krieg zwischen Schweden u. Polen (s.d. Gesch.) wurde er gegen seinen Willen verwickelt. Vergebens suchte er Schweden, England u. Österreich zu einem Bündniß. zu bewegen. nur Holland gestand ihm 1655 geringe Hülfsgelder zu. Die Schweden rückten ohne seine Einwilligung durch die Mark B. nach Polen vor u. besetzten zugleich einen Theil von Preußen. Da er von Polen keinen Schutz erhalten konnte, so schloß er 1656 einen Vertrag zu Königsberg mit Schweden, worin er Preußen von Schweden zu Lehen nahm, dagegen das Bisthum Ermeland erhielt. Am 15. Juni 1656 verbündete er sich zu Marienburg mit Schweden gegen Polen u. versprach 4000 Mann; wogegen Schweden nach der Eroberung Polens ihm die Woiwodschaften Posen, Kalisch, Siradien, Lencicz u. Wielun versprach. Vereint erkämpften nun beide am 18. bis 20. Juli 1651 den großen Sieg bei Warschau, wodurch Polen der Untergang gebracht worden wäre, hätte nicht der Große Kurfürst aus Furcht, Schweden zu mächtig werden zu lassen, sich aus Polen zurückgezogen. Schweden wünschte ihn aber gern als Bundesgenossen zu behalten u. gestand ihm im Vertrage zu Labiau am 10. Novbr. 1656 gegen Zahlung von 122,000 Thlrn. die Souveränetät über Preußen zu. Aber Friedrich Wilhelm trennte sich von Schweden u. schloß ein ewiges Bündniß zu Wehlau am 19. Sept. 1657 mit Polen, wodurch er sich zur Stellung von 6000 Mann gegen Schweden verpflichtete u. auf WPreußen verzichtete, wogegen Polen ihm die Souveränetät über das Herzogthum Preußen (O Preußen), gegen die Zurückgabe von Ermeland, zugestand. Für die Kriegskosten wurde dem Kurfürsten die Starostei Draheim verpfändet, auch die Stadt Elbing nach Abzug der Schweden von da versprochen. Klug wußte er nun die preußischen Stände, welche die Souveränetät nicht anerkennen wollten, zu beschwichtigen, er trat zugleich mit Österreich u. Dänemark in ein Bündniß gegen Schweden u. schlug, während ein Theil seines Heeres in Gemeinschaft mit den Dänen u. Holländern focht, die Schweden 1659 bei Stralsund. Durch den Frieden von Oliva, der am 3. Mai 1660 zwischen den kriegführenden Theilen zu Stande kam, wurde ihm die Souveränetät über Preußen bestätigt. Nun setzten sich aber die ostpreußischen Landstände aufs Neue gegen die Unumschränktheit ihres Landesherrn, u. der Kurfürst mußte, da er es nicht auf das Äußerste kommen lassen wollte, 1663 den Ständen versprechen, nur die landesherrlichen Rechte über Preußen auszuüben, die vormals Polen zugestanden hatten, keinen Krieg gegen Polen zu führen u. keine Steuern ohne Einwilligung der Stände aufzulegen. Gegen einige noch conspirirende Stände zeigte er die größte Energie, so ließ er 1670 den Obersten von Kalkstein heimlich. in Warschau aufheben u. in Memel enthaupten. Erschreckt, wagten nun die Stände keinen Widerspruch mehr, selbst als er ohne die Stände nach Gutdünken Steuern ausschrieb. In einen ähnlichen, wenn auch nicht so hartnäckigen Conflict gerieth der Kurfürst mit den märkischen Ständen. Zur Unterhaltung des Heeres, dessen Friedrich Wilhelm bedurfte, um die weit aus einander liegenden Gebietstheile seines Landes vor feindlichen Angriffen zu decken, mußte eine drückende Contribution zusammengebracht werden. Diese Steuerlast war so schwer, daß der Wohlstand der Städte darunter litt u. eine Entvölkerung derselben sich bemerkbar machte. In Folge dringender Vorstellungen wurde 1667 der Steuermodus für die Städte u. die Ritterschaft verschieden eingerichtet, dort die Verbrauchssteuer eingeführt, hier die Contribution beibehalten. Die Maßregel hatte einen überaus günstigen Erfolg; der Handel u. die Gewerbthätigkeit nahm zu, neue Häuser u. Straßen entstanden in vielen größeren Städten u. Ansiedler aus der Schweiz, Savoyen, Böhmen, Schlesien, Holland u. Westfalen ließen sich in B. nieder. Trotz aller kriegerischen Unruhen u. Beschwerden verlor der Kurfürst die Sorge für die Hebung des materiellen u. geistigen Wohls seiner Staaten nicht aus den Augen, ja selbst vom Schlachtfeld u. vom Lager aus ordnete er persönlich, was ihm Noth schien, in der innern Verwaltung des Staates an. Er führte 1650 die Posten ein, vereinigte 1662 durch einen Kanal die Spree mit der Oder, stiftete 1655 die Universität in Duisburg, vermehrte die Einkünfte der Universitäten in Frankfurt u. Königsberg, entwarf den Plan zu der Universität Halle (die aber erst unter seinem Nachfolger ins Leben trat), stiftete mehrere Gymnasien, verbesserte andere u. gründete die Bibliothek zu Berlin, das er ansehnlich[193] vergrößerte. Dabei unterhielt er stets ein starkes Heer, welches den ersten Grund der preußischen Militärmacht bildete. Bald zeigte es sich, wie weise seine militärischen Vorsichtsmaßregeln waren; denn als 1672 Ludwig XIV. die Holländer überraschen wollte, konnte er zu ihrer Rettung mit 20,000 Mann zum Krieg an den Rhein eilen. Von den 16,000 Mann Österreichern, die ihn unterstützen sollten, u. selbst von Holländern verlassen, mußte er, da die französische Heeresmacht seine westfälischen Staaten angriff, am 10. Juli 1673 mit Frankreich den Neutralitätsvertrag zu Vossem eingehen, wodurch er sich von dem Bündniß mit Holland lossagte. Dennoch führte er, als 1674 das Deutsche Reich von Frankreich angegriffen wurde, abermals gegen Subsidien ein Heer von 16,000 Mann an den Rhein. Abermals blieben die österreichischen Truppen unthätig, u. Frankreich vermochte durch Geld die Schweden, in B. einzufallen. In Eilmärschen kehrte der Kurfürst am 15. Juni 1675 nach B. zurück, überfiel die Schweden mit 6000 Reitern u. schlug sie bei Fehrbellin am 18. Juni gänzlich. Es war dies die erste Schlacht, welche die Brandenburger allein gewannen, u. eine große, folgewichtige Waffenthat. Der Kurfürst verfolgte ungesäumt die Vortheile des Sieges, dem Kaiser die Rettung des Reichs überlassend. Die Schweden vor sich hertreibend, nahm er noch in demselben Jahre die Festung Wolgast, bemächtigte sich 1676, unterstützt von einer kleinen theilweise gemietheten Flotte unterbrandenburgischer Flagge, der Städte Anklam u. Demmin u. entriß ihnen, mit Dänemark neu verbündet, 1677 Stettin u. 1678 ganz Pommern. Um eine Diversion zu machen, fiel ein schwedisches Heer aus Livland in OPreußen ein. Der Kurfürst aber eilte im Januar 1679 mit einem Heere, welches er über die beiden preußischen Hasse auf Schlitten fortbringen ließ, den Schweden entgegen, vernichtete den größten Theil ihres Heeres, ohne daß es zu einer eigentlichen Schlacht kam, u. vertrieb den Rest aus dem Lande. Mittlerweile hatte der Kaiser, ungeachtet der Gegenvorstellungen des Kurfürsten, der sich zu einem neuen Feldzuge gegen die Feinde des Reichs erbot, mit Frankreich den Frieden zu Nymwegen geschlossen u. zwar unter der Bedingung, daß B. die den Schweden entrissenen Lande zurückgebe. Vom Kaiser, dessen Wahl er unterstützt u. für dessen Interessen er gekämpft hatte, verlassen, vergebens den Reichstag anrufend, ihm gerecht zu werden u. Strasburg nicht den Franzosen zu überlassen, sah er sich genöthigt, um nicht seine westfälischen Staaten der Verheerung Preis zu geben, mit Frankreich u. Schweden am 29. Juni 1679 den Frieden zu St. Germain abzuschließen. Er gab dadurch Schweden fast ganz Vorpommern u. die Zölle in Hinterpommern zurück, u. erhielt nur die Kriegskosten, die Frankreich auf 800,000 Kronen anschlug. Dies war der Grund, daß Friedrich Wilhelm im Innersten verletzt, fortan eine veränderte Stellung gegen Österreich einnahm, u. daß das Band, welches ihn an Kaiser u. Reich fesselte, sich allmälig lockerte. Schon das Jahr vorher hatte sich ihm der Kaiser unfreundlich gezeigt, denn nur mit Mühe konnte Friedrich Wilhelm 1678 die kaiserliche Bestätigung des Vertrages mit Pfalz-Neuburg (1666), wegen der jülichschen Erbschaft, durch den er den erblichen Besitz von Kleve, Mark u. Ravensberg erhielt, bekommen. Durch die Erfolge seiner Waffen zu großem Selbstvertrauen gelangt, erhob der Kurfürst, als der Kaiser ihm die Entschädigung für 4 Ämter, welche er von dem ihm 1680 zugefallenen Magdeburgischen Gebiete an Sachsen abgetreten hatte, vorenthielt, Ansprüche auf das ihm unrechtmäßiger Weise entzogene Fürstenthum Jägerndorf u. die ihm 1675 durch Erbschaft zugefallenen Fürstenthümer Liegnitz, Brieg u. Wohlau. Österreich verweigerte beharrlich jedes Zugeständniß, aber auch der Kurfürst blieb bei seinen Forderungen, bis endlich der kaiserliche Minister, Baron Freitag von Gödens, einen Vergleich zu Stande brachte. in welchem der Kurfürst sich mit Abtretung des Schwiebuser Kreises begnügte. So wurde die schlesische Frage beseitigt, die später in einer ganz andern Weise zum Austrag kommen sollte. In der Hoffnung, dem Deutschen Reiche die ihm von Frankreich entrissenen Landestheile wieder gewinnen zu können, schloß Friedrich Wilhelm mit diesem Vergleiche zugleich ein geheimes Allianzbündniß mit Österreich, in welchem er sich verpflichtete, in allen deutschen u. europäischen Fragen mit Österreich gemeinsame Sache zu machen. Indessen ging er mit großen Planenzur Förderung der preußischen Schifffahrt, Anlage von Handelscolonien u. Gründung einer Seemacht um. Es blieb bei kleinen, später wieder vernichteten Anfängen; doch gelang es ihm einmal 3 reiche spanische Schiffe aufzubringen, als Spanien die Zahlung einer Schuldsumme von 1,800,000 Thlr. verweigerte. Den 20,000 aus Frankreich nach Aufhebung des Edicts von Nantes geflüchteten, sehr gewerbfleißigen Protestanten gestattete er Aufnahme in B. Ludwig XIV. drohte ihm deshalb vergebens mit einem Kriege. 1687 fielen die Herrschaften Tauroggen u. Serrey durch Heirath an B. Trotz seiner in den letzten Jahren geschwächten Gesundheit, verlor der Kurfürst keine Zeit, um das große Ziel, welches er sich gesetzt, beharrlich zu verfolgen, u. unter zahlreichen Entwürfen zur Verbesserung der Verwaltung, des Rechts- u. Steuerwesens, starb er am 9. Mai 1688. Friedrich III., sein Sohn, succedirte ihm, gegen den Wunsch seines Vaters, der nach dem Tode seines ältern, talentvollern Bruders mit ihm zerfiel u. ihm im Testament zwar die Kur zugestand, sein Land aber unter seine 4 Kinder theilen wollte. Friedrich war ein wohlwollender, milder Fürst, rechtlich gesinnt u. widmete den Regierungsgeschäften eine angespannte u. ausdauernde Thätigkeit; liebte Wissenschaften u. Künste, stiftete 1694 die Universität Halle, 1700 die Akademie der Wissenschaften u. die Maler- u. die Bildhauerakademie in Berlin. Wenn er auch keine hervorragenden militärischen Anlagen u. Neigung zum Kriege besaß, so legte er doch großen Werth auf die Erhaltung u. Verbesserung der ihm von seinem Vater überkommenen Armee. Prachtliebend u. ehrgeizig, umgab er sich mit einem der Macht u. Ausdehnung seines Landes entsprechenden Glanze. Den Anmaßungen Ludwigs XIV. widersetzte er sich u. nahm bei seinem Regierungsantritt sogleich eine feindliche Stellung gegen Frankreich an. Wilhelm von Oranien unterstützte er bei der Expedition nach England mit 6000 Mann u. sandte 1689 20,000 Mann zur Rheinarmee, welche sich vor Bonn u. Kaiserswerth auszeichneten. In dem Vertrage zu Lennick 1690 versprach er, ein Heer von 20,000 Mann gegen Frankreich schlagfertig zu halten. Auch[194] gegen die Türken leistete er dem Kaiser Leopold mit 6000 Mann Hülfe, mußte aber dennoch, indem der Kaiser im Weigerungsfalle das Testament seines Vaters anzuerkennen drohte, in einem Vertrage von 1694 den Schwiebuser Kreis an Österreich abtreten, wofür ihm 260,000 Thlr. bezahlt u. die Anwartschaft auf Ostfriesland, auf Limburg u. Speckfeld bestätigt wurden. 1697 lauste er vom Kurfürst August I. von Sachsen die Erbvogtei über die Stadt u. Abtei Quedlinburg, nebst den 3 Ämtern Lauenburg, Savenberg u. Gersdorf an V. für 300,000 Thlr. Elbing besetzte er wegen früherer Ansprüche. Schon 1693 trug er sich mit dem Gedanken, den Kurfürstenhut mit der Königswürde zu vertauschen, fand aber den Kaiser trotz günstiger Anerbietungen nicht geneigt, ihm die Anerkennung als König zuzugestehen. Die Wahl des Kurfürsten von Sachsen zum König von Polen u. die Erhebung des hannöverschen Kurhauses zum britischen Königshause regte ihn von Neuem an, seine Lieblingsidee durchzusetzen. Bald fand sich eine Passende Gelegenheit, von Neuem mit Österreich anzuknüpfen, als dieses bei dem drohenden Spanischen Erbfolgekriege fremder Hülfe bedürftig war. Der Kaiser erkannte den 16. Nov. 1700 die preußische Königswürde an; wogegen Friedrich versprach, dem Kaiser ein Heer von 10,000 Mann zu stellen, die brandenburgische Kurstimme für das Haus Habsburg zu verwenden u. auf alle rückständigen Hülfsgelder von Österreich zu verzichten. Darauf setzte Friedrich den 18. Jan. 1701 die Krone sich u. seiner Gemahlin selbst in Königsberg auf. Von den übrigen europäischen Mächten wurde er nach u. nach in seiner neuen Würde als König Friedrich I. anerkannt. Nur der Papst Clemens XI. erklärte sich nachdrücklich dagegen. Mit dem Kurfürstentitel verschwindet von nun an auch die Bezeichnung der einzelnen Ländergebiete als besondere Herzog-, Markgrafen- u. Fürstenthümer, welche allmälig unter dem Namen Preußen als ein einziges Königreich zusammengefaßt werden. Die weitere Geschichte B-s s. deshalb unter Preußen (Gesch.).

VII. Literatur. Küster, Bibliotheca hist. brandenb., Bresl. 1743, dazu Accessiones, Berl. 1768, 2 Bde.; Ders., Collectio opusculorum historiam march. illustrantium, Berl. 1731–33, 2 Bde.; Buchholz, Versuch einer Geschichte der Mark B., ebd. 1765–75, 6 Thle.; Gallus, Geschichte der Mark B., 2. Aufl., Züllich. 1792–95, 6 Thle.; Bratring, Beschreibung der gesammten Mark B., Berl. 1804 f., 2 Bde.; v. Raumer, Codex diplomaticus brandenburgensis, ebd. 1831–33, 2 Thle.; dazu Regesta historiae brandenb., Berl. 1836, 1 Bd., u. Historische Charten u. Stammtafeln, ebd. 1837, 1. Heft; Ders., Über die älteste Geschichte der Kurmark B., 1830; Riedel, Novus codex diplomaticus brandenb., 1839 ff.; Ders., Diplomatische Beiträge zur Geschichte der Mark B., 1833; Bassewitz, Die Kurmark B. vor u. nach 1806, Lpz. 1847 u. 1851; Friedrich II., Denkwürdigkeiten der Mark B., a. b. Franz., ebd. 1795; Über die Einführung der Reformation in der Mark B. schrieben A. Müller (Berl. 1839) u. Spieler (ebd. 1839); Ohnesorge, Geschichte des Entwickelungsganges der brandenburgisch-preußischen Monarchie, Lpz. 1841.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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